Alles über Tapas, Pintxos, Montaditos; Spaniens beliebteste Häppchen

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Tapas, die kleinen mediterranen Köstlichkeiten stehen inzwischen in der ganzen Welt auf der Speisekarte. Was sind typische Tapas, woher stammen sie und wie zelebrieren die Spanier:innen die Tapaskultur?

Verschiedene Tapas-Vorspeisen auf einer Platte mit Saucen, Oliven, Fleisch und Käse.
Ein typischer Tapas-Vorspeisenteller © Siegbert Mattheis

Spaniens Vorspeisenkultur

Wir lieben diese kleinen mediterranen Häppchen und haben mal alles, was man zu Tapas wissen sollte, hier zusammengestellt. Und zusätzlich auch Links zu einigen Tapas-Rezepten, die man schnell und einfach zubereiten kann.

Was sind Tapas?

Tapas sind kleine Appetithäppchen oder Snacks aus der spanischen Küche, die zu Getränken serviert werden. Sie können kalt oder warm sein und umfassen eine Vielzahl von Gerichten wie Oliven, Käse, Schinken, Meeresfrüchte und vieles mehr. Inzwischen sind sie auch zum Synonym für alle Arten von kleinen Vorspeisen geworden.

Grüne Bratpaprika auf Teller
Pimientos de Padrón © Siegbert Mattheis
Ein Tongericht gefüllt mit brutzelnden Knoblauchgarnelen in heißem Öl, garniert mit Kräutern, auf einem weißen Teller.
Brutzelnde Gambas al ajillo in einem Restaurant am Strand von Málaga © Siegbert Mattheis

Welche Arten von Tapas gibt es?

Es gibt zwar kein strenges Klassifizierungssystem für Tapas, aber im Allgemeinen lassen sie sich in drei Arten einteilen:

  1. Traditionelle Tapas: Hierbei handelt es sich um klassische Tapas-Gerichte, die seit Generationen beliebt sind, wie z. B. Patatas Bravas oder spanisches Omelett (Tortilla española).
  2. Moderne Tapas: Hierbei handelt es sich um innovative Tapas-Kreationen, die von traditionellen Rezepten inspiriert sind, aber auch moderne Kochtechniken oder ungewöhnliche Zutatenkombinationen aufweisen können.
  3. Regionale Tapas: Verschiedene Regionen Spaniens haben ihre eigenen einzigartigen Tapas-Spezialitäten, die die lokalen Zutaten und kulinarischen Traditionen widerspiegeln. Im Baskenland zum Beispiel sind die Pintxos besonders beliebt, während man in Andalusien eine große Auswahl an Tapas mit Meeresfrüchten findet.

Was sind typische Tapas-Gerichte?

Es gibt unzählige Tapas-Varianten, aber einige gehören zu den Klassikern, die auf keiner Tapas-Party fehlen sollten 😉

  • Patatas Bravas – Frittierte Kartoffelstücke mit würziger Tomatensauce und Aioli
  • Gambas al Ajillo – Garnelen in Knoblauchöl
  • Tortilla Española – Spanisches Omelett mit Kartoffeln
  • Jamón Ibérico – Luftgetrockneter iberischer Schinken ( Luxusvariante Bellota-Schinken)
  • Queso – Käsescheiben, meist Manchego oder anderer harter Käse
  • Pimientos de Padrón – Kleine grüne Paprikaschoten, die in Olivenöl gebraten werden
  • Pulpo a la Gallega – Galicischer Oktopus mit Pimentón de la Vera und Olivenöl​
  • Dátiles con Bacon – Datteln, eingerollt im Speckmantel
  • Ensaladilla rusa – Kartoffelsalat (auf russische Art) mit Tunfisch oder Fleisch
Kleine Pfanne mit Kartoffelspalten und roter Sauce mit einem Glas Rosé
Patatas Bravas zum Apéro © Siegbert Mattheis
2 Sardellen und gemüsestreifen auf Brotscheiben
Sardellen-Tapas © Siegbert Mattheis
Gegrillte Oktopusstücke als Tapas, garniert mit Kräutern und Gewürzen, aufgespießt mit Zahnstochern auf einem weißen Teller.
Pulpo a la Gallega © Siegbert Mattheis
Mehrere kleine Speisen auf Tellern
Typische Tapas in Spanien © Siegbert Mattheis
Sardellen mit grünen Oliven und Soße auf einem Teller, dazu ein Glas Wein, auf einem Holztisch gedeckt.
Eingelegte Sardellen © Siegbert Mattheis
Im Speckmantel verpackte Datteln, jede mit einem Zahnstocher versehen, serviert in einer braunen Schale mit Petersilie garniert.
Datteln im Speckmantel in einer typischen Cazuela © Siegbert Mattheis

