Portugals Spezialitäten, was man unbedingt probieren sollte

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Portugals Küche galt lange Zeit als sehr einfach, zwar ehrlich, aber nicht besonders raffiniert und genoss daher bei Feinschmecker:innen kein allzu hohes Ansehen. Doch das hat sich durch junge, innovative Köche und Köchinnen grundlegend geändert.

Hier stellen wir euch unsere Highlights der portugiesischen Küche vor: von Snacks, Vorspeisen, Hauptgerichten bis hin zu köstlichen Desserts und beliebten Getränken. Dazu noch ein paar Tipps. Vielleicht geratet ihr ja auch so wie wir ins Schwärmen, bekommt sofort Lust auf die portugiesische Küche und wollt einiges nachkochen. Dafür haben wir gleich ein paar Rezepte verlinkt. Empfehlenswerte Restaurants findet ihr in den Links zu unseren Geheimtipps am Ende des Beitrags.

Was zeichnet die portugiesische Küche aus?

Die portugiesische Küche ist geprägt von Meer, Sonne und den vielen Einflüssen aus der Kolonialzeit. Dank der langen Atlantikküste spielen Fisch und Meeresfrüchte eine Hauptrolle. Das Nationalgericht der Portugies:innen allerdings stammt von weit her: der Kabeljau. Getrocknet und gesalzen kommt er ins Land und bildet die Grundlage vieler Gerichte. Dazu wird viel mit Piri-Piri (Chili) und Koriander gewürzt.

Was sind typische portugiesische Gerichte?

Hier zunächst die 10 wichtigsten Spezialitäten von Portugal:

  1. Nationalfisch Bacalhau, Kabeljau
  2. Sardinen, gegrillt oder in der Dose
  3. Venusmuscheln à Bulhão Pato
  4. Francesinha, ein mächtiges Sandwich aus Porto
  5. Pastéis de Nata
  6. Die Suppe Caldo Verde
  7. Spanferkel Leitão da Bairrada
  8. Alheira-Wurst
  9. Serra da Estrella-Käse
  10. Arroz de Marisco

Aber es gibt noch so viel mehr köstliche Spezialitäten, einige davon stellen wir euch weiter unten vor.

Was ist das Nationalgericht in Portugal?

Eindeutig der Stockfisch Bacalhau in mindestens 365 Varianten und die Cozido à portuguesa, eine Art mächtige Schlachteplatte. Die bekannteste Süßspeise ist Pastel de Nata.

Was sind die beliebtesten Gerichte der Portugies:innen?

2011 wurden die Portugies:innen dazu aufgerufen, selbst ihre 7 Wunder der Gastronomie, die Maravilhas da Gastronomia zu wählen. Zur Auswahl standen insgesamt 70 portugiesische traditionelle und regionale Spezialitäten, die ausschließlich aus nationalen Produkten hergestellt werden. Die Rezepte dafür sollte es mindestens schon 70 Jahre geben. Das war das Ergebnis:

  • Alheiras de Mirandela, ein Wurstspezialität aus dem Norden
  • Queijo Serra da Estrela, Käse aus Schafsmilch
  • Caldo verde, eine Suppe aus Kartoffeln und Grünkohl
  • Sardinhas assadas, gegrillte Sardinen
  • Arroz de marisco, Reis mit Meeresfrüchten
  • Leitão da Bairrada, Spanferkel
  • Pastel de Belém, Blätterteigtörtchen mit Cremefüllung

Was sind Petiscos?

Petiscos in Portugal sind leckere Snacks zum Aperó, ähnlich den spanischen Tapas. Dazu gehören auch salgadinhos, kleine Knabbereien wie Tremoços (Lupinen), Fischkroketten, Austern, Entenmuscheln, Chouriço, Käse oder kleine Rindfleischhappen, Pica-Pau.
„Petiscar“ bedeutet im Portugiesischen knabbern oder naschen. Petiscos sind zum geselligen Teilen unter Freunden gedacht, vor dem eigentlichen Abendessen.

Unsere Highlights der petiscos:

Kabeljaukroketten

Eine der bekanntesten und beliebtesten Petiscos sind die Bolinhos de Bacalhau oder Pastéis de Bacalhau.

