Setúbal, Portugals versteckte Perle zwischen Lagune, Meer und Gebirge

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Setúbal ist ein Geheimtipp in Portugal. Die Stadt, nur 50 km südlich von Lissabon gelegen, gehörte nie zu den klassischen touristischen Zielen. Und ist daher noch sehr ursprünglich geblieben.

Wir müssen zugeben, dass wir das erste Mal auch nur kurz in der Stadt verweilten und lieber gleich die Fähre zu den traumhaften Stränden der Halbinsel Tróia genommen hatten. So, wie es üblicherweise auch viele Einwohner:innen von Lissabon machen. Aber das wird der Stadt nicht gerecht.

Luftaufnahme einer Küstenstadt mit Jachthafen, Sandstrand und üppigen grünen Bäumen unter blauem Himmel.
Blick vom Castelo São Filipe auf Sétubal © Siegbert Mattheis

Was macht Setúbal so besonders?

Setúbal ist eine Stadt mit Charakter. Keine Hochglanzkulisse für Touristen, sondern ein lebendiger Ort, in dem das echte Portugal spürbar bleibt. Hier treffen Tradition und Moderne aufeinander: mit Azulejos gekachelte Häuser und historische Klöster stehen neben nachhaltigen Stadtentwicklungsprojekten. Und rundherum? Einzigartige Natur mit Bergen, Meer, Stränden und Delfinen.

Stadt im Wandel

Der Charme der über 2.000 Jahre alten Fischerstadt hat sich uns dann erst auf den zweiten Blick erschlossen. Nachdem wir etwas länger in Setúbal unterwegs waren, waren wir fasziniert von der Aufbruchstimmung und der kreativen Atmosphäre, die hier herrscht.

Ein wenig Marseille-Flair

Denn Setúbal (ausgesprochen wird es S‘tubal, mit Betonung auf dem u) befindet sich in den letzten Jahren im Umbruch. Uns erschien die Stadt wie eine Miniatur-Ausgabe von Marseille vor 2013, bevor die französische Hafenmetropole Kulturhauptstadt Europas wurde. Auch Setúbal war lange eine florierende Industrie- und Hafenstadt vor der wirtschaftlichen Rezession in den 1990er Jahren.

Eine junge, kreative Szene erfindet die Stadt neu

Diese kreative Energie spürt man zum einen in den coolen und auf Nachhaltigkeit bedachten Co-Working Spaces wie das district.space neben alten, verfallenen Häusern mitten im Zentrum. Oder an der innovativen Casa da Cultura gleich schräg gegenüber.

Straßenansicht mit einem alten, abgenutzten Gebäude auf der linken Seite und einem renovierten Gebäude mit gemusterter Fassade auf der rechten Seite.
Coworking Space neben verfallenem Gebäude mitten im Zentrum an der Praça do Bocage © Siegbert Mattheis

Zum anderen im Viertel Troino, wo verfallenen oder zum Verkauf stehende alte Fischerhäuser neben bereits liebevoll renovierten stehen. Dort sieht man andererseits aber auch schon einige mit AL-Schildern, Alojamento Local, Ferienwohnungen zur Kurzzeitvermietung. Anders als im Arbeiterviertel Fontaínhas, in dem sich Student:innen noch günstige Zimmer leisten können.

Eine schmale Straße mit bunten Häusern und parkenden Autos unter einem strahlend blauen Himmel.
Viertel Troino © Siegbert Mattheis
Verlassenes Gebäude mit verblassten Wänden und Graffiti, unter strahlend blauem Himmel in einer ruhigen Straße.
Teilweise bewohnt, teilweise verfallen oder zum Verkauf © Claudia Mattheis
Eine große schwarze Katzenstatue steht auf einem gekachelten Dach über einer Terrasse mit gestreiften Sonnenschirmen und einem kleinen Baum.
Auf dem Dach des Tourismusbüros 😉 © Claudia Mattheis
Ein blau-weißes Gebäude an einer sonnigen Straße, neben pastellfarbenen Häusern und geparkten Autos.
Zu verkaufen in Troino © Siegbert Mattheis

Coole Initiativen und nachhaltige Projekte

Besonders erwähnenswert ist der Parque Urbano da Várzea, ein innovatives Umweltprojekt, das Regenwasser auffängt, Überschwemmungen verhindert und gleichzeitig ein Naherholungsgebiet mitten in der Stadt schafft. Schulen und Bürger:innen wurden aktiv in die Gestaltung eingebunden – ein echtes Vorzeigeprojekt für nachhaltige Stadtentwicklung. Oder das Projekt Associação Bairro Cool (Cooler Nachbarschaftsverband), der sich u. a. um die Wiederbelebung des traditionellen Marktes Mercado da Conceição bemühte und 2025 das zweijährige Bestehen feiern konnte.

