Hagia Sophia in Istanbul, Öffnungszeiten, Eintritt

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Die Hagia Sophia in Istanbul ist eines der imposantesten Bauwerke der Welt und galt lange Zeit als achtes Weltwunder. Erst orthodoxe Kirche, dann Moschee, später Museum und heute wieder eine Moschee. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall!

Die Hagia Sophia (übersetzt aus dem Griechischen heilige Weisheit – auf türkisch Ayasofya) ist das Wahrzeichen von Istanbul, dem antiken Byzantium und späterem Konstantinopel.

Seit Juli 2020 ist sie aus Betreiben von Präsident Erdogan wieder als Moschee umgewidmet worden und der Besucherzugang eingeschränkt. Außerhalb der islamischen Pflichtgebetszeiten ist sie jedoch weiterhin geöffnet und der Besuch kostet keinen Eintritt mehr.

Wir konnten das wahrlich beeindruckende Bauwerk noch als Museum besuchen und waren überwältigt.

Knapp 6 Jahre Bauzeit

Das gigantische Bauwerk wurde im Februar des Jahres 532 n. Chr. begonnen und im Dezember 537 eröffnet! Wenn Sie in das Gebäude eintreten, werden Sie sicherlich von den monumentalen Ausmaßen überrascht sein. Und vielleicht fallen Ihnen als Erstes die riesigen runden, mit Kalligraphie bemalten Medaillons auf, die zunächst nicht so richtig zum kathedralenartigen Inneren passen wollen. Aber das alles hat mit einer über 1.500 Jahre alten, wechselvollen Geschichte zu tun …

Die Hagia Sophia von außen, ein Konglomerat aus verschachtelten Mauern und Räumen mit 4 Minaretten
Die Hagia Sophia, ein Konglomerat aus verschachtelten Mauern und Räumen © Faraways, Fotolia
Blick auf die Galata-Brücke in Istanbul, ganz links oben ist die Hagia Sophia zu erkennen
Blick auf die Galata-Brücke in Istanbul, ganz links oben ist die Hagia Sophia zu erkennen

Wann wurde die Hagia Sophia gebaut?

Der damalige oströmische, christliche Kaiser Justinian wollte im Jahre 532 nach dem niedergeschlagenen Nika-Aufstand in Konstantinopel seine Macht festigen und ausbauen. Dazu plante er, eine Kirche in nie zuvor gesehenen Ausmaßen errichten zu lassen, auf dem gleichen Standort einer durch den Aufstand zerstörten Kirche. So beauftragte er keine reinen Architekten, sondern den Mathematiker Isidor von Milet und den Ingenieur und Gelehrten Anthemios von Tralleis. Beide allerdings waren auch als Architekten tätig. Aber um ein solches Gebäude erfolgreich ausführen zu können, waren komplizierte mathematische Berechnungen notwendig.

Was waren die Vorbilder für die Hagia Sophia?

Für einen solchen Bau gab es keine direkten Vorbilder, griechische oder römische Tempel kamen aus religiösen Gründen nicht in Frage. So orientierten sich die beiden zum Einen am runden römischen Pantheon mit Kuppel und zum Anderen an den rechteckigen Basiliken, den römischen Gerichtsgebäuden. Indem sie beide Formen vereinten, entstand der Entwurf zur Hagia Sophia. Aber in noch nie zuvor dagewesenen Dimensionen.

Die Grundidee war eine gigantische Kuppel mit einem Durchmesser von über 30 Metern. Diese sollte auf nur 4 riesigen Säulen ruhen, was vorher noch nie jemand gewagt hatte. Diese Säulen wurden mit Rundbögen verbunden und stabilisiert. Um diese Säulenbögen zu stützen und um die Last der riesigen Kuppel tragen zu können, wurden sie in Ost-West-Richtung mit breiten Streben gestärkt, in Nord-Südrichtung wurden halbkreisförmige Kuppeln mit Apsis errichtet. So war die ursprüngliche Form der Hagia Sophia. Diese Form und die Dimensionen ermöglichten den größten, zuvor noch nie erlebten umbauten Raum. Im Grunde ist die Hagia Sophia der Ursprung eines Kirchengebäudes, wie wir sie heute kennen.

