Es ist erstaunlich, dass die ersten römischen Wasserhähne und Badarmaturen beinahe genauso aussahen wie unsere heutigen. Und Klosetts mit Wasserspülung gab es bereits vor über 3.700 Jahren. Warum dauerte es bis ins 19. Jhdt., dass wieder fließendes Wasser in unsere Haushalte kam?
Wasserleitungen gab es bereits vor über 3.700 Jahren
In Knossos auf der griechischen Insel Kreta fand man bei Ausgrabungen bereits Wohnräume aus der Minoer Zeit mit Warmwasserheizung, Badezimmer mit Sitzbadewannen und Klosetts mit Wasserspülung aus der Zeit um 1.700 v. Chr. Das Wasser wurde aufwändig durch sorgfältig verlegte, konisch geformte Röhren aus Terrakotta von den nahen Quellen herangeführt. Das waren die ersten, uns bekannten Wasserleitungen. Auch aus der Zeit des ägyptischen Pharaos Ramses II., ca. 1300 v. Chr. sind Bauwerke zur Wasserleitung überliefert.
Die Römer kultivierten die Wasserversorgung mit aufwändigen Aquädukten, um frisches Quellwasser zu den Städten zu führen. Die erste römische Leitung war die Aqua Appia, die 312 v. Chr. in Rom gebaut und von Quellen gespeist wurde. Der Kanal war über 16 Kilometer lang und verlief fast vollständig unterirdisch.
Eines der erstaunlichsten, heute noch zu großen Teilen erhaltenen Bauwerke ist der etwa 400 Jahre später entstandene Aquädukt Pont du Gard, über den Wasser von den Quellen in Uzés bis ins 50 km entfernte Nemausus (Nîmes) geleitet wurde. Dort wurde es in einem großen Wasserreservoir, dem Castellum gespeichert und über 10 Ausgänge mit Bleirohren in die verschiedenen Stadtteile zu öffentlichen Brunnen oder in private Villen geleitet.
Reiche Einwohner des römischen Reiches besaßen nun auch schon eigene Badezimmer mit ersten Absperrhähnen, damals aus Gold oder Silber.
Nach dem Zerfall des römischen Reiches im 4. Jhdt n.Chr. geriet das Wissen um diese Errungenschaften der Zivilisation für viele Jahrhunderte in Europa vollkommen in Vergessenheit.
Jahrhundertelang wurde Wasser nur vom Brunnen geholt
Ganz Europa musste sich wie zu Urzeiten das lebensnotwendige Wasser entweder als Regenwasser in Tonnen sammeln oder es von Brunnen schöpfen. Oder wie in Istanbul aus einem riesigen Wasserspeicher holen. Alternativ lieferten Wasserträger oder Wasserwagen das kostbare Gut gegen entsprechendes Entgelt.
Erst etwa Mitte des 19. Jhdts. gelang es wieder, Wasser in private Haushalte zu liefern. Der Anlass war ein verheerender Brand in Hamburg 1842, der mangels Löschwasser die gesamte Innenstadt zerstörte. Danach gab es in ganz Europa verstärkte Anstrengungen, Wasserleitungen zu installieren. Dies geschah zumeist über Wassertürme, die höher als die zu beliefernden Häuser waren und dadurch den nötigen Druck aufbauen konnten.
Damals entstanden dann auch (wieder) die ersten Wasserhähne und Armaturen. In der Regel bekamen die Haushalte nur einen Anschluss mit frischem Kaltwasser. Warmes Wasser erhielt man nur durch Erhitzen auf der Kochstelle über dem Herd und sog. Wasserschiffe. Wo kein Anschluss vorhanden war, behalf man sich mit kleinen, wieder auffüllbaren Wasserspeichern über dem Waschbecken mit Wasserhahn. Oder man füllte einen Krug mit Wasser, das man in eine Schüssel goss, um sich zu waschen.
Anfang des 20. Jhdts. gab es dann auch schon die ersten Warmwasserleitungen. So konnte man über den einen Hahn warmes, über den anderen kaltes Wasser ins Waschbecken fließen lassen und sich so die gewünschte Temperatur mischen.
Um Verwechslungen zu vermeiden, erhielt jeder Wasserhahn entsprechende Aufschriften für warm und kalt. Später wurde daraus nur ein Wasserhahn mit zwei regelbaren Absperrventilen, die sog. Mischbatterie. Eine großflächige städtische Versorgung mit Warmwasser erfolgte erst Mitte des letzten Jhdts.
Einhebelmischer erst ab 1947
1937 erfand dann der Maschinenbau-Student Alfred M. Moen aus Seattle den ersten Einhebelmischer. Aus Ärger darüber, dass er sich beim Waschen die Hände verbrühte, weil das heiße Wasser schneller als das kalte aus der Leitung sprudelte, entwarf er daraufhin den Einhebelmischer. Anfangs fand er keinen Produzenten, der an der Erfolg glaubte, so kam er erst 1947 auf den Markt.
Siegbert Mattheis