Zwei runde, goldbraune Kroketten, belegt mit gelber Sauce und einem kleinen Blatt auf Pergamentpapier.
Köstliche Bacalhau-Kroketten im angesagten Restaurant Fysh in Lissabon © Siegbert Mattheis
Drei Fischkroketten
Petiscos Pastéis de Bacalhau © Siegbert Mattheis
Eine panierte Stockfischkrokette auf einem weißen Teller mit einer Beilage aus Salat und Tomaten.
Stockfischkroketten © Siegbert Mattheis
Zwei goldgelbe, knusprige FischBällchen, die mit bunten Soßen serviert werden, eine auf einem Marmorteller und eine in einer beigen Schale.
Garnelen- und Hummerkroketten © Siegbert Mattheis

Diese leckeren frittierten kleinen Kroketten bestehen aus einer Mischung aus Kabeljau, Kartoffeln, Ei, Zwiebeln, Knoblauch und frischer Petersilie. Das ist schon mal eine der 365 Zubereitungsarten von Bacalhau.

Die Croquetes gibt es aber auch mit anderen Fischen  und Meeresfrüchten gefüllt.

Percebes, Entenmuscheln

Dank den vielen felsigen Küsten Portugals ist diese spezielle Delikatesse überall auf dem Speisezettel. Sie braucht an sich nichts weiter dazu, denn pur schmeckt sie am besten! Etwas Zitrone, Salz und vielleicht ein Knoblauchdip dazu, das war‘s.

Ein silberner Teller mit Entenmuscheln neben zwei Brötchen und einem Glas Roséwein auf einem weißen Tisch.
Das sind etwa 250 g Percebes als Vorspeise © Siegbert Mattheis
Seepocken mit strukturierten Schalen und leuchtenden Farben auf einer hellen Oberfläche.
Der untere Mantel (der aussieht wie ein Kettenhemd) wird vom Gehäuse abgedreht und das verbleibende Muskelfleisch genossen © Siegbert Mattheis

Percebes (ausgesprochen prssebsch) sehen bizarr aus, ein wenig wie kleine Dinosaurierfüße, aber der Geschmack des festen Muskelfleisches, der an Garnelen erinnert, kann süchtig machen! Da man sie nicht züchten und sie nur unter schweren Bedingungen von den Felsen ernten kann, sind sie nur sporadisch in den Restaurants zu finden. Wenn ihr sie auf der Speisekarte seht, solltet ihr unbedingt zuschlagen und probieren!

Zum Rezept für Percebes

Alheira de Mirandela

Diese Räucherwurst zählt zu den sieben kulinarischen Wunder Portugals. Sie wurde ursprünglich von sephardischen Juden erfunden, um der Verfolgung durch die Inquisition zu entgehen. Sie füllten die Wurst anstelle von Schweinefleisch mit Brot, Knoblauch und Gewürzen, um den Anschein eines konformen Verhaltens zu erwecken.

Halbrunde Wurst mit Pommes frites und Spiegelei auf einem weißen teller
Alheira traditionell mit Pommes frites und Spiegelei © Siegbert Mattheis
Ein mit Walnüssen und Mandeln garnierte Wurst, serviert mit Orangenscheiben und Weintrauben auf einem dunklen Teller.
Alheira mit Honig, Nüssen und Obst in Funchal © Siegbert Mattheis

Inzwischen wird sie wie die meisten anderen Würste auch mit Fleisch hergestellt. Üblicherweise wird sie gebraten oder gegrillt mit Pommes frites, Gemüse und einem Spiegelei serviert. Aber es gibt sie auch zu Brot mit Honig, Mandeln und Früchten, köstlich!

Mehr über die Alheira-Wurst und ihre Geschichte

Rissóis de Camerão

Ach, diese kleinen frittierten Halbmonde müsst ihr unbedingt auch probieren!

Ein panierter, frittierter Snack mit einer orangefarbenen Füllung, die auf einem weißen Teller serviert wird.
Leckere Rissóis de Camerão © Siegbert Mattheis
Zwei panierte, halbmondförmige Vorspeisen, garniert mit Sauce, Garnelen und Koriander auf einem weißen Teller.
Im Kampo von Sternekoch Julio Pereira in Funchal © Siegbert Mattheis

Außen kross und knusprig, innen herrlich zart weich mit einer spicy Füllung aus Garnelen und einer Art Bechamelsauce mit einem Hauch Zitrone … Zum Dahinschmelzen!

