Mediterrane Einrichtung klassisch, Vorschläge und Tipps

5/5 (4)

Was ist das Faszinierende an mediterraner Einrichtung? An Wohnen, Einrichten und Leben im mediterranen Stil? Sicherlich, weil es uns an den Süden, an unbeschwerte Tage im Urlaub, an Sonne und Meer erinnert.

Vielleicht liegt es aber auch daran, weil es auf einer Jahrtausende alten Kultur beruht. In der vieles ausprobiert, wieder verworfen wurde und sich schlussendlich nur das erhalten hat, was sich bewährt hat. Natürliche Materialien zum Beispiel, die Wind und Wetter standhalten. Farben, die natürlichen Ursprungs und nicht nur kurzlebigen Trends unterworfen sind. Formen, die der menschlichen Ästhetik entsprechen und Gegenstände, die benutzerfreundlich sind. Stoffe, die der Haut schmeicheln und nicht nur wärmen oder verhüllen.

Dennoch ist der mediterrane Einrichtungsstil nicht homogen. Immerhin reicht die Mittelmeerregion von Ägypten bis nach Spanien, von der Türkei bis nach Marokko. Trotzdem gibt es viele Gemeinsamkeiten.

Blauweiße Souleiado-Motive in Schlafzimmer
Typisches Schlafzimmer im französischen Landhausstil mit Souleiado-Motiven in der Domaine du Clos bei Beaucaire © Siegbert Mattheis

Natürliche Materialien

Holz und Stein waren naturgemäß die ersten Materialien, die für Hausbau und Inneneinrichtung bestimmend waren. Früh kam schon Terracotta, die gebrannte Erde und Metalle wie Kupfer, Eisen und Legierungen wie Bronze hinzu. Auch Beton und Zement wurden bereits in der Römerzeit verwendet. Der römische Beton bestand aus gebranntem Kalk, Wasser und Sand, gemischt mit Ziegelmehl und Vulkanasche. Die Kuppel des Pantheons in Rom (Wiki) mit einem Durchmesser von 43 Metern besteht z.B. aus römischem Beton. Und die Hagia Sophia in Istanbul hielt nur deswegen den vielen Erdbeben stand, weil sie zum großen Teil mit diesem Beton und Mörtel errichtet wurde.

Mediterrane Terracotta-Fliesen aus Impruneta, Toskana
Mediterrane Terracotta-Fliesen aus Impruneta, Toskana © Siegbert Mattheis

Mediterrane Farben

Mediterrane Farben sind vorwiegend durch Erdtöne bestimmt und harmonieren dadurch hervorragend miteinander. Von dunklem Erdbraun über Ockerfarben, z. B. aus dem französischen Dorf Roussillon bis hin zu einem cremigen Weiß z.B der Steinbrüche aus Cassis sind so gut wie alle Schattierungen enthalten. Hinzu kommt das Weiß von Kalk und ein strahlendes Blau, das schon die Ägypter aufwendig und teuer aus gemahlenen Lapislazuli-Steinen herstellten.

Mehr über mediterrane Farben

Cremefarbene Steinbrüche bei Cassis am Meer
Steinbrüche bei Cassis © Siegbert Mattheis
Ockerfelsen in Roussillon
Ockerfelsen in Roussillon © Siegbert Mattheis

Mediterrane Häuser

Ursprünglich mediterrane Häuser sind nicht besonders groß, sieht man von früheren Prunkbauten und Villen reicher Bewohner ab. Denn das Leben spielte sich dank des milden Wetters draußen im Freien ab. Auf der Nordseite finden sich selten Fenster, vor allem die vom schneidigen Nordwind, dem Mistral geplagten provenzalischen Häuser, die sog. mas, vermeiden jede Öffnung nach Norden. Dafür lässt die Südseite mit großzügigen, oft bodentiefen Fensteröffnungen viel Licht hinein. Und davor genießt man auf einer schattigen Terrasse mit Pergola und pflanzenberankten Pfosten das Leben im Freien. Keller gibt es (außer Weinkellern) wenige. Die Dachschräge liegt bei etwa 20 Grad, denn die Dächer mussten ja selten eine große Schneelast wie bei uns tragen bzw. durch eine stärkere Neigung abwehren. So sind die meisten Häuser mit Flach- oder Walmdächern ausgestattet. Und mit typisch mediterranen Mönch-Nonne-Ziegeln gedeckt.

