Azulejos sind der neue Trend im Küchendesign. Woher diese Fliesen stammen, wie sie hergestellt werden, wie man sie verwendet und wo man sie kaufen kann.
Azulejos oder Azulejo-Fliesen sind eines der bekanntesten Produkte aus Portugal. Sie schmücken Wände oder verzieren großflächig das Innere von Kirchen, Klöstern und Palästen oder bedecken ganze Häuserfassaden. Und in Ihrer Küche können Sie mit Azuleijo-Kacheln ein wunderschönes mediterran-portugiesisches Flair zaubern.

Was sind Azulejos?
Azulejos sind quadratische, meist blaue Fliesen oder Kacheln. Ursprünglich hatte die Kachel keine Standardgröße, aber in Portugal hat sie seit dem 16. Jahrhundert ein leicht variables Quadratmaß zwischen 13,5 und 14,5 cm. Azulejos (ausgeprochen etwa Asuleschusch) finden Sie überall in Portugal, entweder einzeln oder als Kombination zu ornamentalen Mosaiken oder herrlichen Gemälden. Diese können Alltagsgeschichten, Fabeln oder Liebesgeschichten erzählen. Alle Arten von Blumen, Meeres- und Schiffsmotiven, historische Schlachtengemälde und ganze Landschaften finden sich auf den großformatigeren Bildwänden wider. Aber die Kacheln sind nicht nur Dekorationselement, sondern dienen auch als natürliche Klimaanlage und Schutz vor den salzhaltigen Winden vom Meer.

Wie werden Azulejos hergestellt?
Die graue Keramikmasse wird zwischen zwei etwa 0,5 cm hohen Kanthölzern ausgerollt, anschließend werden quadratische Formen herausgeschnitten. Die Oberseite erhält zusätzlich eine Emaille-Beschichtung. Die Rohlinge werden etwa 18 Stunden lang bei 1.100 Grad im Ofen gebrannt und haben dann durch die Beschichtung eine weiße, glänzende Oberfläche. Diese wird im traditionellen Verfahren per Hand mit den sog. vier Scharffeuerfarben Kupfergrün, Antimongelb, Kobaltblau und Manganviolett (-braun) bemalt. Dabei müssen die Designer die Farben im Kopf haben, denn im ungebrannten Zustand sind sie alle Farben etwa graublau. Erst nach einem erneuten Brennvorgang wiederum bei 1.100 Grad erstrahlen die Azulejos in ihren leuchtenden Farbtönen.
Es gibt auch seltene Beispiele von „Glanz-“ oder Kronleuchterfliesen, bei denen die endgültige metallische Reflexion durch Aufbringen einer Silber- und Bronzelegierung auf die Glasur erreicht wird. Diese Azulejos werden dann ein drittes Mal bei niedriger Temperatur gebrannt.

Woran erkennt man echte Azulejos?
Echte, antike Azulejos erkennt man daran, dass sie drei kleine Punkte bzw. Abplatzungen der Glasur aufweisen. Denn für den zweiten Brand wurden die Platten damals horizontal in den Ofen gelegt und auf kleine dreibeinige Keramikstative, sog. Trempe, gestellt. Diese Stücke hinterließen drei winzige Spuren auf der Rückseite des Endprodukts, die heutzutage für die Bewertung der Authentizität und des Alters bzw. der Originalität wichtig sind.

Woher stammen Azulejo-Kacheln?
Die Technik der Keramikherstellung stammt ursprünglich aus Mesopotamien und Persien. Dort wurde Keramikgeschirr bereits um 500 v. Chr. hergestellt. Über Persien gelangte das Wissen in die islamischen Regionen Nordafrikas und mit der Eroberung der iberischen Halbinsel durch die Araber um 800 n. Chr. ins heutige Spanien und Portugal.
Sechs Jahre nach der sog. Reconquista, der Rückeroberung der maurisch beherrschten iberischen Halbinsel durch die katholischen Könige, nachdem am 2. Januar 1492 auch die letzte Stellung in Granada fiel, reiste der König von Portugal, Dom Manuel I. nach Spanien. Er besuchte die ehemals maurischen Paläste in Zaragoza, Toledo und Sevilla und war begeistert von den Tausenden von Kacheln und Fliesen, die die Innenräume mit ihren ornamentalen Strukturen verzierten. Das wollte er auch in seinen Palästen haben und so tauchte die andalusische Keramik Anfang 1500 zum ersten Mal in Portugal auf. Der Nationalpalast von Sintra, der als Residenz des Königs diente, ist eines der besten und originellsten Beispiele für diese ersten Fliesen. Die wurden noch 1503 aus Werkstätten in Sevilla importiert, erst danach begann man in Portugal, eigene Produktionsstätten hochzuziehen.
Die Werkstätten der andalusischen Keramik hatten bis dahin andere Regionen, wie z.B. über Mallorca (daher der name Majolika) und darüber vor allem das prosperierende italienische Florenz beliefert (siehe Fayence).

Durch die vorherrschende Stellung der portugiesischen Seefahrernation im 16. und 17. Jh. gelangten Azulejos auch in Teile des damaligen Kolonialreiches, nach Brasilien, Indien und Afrika. (siehe auch was ist Mediterran?)
Da die Herstellung und die kunstvolle Bemalung sehr aufwändig war, konnten sich zunächst nur die Kirche, der Adel und wohlhabende Kaufleute diese teuren Kacheln leisten. Erst mit der aufkommenden Industrialisierung im 19. Jh. und dem Siebdruckverfahren konnten Azulejos günstiger und teilweise in Massenproduktion hergestellt werden. So wurden dann auch ganze Häuserfassaden, städtische Bauwerke und auch Privathäuser mit Azulejos verkleidet.

Woher kommt der Name Azulejo?
Das Wort Azulejo hat seinen Ursprung im arabischen azzelij (oder al zuleycha, al zuléija, al zulaiju, al zulaco), was „kleiner, geschliffener Stein“ bedeutet und zur Bezeichnung des byzantinischen Mosaiks im Nahen Osten verwendet wurde. Es ist jedoch üblich, den Begriff mit dem Wort Blau (persischer Begriff لاژورد: lazhward, lapis-lazúli) in Verbindung zu bringen, da ein Großteil der portugiesischen Fliesenproduktion durch die mehrheitliche Verwendung dieser Farbe gekennzeichnet ist. Der eigentliche Ursprung des Wortes ist jedoch arabisch.

Wozu kann man Azulejo-Fliesen verwenden?
Nun, vermutlich möchten Sie nicht unbedingt die Fassade Ihres Hauses komplett damit bedecken. Azulejos eignen sich jedoch sehr gut entweder als Treppenabsatzverkleidung, als einzelnes Dekoelement oder z.B. als Hausnummernschild. Auch im Badezimmer sind sie als Wandverkleidung ein ganz besonderer Hingucker. Aber vor allem als Spritzschutz in der Küche mit unterschiedlichen ornamentalen Motiven, z.B. als Kontrast zu einfarbigen Flächen, ergeben die Fliesen ein reizvolles Bild und zaubern eine mediterranes Flair.
Siegbert Mattheis

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