Orecchiette Öhrchennudeln, die Pasta-Spezialität aus Apulien

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Orecchiette sind die Nudelspezialität aus Bari. Und dort werden sie vorwiegend in der Nudelgasse von flinken Frauenfingern hergestellt.

Frau in blauer Schürze stellt Pasta her
Nunzia Caputo, eine kleine Berühmtheit © Siegbert Mattheis

Wie stellt man Orecchiette her?

Mit flinken Fingern schneidet Nunzia Caputo mit einem fein geriffelten  Messer kleine Stücke von einer Teigwurst ab, zieht das Stück mit dem Messer zu sich heran und drückt es gleichzeitig flach, sodass es eine runde Form erhält. Dann nimmt sie es in die Hand, drückt mit dem Daumen eine Vertiefung hinein. Sofort stülpt sie es wieder um, damit die geriffelte Seite nach außen zeigt und so später mehr Sauce aufnimmt und wirft das etwa 2 cm große Teigstück zu den anderen auf ein rechteckiges Sieb mit Holzrahmen: Fertig sind die kleinen Öhrchen, die Orecchiette, denn so nennt sich diese typische Pasta aus Bari.

Orecchiette aus Bari © Siegbert Mattheis
Frische Orecchiette © Siegbert Mattheis
Menschen in Gasse und getrocknete Pasta auf Sieben
In der "Nudelgasse" Arco Basso stellen die Frauen ihre Orecchiette auf der Straße her © Siegbert Mattheis

Wie serviert man Orecchiette?

Die Pastasorte wird nur mit Hartweizengrieß (semola di grano duro), Wasser und etwas Salz hergestellt und traditionellerweise mit Stängelkohl, cime di rapa, ähnlich dem Broccoli serviert. Bber inzwischen hat so gut wie jede:r in Apulien das eigene Lieblingsrezept entwickelt.

Orecchiette zum Trocknen auf der Straße © Siegbert Mattheis
Orecchiette zum Trocknen auf der Straße © Siegbert Mattheis
Basilikum Orecchiette mit Salsiccia und Caciocavallo © Siegbert Mattheis
Basilikum Orecchiette mit Salsiccia und Caciocavallo © Siegbert Mattheis

Orecchiette und die Nudelfrauen in Bari

Nunzia Caputo in ihrer blauen Kittelschürze mit weißen und violetten Blümchenmuster ist einer der vielen “Nudelfrauen” in der Gasse Arco Basso, die in Bari Vecchia auf der Straße die berühmten Öhrchennudeln vor dem Eingang zu ihrer Wohnung produzieren. Einiges für den Eigenbedarf, den größten Anteil für umliegende Restaurants und seit einiger Zeit auch für Touristen, die die schmale Gasse zunehmend aufsuchen.

Die Frauen lassen sich gerne bei ihrer Arbeit zusehen, lachen viel, halten ein Schwätzchen mit den Nachbarn oder vorbeiziehenden, meist italienischen Tourist:innen, die Türen ihrer Wohnungen sind meist weit offen. Gegen allzu neugierige Touristenblicke jedoch hilft ein Stofftuch, das über die Tür gehängt ist, denn man sieht direkt ins Wohnzimmer oder in die Küche.

Nunzia ist eine Berühmtheit

Nunzia ist seit einigen Jahren eine kleine Berühmtheit in Italien, da sie vor einigen Jahren in einer Fernsehsendung Jamie Oliver mit ihren Orecchiette bekochte.

In Conversano durften wir im Pashà-Bistrot köstliche grüne Basilikum-Orecchiette in brodo kosten, mit großen Pastastücken in einer Salsicciasauce mit Caciocavallo-Käse, dem typisch süditalienischen, schon bei den Römern beliebten “Reiterkäse” in Tropfenform.

Teighütchen aus der Provence?

In der Provence fanden die Teighütchen übrigens bereits im frühen Mittelalter Erwähnung, daher wird vermutet, dass die Orecchiette ursprünglich gar nicht aus Apulien stammen. Dort tauchten sie etwa im 12. Jahrhundert auf und sollen von Seefahrern aus Südfrankreich nach Apulien mitgebracht worden sein. Denn die getrockneten Nudeln hielten sich ein gutes halbes Jahr und eigneten sich daher gut als Nahrung auf langen Schiffsfahrten.

Egal woher sie stammen, sie schmecken einfach köstlich 😉

Siegbert Mattheis

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