In den arabischen oder auch in ehemals maurisch geprägten Ländern wie Spanien oder Portugal sind die Häuser vor allem in den Städten sehr oft nach außen vor fremden Blicken verschlossen. Dafür eröffnet sich im Inneren oftmals ein wahres Paradies mit einem Innenhof, einem Patio, Brunnen und vielen Pflanzen, um den sich die Wohnräume großzügig verteilen.

Haus im mallorquinischen Stil in beige mit blauen Fensterläden
Haus im mallorquinischen Stil © Adobe Stock, Dalmatin.o
Ockerfarbenes mediterranes Haus im Toskana-Stil inmtten von Grün
Mediterranes Haus im Toskana-Stil © Siegbert Mattheis

Mediterrane Stoffe

Seide aus China und Baumwolle aus Indien waren schon in der Antike begehrte Stoffe, die über die frühen Handelswege der sog. Seidenstraße in den Mittelmeerraum gelangten. Hamamtücher und Foutas aus der Türkei und Tunesien zählen zu den mediterranen Stoffen. Im südfranzösischen Nîmes entwickelte sich im 15. Jh. ein Zentrum der Stoffproduktion, aus der später der Denim (de Nîmes = aus Nîmes) -Stoff und die Blue Jeans (Bleu de Gênes) entstanden. Bedruckte Stoffe waren schon früh aus Indien bekannt, blühten aber in der Provence, mit Marseille als wichtigstem Handelsstützpunkt mit Indien, durch die Vielfalt an mediterranen Motiven erst richtig auf. Die provençalische Luxusmarke Souleidao z.B. besitzt noch über 5.000 Druckwerke mit solchen Motiven.

Mehr zu provenzalischen Stoffen

Toile-de-Jouy ahmte im 18. Jh. zunächst die Motive von chinesischem Porzellan nach, später wurden auch einheimische, europäische Motive beliebter.

Aus Mallorca stammen die sog. Roba de Llengües (Zungenstoffe), auch mediterrane Ikats genannt. Denn diese werden auch heute noch mit der Ikat-Technik hergestellt, die ursprünglich aus dem Orient stammt und im 16. Jh. über die Seidenstraße nach Mallorca eingeführt wurde. Sie bestehen aus einem großen Anteil an Baumwolle und einem kleineren aus Leinen.

Rot-weiß gemusterter Ikat-Stoff als Vorhang
Ikat-Stoffe aus Mallorca © Siegbert Mattheis

Mediterranes Geschirr, Töpfe, Pfannen

Geschirr aus Terracotta, der gebrannten Erde darf nicht fehlen. Sie finden es in Spanien als kleine Schalen für Tapas, in Italien, Griechenland ebenso wie in Marokko als Tajines. Etwas feiner und eleganter ist Geschirr aus Fayence oder Majolika. Gusseiserne Töpfe und Pfannen, die mit der Industrialisierung im 19. Jh. entstanden, sind wertbeständig und nachhaltig, wie z. B. von Le Creuset.

Marokkanische Tajine und Schälchen aus Porzellan
Marokkanische Tajine und Porzellan © OT Marokko

Mediterrane Möbel und Einrichtung

In der mediterranen Einrichtung spielt Holz eine große Rolle. Oliven- oder Walnussbäume wie auch Aleppokiefern liefern das Material. Einfache Holzstühle mit einer Sitzfläche aus Flechtwerk finden Sie sowohl in Griechenland, in Südfrankreich oder in Spanien. Tische sind ebenfalls aus massivem Holz und groß, sodass sich die gesamte (Groß-) Familie bequem darum gruppieren kann. Möbel aus pflegeleichtem Rattan oder aus Schmiede- und Gusseisen sind die beste Wahl für einen Standort auf einer überdachten Terrasse oder im Garten.

