Historische Stromleitungen, Lichtschalter und Fassungen sind ein beinahe unverzichtbarer Bestandteil, wenn Sie Ihr Haus original im Retro- oder mediterranen Stil einrichten möchten. Dabei müssen Sie nicht auf gewohnten Komfort und heutige Standards verzichten.
Nostalgische Lichtschalter und Elektroleitungen mit dem Charme der Belle Èpoque
Einige Hersteller haben sich darauf spezialisiert, historische Elektroinstallationen nach den modernsten Anforderungen, aber mit dem Charme der Belle Époque zu produzieren. Damals eroberte das elektrische Licht die Villen der oberen Gesellschaftsschichten und sehr schnell auch die einfacheren Haushalte.
Vor der Erfindung und Verbreitung von elektrischem Licht und der Entwicklung der verbesserten, serienfähigen Glühlampe (Edison 1880) war die Gasbeleuchtung (die erste öffentliche Gasbeleuchtung gab es 1814 in London) bereits ein wesentlicher Fortschritt gegenüber der Beleuchtung durch Kerzen, Öllampen oder Fackeln.
Innerhalb der Wohnung wurde bei Gasbeleuchtung die Helligkeit durch Drehschalter geregelt. Bei Strom gab es allerdings nur ein An oder Aus. Dennoch gestaltete man früher die Lichtschalter für elektrisches Licht nach Art der Drehschalter für Gas.
Die stromführenden Kupferdrähte brauchten natürlich eine Isolation. Als Material wurde häufig Papier oder Garn verwendet. Bei den sog. Textilkabeln wurden die Leitungen mit einem stabilen Garn umwickelt und in Position gehalten. Zu Beginn der Elektrifizierung wurde auch gewachstes Leinen benutzt.
Um einen besseren Schutz gegenüber anderen elektrischen und magnetischen Störfeldern zu erzeugen, wurden die einzelnen Leitungen zu sog. Twisted Pair Kabeln verdrillt.
Porzellan als Isolatoren
Aus Porzellan wurden Schalter, Steckdosen und Glühbirnenfassungen hergestellt, da das Material als Isolator Schutz gegen Kriechstrom bot.
Als die Elektroindustrie Anfang des 20. Jahrhunderts nach einem kostengünstigeren, in großen Mengen verfügbaren Isolationsmaterial verlangte, entwickelte Leo H. Baekeland 1905 den ersten Kunststoff und nannte ihn Bakelit®. Das schwarz eingefärbte Material erwies sich nicht nur als schlagfest, hitze- und lösemittelbeständig und überaus langlebig, sondern auch als erstaunlich vielseitig. Später wurden auch viele Büro-, Haushalts- und Freizeitartikel aus Bakelit® hergestellt. Am bekanntesten dürfte der alte schwarze Telefonapparat sein, der noch bis in die 1970er Jahre überall verbreitet war. Heute sind sie als Retro-Telefone wieder sehr beliebt.
Die elektrischen Leitungen wurden auf Putz gelegt und mit kleinen Porzellanisolatoren geführt, die man in die Wand schraubte und das Kabel außen in einer Schlaufe herum führte.
In vielen mediterranen Ländern wie z.B. in Italien erhält man solche nostalgischen Lichtschalter, Leitungen, Isolatoren, Schalter und Fassungen oft noch in ganz normalen, kleinen Elektrogeschäften, wie wir zum Beispiel in Catania auf Sizilien bei Gaetano Corpace, Via Giuseppe Garibaldi 56, nicht weit vom Dom entfernt, gesehen haben.
Ein Hersteller solcher historischen Leitungen mit Zubehör sind u.a. Pulsanterie Toscane aus Florenz und Merlotti in der Nähe von Mailand.
Siegbert Mattheis