Mediterrane Dachziegeln, Mönch und Nonne, Tegula und Imbrex

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Den Charme mediterraner Häuser und ganzer Dörfer machen auch die mit Ziegeln aus unterschiedlichen Tonmaterialien gedeckten Dächer aus. Entweder in Mönch-Nonne Optik oder in Tegula-Imbrex Deckung. Neben den natürlichen mediterranen Farben der Außenwände bilden sie einen homogenen Anblick, der unser ästhetisches Empfinden maßgeblich geprägt hat.

Häuser am Meer mit mediterranen Tondachziegeln
Charakteristisch für mediterrane Tondachziegel sind die unterschiedlichen Färbungen © Siegbert Mattheis

Hier beantworten wir die wichtigsten Fragen zu mediterranen Dachziegel, erläutern die Vor- und Nachteile, geben Links zu Herstellern und zeigen auf, wie man sie auch mit Sonnenenergie ästhetisch kombinieren und nachhaltig nutzen kann.

Warum mediterrane Dachziegel?

Der Reiz eines Daches mit typischen mediterranen Dachziegeln liegt neben der geschichtlichen Herkunft auch im natürlichen Werkstoff Ton und der unregelmäßigen Farbgebung durch leicht unterschiedliche Tonmaterialien. Im Gegensatz zu industriell monochrom hergestellten Dachziegeln lebt ein solches mediterranes Dach durch die einzigartigen Farben eines jeden Ziegels. Gleichzeitig sind die Ziegel robust, langlebig und extrem wetterfest.

Einfaches Vordach mit unvermörtelten Mönch-Nonne-Ziegeln (Südfrankreich) © Siegbert Mattheis
Einfaches Vordach mit unvermörtelten Mönch-Nonne-Ziegeln (Südfrankreich) © Siegbert Mattheis

Was sind Tegula und Imbrex?

Diese Kombination stammt aus der griechischen und römischen Antike und ist bis heute die Grundlage für eine funktionale und ästhetische Dachdeckung.

  • Tegula (unten): flache Ziegel mit seitlichen Leisten, die dicht an dicht liegen.
  • Imbrex (oben): halbrunde Deckziegel, die die Fugen überdecken und Wasser zuverlässig ableiten.

Was bedeuten Tegula und Imbrex?

Die Namen stammen aus dem Lateinischen: tegula = Dachziegel, Ziegel oder Fliese und imbrex = von lat. imbricus = regnerisch, regenbringend

Antike Tegula / Imbrex-Ziegeln im Museum in Cassis, Südfrankreich © Siegbert Mattheis
Antike Tegula / Imbrex-Ziegeln im Museum in Cassis, Südfrankreich © Siegbert Mattheis
Römische Dachziegel, Tegula (Ziegel) und Imbrex (Leiste), hier im Deutschen Museum in München © Foto: Siegbert Mattheis
Römische Dachziegel, Tegula (Ziegel) und Imbrex (Leiste), hier im Deutschen Museum in München © Foto: Siegbert Mattheis
Gut erhaltener Römischer Tempel
Der originalgetreu restaurierte römische Tempel Maison Carrée in Nîmes mit Tegula und Imbrex-Ziegeln © Siegbert Mattheis
Maison Carrée in Nîmes mit Tegula und Imbrex-Ziegeln im Detail © Siegbert Mattheis
Maison Carrée in Nîmes mit Tegula und Imbrex-Ziegeln im Detail © Siegbert Mattheis

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Was sind Mönch und Nonne Dachziegel?

Das ist der mediterrane Klassiker, den ihr überall im Süden findet. Diese Dachdeckung, auch Klosterziegel genannt, ist typisch für Dorfhäuser, Höfe oder historische Gebäude.

