Workation, Remote: Arbeiten im Ausland, worauf solltet ihr achten? Einige Tipps aus langjähriger Erfahrung

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Workation: Nach Feierabend sofort ans Meer? Die Mittagspause nicht in der Kantine, sondern im urigen Fischrestaurant in der wärmenden Sonne des Südens verbringen? Klingt wunderbar und ist inzwischen kein sehnsüchtiger Tagtraum mehr, sondern kann zur Realität, beinahe zur alltäglichen Routine werden – und zu einer besseren Work-Life Balance führen. Tipps und viele Links:

Was ist workation?

Workation ist die Verschmelzung der Wörter work und vacation. Also ganz normales Arbeiten und nach Feierabend Urlaub machen. Als Suchbegriff hat das Wort bei Google in den letzten Jahren über 250 % hinzugewonnen.

Neidvoll haben wir früher auf Philosoph:innen, Schriftsteller:innen oder Maler:innen geblickt, die von überall auf der Welt aus arbeiten konnten. Die ihre Gedanken auf Papier oder ihre Visionen auf Leinwand gebracht haben, egal, wo sie waren.

Heute steht uns das in beinahe jedem Beruf offen. Inzwischen ist Arbeiten im Home Office nahezu überall gängige Praxis. Aber Workation ist nicht gleichbedeutend damit, den Arbeitsplatz zu Hause einfach an einen anderen Ort zu verlegen. Denn dazu müssen einige Voraussetzungen gegeben sein.

Frau mit Sonnenbrille vor Laptop in Beach Bar-Umgebung
Verbesserte Work-Life-Balance durch Workation © Blue Planet Studio, Adobe

Tipps zu Workation aus unserer langjährigen Erfahrung

Wie das gelingen kann und worauf man dabei achten sollte, können wir euch inzwischen aus langjähriger eigener Erfahrung berichten. Wir als selbstständige Geschäftsführer:innen unserer Werbeagentur hatten es erstmals 2017 gewagt. Und nach den positiven Erfahrungen mit Kund:innen und Mitarbeiter:innen praktizieren wir das immer öfter, länger und mehrmals im Jahr. Dafür machen wir aber kaum mehr „echten“ Urlaub 😉

Großer Raum mit langem Tisch
Gute Workation-Bedingungen, hier im Baixa-House in Lissabon © Siegbert Mattheis
Paar beim Arbeiten mit Laptop im Park
Nicht unbedingt bequemes Arbeiten, geht aber auch © Siegbert Mattheis
Mann vor Laptop, dahinter das Meer
Arbeiten am Meer © Siegbert Mattheis

Worauf solltet ihr achten, wenn ihr in Workation gehen wollt?

Als Erstes natürlich, ob eure Arbeitgeber:innen das erlauben und für wie lange. Ob es technisch ohne Weiteres möglich ist, oder ob ihr noch Voraussetzungen schaffen müsst. Und über die arbeitsrechtlichen Bedingungen, die ihr euch bei der Arbeitsagentur
oder den Seiten der Techniker Krankenkasse ansehen könnt.

Schreibtisch mit Laptop hinter spiegelnder Glasfront
Co-Working-Space mit herrlichem Ausblick © Siegbert Mattheis
Frau am Tisch mit Laptop
Workation in Lissabon © Siegbert Mattheis
Mann am Schreibtisch mit Laptop
Co-Working-Space Marseille © Siegbert Mattheis
Blick auf Innenhof
Co-Working und Co-Living-Spaces The Babel Community in Marseille © Siegbert Mattheis

Ansonsten haben wir folgende Tipps für euch:

Es gibt zwei Möglichkeiten:
1. Arbeiten in eurer Unterkunft / Ferienwohnung oder (zur Not) im Hotel
2. Arbeiten in Co-Working-Spaces

Für die erste Option solltet ihr auf folgende Kriterien achten:

  • Schnelles und stabiles WLAN, möglichst 4G oder besser 5G (3G könnt ihr vergessen)
  • Sonnenterrasse, möglichst regen- und windgeschützt
  • Waschmaschine
  • Gut ausgestattete Küche
  • Mindestens zwei Zimmer oder ein großes
  • Schreibtisch oder als solcher nutzbarer (Ess-) Tisch

Workation Ort

Am besten kennt ihr bereits den Ort, wo ihr hinwollt. Denn zum einen leidet die Arbeitsmoral darunter, wenn ihr lieber bei schönstem Wetter die neue Stadt/Umgebung und deren Sehenswürdigkeiten kennenlernen wollt. Zum anderen erspart ihr euch unliebsame Überraschungen, wenn ihr feststellen müsst, dass die Infrastruktur zu wünschen übrig lässt. Dass der Strand beispielsweise nur über einen mühsamen Fußweg zu erreichen ist. Oder sich kein Supermarkt, keine Apotheke oder coole Bar in schnell erreichbarer Nähe befindet.