Die schönsten Sehenswürdigkeiten in Setúbal

Darüber hinaus verfügt die Stadt natürlich auch über einige sehr schöne und interessante Sehenswürdigkeiten:

Außenrestaurant mit weißen Sonnenschirmen auf einem historischen Steinkastell mit Blick auf das blaue Meer unter einem sonnigen Himmel.
Herrlicher Blick vom Restaurant im Forts auf die Halbinsel Tróia © Siegbert Mattheis

1. Castelo de São Filipe

Hoch über der Stadt thront die alte Festung aus dem 16. Jahrhundert. Der Blick über das Sado-Delta, die Stadt und die Troia-Halbinsel ist atemberaubend. Im Inneren der Festung gibt es übrigens eine charmantes kleines Pousada. Das angeschlossene Cafe-Restaurant hat allerdings noch erhebliches Optimierungspotenzial. Trotzdem ist die Lage phänomenal.

Steintreppen führen zu einem sonnenbeschienenen Torbogen mit blauen Kacheln und Blick auf einen strahlend blauen Himmel.
Azulejos selbst über dem Portal © Siegbert Mattheis
Steintreppe in einem gewölbten Tunnel, die am Ausgang zum Sonnenlicht und zum Blick auf den blauen Himmel führt.
Eingang zum Forte © Siegbert Mattheis
Verziertes blau-weißes Wandgemälde mit Holzbänken in einem historischen Gewölbesaal mit detaillierter Decke.
Vollkommen mit Azulejos ausgekleidete Kappele © Siegbert Mattheis

2. Convento de Jesus

Dieses Kloster aus dem 15. Jahrhundert zählt zu den bedeutendsten Beispielen des manuelinischen Stils. Hier wurde 1494 der Vertrag von Tordesillas ratifiziert, der die Welt in eine spanische und portugiesische Hälfte (z. B. Brasilien) teilte – mit Konsequenzen bis heute.

Wie Brasilien zu seinem Namen kam und warum dort Portugiesisch gesprochen wird

Historische Kirche aus weißem Stein mit verzierten gotischen Details, großen Bogenfenstern und gepflegtem Rasen unter blauem Himmel.
Convento de Jesus © Siegbert Mattheis
Gotisches Kircheninnere mit gedrehten Steinsäulen, gewölbter Decke und einem Altar an der Stirnseite.
Hier wurde der Vertrag von Tordesillas ratifizert © Siegbert Mattheis
Gotisches Rundbogenfenster mit kunstvollem Mauerwerk und gemusterten Kacheln in einem historischen Gebäude.
Erstaunliche Details © Siegbert Mattheis
Eine Person sitzt allein auf einer Kirchenbank unter gewundenen Steinsäulen und Gewölbebögen in einem historischen Gebäude.
Hier entstand der manuelinische Stil mit Säulen wie Seile © Siegbert Mattheis
Das Sonnenlicht scheint durch ein hohes, verziertes gotisches Fenster mit detailliertem Mauerwerk und gemusterten Kacheln.
Alles ineinander verschlungen © Siegbert Mattheis

3. Praça de Bocage

Der zentrale Platz ist das Herz der Altstadt. Cafés, schattige Bäume und die Statue des gleichnamigen Dichters laden zum Verweilen ein. Hier solltet ihr die Spezialität von Setúbal probieren, choco frito, frittierter Oktopus.

Ein sonniger Platz in Setubal mit einer Statue auf einer Säule, eine historische Kirche und Menschen, die unter blauem Himmel spazieren gehen.
Denkmal des Dichters Dichter Manuel Maria Barbosa du Bocage © Siegbert Mattheis
Lila Gebäude mit orangefarbenem Dach, gewölbten Fenstern und Fahnen auf einem sonnigen Platz mit Pflanzen und Fahrradständern.
Sala do Município, die Stadtverwaltung am Praça do Bocage © Siegbert Mattheis
Ein kleiner blauer Springbrunnen, ein Kanal und ein Steg, umgeben von Bäumen und Blumen an einem sonnigen Tag.
Praça do Bocage © Siegbert Mattheis

4. Mercado do Livramento

Er gilt als einer der schönsten Märkte Portugals. Hier bekommt ihr frischen Fisch, regionales Gemüse und einen Einblick in das kulinarische Herz der Stadt – in einem historischen Art-Déco-Gebäude mit sehenswerten Azulejos.