Ein Original-Rezept findet ihr hier bei Clara de Sousa

Oder alternativ auch viele auf Youtube

Lapas, Napfschnecken

Die beste Art, diese feinen Napfschnecken zu genießen, ist gegrillt mit Butter, Knoblauch, Petersilie oder Koriander und einem Spritzer Zitrone.

Nahaufnahme einer gekochten Napfschnecke mit orangefarbenem Fruchtfleisch und Kräutern in einer Buttersauce.
Lapas in Knoblauchbutter © Siegbert Mattheis
Gegrillte Lapas in einer runden Pfanne
Lapas aus der Pfanne mit Zitrone © Siegbert Mattheis

Lapas sehen aus wie gezackte Muscheln, sind aber tatsächlich Meeresschnecken. Ihr Geschmack ähnelt aber eher dem von Muscheln wie Austern oder Venusmuscheln. Und somit nach Meer und Jod und leicht mineralisch. Sie sind jedoch etwas fester in der Textur als Muscheln. Ihr könnt sie aber auch roh wie Austern essen, wie es z.B. auf den Azoren üblich ist.

Mehr über Lapas und zum Rezept

Peixinhos da horta

Der Name bedeutet „kleine Fische aus dem Garten“. Tatsächlich sind aber damit vorwiegend in Teig ausgebackene Stangenbohnen oder anderes Gemüse gemeint.

Ein Teller voll mit knusprigen, goldbraun gebratenen Bohnensticks.
Peixinhos da horta, sie sehen wirklich aus wie kleinen frittierte Sardinen © Siegbert Mattheis
Ein Teller mit knusprig gebratenen Zucchinisticks mit Getränken im Hintergrund auf einem Holztisch.
Peixinhos da horta, hier mit Zucchini © Siegbert Mattheis

Das Kuriose daran ist, dass das Rezept dafür von den Portugiesen schon im 16. Jahrhundert auch nach Japan exportiert wurde. Dort machte der Backteig dann Karriere als Tempura!

Welche Vorspeisen gibt es in Portugal?

Entradas können Suppen, kleine Fischgerichte, Käse, Schinken, Salate oder Omelettes sein. Der Übergang von den petiscos zu den entradas ist fließend, umgangssprachlich werden Vorspeisen auch petiscada genannt. Aber dabei handelt es sich eher um eigenständige Gerichte, die man nicht unbedingt teilen kann.

Sardinen, gegrillt oder aus der Dose

Im Sommer duftet es in ganz Lissabon und an der Algarve nach gegrilltem Fisch. Besonders während der Festas de Lisboa im Juni oder auf dem Sardinenfest in Portimão ziehen Rauchschwaden durch die Altstadtgassen, und überall brutzeln Sardinhas assadas auf Holzkohlegrills.

Gegrillte Sardinen auf einem weißen Teller mit grobem Salz und einer Zitronenhälfte.
Perfekt gegrillte Sardinen mit Meersalz © Siegbert Mattheis
offene Dose mit altem Motiv eines Fischers im Hintergrund
Fein und harmonisch abgestimmte Sardinen in Tomate © Siegbert Mattheis
Viele Dosen in unterschiedlichen Design
Hunderte von Dosen in unterschiedlichen Designs in einem Sardinen Shop in Lissabon © Siegbert Mattheis

Überhaupt war die Küstenregion schon in der Antike das Land der Sardinen. Hier wurde das beste Garum des gesamten Römischen Reiches produziert. Und im 19. Jahrhundert war Portugal der größte Produzent von Ölsardinen. Sardinen in Dosen erleben derzeit ein Comeback als Luxus-Delikatesse.

Mehr über Garum

Mehr über Sardinen in Dosen

Amêijoas à Bulhão Pato

Venusmuscheln nach Bulhão-Pato-Art sind eine leckere Vorspeise. Die Muscheln werden in Zwiebeln, Knoblauch, Koriandergrün und Weißwein gekocht. Das Auftunken der Sauce mit Brot zum Schluss ist ein köstlicher Genuss!