  • Nonne (unten): konkav, bildet die Wasserführung.
  • Mönch (oben): konvex, deckt die Fugen zwischen den unteren Ziegeln ab.
Mönch/Nonne-Deckung mit 3 Lagen Mönchsziegeln für den Dachvorsprung in Spanien © Siegbert Mattheis
Mönch/Nonne-Deckung mit 3 Lagen Mönchsziegeln für den Dachvorsprung in Spanien © Siegbert Mattheis
Untere Ansicht mediterraner Mönch / Nonne-Ziegeln in einem Herrenhaus auf Mallorca © Siegbert Mattheis
Untere Ansicht mediterraner Mönch / Nonne-Ziegeln in einem Herrenhaus auf Mallorca © Siegbert Mattheis
In Spanien wie auch in Südfrankreich wurden die Dachvorsprünge oft in mehreren Lagen von Mönchsziegeln gestaltet © Siegbert Mattheis
In Spanien wie auch in Südfrankreich wurden die Dachvorsprünge oft in mehreren Lagen von Mönchsziegeln gestaltet © Siegbert Mattheis
Holzstreben und flache Ziegel als Unterbau (Südfrankreich) © Siegbert Mattheis
Holzstreben und flache Ziegel als Unterbau (Südfrankreich) © Siegbert Mattheis

Worin unterscheiden sich Tegula/Imbrex und Mönch/Nonne?

Tegula (flacher Ziegel mit Leisten) und Imbrex (halbrunder Deckziegel) stammen aus der Antike und werden im Verbund verlegt.

Mönch/Nonne besteht aus zwei halbrunden Hohlziegeln: unten die Nonne (konkav), oben der Mönch (konvex). Beide Systeme leiten Regen zuverlässig ab und prägen die mediterrane Optik.

Vorwiegend Tegula und Imbrex-Ziegel, zwischendurch auch Mönch und Nonne-Deckung in Volterra, Toskana © Siegbert Mattheis
Vorwiegend Tegula und Imbrex-Ziegel, zwischendurch auch Mönch und Nonne-Deckung in Volterra, Toskana © Siegbert Mattheis

Gibt es Solardachziegel in Mönch-Nonne-Formen?

Ja! Auf unseren Recherchen sind wir auf das kleine italienische Familienunternehmen Dyaqua gestoßen. Sie stellen Photovoltaik-Dachziegel im Terracotta-Look her. Seit 2022 beliefern sie inzwischen nicht nur die Ausgrabungen in Pompeji, sondern auch die historische Stadt Évora in Portugal und viele weitere Projekte in Europa. Dort, wo es darum geht, nachhaltige Energieversorgung mit Ästhetik zu verbinden.

Nahaufnahme von Reihen von Terrakotta-Dachziegeln mit einer Steinmauer und einem Metallgerüst im Hintergrund.
Solarziegel von Dyaqua in Pompeji © Dyaqua
Rote Ziegeldächer und ein steinerner Kirchturm unter einem blauen Wolkenhimmel, mit Blick auf eine ferne Landschaft.
Évora, Portugal © Siegbert Mattheis

Wie ist die Leistung von Solarziegeln im Vergleich zu Standard-PV-Modulen?

Pro Quadratmeter ist die elektrische Ausbeute meist etwas geringer als bei aufgeständerten Standardmodulen, da die aktive Fläche kleiner ist. Dafür punkten Solarziegel mit quasi unsichtbarer Optik und integrierter Lösung, etwa bei Denkmalschutz.

Welche Vorteile bieten mediterrane Solarziegel?

Unauffällige Optik, Integration in die Dachhaut, modulare Erweiterbarkeit und die Verbindung aus traditioneller Architektur und erneuerbarer Energie. Sie eignen sich hervorragend bei strengen Gestaltungs- oder Denkmalschutzauflagen.

Welche Nachteile haben Solarziegel?

Höhere Kosten je kWp und meist geringere Leistung pro Fläche im Vergleich zu Standard-PV. Zudem sind Planung und Installation spezieller und erfordern erfahrene Fachbetriebe.

Was ist bei Unterkonstruktion und Montage zu beachten?

Benötigt werden eine passende Lattung, Windsogsicherung und je nach Region ein regensicheres Unterdach. Für Solarziegel sind elektrische/thermische Anschlüsse sowie Durchdringungsdetails fachgerecht zu planen.