Wie viele Tapas bestellt man pro Person?

Die Anzahl der Tapas pro Person variiert je nach Appetit und Anlass. Als Vorspeise werden oft 2 bis 3 Tapas pro Person empfohlen, während man für eine Hauptmahlzeit etwa 3 bis 5 Tapas pro Person bestellen kann.

Sind Tapas in Spanien kostenlos?

In einigen Regionen Spaniens, insbesondere in Granada oder Almería, ist es üblich, dass zu jedem bestellten Getränk eine kostenlose Tapa serviert wird. In den meisten anderen Teilen des Landes werden Tapas jedoch separat berechnet.

Gibt es vegetarische oder vegane Tapas?

Ja, es gibt viele vegetarische und vegane Tapas-Optionen, wie zum Beispiel gegrilltes Gemüse, Oliven, Manchego-Käse, Patatas Bravas (vegan ohne Aioli) und Pimientos de Padrón.

Wann isst man Tapas in Spanien?

Tapas werden traditionell in den frühen Abendstunden, typischerweise zwischen 19 und 21 Uhr, als Vorspeise vor dem Abendessen genossen. In einigen Regionen dienen sie jedoch auch als Hauptmahlzeit und können bis spät in die Nacht verzehrt werden.

Wie bestellt man Tapas in einem Restaurant?

In Tapas-Bars ist es üblich, mehrere kleine Gerichte zu bestellen und diese mit Freunden oder Familie zu teilen. Man kann zunächst eine Auswahl bestellen und bei Bedarf nachbestellen. Es ist auch üblich, von Bar zu Bar zu ziehen und in jeder einige Tapas zu probieren (siehe Tapeo oder Txikiteo).

Ein Glas Weißwein neben einem Teller mit grünen Oliven mit Zahnstochern.
Zu Wein erhält man als Tapa oft Oliven dazu © Tourespaña
Pfanne mit gekochten Garnelen in Tomatensoße auf einem weißen Teller, mit sichtbaren Knoblauchscheiben und Gewürzen.
Scharfe Gambas Piri-Piri © Siegbert Mattheis

Welche Getränke passen gut zu Tapas?

Traditionell werden Tapas mit Wein, insbesondere Sherry, oder Bier begleitet. In einigen Regionen Spaniens trinkt man zu  Tapas auch gerne  Cider oder Wermut. Ein beliebtes Getränk zu Tapas in der Hitze Andalusiens ist der Tinto de Verano, eine Mischung aus Rotwein und Zitronenlimonade.

Wo findet man die besten Tapas in Spanien?

Einige der bekanntesten Städte für Tapas sind Madrid, Barcelona, Sevilla, Valencia, Granada, Almeria, Málaga und San Sebastián. Jede dieser Städte hat ihre eigene Tapas-Kultur und bietet eine Vielzahl von Bars und Restaurants mit unterschiedlichen Spezialitäten.

Was ist der Unterschied zwischen Tapas und Pintxos?

