Entenmuscheln sehen bizarr aus, wenig appetitlich, ein wenig wie kleine Dinosaurierfüße, aber sie schmecken köstlich! Im Ganzen gekocht, sautiert à la bulhão pato oder geschnitten in Salaten gehören Entenmuscheln zu den am meisten geschätzten Krustentieren der Iberischen Halbinsel.
Wie schmecken Entenmuscheln?
Meiner Meinung nach extrem lecker! Nussig, ein wenig wie Garnelen, aber fester, viel saftiger und nicht knorpelig, wie man vielleicht denken würde. Und natürlich nach Meer, nach Jod und frischem Salzwasser. Entenmuscheln sind kalorienarm (sie haben weniger als 100 kcal pro 100 g) gleichzeitig reich an B-Vitaminen, Magnesium, Eisen, Zink und Selen.
Wenn ihr sie beim Fischhändler kauft, achtet darauf, dass sie frisch nach Meer riechen, nicht klebrig sind und natürlich noch leben.
Wie isst man Entenmuscheln?
Im Restaurant bekommt ihr sie als Ganzes auf dem Teller serviert. Normalerweise werden Entenmuscheln ohne Beilage genossen. Einfach eine Muschel von dem Rest Felsen oder Stein abbrechen, den Mantel um den „Fuß“ oder Stiel abdrehen und das Fleisch mit den Zähnen herausziehen. Gerne könnt ihr sie auch in einen Knoblauchdip tunken, wenn ihr wollt, aber pur finde ich sie am besten!
Dazu passt ein leichter Vinho verde oder auch Bier, wie mir Sandra Lorenz von Turismo de Portugal erzählt. Nach der Arbeit ist es für sie, ihre Freunde und Kolleg:innen das größte Vergnügen, an die Strände bei Lissabon zu fahren, Percebes zu essen und dazu ein Glas Bier zu trinken.
Wir haben Percebes das erste Mal im empfehlenswerten Restaurant Marisco na Praça in der Marina von Cascais verkostet. Und danach noch viele weitere Male in ganz Portugal, auf Madeira und an der Algarve ,)
Zubereitung:
- Die Entenmuscheln unter fließendem Wasser gründlich ausspülen. Lasst sie so in Form, wie sie sind
- Den Knoblauch schälen und in feine Scheiben schneiden
- Einen großen Topf mit Wasser zum Kochen bringen und den Knoblauch hinzufügen
- Die Entenmuscheln hineingeben, sodass alle mit Wasser bedeckt sind und einmal aufkochen lassen
- Salz hinzugeben
- Den Herd ausschalten
- Nach etwa 3 Minuten herausnehmen und sofort servieren
Dazu passt Brot und ein kühler Vinho verde (oder ein Bier 😉 )
Was kosten Entenmuscheln?
Entenmuscheln sind nicht billig. Percebes (auch perceves oder percebas auf Spanisch und Portugiesisch) gehören zu den teuersten Meeresfrüchten. In Restaurants in Portugal werden sie zwischen 40 und 60 Euro pro Kilo angeboten. Aber je nach Saison, Ernte und Nachfrage kann ein Kilo Entenmuscheln schon auch einmal 200 Euro kosten. (Im Winter 2022 lag der Preis z.B. im Frischeparadies * bei 100 Euro). Und der Preis hat seinen gutem Grund. Denn das Sammeln der Percebes ist gefährlich, manchmal sogar lebensgefährlich.
Entenmuscheln lieben die Brandung an Felsen
Entenmuscheln zu züchten, gilt als unmöglich. Wer diese Delikatesse ernten will, muss mutig in die Brandung zu den umspülten Felsen. Denn dort, wo die Gischt am wildesten tobt, fühlen sich die percebes am wohlsten. An der Steilküste und den vorgelagerten Klippen im Meer kleben die Krebstiere mit ihren derben, fingerlangen Stielen fest an den verwitterten Felsen. Es sind vorwiegend Männer, aber auch viele Frauen, die diese gefährliche Arbeit leisten. Einige der Sammler, die percebeiros wagen sich bis auf die vorgelagerten Felsen, wo die Brandung heftiger ist und die Hoffnung auf gute Ernte groß. Doch das Meer ist oft unberechenbar, das Wasser kalt, man unterkühlt schnell. Wer die Risiken unterschätzt, zahlt mitunter einen hohen Preis.
Die Ernte ist für die percebeiros lebensgefährlich
„Normalerweise haben wir keine Angst, sondern Respekt vor dem Meer. Aber wenn wir dort draußen auf den Felsen, mitten in der Brandung stehen, haben wir natürlich Angst. Eigentlich hatten wir auch bisher immer viel Glück, bis auf dieses eine Mal, als eine Kollegin verunglückt ist. Eine Welle hat sie erfasst und sie ist ertrunken. An diesem Tag war der Seegang sehr stark und niemand konnte ihr mehr helfen.“ erzählt eine der Entenmuschel-Sammlerinnen.
Als Lohn für die Lebensgefahr lohnen die Aussicht auf eine reiche Ernte und hohe Verkaufspreise bei der Auktion. Im Sommer sind die Preise niedriger als im Winter, denn die Entenmuscheln werden in Spanien und Portugal gerne zur Weihnachtszeit als Festmahlzeit serviert. Die große Nachfrage treibt die dann die Preise in die Höhe und somit auch den Verdienst für die mutigen Frauen und Männer.
