Azulejos, die stylishen Kacheln aus Portugal

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Azulejos sind der neue Trend im Küchendesign, mit denen ihr ein wunderschönes mediterran-portugiesisches Flair zaubern könnt. Hier erfahrt ihr, woher diese Fliesen ursprünglich stammen, wie sie hergestellt werden, wie man sie verwendet und wo man sie kaufen kann.

Azulejos oder Azulejo-Fliesen sind eines der bekanntesten Produkte aus Portugal. Sie schmücken Wände oder verzieren großflächig das Innere von Kirchen, Klöstern und Palästen oder bedecken ganze Häuserfassaden.

Küchenfront mit grauen Azuleijo-Fliesen
Azulejos-Fliesen in der Küche © Siegbert Mattheis

Was sind Azulejos?

Azulejos sind quadratische, meist blaue Fliesen oder Kacheln. Ursprünglich hatte die Kachel keine Standardgröße, aber in Portugal hat sie seit dem 16. Jahrhundert ein leicht variables Quadratmaß zwischen 13,5 und 14,5 cm. Azulejos findet ihr überall in Portugal, entweder einzeln, z.B als Hausnummern, oder in Kombination zu ornamentalen Mosaiken und herrlichen Gemälden zusammengefügt. Diese können Alltagsgeschichten, Fabeln oder Liebesgeschichten erzählen. Alle Arten von Blumen, Meeres- und Schiffsmotiven, historische Schlachtengemälde und ganze Landschaften finden sich auf den großformatigeren Bildwänden wider. Aber die Kacheln sind nicht nur Dekorationselement, sondern dienen auch als natürliche Klimaanlage und Schutz vor den salzhaltigen Winden vom Meer.

Typisches Azulejo-Motiv Segelschiff an einer Mauerwandecke
Typisches Azulejo-Motiv, hier in Obidos © Marina Daldegan

Wie werden Azulejos hergestellt?

Die graue Keramikmasse wird zwischen zwei etwa 0,5 cm hohen Kanthölzern ausgerollt, anschließend werden quadratische Formen herausgeschnitten. Die Oberseite erhält zusätzlich eine Emaille-Beschichtung. Die Rohlinge werden etwa 18 Stunden lang bei 1.100 Grad im Ofen gebrannt und haben dann durch die Beschichtung eine weiße, glänzende Oberfläche. Diese wird im traditionellen Verfahren per Hand mit den sog. vier Scharffeuerfarben Kupfergrün, Antimongelb, Kobaltblau und Manganviolett (-braun) bemalt. Dabei müssen die Designer die Farben im Kopf haben, denn im ungebrannten Zustand sind sie alle Farben etwa graublau. Erst nach einem erneuten Brennvorgang wiederum bei 1.100 Grad erstrahlen die Azulejos in ihren leuchtenden Farbtönen.

Es gibt auch seltene Beispiele von “Glanz-” oder Kronleuchterfliesen, bei denen die endgültige metallische Reflexion durch Aufbringen einer Silber- und Bronzelegierung auf die Glasur erreicht wird. Diese Azulejos werden dann ein drittes Mal bei niedriger Temperatur gebrannt.

Ornamente in blau, braun, grün
Alte Azulejos im Mudejar-Stil in den typischen Scharffeuerfarben © Siegbert Mattheis

Woran erkennt man handgemachte und antike Azulejos?

Echte, antike Azulejos erkennt ihr daran, dass sie drei kleine Punkte bzw. Abplatzungen der Glasur aufweisen. Denn für den zweiten Brand wurden die Platten damals horizontal in den Ofen gelegt und auf kleine dreibeinige Keramikstative, sog. Trempe, gestellt. Diese Stücke hinterließen drei winzige Spuren auf der Rückseite des Endprodukts, die heutzutage für die Bewertung der Authentizität und des Alters bzw. der Originalität wichtig sind. Neuere Handgemachte Azulejos erkennt man daran, dass sich an zwei Seiten der Fliese eine minimale Aussparung der Glasur befindet, dort, wo man die Fliese mit den Fingern festgehalten hatte.

Azulejo-Fliesen am Bahnhof in Porto © Marina Daldegan
Azulejo-Fliesen am Bahnhof in Porto © Marina Daldegan

Was ist die Geschichte hinter den Azulejo-Fliesen?

Die Technik der Keramikherstellung stammt ursprünglich aus Mesopotamien und Persien. Dort wurde Keramikgeschirr bereits um 500 v. Chr. hergestellt. Über Persien gelangte das Wissen in die islamischen Regionen Nordafrikas und mit der Eroberung der iberischen Halbinsel durch die Araber um 800 n. Chr. ins heutige Spanien und Portugal.

Am 2. Januar 1492 endete die sog. Reconquista, der Rückeroberung der maurisch beherrschten iberischen Halbinsel durch die katholischen Könige, als auch die letzte Stellung in Granada fiel. Sechs Jahre danach reiste der König von Portugal, Dom Manuel I. nach Spanien. Er besuchte die ehemals maurischen Paläste in Zaragoza, Toledo, Granada und Sevilla und war begeistert von den Tausenden von Kacheln und Fliesen, die die Innenräume mit ihren ornamentalen Strukturen verzierten. Dom Manuel wollte diese auch in seinen Palästen haben und so tauchte die andalusische Keramik Anfang 1500 zum ersten Mal in Portugal auf. Der Nationalpalast von Sintra, der als Residenz des Königs diente, ist eines der besten und originellsten Beispiele für diese ersten Fliesen. Die wurden noch 1503 aus Werkstätten in Sevilla importiert, erst danach begann man in Portugal, eigene Produktionsstätten hochzuziehen.