Während der Name Tapas in ganz Spanien verbreitet ist, heißen sie Im Baskenland Pintxos (span. Pinchos). Der Hauptunterschied besteht darin, dass Pintxos oft auf einer Scheibe Brot serviert und mit einem Zahnstocher (baskisch pintxo) fixiert werden, während Tapas vielfältiger präsentiert werden können.

Eine Nahaufnahme von Pintxos mit Brot, gekochten Eiern, Fisch, roten und grünen Paprikaschoten, mit Zahnstochern befestigt.
Köstliche Pintxos © Siegbert Mattheis
Nahaufnahme von aufgespießten grünen Oliven, eingelegten Paprika und Sardellen auf einem weißen Teller mit Olivenöl.
Klassischer Gilda-Pincho, benannt nach Rita Hayworth © Siegbert Mattheis
Offene Räucherlachs-Sandwiches, garniert mit frischem Dill und Zahnstochern auf einer Servierplatte.
Pinchos mit Lachs und Creme © Siegbert Mattheis
Mit cremigem Aufstrich belegte und mit Kräutern garnierte Brotscheiben auf einem weißen Teller.
Fein garnierte Pinchos mit Rührei © Siegbert Mattheis

Was sind Montaditos?

Und dann gibt es noch montaditos, die „kleinen Montierten“ (von span. montar, aufbauen oder zusammensetzen). Das sind kleine Häppchen, die im Grunde eine Kombination aus den klassischen Tapas und den baskischen Pintxos darstellen. Denn sie werden auf Brot serviert und oft mit einem Zahnstocher zusammengehalten. Sie gelten auch als Vorläufer von Sandwich und Bocadillo.

Nahaufnahme einer Tapa mit cremigem Belag, Tortilla und knuspriger Tomatengarnitur auf einer Brotscheibe.
Montaditos, lecker belegt © Siegbert Mattheis
Verschiedene Montaditos-Tapas auf einem Brett mit Wein im Hintergrund auf Brot, mit Käse und frittierten Speisen.
Montaditos in Valéncia © Siegbert Mattheis

Was ist der Unterschied zwischen Tapa und Ración?

Die Bezeichnung Tapa steht heute eigentlich nicht nur für das Gericht, sondern ebenso für eine Portionsgröße, etwa ein paar Bissen. Eine Ración entspricht mindestens der doppelten Größe.

Woher stammen Tapas eigentlich?

Und warum wurden sie so beliebt? Die Geschichte und der Ursprung der Tapas ist nicht eindeutig geklärt, aber es gibt mehrere Theorien.

Verordnung von König Alfons X.

Eine beliebte Theorie besagt, dass die Tradition bereits im Mittelalter in Andalusien entstand. Damals wurde dem kranken König Alfonso X. Alkohol zur Genesung verordnet. Um den besser vertragen zu können, nahm er dazu kleine Häppchen zu sich. Wieder genesen, ordnete er angeblich an, dass in Tavernen zu jedem alkoholischen Getränk nun immer eine kleine Speise serviert werden musste, um die Wirkung des Alkohols abzumildern.

Anweisung von König Ferdinand II.

Eine weitere Geschichte erzählt, dass Kastiliens König Ferdinand II. ein Glas Sherry in einer Bar bestellte. Da es windig war, legte der Wirt eine Scheibe Brot mit Schinken auf das Glas, um es vor Fliegen zu schützen. Der König war von dieser Idee begeistert und verlangte, dass in allen Tavernen Spaniens Getränke mit einer „Tapa“ serviert werden.

Darüber hinaus kursieren noch weitere Geschichten, vor allem in Bezug auf Könige.

Tapas stammen vermutlich aber aus Sevilla

Die wahrscheinlichste ist jedoch, dass Tapas, so wie wir sie heute kennen, zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Sevilla entstanden. Läden, die Konserven und Wein verkauften, standen in harter Konkurrenz zueinander. Einige begannen, zu den Weinproben kleine Brotstücke mit Käse oder Schinken zu reichen. Um die Fliegen fernzuhalten, legte man die Brotscheibe auf das Glas. Das war auch sehr praktisch. Da es keine Tische gab, konnte man sich im Stehen mit der Brotscheibe auf dem Glas unterhalten.

