Entenmuscheln (Percebes), die köstliche Delikatesse in Spanien und Portugal

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Entenmuscheln sehen bizarr aus, wenig appetitlich, ein wenig wie kleine Dinosaurierfüße, aber sie schmecken köstlich! Im Ganzen gekocht, sautiert à la bulhão pato oder geschnitten in Salaten gehören Entenmuscheln zu den am meisten geschätzten Krustentieren der Iberischen Halbinsel.

Entenmuscheln auf grünlichem Teller
Es sieht zwar nicht so aus, aber es ist lecker! © Siegbert Mattheis

Wie schmecken Entenmuscheln?

Meiner Meinung nach extrem lecker! Nussig, ein wenig wie Garnelen, aber fester, viel saftiger und nicht knorpelig, wie man vielleicht denken würde. Und natürlich nach Meer, nach Jod und frischem Salzwasser. Entenmuscheln sind kalorienarm (sie haben weniger als 100 kcal pro 100 g) gleichzeitig reich an B-Vitaminen, Magnesium, Eisen, Zink und Selen.

Wenn ihr sie beim Fischhändler kauft, achtet darauf, dass sie frisch nach Meer riechen, nicht klebrig sind und natürlich noch leben.

eine Entenmuschel mit abgezogenem Mantel
Rechts der bizarr aussehende Muschelkopf, daran der essbare Stiel und davor der Mantel, den man vom Stiel abzieht © Siegbert Mattheis
Zusammengeklebte Entenmuscheln auf Teller
Entenmuscheln nennt man auch Seepocken © Claudia Mattheis

Wie isst man Entenmuscheln?

Im Restaurant bekommt ihr sie als Ganzes auf dem Teller serviert. Normalerweise werden Entenmuscheln ohne Beilage genossen. Einfach eine Muschel von dem Rest Felsen oder Stein abbrechen, den Mantel um den “Fuß” oder Stiel abdrehen und das Fleisch mit den Zähnen herausziehen. Gerne könnt ihr sie auch in einen Knoblauchdip tunken, wenn ihr wollt, aber pur finde ich sie am besten!

Dazu passt ein leichter Vinho verde oder auch Bier, wie mir Sandra Lorenz von Turismo de Portugal erzählt. Nach der Arbeit ist es für sie, ihre Freunde und Kolleg:innen das größte Vergnügen, an die Strände bei Lissabon zu fahren, Percebes zu essen und dazu ein Glas Bier zu trinken.

Wir haben Percebes das erste Mal im empfehlenswerten Restaurant  Marisco na Praça in der Marina von Cascais verkostet. Und danach noch viele weitere Male in ganz Portugal, auf Madeira und an der Algarve ,)

Mann hält einen Strunk Entenmuscheln in den Händen
Trotz des bizarren Aussehens köstlich! © Claudia Mattheis
Zusammengeklebte Entenmuscheln
Typisch ist auch der rote "Schnabel" © Siegbert Mattheis
Restaurant mit Blick auf Yachten
Das Fisch-Restaurant Marisco na Praça am Yachthafen in Cascais © Siegbert Mattheis

Wie bereitet man Entenmuscheln selbst zu? Ganz einfach:

Rezept für Entenmuscheln:

Zutaten für 2 Personen als Vorspeise:

  • 400 g frische Entenmuscheln
  • 2 Zehen Knoblauch
  • etwas Salz
Entenmuscheln unter fließendem Wasser
Die Entenmuscheln gründlich spülen © Siegbert Mattheis
Entenmuscheln in kochendem Wasser
Einmal kurz aufkochen lassen © Siegbert Mattheis

Zubereitung:

  1. Die Entenmuscheln unter fließendem Wasser gründlich ausspülen. Lasst sie so in Form, wie sie sind
  2. Den Knoblauch schälen und in feine Scheiben schneiden
  3. Einen großen Topf mit Wasser zum Kochen bringen und den Knoblauch hinzufügen
  4. Die Entenmuscheln hineingeben, sodass alle mit Wasser bedeckt sind und einmal aufkochen lassen
  5. Salz hinzugeben
  6. Den Herd ausschalten
  7. Nach etwa 3 Minuten herausnehmen und sofort servieren

Dazu passt Brot und ein kühler Vinho verde (oder ein Bier 😉 )

Schale mit Entenmuscheln
Im Supermarkt kostet das Kilo hier knapp 49 Euro © Siegbert Mattheis
Mann isst Entenmuschel
Einfach aus dem Mantel herausdrehen © Claudia Mattheis

Was kosten Entenmuscheln?

Entenmuscheln sind nicht billig. Percebes (auch perceves oder percebas auf Spanisch und Portugiesisch) gehören zu den teuersten Meeresfrüchten. In Restaurants in Portugal werden sie zwischen 40 und 60 Euro pro Kilo angeboten. Aber je nach Saison, Ernte und Nachfrage kann ein Kilo Entenmuscheln schon auch einmal 200 Euro kosten. (Im Winter 2022 lag der Preis z.B. im Frischeparadies * bei 100 Euro). Und der Preis hat seinen gutem Grund. Denn das Sammeln der Percebes ist gefährlich, manchmal sogar lebensgefährlich.