Warum steht das monumentale Gebäude trotz der vielen Erdbeben noch?

Die Byzanthiner verwendeten als Mörtel Kalk und Wasser, aber auch Backsteinfragmente, z.T. aus Vulkanasche, den sogenannten römischen Beton oder Zement, opus caementicium. Dieser Mörtel war dadurch zum Einen sehr widerstandsfähig und belastbar, zum Anderen aber auch flexibel genug, um Erdstöße abzufangen. In den 50er Jahren bei Restaurierungen verwendeter Mörtel ist bereits heute wieder brüchig und wurde durch einem dem alten sehr ähnlichen Mörtel ausgetauscht.

Der gewaltige Kuppelbau
Innenraum der Hagia Sophia in Istanbul, seit kurzem wieder eine Moschee © Fotolia

Ist der Innenausbau noch original wie zu byzantinischen Zeiten?

Im Großen und Ganzen ja. Der Marmor für die Böden und die 20 Meter hohen Säulen wurde aus allen Teilen des römischen Reiches herangeschafft und ist noch weitgehend im Originalzustand. Was wir heute an den Wänden sehen, ist jedoch eine Mischung aus orthodoxen und islamischen Motiven. Zu byzantinischen Zeiten waren die Wände wohl überall mit biblischen Motiven aus Mosaiken geschmückt. Viel Gold wurde verwendet, um das Licht Gottes zu symbolisieren. Andererseits hatte sich auch Justinian mit seiner Frau Theodora darstellen lassen, um seine gottgebene Herrschaft zu demonstrieren. Die Kuppel war vermutlich komplett mit goldenen Mosaiken verkleidet, um das Himmelreich zu veranschaulichen. Sie stürzte allerdings 20 Jahre nach der Errichtung bei einem Erdbeben ein. Der Neffe von Isidor baute sie wieder auf, allerdings etwas höher, um mehr Stabilität zu gewährleisten. Zusätzlich ließ er 40 Fenster einsetzen.

Die Hagia Sophia diente mehr als 900 Jahre lang als Kirche. Weitere Mosaiken wurden erst Jahrhunderte später hinzugefügt.

Nach Spannungen zwischen der römisch-katholischen und der orthodoxen Kirche Ende des 12. Jh. eroberten Kreuzfahrer Konstantinopel im Jahre 1204 und raubten einen großen Teil der Schätze der Hagia Sophia.

Nach 1453, als wiederum die Osmanen unter dem Sultan Mehmed II. Konstantinopel eroberten und damit das Ende des byzantinischen Reiches besiegelten, wurde die Hagia Sophia als Moschee genutzt. Mehmed war allerdings dermaßen beeindruckt von der grandiosen Architektur, dass die Hagia Sophia seitdem als Vorbild für alle weiteren Moscheen genutzt wurde.
Zunächst wurde alles so gelassen, wie es war, obwohl es ein Bilderverbot von Mohammed in Gebetshäusern gab. Allerdings wurden christliche Insignien, Teile der Inneneinrichtung, Dekorationen und die Glocken der Hagia Sophia entfernt. Mehmet II. ließ eine Minbar und eine Gebetsnische einrichten.

Eines der riesigen Kalligraphiemedaillons
Eines der riesigen Kalligraphiemedaillons © Siegbert Mattheis
An den Wänden sind noch viele byzanthinische Mosaiken zu entdecken
An den Wänden sind noch viele byzanthinische Mosaiken zu entdecken © rm, Fotolia

Ein Minarett wurde hinzugefügt, später kamen noch drei weitere hinzu. Zahlreiche andere Gebäude, Vorräume und auch Stützmauern wurden von Sinan, dem Architekten, dem “Michelangelo der Osmanen”, um die Hagia Sophia errichtet. So erhielt sie ihr heutiges Erscheinungsbild, ein Konglomerat aus verschachtelten Mauern und Räumen.

