Pastel de Nata, das Geheimnis um Portugals süße Delikatesse

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Diese kleinen portugiesischen Puddingtörtchen sind absoluter Kult: Pastéis de Nata oder auch Pastéis de Belém genannt, einem Vorort von Lissabon.

Doch egal, wie sie heißen, die Kombination aus knusprigem Blätterteig und süßer Creme ist unschlagbar lecker. Das Original, die Pastéis de Belém gibt es nur in einer Konditorei in Belém, wo die runden Teilchen seit 180 Jahren nach einem streng gehüteten Rezept hergestellt werden.

Pastéis de Nata, mit Creme gefüllte Blätterteigtörtchen
Pastéis de Nata © ksch966, Adobe Stock

Wir durften bei der Herstellung dabei sein und verraten euch einige der Geheimnisse rund um diese leckeren Cremetörtchen – allerdings nicht das ursprüngliche Geheimrezept, denn das kennen nur 3 Personen.

3 pasteis de nata, im Hintergrund ein Espresso und Zimtstreuer
Mit etwas Zimt bestreut, dazu eine Bica, einen portugiesischen Espresso ... © Siegbert Mattheis
Reihen von goldbraunen portugiesischen Puddingtörtchen mit flockiger Kruste und glänzenden, karamellisierten Böden.
Typisch braun karamellisiert © Siegbert Mattheis

Wie spricht man Pastel de Nata aus?

Ausgesprochen wird Pastel de Nata etwa Peschtel de Nata; der Plural Pastéis de Nata etwa Peschtäisch de Nata.

Pastéis de Belém spricht man etwa Peschtäisch de Bulläim aus. Bei Einheimischen klingt das allerdings wie P’schtäisch d’ B’lläim.

Was ist der Unterschied zwischen Pastel de Nata und Pastel de Belém?

Der Unterschied liegt lediglich in der Rezeptur. „Pastel de Belém“ darf sich nur die Pastel de Nata nennen, die in der Antiga Confeitaria de Belém in Lissabon nach einem seit 1837 überlieferten Geheimrezept hergestellt werden. Alle anderen heißen Pastéis de Nata.

Zu den schönsten Sehenswürdigkeiten in Lissabon

Was heißt Pastel de Nata auf Deutsch?

Auf Deutsch bedeutet es in etwa Cremetörtchen. Pastel steht kulinarisch für Teigtäschchen oder auch Küchlein.

Das Wort nata bedeutet im Portugiesischen Sahne, aber damit haben sie eigentlich nichts zu tun. Die Füllung besteht vielmehr aus einer Creme aus Milch, Eigelb, Zucker und Mehl.

Figürlich bedeutet nata auch die „Creme de la Creme“ und steht umgangssprachlich auch für die „oberen Zehntausend“.

Wie wird Pastel de Nata gegessen?

Am besten wird das Gebäck traditionell gleich warm gegessen, bestreut mit Zimt und etwas Puderzucker. Aber selbst wenn sie schon kalt sind, sind die Pastéis immer noch köstlich.

Man kann sie in zwei Häppchen einfach gleich in den Mund stecken, aber viele Portugiesen zelebrieren den Verzehr der Pastéis regelrecht. Sie nehmen dazu einen kleinen Kaffeelöffel und genießen zunächst die leckere Cremefüllung in kleinen Stückchen, wie uns unsere Freundin Ana aus Lissabon erzählt. Und erst danach wird die krosse Blätterteighülle verspeist.

Und dabei bleibt es selten bei einem Törtchen, so köstlich sind sie … 😉

Pastel de nata aufgeschnitten auf weißem Teller
Köstlich! © Siegbert Mattheis

Wie wird Pastel de Nata hergestellt?

Wir durften in der Antiga Confeitaria de Belém in Lissabon bei der Herstellung zusehen:

Die Creme

Zunächst wird eine Creme aus Mehl, warmer Milch und Zucker, bzw. aus Glukosesirup hergestellt, damit die Masse beim Abkühlen nicht klumpt. Dann werden einige Eigelbe untergerührt und die Mischung kühl gestellt.

Der Blätterteig

Der Blätterteig wird aus Mehl und Wasser hergestellt und anschließend dünn ausgerollt. Dann wird schichtweise Butter in den Teig eingewickelt und daraufhin mehrfach zu hauchdünnen Fladen ausgerollt.

Diese Teigfladen werden zu runden “Stangen” von etwa 3 cm gerollt und in kleine Stückchen geschnitten. Jedes Stückchen Teig wird dann mit den Daumen in halb zylindrische Backförmchen gedrückt, die den Boden der Pastel de Nata bilden.

Die Hände geben den Teig in kleine Förmchen, wobei die Teigstücke reihenweise in schwarze Backformen auf einem Blech gelegt werden.
Die gerollten Teigstückchen werden mit den Daumen in die Form gebettet © Siegbert Mattheis
Arbeiter in weißen Uniformen und mit Masken bereiten runde Teigstücke vor und legen sie in einer Bäckerei ab, wobei sie in die Kamera winken.
Viel Handarbeit gehört dazu © Siegbert Mattheis
Eine Person gießt den Teig mit Hilfe eines Metalltrichters in Reihen von kleinen Tortenschalen.
Die Creme wird eingefüllt © Siegbert Mattheis
Eine Person hält im Freien sitzend eine Pastel de Nata-Packung mit der Aufschrift Pastéis de Belém.
Original mit Zimt und Puderzucker © Siegbert Mattheis

Gebacken bei 400 Grad

Die Mitte dieser Förmchen wird mit der Creme gefüllt. Dann kommen sie 20 Minuten bei 400 Grad in den Ofen. Und direkt danach sind sie sofort zum Genießen bereit.

