Kuriose Dachecken-Spitzen aus Terracotta an der Algarve

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Wir hatten sie erstmalig am Gebäude der heutigen Banco de Portugal in Faro entdeckt, direkt am Jardim Manuel Bivar. Solche verzierten, meist spitzen Abschlüsse der Dachziegelecken hatten wir noch in keinem anderen mediterranen Land gesehen.

Dachspitzen an der Banco de Portugal in Faro © Siegbert Mattheis
Auch auf dem Vordach der Bank in Faro © Siegbert Mattheis

Akrokeramo? Antefixum?

Außer in Griechenland, dort heißen sie Akrokeramo, Antefixum oder Acretorio in der Fachsprache der Architekten. Dort dienten sie zum Versiegeln der entstehenden Hohlräume unter den Mönch-Nonne-Dachziegeln beim Dachabschluss. Denn in diese Lücken legten Vögel gerne ihre Eier, was wiederum Schlangen anlockte.

Aber in der Algarve sehen sie etwas anders aus und dienen vermutlich auch einem anderen Zweck oder lediglich als Dekoration. Das konnten wir bisher noch nicht herausfinden.

Neben dem Museu Municipal in Lagos © Siegbert Mattheis

Wie nennt man diese Dachabschluss-Spitzen?

Auch konnte uns noch niemand den exakten Namen nennen für diese ungewöhnlichen Terrakotta-Ecken. Neugierig geworden entdeckten wir sie anschließend auf vielen Hausdächern und sogar als kleine Überdachungen über Fenstern in vielen Orten in der Algarve, wie in Lagos oder Tavira.

Unterschiedliche Ecken am selben Fenster in Lagos © Siegbert Mattheis
© Siegbert Mattheis
Dachgaube in Tavira © Siegbert Mattheis
In Tavira © Siegbert Mattheis

Oder auch in Silves, an der Fassade des sehr empfehlenswerten Restaurants „Café Inglês“. Wir fragten den sympathischen Restaurantmanager Carlos nach dem Namen, er grübelte, aber er fiel ihm nicht ein. Er meinte, wir sollten dort nachfragen, wo er sie selbst gekauft hatte, in einem Laden direkt am Kreisverkehr in Lagoa, an der N-125.

Das Café Inglês in Silves © Siegbert Mattheis
Einfache Variante © Siegbert Mattheis
In Silves © Siegbert Mattheis

Dort jedoch, bei Faleiro’s in Lagoa wusste auch die freundliche Verkäuferin der auf Terrakotta und Skulpturen spezialisierten Firma die genaue Bezeichnung nicht. Sie meinte, sie könnten „pousa pássaro“ oder so ähnlich, also so etwas wie Vogelablage heißen. Das könnte auf den englischen Namen „Bird Stop“ für die griechischen Akrokeramo hinweisen. Aber bei der genauen Bezeichnung war sie sich unsicher. Wir hatten den Namen bei Google eingegeben, auch ein Foto davon in der Bildersuche hochgeladen, aber nichts, kein einziges Bild gefunden.

Dankbar für ihre Bemühungen kauften wir ihr anschließend eines dieser wunderschönen, aber namenlosen Terrakotta-Teile ab.

Terrakotta-Abschluss der Dachecken in Faro © Siegbert Mattheis
Unser Einkauf © Siegbert Mattheis

Tipps GetYourGuide*

Später lasen wir im Algarve-Reiseführer von Jürgen Strohmaier, dass Kunsthistoriker vermuten, dass es wie die typischen pagodenartigen Walmdächer, tesouro genannt, ein kulturelles Mitbringsel der Handelsleute aus Asien sein könnte.

Pagodenartiges Gebäude in Tavira © Siegbert Mattheis

Wenn Sie den Namen und oder den Ursprung dieser Dachecken-Verzierungen wissen sollten, wären wir Ihnen sehr dankbar, wenn Sie uns eine Mail schreiben, und uns und unsere Leser:innen aufklären ;)!

Siegbert Mattheis

Reiseführer Lissabon und Algarve

Diese beiden Reiseführer von Dumont haben uns in der Vorbereitung der Reise und auch vor Ort sehr geholfen. Beide sind angereichert mit vielen Insidertipps und wertvollen Hinweisen von Jürgen Strohmaier, der seit 1994 In Portugal lebt.

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