Kacheln mit geprägten Blattmotiven in grün und beige
Ältere, noch stark maurisch geprägte und dreidimensionale Azulejos im Nationalpalast in Sintra © Siegbert Mattheis
Wand mit Jagdmotiv
Azulejos in typischen blau-weißer Farbgebung aus dem 17. Jh., ebenfalls im Nationalpalast in Sintra © Siegbert Mattheis
Gigantische Gemälde mit historischen Szenen aus Azulejo-Fliesen in Porto © Marina Daldegan
Gigantische Gemälde mit historischen Szenen aus Azulejo-Fliesen in Porto © Marina Daldegan
Lissabon Ansicht mit Azulejos in balu-weiß
Teil einer Ansicht von Lissabon vor dem Erdbeben 1755, Blick auf den Praça do Comércio im Azulejos-Museum in Lissabon © Siegbert Mattheis

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Majolika und Fayence

Die Werkstätten der andalusischen Keramik hatten bis dahin andere Regionen, wie z.B. über Mallorca (daher der name Majolika) und darüber vor allem das prosperierende italienische Florenz beliefert (siehe Fayence).

Aber durch die vorherrschende Stellung der portugiesischen Seefahrernation im 16. und 17. Jh. gelangten Azulejos auch in Teile des damaligen Kolonialreiches, nach Brasilien, Indien und Afrika. (siehe auch was ist Mediterran?)

Da die Herstellung und die kunstvolle Bemalung sehr aufwändig war, konnten sich zunächst nur die Kirche, der Adel und wohlhabende Kaufleute diese teuren Kacheln leisten. Erst mit der aufkommenden Industrialisierung im 19. Jh. und dem Siebdruckverfahren konnten Azulejos günstiger und teilweise in Massenproduktion hergestellt werden. So wurden dann auch ganze Häuserfassaden, städtische Bauwerke und auch Privathäuser mit Azulejos verkleidet.

Komplett mit Azulejos verkleidete Hausfassaden in Porto © Marina Daldegan
Komplett mit Azulejos verkleidete Hausfassaden in Porto © Marina Daldegan
Kacheln mit grafischen Ornamenten in blau, grau und violett
Moderne Azulejos von João Abel Manta 1972 © Siegbert Mattheis
Blau-weiße Azulejos mit verschiedenen Rautenmustern
Azulejos von Ivan Chermayeff 1998 © Siegbert Mattheis

Woher kommt der Name Azulejo?

Das Wort Azulejo hat seinen Ursprung im arabischen azzelij (oder al zuleycha, al zuléija, al zulaiju, al zulaco), was „kleiner, geschliffener Stein“ bedeutet und zur Bezeichnung des byzantinischen Mosaiks im Nahen Osten verwendet wurde. Es ist jedoch üblich, den Begriff mit dem Wort Blau (persischer Begriff لاژورد: lazhward, lapis-lazúli) in Verbindung zu bringen, da ein Großteil der portugiesischen Fliesenproduktion durch die mehrheitliche Verwendung dieser Farbe gekennzeichnet ist. Der eigentliche Ursprung des Wortes ist jedoch arabisch.

Azulejo-Kacheln an Balustrade, Blick auf den Tejo
Azulejo-Kacheln beim Miradouro de Santa Luzia in Lissabon © Marina Daldegan

Handgemachte Azulejo-Fliesen in Lissabon

Und noch ein Tipp: Wenn ihr in Lissabon sein solltet, besucht das Geschäft XVIII Azulejo e Faianca, direkt am wunderschönen Aussichtspunkt Miradouro Santa Luzia gelegen. 2018 haben ein kunstbegeisterter Rechtsanwalt, Rodrigo Almeida Dias, und ein erfahrener Keramiker, Alberto Bruno, die Kunst der handgefertigten, handbemalten Azulejos aus dem 18. Jahrhundert (dem goldenen Zeitalter der Fliesen in Portugal, daher der Name des Ladens) wieder aufleben lassen. Dort könnt ihr euch eure eigenen Motive bestellen und nach Hause liefern lassen. Oder natürlich wunderschöne Stücke auch im Onlineshop kaufen.

Wenn ihr mehr über diese portugiesischen Fliesen erfahren wollt, empfehlen wir euch einen Besuch im Museu Nacional do Azulejo in Lissabon.

Einige blau-weiße Azulejo-Fliesen zeigen ein unvollständiges architektonisches Motiv
Im XVIII werden Azulejo-Fliesen nach traditioneller Art hergestellt und bemalt © Siegbert Mattheis
Mann mit einer blau-weißen Azulejo-Fliese in der Hand
Alberto Bruno von XVIII erklärt euch gerne, woran man handgemachte Azulejos erkennt © Siegbert Mattheis

Wozu kann man Azulejo-Fliesen verwenden?

Nun, vermutlich wollt ihr nicht unbedingt die Fassade eures Hauses komplett damit bedecken. Azulejos eignen sich jedoch sehr gut entweder als Treppenabsatzverkleidung oder als einzelnes Dekoelement wie z.B. als Hausnummernschild. Auch im Badezimmer sind sie als Wandverkleidung ein ganz besonderer Hingucker. Aber vor allem als Spritzschutz in der Küche mit unterschiedlichen ornamentalen Motiven, z.B. als Kontrast zu einfarbigen Flächen, ergeben die Fliesen ein reizvolles Bild und zaubern ein mediterranes Flair.

Siegbert Mattheis

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