Wundert euch nicht über die braun-schwarzen Flecken auf dem Pudding, denn das ist das Markenzeichen der Pastéis, köstlich karamellisierter Pudding …

Wie ist die Geschichte der Pastéis de Belém?

Im Kloster Mosteiro dos Jerónimos in Belém nahe Lissabon (heute ein Stadtteil von Lissabon) nutzten die Nonnen bis Anfang des 19. Jh. Unmengen von Eiweiß, um ihre Hauben zu stärken.

Die übrig gebliebenen Eigelbe wollten sie aber nicht wegwerfen und suchten nach einer möglichen Verwertung. So wurden diese im Kloster zu einer Art Pudding verarbeitet, den sie in kleine Törtchen gossen.

Cremefarbenes langes Gebäude mit Türmen, blauer Himmel
Das Hieronymuskloster in Belém © Siegbert Mattheis
Ein sonnenbeschienenes, gekacheltes Gebäude mit blauen Markisen und Menschen, die auf dem Gehweg davor spazieren gehen.
Das Fabrikgebäude der Pastéis de Belem © Siegbert Mattheis

Verkauf an Touristen

Die Mönche des Klosters verkauften sie daraufhin auch an die schon damals zahlreichen Touristen, die das gewaltige Kloster und die dortigen Sehenswürdigkeiten wie den Torre de Belém besuchten.

Schließung des Klosters

Nach der liberalen Revolution von 1822 wurden die besonderen Rechte der katholischen Kirche abgeschafft und das Kloster im Jahre 1834 geschlossen. In der Not verkaufte ein pfiffiger Mönch das Rezept der leckeren Törtchen an Domingos Rafael Alves, den Eigentümer der dem Kloster gegenüberliegenden Zuckerraffinerie.

A antiga confeitaria de Belém

Dieser eröffnete 1837 in der Fabrik in einem Anbau eine Konditorei, die “A antiga confeitaria de Belém”. Der Ansturm auf die köstlichen Törtchen war gleich von Beginn an so groß, dass Domingos Rafael Alves beschloss, das Rezept für alle Zeiten geheim zu halten.

Die Konditorei ist noch immer im Besitz seiner Nachfahren.

Geheimrezept

Bis heute wird dort das Geheimnis des Originalrezepts im “Oficina do Segredo” (der Geheimniswerkstatt) sorgsam gehütet. Und sowohl das Originalrezept als auch der Name “Pastéis de Belém” wurden patentiert. Um in das Geheimnis eingeweiht werden zu dürfen, muss ein Konditor schon mindestens 25 Jahre im Betrieb sein. Nur jeweils drei Konditormeister kennen das genaue Rezept. Sie mussten unter Strafandrohung eine Erklärung unterschreiben und schwören, es niemals weiterzugeben.

Nur soviel wurde uns verraten:

  • dass die Pastéis de Belém aus Mehl, Zucker, Eier, Milch und Butter hergestellt werden,
  • dass es auf das richtige Mischungsverhältnis ankommt und
  • dass die Bleche für 20 Minuten bei 400 Grad in den Ofen geschoben werden.

Pro Tag werden so in der Fabrik etwa 20.000 Stück dieser süßen Delikatesse produziert.

Mehrer Menschen vor blauer Theke in stuckverziertem Altbau
Die Verkaufsräume © Pastéis de Belem
Zwei Pastel de Nata auf einem Teller, mit einer Tasse, einer Untertasse und einer Schachtel Pastéis de Belém auf einem gekachelten Hintergrund.
Das Original © Pastéis de Belem

Wo findet man die besten Pastéis de Nata?

Tatsächlich schmecken die Pastéis de Belém direkt aus der Fabrik in Lissabon ganz besonders. Aber es gibt einige Pastelarias, die ebenso gute Blätterteigtörtchen herstellen.

Extrem leckere Pastel de Nata findet ihr auch im Mercado da Ribeira in der Manteigeria, Fábrica de Pastéis de Nata. Auch in Porto gibt es inzwischen einen Ableger am Mercado do Bulhão.

Mehr dazu auch in unseren Geheimtipps Lissabon oder bei den Geheimtipps für Porto.

In welchen Ländern gibt es Pastel de Nata?

Über die Handelsbeziehungen zu den ehemaligen portugiesischen Kolonien wurde die Pastel de Nata auch nach Brasilien, Macao und China exportiert, wo sie sich großer Beliebtheit erfreuen. Aber auch zu uns brachten portugiesische Einwanderer das köstlich süße Törtchen und bieten sie in Cafés und Konditoreien an.

In Portugal zählen die Pastéis de Nata sogar zu den sieben Wundern der Gastronomie (7 Maravilhas da Gastronomia)! Die Pastéis de Belém wurden von der Zeitung The Guardian zu einer der 50 leckersten Delikatessen der Welt gekürt.

Seit vielen Jahren findet auch ein Wettbewerb um die beste Pastel de Nata statt, „O melhor pastéis de nata“.

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