Hoher gemauerter Raum mit einem großen Tisch
Holz, Stein und Terracotta bestimmen die Einrichtung © Siegbert Mattheis
Rattansofa Rimini unter einem mediterranen Vordach
Rattansofa Rimini © Loberon
Schmiedeeiserne Terrassenmöbel am Meer
Schmiedeeiserne Terrassenmöbel © Siegbert Mattheis
Stuhl aus schwarzem Holz mit Flechtwerk
Ein typisch mediterraner Stuhl, hier in Spanien © Siegbert Mattheis

Mediterranes Badezimmer

Die Badekultur entstand schon in der Antike mit den Griechen und Römern. Eine über 3.000 Jahre alte Badewanne aus der Bronzezeit finden Sie in einem Museum auf Zypern. Die Römer bauten schon vor 2.000 Jahren großartige Thermen mit einem ausgeklügelten Badesystem. Badewannen aus Bronze oder Marmor standen bereits in wohlhabenden Villen der Mykener.

In Knossos auf der griechischen Insel Kreta fand man bei Ausgrabungen viele Wohnräume aus der Minoer Ära mit Warmwasserheizung, Badezimmer mit Sitzbadewannen und Klosetts mit Wasserspülung aus der Zeit um 1.700 v. Chr.

Freistehende Badewannen aus Marmor oder gusseiserne Wannen mit Klauenfüßen finden Sie in vielen mediterranen Wohnungen. Und ein Bidet gehört quasi zum Standard in den südlichen Ländern.

Antike Badewanne
Badewanne (1650–1050 v. Chr.) im Festungsmuseum Kouklia auf Zypern © Wikipedia, Hermann Junghans
Eine freistehende Badewanne im großen Raum mit Duschvorhang
Freistehend im Raum kommt eine Badewanne voll zur Geltung © Loberon

Treppen in der mediterranen Einrichtung

Mediterrane Treppen sind immer massiv, meist aus Stein oder Marmor gemauert oder aus massivem Holz, das der langjährigen Beanspruchung Stand halten kann. Innentreppen sind meist mit leicht zu reinigenden Keramikfliesen belegt, die Abschlusskanten sind aus hartem Holz, das nach Jahren der Beanspruchung ausgetauscht werden kann.

Mehr über mediterrane Treppen

Typisch mediterrane Treppe mit Terrakottafliesen und einem Trittabschluss aus Holz (aus Grasse) © Siegbert Mattheis
Typisch mediterrane Treppe mit Terrakottafliesen und einem Trittabschluss aus Holz (aus Grasse) © Siegbert Mattheis
Treppe mit grünen Fliesen und Holzabschluss
Treppe in einem marrokanischen Riad © Siegbert Mattheis

Siegbert Mattheis

War dieser Beitrag hilfreich? Hat er euch gefallen?

Möchtet ihr diesen Artikel teilen?

[DISPLAY_ULTIMATE_SOCIAL_ICONS]

Anzeige

maisons du monde Textilien Dekoration und Innendekoration

Das könnte euch auch interessieren:

Das Geheimnis hinter Griechenlands blau-weißen Farben

Wenn wir an das malerische Griechenland denken, kommen uns sofort Bilder von weiß getünchten Häusern mit blauen Akzenten in den Sinn. Aber was steckt hinter […]

La Gioia – ein nachhaltiges Piccolo Paradiso in Umbrien

Es gibt über 150 Öko-Siegel allein im Tourismus. Jedoch ist bei vielen das einzig Grüne die Farbe im Logo. Ich recherchiere nach nachhaltigen Urlaubsorten für […]

Mediakit / Werben auf Ambiente Mediterran

Eine Kooperation mit Ambiente Mediterran bringt Sie mit einer Leserschaft näher, die zu zwei Drittel über 25 Jahre alt ist, kaufkräftig, konsumfreudig und an Wohnungs- und [...]

War dieser Beitrag hilfreich? Hat er euch gefallen?