Jerusalem Sehenswürdigkeiten, Anreise, Geheimtipps

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Jerusalem hat uns gleichermaßen fasziniert wie irritiert. Es war ein Eintauchen in jahrtausendealte Geschichte und Kulturen. Hier der Bericht über unseren Kurztrip. Wir starteten von Tel Aviv aus und hatten leider nur einen Tag Zeit für Jerusalem.

Mit dem Bus von Tel Aviv nach Jerusalem

Wir fahren mit dem Bus Nr. 480 vom Busbahnhof Tel Aviv nach Jerusalem, etwa eine knappe Stunde durch Oliven- und Orangenhaine, Hügel und Wälder bis zur Jerusalem Central Bus Station. Gilad, unser Reiseführer von den Tel Aviv Greeters begleitet uns.

Die Fahrt kostet knapp 5 Euro, (18 Schekel), ein Hin-und-zurück-Ticket ist etwas billiger, etwa 8 Euro (32 Schekel).

Zentraler Busbahnhof im Einkaufszentrum
Zentraler Busbahnhof im Einkaufszentrum © Siegbert Mattheis

Mahane Yehuda Market

Wir kommen am modernen Busbahnhof mit Einkaufszentrum an, nehmen dann die Straßenbahn Nr. 1 (es gibt nur diese eine Linie) zum nahegelegenen Mahane Yehuda Market an der Jaffa Street. Gilad erzählt uns, dass ganz Jerusalem hier auf dem größten und buntesten Gemüsemarkt der Stadt einkauft. Abends wird an den Ständen nach Sonnenuntergang Bier ausgeschenkt, dann kommen vor allem junge Leute und es wird ausgelassen gefeiert. Außer natürlich am Shabbat.

Der Markt ist teilweise überdacht, es ist ein überwältigender Anblick, voll von israelischen und orientalischen Spezialitäten. Wir bestaunen die Auslagen und kaufen ein paar Kleinigkeiten ein, u.a. Tee aus geschnittenen Limonen und Orangenraspeln und Tahina bei einem Händler, der sie aus feingemahlenen Sesamkörnern frisch zubereitet.

Auf dem Mahane-Yehuda-Markt
Auf dem Mahane-Yehuda-Markt © Siegbert Mattheis
Getrocknete Früchte, Samen, Nüsse auf dem Markt
Getrocknete Früchte, Samen, Nüsse auf dem Markt © Siegbert Mattheis
Der Laden mit Tahina, frisch aus Sesamkörnern gepresst
Der Laden mit Tahina, frisch aus Sesamkörnern gepresst © Siegbert Mattheis

Geheimtipp: Restaurant Rahmo

Gilad entführt uns anschließend in das unscheinbare Restaurant Rahmo in der nahegelegenen Ha-Eshkol-St Nr. 5, ein Geheimtipp und perfekt für ein kleines Mittagessen. Da die Speisen auf der Tafel nur auf Hebräisch angeschrieben sind, bestellt Gilad für uns eine der Spezialitäten dort, Rote Bete-Suppe sowie Hummus und Falafel bei der freundlichen Köchin hinter dem winzigen Tresen. Das Essen schmeckt wunderbar hausgemacht, bald kommen auch viele Anwohner zum Mittagessen, Touristen finden nur selten hierher.

Lage bei Google Maps ansehen

Die freundliche Köchin im Restaurant Rahme
Die freundliche Köchin im Restaurant Rahme © Siegbert Mattheis
Rotoe-Bete-Suppe, Falafel und Hummus im Restaurant Rahme
Köstlichkeiten im Restaurant Rahme © Siegbert Mattheis

Altstadt von Jerusalem

Danach sind wir begierig, die Altstadt von Jerusalem kennen zu lernen. Gestärkt nehmen wir wieder die Straßenbahn und fahren zum Damaskus-Tor, das im muslimischen Viertel liegt. Jerusalems Altstadt ist in vier Viertel aufgeteilt, das muslimische, das christliche, das jüdische und das armenische Viertel.

Das imposante Damaskus-Tor
Das imposante Damaskus-Tor © Siegbert Mattheis

Damaskus-Tor

Durch das gewaltige Damaskus-Tor tauchen wir ein in die Gassen der Altstadt, in das Gewimmel von Menschen. In der Mitte der Al-Wad-Street sitzen ältere Frauen, die Zwiebeln und Kräuter verkaufen, orthodoxe Juden mit Schläfenlocken kommen uns genauso entgegen wie in Kaftane gehüllte Muslime. Rechts und links überall Verkaufsstände mit Obst und anderen Lebensmitteln, Kleidung und Haushaltsgeräten. Dann wird es enger, die Gassen sind teilweise von steinernen Bögen überdacht, überall kleine Läden.

