Andalusische Keramik und Mosaiken

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Andalusische Keramik mit ihren Fliesen und Fayencemosaiken fällt durch die vielen unterschiedlichen geometrischen Muster auf, durch Sterne, Rauten und die vielen anderen Rechtecke. Die vorherrschenden Farben sind blau, weiß und grün oder monochrome Farbwelten von gold bis rot. Woher kommt das?

Die geometrischen Muster der andalusischen Keramik haben ihren Ursprung in der islamischen Herrschaft über al-Andalus vom 711 bis 1492. Denn während langer Perioden war al-Andalus das Zentrum der Wissenschaft in Europa und darüber hinaus. Vor allem zur Zeit des Kalifen von Córdoba war es ein führendes kulturelles und wissenschaftliches Zentrum. Hier lebten Muslime, Christen und Juden relativ friedliche nebeneinander. Córdoba war mit etwa einer halben Million Einwohnern damals die größte und wohlhabendste Stadt Europas, sogar noch vor Konstantinopel (heute Istanbul)

Andalusische Mosaik Keramik © Claudia Mattheis
Andalusische Mosaik Keramik mit den typischen geometrischen Mustern © Claudia Mattheis

Andalusische Keramik und Mathematik

Die Araber erzielten große Fortschritte in der Mathematik, begründeten die Algebra und den Algorithmus und waren begeisterte Anhänger der Geometrie. Sie belebten die nach dem Untergang des römischen Reiches vernachlässigte Wissenschaft wieder neu. Nach dem Zerfall des Reiches und der spanischen Reconquista fanden die arabischen Zahlen übrigens Einzug in die westlichen Sprachen.

In der islamischen Architektur und im Kunsthandwerk wurden geometrische Muster in allen Bereichen und in filigraner Ausführung verwendet, u.a. wegen der strengen Auslegung des islamischen Verbots der Darstellung von Menschen, Tieren oder gar von Allah. So hat sich die Islamische Kunst besonders auf dekorative Schriften, Kalligraphie und auf Ornamente konzentriert. Beeindruckende Zeugnisse der maurischen Architektur und arabischen Baukunst finden sich noch heute in der Mezquita von Córdoba oder der Alhambra in Granada.

Dabei spielten die ab dem 12. Jahrhundert bekannten Girih-Kacheln (bei Wikipedia ansehen) und Formen eine große Rolle. Durch die aus 5 Grundformen bestehenden Vielecke konnten weitgehend beliebig aneinanderreihbare Muster entstehen, da die Winkel zueinander harmonisch passen. So entstanden vor allem in der Alhambra unter der Nasridenherrschaft des Emirats von Granada ab Mitte des 13. Jhdt. faszinierende Fliesenmosaike in unterschiedlichsten Mustern.

Girih-Kacheln: Durch ausgeklügelte mathematische Formen und Winkel konnten mit den Kacheln unendliche Muster entstehen © Siegbert Mattheis
Girih-Kacheln: Durch ausgeklügelte mathematische Formen und Winkel konnten mit den Kacheln unendliche Muster entstehen © Siegbert Mattheis
Detail aus einem Fayencemosaik in der Alhambra, Granada © Siegbert Mattheis
Detail aus einem Fayencemosaik in der Alhambra, Granada © Siegbert Mattheis
Mosaik-Fliesen im Bahia-Palast in Marrakech
Mosaik-Fliesen im Bahia-Palast in Marrakech in den typischen Farbtönen © Siegbert Mattheis

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Andalusische Fliesen © Claudia Mattheis
Andalusische Keramik-Fliesen © Claudia Mattheis
Andalusische Keramik auf Boden und an der Wand © Claudia Mattheis
Maurische, andalusische Keramik auf Boden und an der Wand © Claudia Mattheis
Die typischen Farben der maurischen Keramik
Die typischen Farben der maurischen Keramik © Siegbert Mattheis

Die eingeschränkte Farbwelt in der andalusischen Keramik rot, grün, blau und ocker bis braun resultiert daraus, dass nur diese Farben die hohen Temperaturen beim Brennvorgang aushielten. Man spricht dabei von den sog. vier Scharffeuerfarben Kupfergrün, Antimongelb, Kobaltblau und Manganviolett (-braun).

Diese Muster und Formen leben noch heute in der andalusischen Keramik weiter, obwohl inzwischen auch florale Muster und Bildnisse Einzug gehalten haben.

Das islamische Spanien exportierte im 14. und 15. Jhdt. diese Keramiken über Mallorca auch ins damals prosperierende Italien, wo sie Majolika genannt wurden, nach ihrem Herkunftsort Mallorca. In Faenza bildete sich eine besondere Form der glasierten Keramik heraus, die wiederum nach Frankreich exportiert wurden und dort nach ihrem Herkunftsort Fayence genannt wurde.

Siegbert Mattheis

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