Im 18. Jh., mit Aufkommen eines fundamentaleren Islam, wurden schließlich auch die figürlichen Mosaikmotive mit Putz überdeckt. Als es 1847 zu einem weiteren Erdbeben mit Schäden an dem Gebäude kam, zog man die Architektenbrüder Fossati aus der Schweiz hinzu, um Restaurierungen vorzunehmen. Diese entdeckten mehrere byzantinische Mosaiken unter den Putzschichten, legten sie frei und fertigten Zeichnungen davon an. Unter dem Protest islamischer Geistlicher mussten sie sie jedoch wieder verputzen lassen.

1935 erklärte Mustafa Kemal, der die Trennung von Staat und Kirche vorantrieb, die Hagia Sophia zum Museum und ließ viele der Mosaiken wieder freilegen. Die großen, runden Kalligraphiemedaillons aus dem 19. Jh. wurden zunächst abmontiert, aber nach Protesten der Imame wieder aufgehängt. Die Medaillons sind mit einem Durchmesser von 7,5 Metern die größten der Welt. Sie sind mit den Namen von Allah, Mohammed, vier Kalifen sowie den Namen der beiden Enkel des Propheten beschriftet. Die kalligraphische Inschrift in der Mitte der Kuppel ist ebenfalls aus dem 19. Jh. und bedeutet „Gott ist das Licht des Himmels und der Erde …“. Vermutlich war zu byzantinischer Zeit dort das Abbild Jesu zu sehen, was aber bis heute nicht geklärt werden konnte.

So ist die heutige Hagia Sophia eine Mischung aus byzantinischer Architektur, einer Kirche, Insignien einer Moschee, Eigenheiten eines Museums und seit kurzem wieder einer Gebetsstätte. Und seit einigen Jahren UNESCO-Weltkulturerbe.

Mosaik aus dem 11. Jh. mit Maria und Jesuskind in der Mitte, links Kaiser Justinian mit dem Modell der Hagia Sophia, rechts Kaiser Konstantin als Stadtgründer mit dem Modell Konstantinopels © Myrabella, Wikipedia
Innenraum mit den Namensschilden von Mohammed, Allah und Abu Bakr
Innenraum der Hagia Sophia mit den Namensschilden von Mohammed, Allah und Abu Bakr © Rabe!, Wikipedia
Links unten ein figürliches Mosaik der Jungfrau Maria mit Jesus, oben ornamentale Mosaike © Rabe!, Wikipedia
Links unten ein figürliches Mosaik der Jungfrau Maria mit Jesus, oben ornamentale Mosaike © Rabe!, Wikipedia

Wieviel Zeit sollte man sich nehmen, um die Hagia Sophia zu besichtigen?

Planen Sie dafür etwas mehr Zeit ein, zwischen zwei und drei Stunden, wenn Sie dieses grandiose Bauwerk angemessen würdigen wollen. Es ist nicht ganz einfach, die unterschiedlichen Elemente den jeweiligen Epochen und deren Bedeutung zuzuordnen. Aber Sie können dieses epochale Gebäude einfach auf sich wirken lassen. Für einen tieferen Einblick und ein besseres Verständnis empfiehlt sich allerdings eine Führung. Denn es gibt viel zu entdecken aus der über 1.500 Jahre dauernden, wechselvollen Geschichte.

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Adresse, Öffnungszeiten und Eintrittspreise:

  • Adresse: Ayasofya Meydani, Sultanahmet, Fatih/Istanbul, Lage bei Google Maps ansehen
  • Öffnungszeiten: Täglich geöffnet, von April bis Oktober von 9-19 Uhr, November bis März 9-17 Uhr. Zu den Gebetszeiten und Feiertagen wie dem islamischen Opferfest können die Öffnungszeiten abweichen.
  • Eintritt frei

Siegbert Mattheis

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