Venusmuscheln und Koriander auf Weißbrot in einem weißen Teller
Venusmuscheln à Bulhão Pato © Siegbert Mattheis

Caldo Verde, grüne Brühe

Wenn ihr etwas typisch Portugiesisches sucht, das Herz und Seele wärmt, dann bestellt Caldo Verde. Diese Suppe aus fein geschnittenem Kohl (Couves), Kartoffeln und Chouriço ist einfach, gesund und köstlich.

Eine braune Keramikschüssel mit Suppe, Wurstscheiben, Grünkohl und Kräutern, auf einem Tisch mit Brot im Hintergrund.
Caldo Verde mit Kartoffeln und Choriço © Siegbert Mattheis
Nahaufnahme von toskanischen Grünkohlblättern mit Wassertropfen auf ihrer dunkelgrünen, strukturierten Oberfläche.
Der Kohl macht die Suppe grün © Siegbert Mattheis

Ursprünglich aus dem Norden Portugals, aus der Region Minho stammend, findet ihr sie heute in jedem Restaurant, von der einfachen Dorfkneipe bis zur schicken Bar in Lissabon.

Was sind typische Hauptgerichte?

Fisch und frische Meeresfrüchte (in Portugal werden am meisten davon in der EU pro Kopf verbraucht), Fleisch, Reis, Kartoffeln, Süßkartoffeln und viel Gemüse bilden die Zutaten vieler Hauptgerichte.

Bacalhau, Stockfisch

In Portugal heißt es: „Es gibt 365 Arten, Bacalhau zuzubereiten: eine für jeden Tag des Jahres.“ Gemeint ist der getrocknete und gesalzene Kabeljau, der fast schon ein nationales Heiligtum ist. Egal ob als Bacalhau à Brás (mit Eiern, Kartoffelsticks und Zwiebeln), Bacalhau com Natas (mit Sahne überbacken) oder Bacalhau à Gomes de Sá (mit Kartoffeln und Oliven), Stockfisch fehlt auf keiner Speisekarte.

Gegrillter Fisch mit Kräutern und Perlzwiebeln, serviert mit Sauce auf einem blauen Teller.
Bacalhau mit Zwiebeln und Kartoffeln © Siegbert Mattheis
Bacalhão-Gericht mit grüner Sauce in weißer Schale auf Holztisch
Bacalhau-Gericht mit Kohl © Siegbert Mattheis
Mehrere Lagen von getrocknetem Kabeljau.
Getrockneten und gesalzenen Kabeljau findet man in jedem Supermarkt © Siegbert Mattheis

Der typische Geruch in portugiesischen Supermärkten in schon beinahe ein Wahrzeichen für Portugal. Er ist allerdings etwas gewöhnungsbedürftig 😉 .

Lasst euch davon aber nicht abschrecken, Bacalhau gekocht, gebraten, gegrillt oder frittiert  schmeckt hervorragend!

Polvo à Lagareiro

Wenn ihr Oktopus liebt (oder euch bisher nicht so recht getraut habt ), probiert unbedingt Polvo à Lagareiro. Der Tintenfisch wird vorgekocht, dann im Ofen mit viel Olivenöl, Knoblauch und Kartoffeln gebacken. Das Ergebnis: außen leicht knusprig und innen butterzart!

Gegrillte Oktopus-Tentakel, serviert auf Kartoffelscheiben mit Grünzeug und einem Spritzer Olivenöl auf einem weißen Teller.
Polvo à Lagareiro in Lissabon © Siegbert Mattheis
Ein Teller mit Salzkartoffeln, gegrilltem Oktopus, grünem Paprika, roter Zwiebel und einer Tomatenspalte.
Viel Olivenöl gehört dazu © Siegbert Mattheis

Der Name “lagareiro” stammt übrigens von der Figur des Olivenölherstellers; lagar ist eine Ölpresse.

Mehr darüber, wie man Oktopus wirklich zart bekommt.