Markthalle mit Obst- und Gemüseständen, einer Frauenstatue in der Mitte und Menschen, die einkaufen.
Mercado do Livramento © Rudi Ernst, Depositphotos

5. Casa da Cultura

Die Casa da Cultura, eröffnet 2012 im ehemaligen kulturellen Verein Círculo Cultural, wurde seitdem zum zentralen Kulturort für die Bevölkerung von Setúbal.

Ein rosafarbenes Gebäude mit türkisfarbenen Fenstern und einem kahlen Baum davor, an einer sonnigen Kopfsteinpflasterstraße.
Casa da Cultura an der Praça do Bocage © Siegbert Mattheis

Im Inneren eines ehemaligen Privathauses findet ihr wechselnde Ausstellungen, Konzerte, Theater, Filmvorführungen, Lesungen und ein aktives Kinder‑ und Jugendprogramm über sogenannte Service‑Educativo‑Workshops. Und ein nettes Café im liebevoll und stylish gestalteten Innenhof.

Street Art eines Jungen, der eine bemalte Leiter an einer Wand hochklettert, mit einer schwarzen Katze darunter und Stühlen im Freien davor.
Liebenswertes Graffiti im Innenhof © Siegbert Mattheis
Modernes weißes Gebäude mit großen eckigen Fenstern und einer Außentreppe, neben einer alten Steinmauer.
Café © Siegbert Mattheis
Eleganter Tagungsraum mit gelben Stühlen, Kronleuchter, verzierter Decke und Sonnenlicht, das durch offene Türen fällt.
Veranstaltungsraum © Siegbert Mattheis

6. Museu do Trabalho

Ein wenig abseits der üblichen Touristenrouten liegt eines der eindrucksvollsten Museen Setúbals: das Museu do Trabalho Michel Giacometti. Untergebracht in einer ehemaligen Fischkonservenfabrik, widmet sich das Museum dem Arbeitsalltag vergangener Jahrzehnte – und damit einem zentralen Teil der Identität der Stadt.

Modernes Glasgebäude mit einem geschwungenen Dach; eine Person sitzt auf den Stufen im Freien unter einem sonnigen blauen Himmel.
Museu do Trabalho © Siegbert Mattheis

Benannt ist es nach dem französischen Ethnologen Michel Giacometti. Er reiste jahrzehntelang durch Portugal, um das kulturelle Erbe und die Stimmen der einfachen Leute zu dokumentieren. Seine beeindruckende Sammlung bildet heute das Herzstück des Museums.

7. Bairro das Fontaínhas

Das Museum liegt im Viertel Fontaínhas, einem ehemaligen Fischer- und Arbeiterquartier, heute eher das Student:innenviertel. Noch heute spürt man hier das einfache, alltägliche Leben der Stadt. Kleine Cafés, traditionelle Häuser mit bunten Kacheln und schmale Gassen prägen das Bild.

Eine von Bäumen gesäumte Straße mit geparkten Autos, Menschen, die spazieren gehen, und Gebäuden unter einem klaren blauen Himmel.
Das Viertel Fontaínho © Siegbert Mattheis
Bunte Häuser säumen eine Straße oberhalb eines Bahngleises unter einem klaren blauen Himmel in einem städtischen Gebiet.
Renovierte Häuser in Fontaínhas an der Bahnlinie © Siegbert Mattheis

8. Miradouro de São Sebastião

Gleich um die Ecke vom Museum findet ihr den Aussichtspunkt Miradouro de São Sebastião. Von hier aus eröffnet sich ein weiter Blick über das Sado-Delta, die Altstadt, zur Halbinsel Tróia und zur Küste des Arrábida-Nationalparks.

Freiluftpavillon mit Weindach, gefliesten Wänden und zwei Sitzplätzen mit Blick auf die Hügel und das Meer.
Miradouro São Sebastião mit Blick auf den Arrábida-Nationalpark © Siegbert Mattheis

Aber es sind weniger die Sehenswürdigkeiten von Setúbal, die den Charme der Stadt ausmachen, sondern die ruhige, entspannte Atmosphäre mit einem gleichzeitigen, spürbaren Flimmern von Aufbruchstimmung und kreativer Energie.

Restaurant-Tipp: Selo de Mar

Das spiegelt sich auch in unserem Geheimtipp wider: Denn das im Mai 2025 neu eröffnete Restaurant Selo de Mar hat sich auf Fischspezialitäten spezialisiert. Vor allem auf traditionelle Fischkonservierungsmethoden, die der Küchenchef Pedro Almeida auf innovative Weise veredelt. Und sie haben nach der Pandemie sogar die legendäre Würzsauce Garum nach 1.500 Jahren wieder zum Leben erweckt. Den Shop mit vielen Garumsorten, darunter auch veganen, findet man gleich nebenan.