Wir machen Halt an der Ecke der berühmten Via Dolorosa und kehren für eine Atempause ein in das Österreichische Hospiz.

Bazar vor dem Damaskus-Tor
Bazar vor dem Damaskus-Tor © Siegbert Mattheis

Das Österreichische Pilger Hospiz

Das ist ein Highlight und Geheimtipp in Jerusalem, das ihr unbedingt besuchen solltet! Denn hier fühlen Sie sich urplötzlich in einer völlig anderen Welt. Eine Oase der Ruhe direkt an der Via Dolorosa mit schattigem Garten und österreichischem Flair. Das 1856 gegründete Hospiz ist das älteste nationale Pilgerhaus im Heiligen Land. Es sollte den Einfluss Österreichs als Schutzmacht der Christen im Nahen Osten festigen, als das osmanische Reich damals an Einfluss verlor. Hier waren schon Kaiser Franz Joseph und auch der damalige deutsche Kaiser zu Besuch, in der Kantine gibt es Apfelstrudel und andere österreichische Spezialitäten. Aber das Highlight ist die Dachterrasse, von der aus ihr für nur 5 Schekel einen wunderbaren Blick über Jerusalem habt!

Terrasse im österreichischen Hospiz
Terrasse im österreichischen Hospiz © Siegbert Mattheis
Blick vom Dach des Hospizes auf die Kirche der Schmerzen Mariä (vorne) und auf die markante goldene Kuppel des Felsendoms
Blick vom Dach des Hospizes auf die Kirche der Schmerzen Mariä (vorne) und auf die markante goldene Kuppel des Felsendoms © Siegbert Mattheis

Tempelberg, Felsendom

Wir schlendern weiter durch die tunnelartigen Gassen, stehen plötzlich vor einem Checkpoint wie am Flughafen, mit Sicherheitsbeamten, Taschenkontrolle und Metalldetektor. Nachdem wir ohne Weiteres passieren können, suchen wir den Weg zum Felsendom mit der weithin sichtbaren goldenen Kuppel. Er ist das wohl bekannteste Wahrzeichen Jerusalems und der älteste Sakralbau des Islam. Aber in einer Seitengasse stoppen uns Polizisten, der Zugang ist nur Muslimen gewährt. Wir dürfen immerhin ein Foto machen.

Der Zugang zum Felsendom wird von Polizisten bewacht
Der Zugang auf den Tempelberg ist nur für Muslime © Siegbert Mattheis
Sicherheitscheck vor dem jüdischen Viertel
Sicherheitscheck vor dem jüdischen Viertel © Siegbert Mattheis

Die Klagemauer, “Western Wall”

Durch schmale Gassen laufen wir weiter zum zentralen Platz vor der Klagemauer. Er ist in getrennte Bereiche für Männer und Frauen geteilt. Gilad bedeutet uns, dass zum Raum unter dem rechten Bogen links neben der Klagemauer nur Männer zugelassen sind. Er wird als Synagoge genutzt. Zuvor muss ich eine Kippa aufsetzen, die kostenlos verliehen wird. Dann nimmt Gilad mich mit in den seitlichen Eingang des Gebäudes an der Mauer in eine Art Tunnel und zeigt mir unter anderem, dass die sichtbare Mauer lediglich ein Drittel der gesamten Höhe zeigt. Unter einer dicken Glasplatte sehen wir unten einen Teil der ausgegrabenen restlichen, westlichen Mauer des ehemaligen Tempels. An der Wand stehen hölzerne Schränke mit Schriftrollen darin. Orthodoxe Juden beten mit den typischen mehrfachen Verneigungen.

Draußen auf dem Platz findet inzwischen eine Vereidigung junger israelischer Rekruten statt. Die etwa 90 jungen Männer und Frauen scherzen und flirten miteinander, bis sie sich in einer Reihen aufstellen, die Nationalhymne singen und vereidigt werden.