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Warum heißen sie Tapas?

Der Name „Tapas“ kommt tatsächlich vom spanischen Wort „tapar“, was „abdecken“ oder „bedecken“ bedeutet. Wie in den oben erwähnten Geschichten wurde ursprünglich ein Stück Brot oder Schinken auf das Glas gelegt – quasi als essbarer Deckel. Diese Tradition entwickelte sich weiter, und bald wurden verschiedenste kleine Gerichte serviert.

Um tiefer in die spanische Kultur einzutauchen, hilft es, die Sprache etwas zu beherrschen. Bei Babbel.de * könnt ihr auf einfache und schnelle Art Spanisch lernen!

Wie haben sich Tapas über ganz Spanien verbreitet?

Nach dem Zweiten Weltkrieg herrschte unter der Franco-Diktatur eine Wirtschaftskrise. Zahlreiche Menschen vor allem aus dem verarmten Andalusien suchten in Madrid, Barcelona oder in den vom Bergbau geprägten Regionen wie Asturien oder Galizien Arbeit. Ihre kulinarischen Traditionen nahmen sie mit. Nach und nach eröffneten in diesen Städten zahlreiche Restaurants mit andalusischer Küche – und den beliebten Tapas.

Wie haben sich Tapas weiterentwickelt?

Heute gibt es Tapas in unzähligen Variationen – von traditionellen Rezepten bis hin zu modernen, kreativen Interpretationen. Sterneköche wie Ferran Adrià haben die Tapas-Kultur weiterentwickelt, sodass man in vielen gehobenen Restaurants exquisite Miniaturgerichte findet. Aber seit einigen Jahren entwickeln vor allem junge Köch:innen innovative Kreationen der mediterranen Minigerichte.

Fünf schwarze Kroketten auf einem weißen Teller mit geraspelten Karotten und einem Salatblatt.
Tintenfischkroketten in eigener Tinte © Siegbert Mattheis
Vier knusprige Kroketten auf schwarzem Brett
Leckere innovative Tapas © Claudia Mattheis

Warum isst man in Spanien so spät?

Das geht auf den Zweiten Weltkrieg und Franco zurück. Hitler hatte damals die Uhrzeit in den besetzten Gebieten von Polen bis Frankreich auf Berliner Zeit umgestellt. Und Diktator Franco wollte sich ihm 1942 anpassen und stellte auch in Spanien die Uhr um eine Stunde nach vorne. Das hatte zur Folge, dass alles nach hinten verschoben wurde. Ab da hatte man nun mehr Zeit, das Essen vorzubereiten und somit auch länger in der Tapasbar zu sitzen.

Tapas on tour

Besonders in Metropolen wie Barcelona, Madrid oder San Sebastián haben sich Tapas-Touren etabliert, bei denen Besucher von Bar zu Bar ziehen und verschiedene Spezialitäten probieren. In vielen spanischen Städten gibt es sogar Wettbewerbe, bei denen die besten neuen Tapas-Kreationen gekürt werden.

Die Tapas-Kultur

Tapas sind mehr als nur eine Mahlzeit – sie sind ein soziales Erlebnis, das Menschen zusammenbringt. Egal ob in einer kleinen Bar in Andalusien oder in einem hippen Restaurant in Madrid, sie sind ein fester Bestandteil der spanischen Kultur und werden immer wieder neu erfunden. Also, wenn ihr das nächste Mal in Spanien seid, macht es wie die Einheimischen: Bestellt ein Glas Wein oder Bier und lasst euch von den leckeren Tapas überraschen!

Tapas sind schnell gemacht und bringen ein Stück spanisches Lebensgefühl nach Hause. Probiert sie aus – und macht euch einen schönen spanischen Abend!

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Siegbert Mattheis

Weitere Quellen:

Spanisches Wikipedia

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