Der riskante Beruf der percebeiros ist auch ein Thema in der Literatur, in Filmen und Reportagen. In Galicien, an Spaniens Atlantikküste, gibt es an verschiedenen Orten jedes Jahr ein Percebes-Fest.
Wo gibt es Entenmuscheln?
Die percebes kommen nur am östlichen Atlantik an den Küsten Frankreichs, Spaniens, Portugals und auch in Marokko und um die Kanarischen und Kapverdischen Inseln vor. Auch noch südlich bis Senegal und nördlich vereinzelt sogar an der Küste von England. Und auch im Mittelmeer findet ihr diese Rankenfüßer vereinzelt.
Warum heißen sie Entenmuscheln? Woher kommt der Name?
Tatsächlich haben die Percebes (pollicipes pollicipes) weder etwas mit Muscheln noch mit Enten zu tun, sondern gehören zu der Gattung der Rankenfußkrebse.
Im mittelalterlichen Europa, als man noch keine genauen Kenntnisse über den Vogelzug hatte, glaubte man, dass sich die Weißwangengänse, die Art Branta leucopsis (2021 zum Seevogel des Jahres gekürt), aus diesen Krustentieren entwickelt hätten. Man hatte sie nie in den gemäßigten Regionen Europas nisten gesehen. Die Schnäbel der Gänse ähneln in Form und Farbe tatsächlich ein wenig den Entenmuscheln.
Ein pfiffiger Mönch
Der walisische Adlige und Mönch Giraldus Cambrensis stellte eine gewitzte Theorie in seinem Werk Topographia Hiberniae von 1188 auf: Da diese Gänse aufgrund ihrer Herkunft weder Fleisch waren noch aus Fleisch geboren wurden, konnten sie an Tagen des Fastens und der Enthaltsamkeit gegessen werden, wenn die religiösen Gebote den Verzehr von Fleisch verboten. Er soll sogar behauptet haben, mit eigenen Augen gesehen zu haben, wie die Gänse aus den Muscheln geschlüpft seien.
Aus diesem Glauben heraus entstanden die englischen Bezeichnung „barnacle goose“ (Seepockengans) sowie der wissenschaftliche Name Lepas anatifera (lat. anas = „Ente“). Und daraus wurde im Deutschen dann irgendwie der Name Entenmuschel.
Wie auch immer, ihr solltet Entenmuscheln auf jeden Fall einmal probieren!
Siegbert Mattheis
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Madeira liegt im Trend, immer mehr Kreative und Digital Nomads zieht es auf die zu Portugal gehörende Insel im Atlantik. Denn das Beste an Madeira ist wohl das Wetter. Die meisten Leute, die hier leben, empfinden das Klima hier als das beste Klima der Welt – es regnet nicht zu viel und es ist nie zu heiß.
Das liegt an der einzigartigen Lage im Atlantik mitten im warmen Golfstrom. Selbst im Februar, dem „kältesten“ Monat, sinken die Temperaturen selten unter 14 Grad. Und im August wird es „nur“ 27 Grad warm, obwohl Madeira auf demselben Breitengrad wie Casablanca liegt.
Naturparadies und Blumeninsel
Wir waren aber auch überrascht von der Schönheit der Natur, der Artenvielfalt der Pflanzen, den atemberaubenden Klippen und den malerischen Orten. Und nicht zuletzt von der freundlichen Bevölkerung. Und darüber hinaus von den vielfältigen Sehenswürdigkeiten aus der langen Geschichte der „Insel der Glückseligen“ im Atlantik, wie sie griechische Dichter schon in der Antike beschrieben.
Alleine Funchal, die Hauptstadt der Inselgruppe, bietet eine ganze Reihe von lohnenswerten Sehenswürdigkeiten:
1. Altstadt von Funchal
Die Stadt teilt sich in zwei Stadtteile. Im Osten liegt das ehemalige Fischerviertel, die Zona Velha. Die Gebäude um die älteste Straße Funchals, der Rua de Santa Maria drohten Anfang der 2000er Jahre zu verfallen, da viele Bewohner in modernere Häuser in anderen Vierteln umgezogen waren. 2010 wurde die Altstadt durch ein verheerendes Unwetter mit Schlammlawinen heimgesucht.
Danach wurden die Häuser renoviert und durch die Initiative eines portugiesischen Fotografen und des deutschen Malers Wolfgang Lass wiederbelebt. Das Projekt arte de portas abertas, die Kunst der offenen Türen. Denn er hatte die Idee, die Türen der Gebäude zu bemalen. Und so kehrte wieder Leben in das Viertel ein. Heute ist es mit seinen vielen Restaurants, Bars und kleinen Geschäften das beliebteste Ausgehviertel der Stadt.
Tipp 1: Wenn ihr die geschlossenen Türen fotografieren wollt, solltet ihr vor 10 Uhr da sein, bevor die Läden öffnen und auch die Kreuzfahrttouristen ihre Sightseeingtouren machen.
Tipp 2: Der für uns schönste Ort liegt ganz am Ende des Viertels am Miradouro am Largo do Soccorro, von dem aus ihr einen wunderschönen Blick auf das Meer und die südlichen unbewohnten Inseln habt. Dort findet ihr außerdem das reizende Café Barreirinha, das manche Abende mit cooler Musik veranstaltet.
Tipp 3: Das Restaurant im Restaurante Do Forte in der gelben Fortaleza de São Tiago von 1620. Genuss auf Sterneniveau vom Chefkoch Jorge!
Siegbert Mattheis
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