Unterkunft vorher kennen

Auch die Unterkunft solltet ihr möglichst vorher schon kennen oder euch angesehen haben.

  • Könntet ihr es hier nicht nur für eine Woche, sondern für einen Monat oder länger aushalten?
  • Gibt es einen Schreibtisch inklusive bequemer Sitzgelegenheit?
  • Wie sind die Nachbarn, wie ist es mit Lärm?
  • Wie fühlt sich der Raum an, wenn ihr euch den ganzen Tag darin aufhalten müsst? Denn im Urlaub seid ihr ja die meiste Zeit unterwegs und nutzt eine Unterkunft in der Regel nur zum Schlafen.
  • Wenn es nicht funktioniert, gibt es Co-Working-Spaces in der Nähe?

Medizinische Versorgung

Eine leichte Erkältung mal kurz wegstecken oder mit Hausmitteln zu kurieren, mag gehen. Aber wenn es etwas Ernsthafteres, wie z. B. eine Verletzung ist, sollten Ärzt:innen in der Nähe sein. Am besten auch ein Krankenhaus. Und die Beschwerden in einheimischer Sprache beschreiben zu können, hilft ungemein. Denn nur selten kommt ihr beim Krankenhauspersonal mit Englisch durch. Eine international gültige Krankenversicherung sollte selbstverständlich sein.

Arbeitszeiten

Gebt euch eine klare Struktur. Denn die Verlockung, mal doch zwischendurch ein paar Stunden am Strand zu verbringen, ist nicht zu unterschätzen ;). Wenn es für eure Arbeitgeber:innen und Kolleg:innen ok ist, nehmt euch lieber klar kommuniziert die Nachmittagsstunden frei und arbeitet dafür am Abend.

Abendgestaltung

Am Abend jedes Mal ins Restaurant zum Essen zu gehen, kann schnell teuer werden.

  • Könnt ihr in der Wohnung gut kochen? Sind alle nötigen Utensilien vorhanden?
  • Gibt es zur Not einen Lieferservice? Freunde zu treffen, entfällt ja.
  • Gibt es genügend interessante Leute dort, mit denen es sich lohnt, sich nicht nur oberflächlich zu unterhalten?
  • Wie ist es mit der jeweiligen Landessprache? Denn nicht in allen Ländern, wie z. B. Brasilien kommt man gut mit Englisch klar.
  • Und wie ist der Zeitunterschied? Denn chatten mit den Freund:innen zuhause ist mitten in der Nacht schlecht möglich.

Kontakte finden

Unterschätzt nicht, dass ihr euch auch schnell alleine und einsam fühlen könnt. In den größeren Städten wie z. B. Lissabon gibt es ehrenamtlich engagierte Ex-Pats, die euch mit anderen Gleichgesinnten zusammenbringen können. So findet ihr schnell Kontake, die euch wertvolle Tipps geben können.

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Welche Hilfsmittel gibt es?

Die IHK München hat eine Reihe von Softwarelösungen und anderen digitalen Hilfsmitteln zusammengestellt, die ihr unter diesem Link der IHK Münschen abrufen könnt

Beliebteste Workation-Orte

Laut einer Umfrage von holidu sind die 10 beliebtesten Workation-Orte in Europa (2022):

  1. Lissabon
  2. Barcelona
  3. Budapest
  4. Istanbul
  5. Bukarest
  6. Madrid
  7. Sofia
  8. Krakau
  9. Belgrad
  10. Porto 

Hier könnt ihr euch Ferienwohnungen bei Booking.com ansehen *

Und noch ein paar Tipps für die Wohnung zu Hause:

  • Physische Abos, wie z. B. Zeitschriften abbestellen, pausieren oder umleiten
  • Pflanzen möglichst automatisiert bewässern lassen
  • Schlüssel am besten vertrauenswürdigen Nachbarn anvertrauen, falls ein Wasserschaden o. Ä. auftreten sollte
  • Untervermieten nur, wenn der Vermieter es ausdrücklich erlaubt und sich jemand Vertrauenswürdiges um die Untermieter kümmern kann

Laut Studien arbeitet man übrigens so viel fokussierter und produktiver! Und ansonsten, genießt es! 😉

Siegbert Mattheis

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