Klagemauer mit mehreren betenden Menschen
Die Klagemauer in Jerusalem © Fotolia
Klagemauer
Klagemauer © Siegbert Mattheis
Junge Rekruten in Uniform
Vor der Vereidigung werden noch ein paar Kleinigkeiten gerichtet © Siegbert Mattheis
Im Tunnel links der Klagemauer beten orthodoxe Juden
Im Tunnel links der Klagemauer © Siegbert Mattheis
Platz vor der Klagemauer, im Hintergrund der Felsendom
Platz vor der Klagemauer © Siegbert Mattheis

Cardo, die antike römische Hauptstraße

Anschließend führt uns Gilad weiter zu den römischen Relikten der Stadt. Über viele Treppen geht es bergab, denn nach den vielen Zerstörungen der Stadt ist Jerusalem auf dem Schutt in die Höhe gewachsen.

Aber weit unten sehen wir tatsächlich noch die Überreste der römischen gepflasterten Hauptstraße, der “Cardo Maximus” mit korinthischen Säulen an den Seiten, wie es bei den Hauptstraßen der Städte des Römischen Reiches Tradition war. In Jerusalem beginnt diese alte Straße beim Damaskustor im Norden und läuft nach Süden durch die Altstadt und endet am Zionstor. Der ausgegrabene Teil des Jerusalemer Cardo befindet sich im Zentrum des jüdischen Viertels, zwischen Rehov Habad und Rehov Ha Yehudim. An einer Wand ist die römische Straße in einem Gemälde zu sehen. Aber wir sehen sogar noch tiefere Schichten am Rande, denn auch die Römer bauten schon auf dem Schutt der vormals schon öfter zerstörten Stadt.

Lage auf Google Maps ansehen

Die antiken Säulen des römischen Cardo
Die antiken Säulen des römischen Cardo © Siegbert Mattheis
Gemälde, das den Cordo in der Römerzeit darstellt
So sah es wohl in der Römerzeit aus © Siegbert Mattheis

Grabeskirche, Church of the Holy Sepulchre

Weiter geht es zum christlichen Viertel mit der Grabeskirche, die ich mir ganz anders vorgestellt hatte. Mehr dazu findet ihr hier im Artikel über die Grabeskirche.

Der Eingang zur Grabeskirche
Der Eingang zur Grabeskirche © Siegbert Mattheis

Jaffa Tor und Festungswall (Ramparts Walk)

Wir schlendern anschließend durch die Gassen weiter Richtung Jaffa-Tor.

Hier gibt es einen Zugang zur Festungsmauer, auf der ihr oben einen Spaziergang machen könnt. Da es aber inzwischen empfindlich kalt geworden ist, gehen wir lieber ins Aroma Cafe in den neuen Gebäuden vor der Stadtmauer und wärmen uns bei einem heißen Sahleb auf.

In den überdachten Gassen der Altstadt
In den überdachten Gassen der Altstadt © Siegbert Mattheis

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Jerusalem: erstaunlich, grotesk. faszinierend, abenteuerlich

Wir empfanden Jerusalem als eine Mischung aus erstaunlich und grotesk, faszinierend und abenteuerlich, von jahrtausendealter Geschichte und aktuellen Spannungen durchtränkt und dennoch gleichzeitig friedlich. Denn 95% der Bevölkerung will einfach nur in Ruhe und Frieden leben.

Jerusalem, Stadt der drei Weltreligionen

Erstaunlich und grotesk, weil es die Stätte von gleich drei Weltreligionen ist, die alle im Grunde an denselben Gott glauben. Aber ihn und seine Lehren unterschiedlich interpretieren und in verschiedensten Glaubenstraditionen ausleben und (be)werten. Das ist uns vor allem in der Grabeskirche aufgefallen, wo allein schon sechs christliche Konfessionen eifersüchtig über die jeweilige Deutungshoheit wachen. Wobei evangelische Konfessionen nicht einmal vertreten sind.

Faszinierend und abenteuerlich, weil in dieser uralten Stadt die Geschichte und ihre Auswirkungen allgegenwärtig ist. Weil ihr hier noch Spuren des vorreligiösen Lebens finden könnt und man sich vorstellen kann, dass sich das eigentliche Leben in den Jahrtausenden kaum verändert hat. Menschen werden geboren, entdecken die Welt, verlieben sich, gründen Familien, arbeiten. Sie treiben Handel, bieten Dienstleistungen an, feiern Feste – und sterben.

Selten hat uns eine Stadt nachträglich noch so sehr in unseren Gedanken und Gefühlen beschäftigt.

Generell fühlten wir uns übrigens sehr sicher, was bestimmt auch Gilad, unserem Guide zu verdanken ist.

Siegbert Mattheis

Überall präsent sorgen die Polizisten für ein sicheres Gefühl
Überall präsent sorgen die Polizisten für ein sicheres Gefühl © Siegbert Mattheis

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