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Häufige Fragen zu mediterranen Dachziegeln

Eignen sich mediterrane Dachziegel auch für Dächer in Deutschland?

Ja. Voraussetzung sind eine ausreichende Dachneigung, eine fachgerechte Lattung/Unterkonstruktion sowie je nach Region ein regensicheres Unterdach. Örtliche Bauvorschriften sollten vorab geprüft werden.

Welche Dachneigung wird für Mönch-und-Nonne-Deckungen empfohlen?

Je nach Ziegelprofil und Hersteller werden in der Regel Dachneigungen ab etwa 22–30° empfohlen. Exakte Werte stehen in den Herstellerangaben und regionalen Fachregeln.

Griechische und auch römische Tempel und andere Gebäude wurden mit einer Dachneigung von etwa 22 Grad gebaut, was für die klimatischen Bedingungen und den Regenabfluss im mediterranen Raum völlig ausreichend war. In nördlicheren Gebieten mit der Gefahr von Schneelast sind Dachneigungen bis zu 45 Grad üblich.

Aus welchen Materialien bestehen mediterrane Dachziegel?

Traditionell aus gebranntem Ton. Die natürliche Brennfarbe sorgt für Terracotta-Töne und lebendige Nuancen. Es gibt auch Beton- oder Verbundlösungen, klassisch ist jedoch Ton.

Wie langlebig sind mediterrane Tonziegel?

Bei fachgerechter Verlegung und Wartung können Tonziegel 50–100 Jahre oder länger halten. Witterungsschutz, Unterdach und regelmäßige Kontrolle erhöhen die Lebensdauer.

Sind mediterrane Ziegel frost- und wetterbeständig??

Qualitativ hochwertige Tonziegel sind frostbeständig und witterungsresistent. Entscheidend sind Materialqualität, richtiger Einbau, ausreichende Dachneigung und eine passende Entwässerung.

Wie pflegt und reinigt man mediterrane Dächer?

Regelmäßig Sichtkontrollen, Reinigung von Laub und Moos im Entwässerungsbereich sowie Austausch beschädigter Ziegel. Aggressive Hochdruckreinigung sollte vermieden werden, um die Oberfläche zu schützen.

Geschichte der mediterranen Dachziegel

Dachziegel sind eine griechische Erfindung. Schon ab Mitte des 7. Jahrhunderts v. Chr. sind sie in Griechenland nachweisbar.

Ursprünglich war die Tegula ein einfacher, rechteckiger flacher Ziegel, der aufs Dach gelegt wurde. Die Spalten dazwischen wurden mit Lehm und Stroh abgedichtet, was aber nicht immer das Regenwasser zuverlässig abhielt.

Fliesen aus Marmor wurden erstmals um das Jahr 620 v. Chr. verwendet. Neben der überlegenen Schönheit und Haltbarkeit des Materials konnten diese Fliesen aus einem viel größeren Format als die aus Ton hergestellt werden. So kamen sie beim Bau der größten Tempel zum Einsatz.

Dabei wurde der Ziegel schon wenig später mit hochgezogenen schmalen Rändern an den Längsseiten produziert. Anfangs wurde die Stoßfuge mit einem spitzen Ziegel überdeckt, wie wie beim Aphaia-Tempel auf Ägina 480 oder beim beim Parthenon auf der Akropolis 432 v. Chr.

Diese spitzen Ziegel wurden später durch halbrunde ersetzt.

Zerbrochene Marmorsteine und Ruinen liegen am Fuße der antiken griechischen Säulen unter einem teilweise bewölkten Himmel.
Unten sieht man die Dachziegel des Parthenon mit spitzen Abdeckungen © Wikipedia en
Ein Modell eines antiken griechischen Tempels mit Säulen und einem detaillierten Dach, im Freien unter blauem Himmel.
Aphaiatempel auf Aegina (Montage des Modells in der Münchner Glyptothek mit Foto der realen Umgebung, im Hintergrund Piräus) © Siegbert Mattheis
Nahaufnahme eines detaillierten Dachmodells mit Reihen von braunen Ziegeln und dekorativen Elementen entlang des Firstes.
Beim Rekonstruktions-Modell des Aphaiatempels, der etwa 50 Jahre vor dem Parthenon entstand, sieht man gut die spitzen Abdeckungen © Siegbert Mattheis

Warum haben sich Mönch-Nonne-Ziegeln durchgesetzt?

