Die Kirche vom heiligen Grab zählt zu den größten Heiligtümern des Christentums und war natürlich ein Muss bei unserem Besuch in Jerusalem. Wir waren erstaunt, wie vergleichsweise klein und verschachtelt sie ist.
Inhaltsverzeichnis
6 christliche Konfessionen
Gleich sechs christliche Konfessionen verwalten die Grabeskirche: die Griechisch-Orthodoxen, die römisch-katholische Kirche und die Armenische Apostolische Kirche. Alle drei haben die Hauptverwaltung der Kirche inne. Später kamen die Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien, die ägyptischen Kopten und die Äthiopisch-Orthodoxe Tewahedo-Kirche hinzu. Deren Mönche leben als kleine Gruppe übrigens auf dem Dach der Kirche. Jede dieser Konfessionen achtet eifersüchtig auf ihre Besitztümer, was auch manchmal in – wenig christlichen – Streit ausartet.
Geschichte der Grabeskirche in Jerusalem
Die Anfänge der Kirche liegen im 4. Jh, als Kaiser Konstantin das unter einem römischen Venustempel vermutete Grab Jesu überbauen ließ. Im Laufe der Jahrhunderte wurde diese Kirche mehrfach durch Feuer beschädigt und 1009 auf Befehl des Fatimiden-Kalifen al-Hakim fast komplett zerstört. Die Empörung darüber in der christlichen Welt führte übrigens zu den ersten Kreuzzügen. Später wurde über der Grabeskirche eine riesige Rotunde errichtet und an allen Ecken weitere Kapellen und Gebäude angefügt.
Salbungsstein und Felsen von Golgatha
Wir treten durch ein massives Holztor ein, es ist relativ dunkel, Schwaden von Weihrauch umhüllen uns, aus allen Ecken ist ein gedämpftes Murmeln zu hören. Gleich gegenüber dem Eingang liegt der Salbungsstein. Aber zunächst nehmen wir rechts die (sehr) steile Treppe hinauf zum Golgatha-Felsen. Dort wartet schon eine Reihe von Pilgern, um die vermuteten Reste des Kreuzes zu berühren, an das Jesus genagelt wurde. Das Fundament und der Felsen sind unter einem offenen Altar und einer dicken Glasplatte verborgen. Dann steigen wir hinab zum Salbungsstein, auf dem Jesus die letzte Ölung erhalten haben soll. Es ist ein großer, rosafarbener Granitblock, mehrer Öllampen hangen darüber. Pilger verneigen sich und küssen den Stein, manche berühren ihn nur oder verharren in anbetendem Schweigen.
Kleine Grabeskirche
Wir laufen weiter zur großen Rotunde über der eigentlichen Grabeskirche, dem sog. Katholikon. Die Grabeskirche selbst wurde 2016 behutsam renoviert, da sie einsturzgefährdet war.
Rund um die kleine Kirche windet sich eine weitere Schlange von Pilgern und Touristen und wartet auf den Einlass. Jeder hat nur eine knappe Minute Zeit, einen Blick in das Innere auf das leere Grab Jesu zu werfen.
Grab von Barrabas
Es ist nicht ganz einfach, sich zurechtzufinden, fast jede der Glaubensrichtungen hat ihre eigenen Kapellen, Anbauten und Altäre. Hinweisschilder fehlen, aber die Grabeskirche ist ja auch kein Museum.
So schlendern wir herum, finden die anderen Gräber, die einfach aus in den Felsen geschlagenen Hohlräumen bestehen. Hier sollen Barrabas und andere Gekreuzigte beerdigt worden sein.
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Adamskapelle
Unterhalb des Golgatha-Felsen steigen wir tief hinab zur griechisch-orthodoxen Adamskapelle. Dort soll der Schädel von Adam, dem Urahn der Menschheit gelegen haben.
Ich finde es schwer, meine alten Bilder aus Kindertagen von der Kreuzigung mit diesem Ort zu verbinden. Ich hatte den Golgatha-Felsen viel weiter vom Grab entfernt vermutet und auch das Grab selbst eher als eine große Höhle gesehen.
Aber einen Besuch ist die Grabeskirche auf jeden Fall wert, selbst für Nichtgläubige!
Öffnungszeiten der Grabeskirche in Jerusalem:
5 – 21 Uhr (April-September)
5 – 20 Uhr (Oktober)
4 -19 Uhr (November-März)
Der Eintritt ist frei.
Tipps: Ein Highlight ist das Schließungsritual durch die arabischen Hausherren (da sich die christlichen Vertreter nicht einigen können, wurde es einer alteingesessenen arabischen Familie übertragen). Ihr könnt auch die Nacht in der Grabeskirche verbringen, allerdings sind keine Betten vorhanden. Zu empfehlen ist, die Kirche möglichst früh morgens oder kurz vor der Schließung zu besuchen, um den Pilger- und Touristenmassen zu entgehen.
Siegbert Mattheis