Cozido à portuguesa

Dieses traditionelle Gericht gilt als ein Nationalgericht Portugals. Es ist ein herzhafter Eintopf aus verschiedenen Fleischsorten (Rind, Schwein, Hähnchen), Würsten (Chouriço, Farinheira, Morcela), Kichererbsen und verschiedenen Gemüsesorten wie Kohl, Karotten und Kartoffeln. Vor allem in den Wintermonaten ist es sehr beliebt, denn es ist ziemlich mächtig 😉

Ein Teller mit gekochtem Fleisch, Kraut und Gemüse am Meer, dazu Reis und Soße.
Cozido à portuguesa mit Reis dazu © Siegbert Mattheis
Ein Teller mit gekochtem Fleisch, Wurst, Speck, Kraut, Karotten und Kartoffeln, daneben ein Glas Roséwein.
Macht gut satt! © Siegbert Mattheis

Cataplana

Ähnlich wie die marokkanische Tajine ist Cataplana gleichermaßen ein Kochgeschirr wie auch die Bezeichnung des Gerichts, ursprünglich in der Algarve beheimatet.

Meeresfrüchteeintopf mit Garnelen, Venusmuscheln, Paprika, Zwiebeln und Kräutern, serviert in einem Metalltopf mit teilweise geöffnetem Deckel.
Cataplana im gleichnamigen Kochgeschirr (hier aus Aluminium) © Siegbert Mattheis
Eine Schüssel mit Meeresfrüchteeintopf mit Garnelen, Venusmuscheln, Paprika und Gemüse auf einem weißen Teller.
Cataplana auf dem Teller © Siegbert Mattheis

Meeresfrüchte, Fisch oder auch Fleisch und Kartoffeln oder Gemüse werden roh in die Cataplana gegeben und bei geschlossenem Deckel bei schwacher Hitze gekocht. Das Ergebnis ist köstlich! Und die meist kupferne Cataplana selbst ist ein beliebtes Souvenir.

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Carne de Porco à Alentejana

Schweinefleisch mit Muscheln? Eine für uns ungewöhnliche Kombination, aber passend für den Alentejo zwischen Meer und dem wunderschönen Hinterland, auf dem sich die schwarzen Schweine unter den Korkeichen von Eicheln ernähren.

Nahaufnahme eines Gerichts mit Venusmuscheln, Schweinefleischstücken, Bratkartoffeln und frischem Koriander als Beilage.
Carne de Porco à Alentejana mit gewürfelten krossen Kartoffeln und Koriander © Siegbert Mattheis
Eine Schale mit gekochten Venusmuscheln und Schweinefleisch, garniert mit frischem Koriander und einer Zitronenspalte, mit einem Löffel darin.
In der Algarve im empfehlenswerten Restaurant Flôr da Ameixa © Siegbert Mattheis
Älterer Mann mit Sonnenbrille isst Muscheln mit Schweinfleicsh mit einem Glas Weißwein an einem Tisch im Freien.
Eine ungewöhnliche Kombination, aber lecker! Hier in Évora im Alentejo © Claudia Mattheis

Eigentlich aber stammt das Gericht aus der Algarve. Denn dort gaben die Köche dem Gericht diesen Namen, um anzuzeigen, dass das verwendete Fleisch von den schmackhafteren Schweinen aus dem Alentejo stammt und nicht von Schweinen aus der Algarve, die mit Fischresten gefüttert wurden. Auf jeden Fall schmeckt die Kombination aus Muscheln, Schweinefleisch, Paprika, Koriander, Wein und Knoblauch hervorragend!

Schönste Orte und Restauranttipps für die Algarve

Leitão à Bairrada, Spanferkel

Wenn ihr Fleisch mögt, dann ist Leitão à Bairrada ein absolutes Muss. Knusprig im Holzofen gebraten und mit Kartoffeln und Orangenscheiben serviert. Außen goldbraun und kross, innen unglaublich saftig.

Gebratenes Schweinefleisch in Scheiben mit Sauce, garniert mit Petersilie, serviert mit Orangenscheiben und Kartoffeln auf einem weißen Teller.
Leitão da Bairrada, traditionell mit Kartoffeln und Orangenscheiben © Siegbert Mattheis

In der Region zwischen Coimbra und Aveiro wird dieses Gericht traditionell als Festessen an Feiertagen in der Familie zelebriert, meist begleitet von einem Glas Schaumwein aus der Bairrada. Es zählt auch zu einem der 7 gastronomischen Wunder Portugals.

Francesinha

Das deftige Sandwich, gefüllt mit verschiedenen Fleischsorten und Wurst, überbacken mit Käse und serviert mit einer Sauce aus Bier und Tomaten, hat es von seinem Geburtsort Porto geschafft, in ganz Portugal beliebt zu sein.

