Keramik von Bordallo Pinheiro aus Portugal ist Kult. Dort ist vor allem das Fayence-Geschirr bereits seit über 100 Jahren in nahezu jedem Haushalt zu finden. Am bekanntesten ist die grüne Geschirrserie aus Kohlköpfen und -blättern, das Markenzeichen der Firma.
Aber daneben gibt es zahlreiche weitere Motive und Keramiken, u. a. Schüsseln, Töpfe, Krüge, Teller, Parfümflaschen, Vasen und nicht zuletzt, riesige Tiere aus Steingut.
Inhaltsverzeichnis
Portugiesische Keramik, von der Natur inspiriert
Jedes einzelne Teil ist inspiriert von Fauna und Flora; von Pflanzen, Obst, Gemüse und Tieren, vorzugsweise Fischen, Meeresfrüchten oder Vögeln. Und da sind der Fantasie der vielen Künstler, die die Keramiken entwerfen, keine Grenzen gesetzt.
Seien es Krüge aus Weizengarben oder Weintrauben, Terrinen aus Sardinen, Vorratsboxen als Steinpilze, Teekannen als Orangen oder Schalen als Melonenhälften, Behälter als Paprika. Und neben Geschirr fertigt Bordallo Pinheiro auch unzählige dekorative Elemente aus Fayence-Keramik. Dabei sind viele der Produkte mit Humor und einem Augenzwinkern entworfen.
Alles wird in liebevoller Handarbeit in der Keramikfabrik in Caldas da Rainha hergestellt. Das macht die Stücke einzigartig, allerdings auch nicht ganz billig.
Wir haben Bordallo Pinheiro in Lissabon im Baixa House entdeckt, als wir das erste Mal dort waren. Begeistert vom außergewöhnlichen Design, forschten wir nach, was es mit dieser Marke auf sich hat.
Wer war Bordallo Pinheiro?
Rafael Bordalo Pinheiro gilt als einer der einflussreichsten portugiesischen Künstler. 1846 in Lissabon in eine Malerfamilie geboren, besuchte er früh die Universität der Schönen Künste in der Stadt. Gleichzeitig begann er mit der Veröffentlichung von witzigen Illustrationen und schalkhaften Karikaturen. Mit dem O Calcanhar de Aquiles schuf er sogar das erste Comic-Heft Portugals. Seinen sarkastischen Humor würzte er dabei gerne mit einer politischen oder sozialen Botschaft. Der Künstler galt auch als Bonvivant und Spötter.
Zé Povinho, ein portugiesisches Nationalsymbol
So erfand er 1874 die Figur des Zé Povinho als humorvolles Zerrbild des typischen Portugiesen, eines einfachen, ärmlichen Landbewohners. “Zé” ist im Portugiesischen eine Kurzform des gebräuchlichen Namens “José” (“Joseph” im Deutschen) und “Povinho” ist eine Verkleinerungsform von “Povo” (Volk). Er ist ein angesehener, freundlicher Mensch, keine Autoritätsfigur, sondern ein einfacher Mann aus dem Volk, der die Mächtigen, die politischen und elitären Ränder der Gesellschaft, Ungerechtigkeit und Tyrannei kritisiert. Man könnte ihn somit als Äquivalent zum deutschen Michel oder dem amerikanischen John Doe sehen. Heute gilt die Figur in Portugal als personifiziertes Nationalsymbol.
Karikaturist in Brasilien
1875 reiste er nach Brasilien, um als Illustrator und Karikaturist für die Zeitschrift Mosquito zu arbeiten. Wenig später gab er auch eigene humorvolle, politisch kritische Hefte heraus. Sein Ruhm als Karikaturist führte dazu, dass sogar die Illustrated London News ihn als freien Mitarbeiter beschäftigte.
Gründung der Firma Bordallo Pinheiro
Zurück in Portugal entdeckte er die Bildhauerei und die Fayence-Keramik für sich und gründete 1884 gemeinsam mit seinem Bruder die Fábrica de Faianças in Caldas da Rainha nördlich von Lissabon, heute etwa eine Autostunde von der Hauptstadt entfernt. Beide setzten somit die alte Töpfertradition der Stadt fort und konnten auf jahrhundertealtes Fachwissen und viele Originalformen zurückgreifen.
Hier entwickelte Rafael Bordallo Pinheiro Stücke von herausragender technischer und kreativer Qualität. Unter anderem entwarf er Azulejos, Paneele, Töpfe, Tischaufsätze, Vasenbüsten, Brunnenbecken, Krüge, Teller, Parfümflaschen, Vasen und riesige Tiere, die unter seinen Händen schnell einen ganz speziellen, originellen Charakter erhielten.
Und schon bald wurden seine keramischen Werke auf internationalen Ausstellungen in Madrid, Antwerpen, Paris und in St. Louis, USA mit Goldmedaillen ausgezeichnet. Eine seiner größten Arbeiten, die 2,60 Meter hohe Beethoven-Vase ist seit 1899 im Museu Nacional de Belas Artes in Rio de Janeiro zu sehen.
Der Künstler starb 1905 in Lissabon. Sein Sohn Manuel Gustavo führte das Unternehmen zunächst bis zu seinem Tod 1920 weiter. Danach setzte eine Gruppe angesehener Persönlichkeiten aus Caldas gemeinsam mit Mitarbeitern die Arbeit des Unternehmens fort. Nach der schweren Finanzkrise von 2008 wurde die Firma von der Grupo Visabeira aufgekauft.
Museum Bordalo Pinheiro in Lissabon
In Lissabon finden Sie das Bordalo Pinheiro Museum (nach neuerer portugiesischer Rechtschreibung mit nur einem l), das ganz dem Leben des Künstlers gewidmet ist und viele seiner keramischen Werke und Karikaturen zeigt.
Das Markenzeichen der Firma, den des bäuerlichen Kohls kann übrigens als Metapher für die ländliche Lebensweise Portugals gesehen werden, die Bordallo so oft in seinen Karikaturen aufnahm. Eine geschickte Art und Weise, ihn zu ehren, indem man ihn auf die Tische der Bourgeoisie brachte, wo er sonst nicht eingeladen worden wäre.
Eigenschaften der Bordalo Pinheiro-Produkte
- Mikrowellenbeständigkeit
Alle Geschirr-Produkte sind mikrowellengeeignet, außer Artikel mit Metall- oder Holzteilen. Die Produkte dürfen dabei nicht leer sein. Verwenden Sie immer einen Griff oder einen geeigneten Handschuh, wenn Sie erhitzte Steingutteile aus der Mikrowelle nehmen, da sie heiß sein können. - Spülmaschinenfestigkeit
Alle Produkte sind spülmaschinenfest, sollten aber nach dem Spülgang nicht für längere Zeit in der Spülmaschine belassen werden, da der entstehende Dampf die Stücke beschädigen kann. - Konventionelle Backofenbeständigkeit
Bordallo Pinheiro Produkte sollten nicht im Backofen verwendet werden. - Beständigkeit gegen Temperaturschock
Die Stücke von Bordallo Pinheiro sind nicht beständig gegen große Temperaturschwankungen. Vermeiden Sie es, sehr warme Stücke an kalte Orte zu stellen oder sie mit kaltem Wasser in Berührung kommen zu lassen. - Dekorative Artikel
Diese Produkte sollten Sie nur für dekorative Zwecke verwenden.
Siegbert Mattheis