Viele Entenmuscheln übereinander
Percebes in der Auslage des Fischrestaurants Marisco na praça in Cascais © Siegbert Mattheis
Entenmuscheln in einem Teller
Entenmuscheln pur auf Salat © Siegbert Mattheis

Entenmuscheln lieben die Brandung an Felsen

Entenmuscheln zu züchten, gilt als unmöglich. Wer diese Delikatesse ernten will, muss mutig in die Brandung zu den umspülten Felsen. Denn dort, wo die Gischt am wildesten tobt, fühlen sich die percebes am wohlsten. An der Steilküste und den vorgelagerten Klippen im Meer kleben die Krebstiere mit ihren derben, fingerlangen Stielen fest an den verwitterten Felsen. Es sind vorwiegend Männer, aber auch viele Frauen, die diese gefährliche Arbeit leisten. Einige der Sammler, die percebeiros wagen sich bis auf die vorgelagerten Felsen, wo die Brandung heftiger ist und die Hoffnung auf gute Ernte groß. Doch das Meer ist oft unberechenbar, das Wasser kalt, man unterkühlt schnell. Wer die Risiken unterschätzt, zahlt mitunter einen hohen Preis.

Brandung an Felsen am Meer
Je stärker die Brandung, desto besser für Entenmuscheln © Siegbert Mattheis

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Die Ernte ist für die percebeiros lebensgefährlich

“Normalerweise haben wir keine Angst, sondern Respekt vor dem Meer. Aber wenn wir dort draußen auf den Felsen, mitten in der Brandung stehen, haben wir natürlich Angst. Eigentlich hatten wir auch bisher immer viel Glück, bis auf dieses eine Mal, als eine Kollegin verunglückt ist. Eine Welle hat sie erfasst und sie ist ertrunken. An diesem Tag war der Seegang sehr stark und niemand konnte ihr mehr helfen.” erzählt eine der Entenmuschel-Sammlerinnen.

Als Lohn für die Lebensgefahr lohnen die Aussicht auf eine reiche Ernte und hohe Verkaufspreise bei der Auktion. Im Sommer sind die Preise niedriger als im Winter, denn die Entenmuscheln werden in Spanien und Portugal gerne zur Weihnachtszeit als Festmahlzeit serviert. Die große Nachfrage treibt die dann die Preise in die Höhe und somit auch den Verdienst für die mutigen Frauen und Männer.

Der riskante Beruf der percebeiros ist auch ein Thema in der Literatur, in Filmen und Reportagen. In Galicien, an Spaniens Atlantikküste, gibt es an verschiedenen Orten jedes Jahr ein Percebes-Fest.

Entenmuscheln an den Felsen
So kleben die Entenmuscheln an den Felsen © visitportugal

Dokumentation über die percebeiros

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Wo gibt es Entenmuscheln?

Die percebes kommen nur am östlichen Atlantik an den Küsten Frankreichs, Spaniens, Portugals und auch in Marokko und um die Kanarischen und Kapverdischen Inseln vor. Auch noch südlich bis Senegal und nördlich vereinzelt sogar an der Küste von England. Und auch im Mittelmeer findet ihr diese Rankenfüßer vereinzelt.

5 dreieckige mosaikartig geformte grünliche Muschelköpfe wie ei
Bizarre "Dinosaurierfüße" © Siegbert Mattheis

Warum heißen sie Entenmuscheln? Woher kommt der Name?

Tatsächlich haben die Percebes (pollicipes pollicipes) weder etwas mit Muscheln noch mit Enten zu tun, sondern gehören zu der Gattung der Rankenfußkrebse.

Im mittelalterlichen Europa, als man noch keine genauen Kenntnisse über den Vogelzug hatte, glaubte man, dass sich die Weißwangengänse, die Art Branta leucopsis (2021 zum Seevogel des Jahres gekürt), aus diesen Krustentieren entwickelt hätten. Man hatte sie nie in den gemäßigten Regionen Europas nisten gesehen. Die Schnäbel der Gänse ähneln in Form und Farbe tatsächlich ein wenig den Entenmuscheln.

Ein pfiffiger  Mönch

Der walisische Adlige und Mönch Giraldus Cambrensis stellte eine gewitzte Theorie in seinem Werk Topographia Hiberniae von 1188 auf: Da diese Gänse aufgrund ihrer Herkunft weder Fleisch waren noch aus Fleisch geboren wurden, konnten sie an Tagen des Fastens und der Enthaltsamkeit gegessen werden, wenn die religiösen Gebote den Verzehr von Fleisch verboten. Er soll sogar behauptet haben, mit eigenen Augen gesehen zu haben, wie die Gänse aus den Muscheln geschlüpft seien.