Francesinha-Sandwich mit einem Spiegelei in würziger Sauce, serviert mit Pommes und einem Glas Wein.
Francesinha mit Spiegelei © Depositphotos

Eigentlich ist es ja “nur” ein Sandwich, also kein typisches Hauptgericht, aber da es dermaßen satt macht, zählen wir es zu den Hauptgerichten 😉

Mehr über das “sündige” Sandwich aus Porto

Welche Desserts sind in Portugal beliebt?

Viele süße Nachspeisen, sobremesas sind mit Eigelb zubereitet. Einer der Hintergründe ist, dass Nonnen in den Klöstern Eiweiß zur Stärkung ihrer Hauben brauchten. Das übrig gebliebene Eigelb nutzten sie zur Herstellung verschiedener Süßspeisen, wie auch in vielen anderen katholisch geprägten Ländern. Im Zuge der Säkularisierung der Klöster nach der Liberalen Revolution 1834 gelangten die Rezepte in die Öffentlichkeit.

Unsere Lieblingsdesserts:

Pastéis de Nata

Kein Besuch in Portugal ohne Pastéis de Nata! Diese kleinen portugiesischen Puddingtörtchen sind absoluter Kult: Pastéis de Nata oder auch Pastéis de Belém genannt, einem Vorort von Lissabon.

Pastéis de Nata, mit Creme gefüllte Blätterteigtörtchen
Pastéis de Nata © ksch966, Adobe Stock
Eine Frau mit lockigem Haar lächelt, während sie in einem belebten Markt Pastel de Nata in der Hand hält.
Einfach zum Reinbeißen köstlich, hier ein Pastel de Nata von der Mantegaria im Time Out Market in Lissabon © Siegbert Mattheis
Reihen von goldbraunen portugiesischen Puddingtörtchen mit flockiger Kruste und glänzenden, karamellisierten Böden.
Typisch braun karamellisiert © Siegbert Mattheis

Doch egal, wie sie heißen, die Kombination aus knusprigem Blätterteig und süßer Creme ist unschlagbar lecker. Das Original, die Pastéis de Belém gibt es nur in einer Konditorei in Belém, wo die runden Teilchen seit 180 Jahren nach einem streng gehüteten Rezept hergestellt werden. Am besten schmecken sie frisch gebacken, lauwarm, mit Zimt und Puderzucker bestäubt. Und selten bleibt es bei nur einem Pastel de Nata!

Mehr über die bekannteste Süßigkeit Portugals

Bola de Berlim, Pfannkuchen

Nach Portugal ausgewanderte Juden brachten das Rezept der Berliner Pfannkuchen nach dem Zweiten Weltkrieg ins Land.

Ein mit Sahne gefülltes und mit Puderzucker bestreutes Gebäck auf einem grünen Teller.
Cremig-süßer Bola de Berlim © Siegbert Mattheis
Zwei runde, mit Sahne gefüllte und mit grünem Puder bestäubte Gebäckstücke auf einem blaugrün gesprenkelten Teller.
Bolas de Berlim auch mit herzhafter Pilzcremefüllung im Sternerestaurant © Siegbert Mattheis
Ein Imbissanhänger, der Bola de Berlim verkauft, mit gelbem Branding und sichtbarem Gebäck im Inneren.
Foodtruck nur mit den leckeren Pfannkuchen am Cais do Sodre in Lissabon © Siegbert Mattheis
Drei mit Zucker überzogene Krapfen mit verschiedenen cremigen Füllungen auf einem blaugrünen Hintergrund.
Bolas de Berlim mit unterschiedlichen Füllungen © Siegbert Mattheis

Sie werden aus süß frittiertem Teig hergestellt, aber statt einer Marmeladen- oder Konfitürenfüllung sind sie traditionell mit einer Vanillecreme mit Eiern (doce de ovos) gefüllt. Aber inzwischen gibt es sie auch mit anderen Füllungen, z. B. Schokoladencreme. Das Rezept gelangte auch nach Brasilien, dort werden sie sonhos (Traum) genannt. Und so traumhaft schmecken sie auch 😉

Torta de Azeitão

Diese köstlichen Biscuitröllchen stammen aus der wunderschönen Region Azeitão im Süden von Lissabon und haben sich langsam auch in ganz Portugal ausgebreitet.