Mehr über Garum, das es jetzt wieder zu kaufen gibt.

Ein modernes Restaurant mit einem langen Holztisch, hellen Stühlen, Bücherregalen und einem offenen Küchenbereich.
Das innovative Restaurant © Selo de Mar
Ein Holztisch, gedeckt mit verschiedenen Gerichten, Brot, Pommes frites, Salaten und zwei Gläsern Weißwein.
Fischspezialitäten © Selo de Mar
In den Regalen stehen reihenweise kleine Garum-Glasflaschen
Garum in vielen verschiedenen Sorten, auch vegan © Selo de Mar

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Was kann man rund um Setúbal unternehmen?

Felsige Klippe mit grünen Sträuchern und Bäumen unter einem strahlend blauen Himmel
Der prächtige Arrábida-Nationalpark © Siegbert Mattheis

Arrábida-Nationalpark

Im wunderschönen Arrábida-Nationalpark rund um Setúbal wird konsequent auf Nachhaltigkeit gesetzt. Der Zugang zu den herrlichen Stränden ist reglementiert, um die Natur zu schützen. Ziel ist es, die Region als UNESCO-Biosphärenreservat anerkennen zu lassen.

Delfinbeobachtung im Sado-Fluss

Eine der wenigen dauerhaften Flussdelfin-Gruppen Europas lebt hier. Auf geführten Bootstouren könnt ihr die Tiere aus nächster Nähe beobachten.

Traumhafte Strände

Besonders die Buchten im Naturpark Arrábida wie Praia de Galapinhos oder Praia da Figueirinha sind ideal zum Baden, Schnorcheln oder einfach zum Abschalten. Glasklares Wasser, umgeben von grün bewachsenen Hügeln.

Mehr über die schönsten Strände rund um Lissabon 

Ein grüner Hügel trifft auf türkisfarbenes Wasser und Sandstrände, und über eine blaue Bucht hinweg ist in der Ferne Land zu sehen.
Praia da Figueirinha, im Hintergrund die Halbinsel Troja und die Bucht von Setúbal © Siegbert Mattheis
Sandstrand mit türkisfarbenen Wellen, felsiger Küste und bewaldeten Hügeln unter einem teilweise bewölkten Himmel.
Praia de Galapinhos, dahinter Praia de Coelhos © Siegbert Mattheis
Türkisfarbenes Wasser, Sandstrand und grüne Hügel unter einem strahlend blauen Himmel an einem sonnigen Tag.
Praia do Portinho im Naturpark © Siegbert Mattheis

Wein und Kulinarik

Westlich von Setúbal liegt die Region Azeitão, berühmt für ihren Moscatel-Wein. Viele Weingüter bieten Verkostungen an. Und wer Fisch liebt, wird in den zahlreichen Restaurants entlang des Hafens fündig.

Mehr über den leckeren Käse Queijo do Azeitão

Wandern und Outdoor

Der Arrábida-Nationalpark lädt zu Wanderungen mit Aussicht ein. Auch Kajakfahrten entlang der Küste oder Paragliding über die Hügel sind möglich.

Fähre nach Tróia

Die gegenüberliegende Halbinsel Tróia ist schnell per Fähre erreichbar. Neben langen Sandstränden mit coolen Beach Bars erwarten euch dort auch Ausgrabungen der größten Garum-Produktion im damaligen Römischen Reich.

Eine hellgrüne Fähre, die an einer Anlegestelle in Setubal, mit Autos und Palmen im Vordergrund.
Die einzigartig grüne Autofähre zur Halbinsel Tróia © Siegbert Mattheis

Ausflüge in die Umgebung

Nach Lissabon ist es nur eine gute halbe Stunde mit dem Auto oder knapp eine Stunde mit dem Zug. Das Alentejo und die berühmten Korkeichenwälder liegen gleich nebenan im Osten. Und Évora, die „Museumsstadt“, ist nur eine Stunde entfernt. Das Badeparadies Sesimbra erreicht ihr in nur 35 Minuten.

Unser Fazit

Setúbal ist einer dieser Geheimtipps, die man eigentlich für sich behalten möchte. Weil die Stadt noch nicht überlaufen ist. Weil sie authentisch geblieben ist. Und weil sie eine wunderbare Mischung aus Kultur, Natur und portugiesischer Lebensart bietet. Wer einmal bei Sonnenuntergang vom Castelo de São Filipe über das glitzernde Sado-Delta geschaut hat, weiß aber, warum sich ein Besuch lohnt.

Wir sind gespannt, wie sich die Stadt in den nächsten Jahren entwickeln wird!

Siegbert Mattheis

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