Aus diesem Glauben heraus entstanden die englischen Bezeichnung “barnacle goose” (Seepockengans) sowie der wissenschaftliche Name Lepas anatifera (lat. anas = “Ente”). Und daraus wurde im Deutschen dann irgendwie der Name Entenmuschel.

Wie auch immer, ihr solltet Entenmuscheln auf jeden Fall einmal probieren!

Siegbert Mattheis

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Madeira liegt im Trend, immer mehr Kreative und Digital Nomads zieht es auf die zu Portugal gehörende Insel im Atlantik. Denn das Beste an Madeira ist wohl das Wetter. Die meisten Leute, die hier leben, empfinden das Klima hier als das beste Klima der Welt – es regnet nicht zu viel und es ist nie zu heiß.

Das liegt an der einzigartigen Lage im Atlantik mitten im warmen Golfstrom. Selbst im Februar, dem „kältesten“ Monat, sinken die Temperaturen selten unter 14 Grad. Und im August wird es „nur“ 27 Grad warm, obwohl Madeira auf demselben Breitengrad wie Casablanca liegt.

Madeiras Nordküste bei Faial © Siegbert Mattheis

Naturparadies und Blumeninsel

Wir waren aber auch überrascht von der Schönheit der Natur, der Artenvielfalt der Pflanzen, den atemberaubenden Klippen und den malerischen Orten. Und nicht zuletzt von der freundlichen Bevölkerung. Und darüber hinaus von den vielfältigen Sehenswürdigkeiten aus der langen Geschichte der „Insel der Glückseligen“ im Atlantik, wie sie griechische Dichter schon in der Antike beschrieben.

Alleine Funchal, die Hauptstadt der Inselgruppe, bietet eine ganze Reihe von lohnenswerten Sehenswürdigkeiten:

Die Stadt mit Kreuzfahrtschiff im Hafen
Blick auf Funchal © Siegbert Mattheis

1. Altstadt von Funchal

Die Stadt teilt sich in zwei Stadtteile. Im Osten liegt das ehemalige Fischerviertel, die Zona Velha. Die Gebäude um die älteste Straße Funchals, der Rua de Santa Maria drohten Anfang der 2000er Jahre zu verfallen, da viele Bewohner in modernere Häuser in anderen Vierteln umgezogen waren. 2010 wurde die Altstadt durch ein verheerendes Unwetter mit Schlammlawinen heimgesucht.

Weiß gekalkte kleine Kirche
Die Altstadt am Largo do Corpo Santo am Morgen © Siegbert Mattheis

Danach wurden die Häuser renoviert und durch die Initiative eines portugiesischen Fotografen und des deutschen Malers Wolfgang Lass wiederbelebt. Das Projekt arte de portas abertas, die Kunst der offenen Türen. Denn er hatte die Idee, die Türen der Gebäude zu bemalen. Und so kehrte wieder Leben in das Viertel ein. Heute ist es mit seinen vielen Restaurants, Bars und kleinen Geschäften das beliebteste Ausgehviertel der Stadt.

Rua de Santa Maria in der Zona Velha © Siegbert Mattheis
Bild zeigt eine Nixe von hinten auf einer Schaukel
Von Wolfgang Lass bemalte Tür © Siegbert Mattheis
Gemalte Maiskolben
Bemalte Tür in der Altstadt © Siegbert Mattheis
Bemalte Tür eines Hutgeschäfts © Siegbert Mattheis
Café und Straße am Meer
Das bezaubernde Café Barrerinha am Ende der Altstadt © Siegbert Mattheis

Tipp 1: Wenn ihr die geschlossenen Türen fotografieren wollt, solltet ihr vor 10 Uhr da sein, bevor die Läden öffnen und auch die Kreuzfahrttouristen ihre Sightseeingtouren machen.

Tipp 2: Der für uns schönste Ort liegt ganz am Ende des Viertels am Miradouro am Largo do Soccorro, von dem aus ihr einen wunderschönen Blick auf das Meer und die südlichen unbewohnten Inseln habt. Dort findet ihr außerdem das reizende Café Barreirinhadas manche Abende mit cooler Musik veranstaltet.

Tipp 3: Das Restaurant im Restaurante Do Forte in der gelben Fortaleza de São Tiago von 1620. Genuss auf Sterneniveau vom Chefkoch Jorge!

Schwarzer Degenfisch in Panko mit Rote-Bete-Reis im Restaurante do Forte © Siegbert Mattheis
Gelber Turm
Fortaleza de São Tiago © Siegbert Mattheis

Siegbert Mattheis

Reiseführer Madeira

Dieser Reiseführer von Dumont von Susanne Lipps mit knapp 300 Seiten hat uns in der Vorbereitung der Reise und auch vor Ort sehr geholfen.

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