Ein Rollkuchen mit cremiger Füllung auf einem weißen Teller, mit einer Tasse und Untertasse im Hintergrund.
Torta de Azeitão © Siegbert Mattheis
Zwei mit Creme gefüllte Gebäckstücke mit goldgelbem Teig auf weißer Oberfläche.
Extrem lecker ... © Siegbert Mattheis

Ihre gelbe Farbe erhalten sie vom Maismehl, aus denen sie hergestellt werden. Und im Inneren verbirgt sich eine leckere Cremefüllung aus doce de ovos

Das Rezept stammt aus den frühen 1900er Jahren aus der Bäckerei O Cego (der Blinde) und wurde über Generationen weitergegeben. Manuel Rodrigues, der blinde Inhaber gab das Rezept seiner Frau Maria Albina, die eine versierte Konditorin war. Die entwickelte daraus diese zuckersüßen, feinen Röllchen.

Bolo de mel

Dieser Honigkuchen (so die deutsche Übersetzung) hat heute nichts mehr mit Honig zu tun, sondern mit Zuckerrohrsirup. Nonnen auf Madeira ersetzten den Honig aus dem ursprünglichen Rezept mit dem auf der Insel im 16. Jahrhundert reichlich vorhandenen Sirup aus Zuckerrohr. Daher rührt auch seine dunkle Farbe.

Eine farbenfrohe Schachtel mit Bolo de Mel-Kuchen von Fábrica Santo António, die auf einem gebrandeten Verpackungspapier liegt.
Bolo de me in wunderschöner Vintage-Verpackung der Fabrica Santo Antonio in Funchal © Siegbert Mattheis
Nahaufnahme eines dunklen Kuchens mit weißen Mandeln.
Extrem saftig ... © Siegbert Mattheis

Angereichert ist der mehrere Jahre haltbare Kuchen mit Gewürzen, die aus den portugiesischen Kolonien stammten, Zimt, Anis, Muskatnuss und vielen weiteren.

Dazu gehören auch getrocknete Früchte wie Rosinen, Orangeat, Nüsse und Mandeln. Ursprünglich wurde der bolo de mel immer am 8. Dezember gebacken, damit er rechtzeitig zu Weihnachten in der richtigen Konsistenz verzehrt werden konnte. Heute gibt es ihn jedoch das ganze Jahr über. Und von der ältesten Patisserie Santo Antonio auf Madeira hat er es bis nach Lissabon geschafft.

Wichtig zu wissen: der Kuchen wird niemals geschnitten, sondern immer mit den Händen gebrochen. So wie Jesus mit seinen Jüngern, sollte man auch den bolo de mel in einer geselligen Runde mit Freund:innen genießen.

Was sind typisch portugiesische Getränke?

Die bei uns bekanntesten Getränke sind sicher Portwein und Vinho verde. Darüber hinaus produziert das Land eine Vielzahl wirklich hervorragender Rot- und Weißweine sowie auch einige Roséweine. Auch der Madeirawein ist nicht nur international, sondern auch auf dem Festland weit verbreitet.

Beim Bier werden die heimischen Marken Super Bock, Sagres und Coral aus Madeira bevorzugt. Daneben sind verschiedene Schnäpse und Liköre wie Beirão, Bagaço oder Medronho beliebt. Rund um Lissabon genießt der Likör Ginjinha aus Kirschen nahezu Kultstatus.

Und natürlich wird auch viel Kaffee genossen, wie eine starke bica (Espresso) oder ein galão (Milchkaffee).

zwei Flaschen Wein
Ausgewählte Weine in der Antiga Wine Bar © Siegbert Mattheis
Sercial Weinflasche und Glas
Madeira Wein der berühmten Kellerei Blandy's © Siegbert Mattheis
Eine Super Bock Bierflasche und ein gefülltes Bierglas auf einem Holztisch im Freien.
Super Bock in Porto © Siegbert Mattheis
Vinho verde Flasche
Vinho verde aus den Rebsorten Loureiro und Arinto von der Quinta d'Amares in der Nähe von Braga © Siegbert Mattheis

Was bedeutet Couvert auf Speisekarten?

