Mönch und Nonne und die (unter diesem Namen weniger bekannten) Tegula und Imbrex–Ziegel sind die klassischen mediterranen Dachziegel und werden beinahe ausschließlich in allen Gegenden rund ums Mittelmeer verwendet. Hier finden Sie die Hintergründe und Links zum Shop.
Der Reiz eines Daches mit typischen mediterranen Dachziegeln liegt neben der geschichtlichen Herkunft auch im natürlichen Werkstoff Ton und der unregelmäßigen Farbgebung durch leicht unterschiedliche Tonmaterialien. Im Gegensatz zu industriell monochrom hergestellten Dachziegeln lebt ein solches mediterranes Dach durch die einzigartigen Farben eines jeden Ziegels. Seit einigen Jahren gehen industrielle Hersteller dem Trend nach, indem sie die eintönigen Ziegel mit antiker Patina und unregelmäßigen Farbgebungen versehen.
Mönch-Nonne-Dachziegel
Mönch-Nonne-Dachziegel weisen die Form einer leicht konisch verjüngten Röhre auf, die in ihrer Länge halbiert wurde. Mit der Rundung nach unten (Nonne) wurde die erste Lage mit etwas Abstand zueinander auf hölzernen Dachsparren verlegt. Über die Ränder und die entstandenen Zwischenräume wurden anschließend die anderen Hälften, diesmal mit der Rundung nach oben (Mönch) gelegt und mit etwas Mörtel befestigt. Wie die Namen Mönch und Nonne für diese Ziegeln entstanden sind, kann man nur spekulieren. Jedenfalls konnten sie erst gegen Ende des römischen Reiches entstanden sein, als es erste (christliche) Mönche und später Nonnen gab.
Tegula und Imbrex-Dachziegel
Tegula und Imbrex (die Namen stammen aus dem Lateinischen: imbrex (Plural imbrices) von lat. imbricus = regnerisch und tegula (Plural tegulae) = (Dach-)Ziegel)
Die Tegula war ursprünglich ein einfacher, rechteckiger flacher Ziegel, wenig später wurde er jedoch schon mit hochgezogenen schmalen Rändern an den Längsseiten produziert. Die tegulae wurden aneinandergelegt und die Stoßfuge anfangs mit einem spitzen (wie auf dem Parthenon), später halbrunden konisch zulaufenden Ziegel überdeckt. Dachdeckungen mit Tegula und Imbrex waren in den römischen Provinzen weit verbreitet, man fand sie bei Ausgrabungen in Städten, Militärlagern und Villen. Tegulae tragen gelegentlich Herstellerstempel oder Abdrücke von Tierpfoten.
Abschlüsse mediterraner Dachziegel
Die entstandenen Hohlräume und Lücken zu den Dachsparren und dem Mauerwerk am unteren Abschluss der Dachziegel wurden mit Mörtel oder Lehm verschlossen. Im antiken Griechenland und später auch bei einigen römischen und auch etruskischen Bauten wurden sie zudem mit kunstvollen Akrokerama bestückt. Allerdings findet man sie nur dort und auf einigen Gebäuden der Etrusker.
Beide mediterrane Dachziegelarten sind relativ einfach aus Ton herzustellen und bilden eine nahezu perfekte Dachabdeckung. Durch die entstandenen Kanäle konnte das Regenwasser schneller ablaufen und die Moosbildung wurde so verhindert.
Die Ziegelbrennerei war dennoch ein lange andauernder Vorgang über mehrere Monate. Durch eine etwa einheitliche Größe der Mönch-Nonne- bzw. der Tegula- und Imbrex-Dachziegeln machte es für die Ziegelhersteller Sinn, einen großen Vorrat herzustellen, der dann für die unterschiedlichsten Gebäude abgerufen werden konnte.
Die Griechen gelten als Erfinder des Dachziegels
Der Ziegel ist eines der ältesten bekannten Dachdeckmaterialien. Mediterrane Dachziegel aus Marmor wurden von den Griechen erstmals um das Jahr 620 v. Chr. verwendet. Beim Bau des Parthenon-Tempels auf der Athener Akropolis etwa um 447 v. Chr. wurden Tegula und Imbrex-Dachziegel aus Marmor verwendet.
Dachneigung mediterraner Dächer
Griechische und auch römische Tempel und andere Gebäude wurden mit einer Dachneigung von etwa 20 Grad gebaut, was für die klimatischen Bedingungen und den Regenabfluss im mediterranen Raum völlig ausreichend war. In nördlicheren Gebieten mit der Gefahr von Schneelast waren Dachneigungen bis zu 45 Grad und mehr notwendig.
Siegbert Mattheis