In der langen Friedensphase des Römischen Reiches unter Kaiser Augustus begann ein gewaltiger Bauboom. Die Größe der Ziegelsteine wurde genormt und auch die Herstellung von Dachziegeln erfuhr eine Vereinfachung und Normung.

Es wurden leicht konische Tonröhren geformt, längs mit einem Faden geteilt und beide Hälften gebrannt. Die eine wurde unten verlegt, die andere kam versetzt darüber.

So entstand aus einer Grundform die simple, in riesigen Stückzahlen und somit kosteneffizienter herstellbare Mönch-Nonne Dachdeckung. Die breitete sich schnell im gesamten Römischen Reich bis in den Norden aus.

Römische Tonbrennerei, hier eine Nachbildung im Deutschen Museum, München © Foto: Siegbert Mattheis
Römische Tonbrennerei, hier eine Nachbildung im Deutschen Museum, München © Foto: Siegbert Mattheis

Woher kommt der Name Mönch und Nonne?

Die Namen selbst entstanden erst wohl im frühen Mittelalter, als es erste (christliche) Mönche und später Nonnen gab.

Wie die Namen für diese Ziegeln entstanden sind, kann man nur spekulieren. Einige meinen, die Form erinnere an Kutten, manche denken aber an etwas ganz anderes 😉 .

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Abschlüsse mediterraner Dachziegel

Die entstandenen Hohlräume und Lücken zu den Dachsparren und dem Mauerwerk am unteren Abschluss der Dachziegel wurden mit Mörtel oder Lehm verschlossen.

Im antiken Griechenland und später auch bei einigen römischen und auch etruskischen Bauten wurden sie zudem mit kunstvollen Akrokerama bestückt. Allerdings findet man sie nur dort und auf einigen Gebäuden der Etrusker.

Antefixum oder Akrokerama in Griechenland © Siegbert Mattheis
Antefixum oder Akrokerama in Griechenland © Siegbert Mattheis

Schlussgedanke

Dächer mit Mönch-Nonne oder Tegula-Imbrex-Dachziegel sind einfach klassisch mediterran.

Als wir vor über 20 Jahren unser mediterranes Haus in der Nähe von Berlin gebaut hatten, war es für uns klar, dass wir für das Dach Mönch-Nonne Ziegeln aus Ton mit typisch unregelmäßiger Farbgebung verwenden wollten. Wir bezogen sie damals aus Spanien, aber inzwischen gibt es auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz renommierte Hersteller.

Siegbert Mattheis

Älterer Mann mit weißem Haar und Bart, trägt ein dunkles Hemd und blickt mit einem leichten Lächeln in die Kamera.

Siegbert Mattheis, Jahrgang 1959, ist seit seinem ersten Italienaufenthalt 1977 vom mediterranen Lebensgefühl begeistert. Seitdem bereist er mehrmals im Jahr die Länder rund um das Mittelmeer. Nach seinen Studien Kommunikationsdesign, Philosophie, Wissenschaftstheorie und Kunstgeschichte gründete er eine Werbeagentur, die er seit 1998 gemeinsam mit seiner Frau Claudia Mattheis führt. 2002 bauten beide gemeinsam AmbienteMediterran.de auf, das inzwischen größte Lifestyle-Magazin rund um die mediterrane Kultur. Darüber hinaus ist er Fachjournalist und Fotograf, begeisterter Hobbykoch und Liebhaber stilvoller Einrichtung. Gründliche Recherche und Liebe zum Detail gehören zu seinen Leidenschaften. Mit seiner Frau lebt er in Berlin Prenzlauer Berg.

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