In einigen Restaurants und Tascas werden euch gleich zu Beginn ungefragt Brot, Butter, Oliven oder auch Käse und Aufstrich auf den Tisch gestellt, das couvert. Erst freut man sich über diese nette, offenbar kostenlose Geste, aber es steht danach auf der Rechnung. Es kostet zwischen 2 und 6 Euro, egal, ob ihr davon probiert habt oder nicht. Wenn ihr also nichts davon wollt, lasst es freundlich wieder abräumen.

Ein Teller mit geschnittener Butter, grünen Oliven, Käse und Brotscheiben in einem Korb im Hintergrund.
Typisches Couvert aus Brot, Oliven, Butter, Käse und Sardinenpaste © Siegbert Mattheis
Zwei fischförmige Buttersorten, eine gelbe und eine orangefarbene, auf einem Tablett, dahinter in einem Korb rustikale Brotscheiben.
Diesem Couvert konnten wir nicht widerstehen: Sauerteigbrot, normale Butter und eine mit geröstetem Chilipfeffer ... © Siegbert Mattheis

Wie teuer ist das Essen in Portugal?

Selbst in Sternerestaurants ist das Essen erschwinglich. Insgesamt sind die Preise um etwa ein Viertel günstiger als bei uns. Hauptgerichte kosten zwischen 15 und 30 Euro. Eine gute Flasche Wein steht meist schon ab 16 Euro auf der Karte.

Trip durch die Speisekarten des Landes

Wir haben Portugal mehrfach von Braga im Norden bis Lissabon, von Setúbal über den Alentejo bis zur Algarve im Süden sowie die portugiesischen Inseln besucht und deren Spezialitäten verkostet. Wir waren sowohl in den kleinen, familiengeführten Tascas als auch bei Sterneköch:innen. Wir haben viele Tipps von Freund:innen und Einheimischen bekommen (Vielen herzlichen Dank, liebe Ana, Teresa, Sandra, João!).

Und die portugiesische Küche, traditionell wie modern interpretiert, hat uns rundum begeistert!

Zudem durften wir am Congresso Nacional da Hotelaria e Turismo (Kongress des portugiesischen Hotelverbandes AHP) teilnehmen. Dieser hat sich zum Ziel gesetzt, die portugiesische Hotellerie und Küche bis 2030 auf nachhaltige Entwicklung auszurichten.

Sternküche in Portugal

Inzwischen verfügt das Land über eine stetig wachsende Anzahl an Sterne-Restaurants, insbesondere in Lissabon, Porto, an der Algarve und auf Madeira.

Portugals Küche ist einfach unwiderstehlich!

Ach, wir könnten noch so viel mehr über die köstlichen Spezialitäten Portugals berichten …

Aber ob am Atlantik mit einem Teller frischer Sardinen, in Porto mit einem Glas Portwein oder in Lissabon mit einem warmen Pastel de Nata – Portugal schmeckt nach Meer, Sonne und Lebensfreude. Und ja: Die portugiesische Küche ist ehrlich, bodenständig und dennoch voller Überraschungen.

Also: Lasst euch treiben, probiert euch durch – und genießt jeden Bissen!

Bom apetite!

Siegbert Mattheis

Älterer Mann mit weißem Haar und Bart, trägt ein dunkles Hemd und blickt mit einem leichten Lächeln in die Kamera.

Siegbert Mattheis, Jahrgang 1959, ist seit seinem ersten Italienaufenthalt 1977 vom mediterranen Lebensgefühl begeistert. Seitdem bereist er mehrmals im Jahr die Länder rund um das Mittelmeer. Nach seinen Studien Kommunikationsdesign, Philosophie, Wissenschaftstheorie und Kunstgeschichte gründete er eine Werbeagentur, die er seit 1998 gemeinsam mit seiner Frau Claudia Mattheis führt. 2002 bauten beide gemeinsam AmbienteMediterran.de auf, das inzwischen größte Lifestyle-Magazin rund um die mediterrane Kultur. Darüber hinaus ist er Fachjournalist und Fotograf, begeisterter Hobbykoch und Liebhaber stilvoller Einrichtung. Gründliche Recherche und Liebe zum Detail gehören zu seinen Leidenschaften. Mit seiner Frau lebt er in Berlin Prenzlauer Berg.

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