Villa Romana del Casale mit den erstaunlichsten Fußbodenmosaiken der Welt

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Der Bikini ist schon vor über 1.700 Jahren erfunden worden! So zeigen es zumindest die am besten aus der Antike erhaltenen Mosaikdarstellungen in der Villa Romana del Casale. Oder war es die übliche Unterwäsche der Römerinnen?

Die "Bikinimädchen" © Siegbert Mattheis
"Bikinimädchen" © Siegbert Mattheis

Luxusvilla der Antike

Die Villa del Casale (so wird sie auch oft nur genannt) im Südosten von Sizilien bei Piazza Armerina war eine der opulentesten Luxusvillen der Römer. Etwa 120 Millionen (laut Wikipedia) millimetergroße Mosaiksteine, mehr als in jedem anderen bekannten Gebäude des römischen Reichs, bedecken 3.500 qm Fußboden mit beeindruckenden Motiven. Edelste Materialien wie verschiedenfarbiger Marmor zierten die Wände. Und natürlich verfügte die einzigartige Villa mit über 45 Zimmern über Fußbodenheizung, Sauna und einem Pool. Selbstverständlich auch über adäquate Empfangsräume, Säulengänge und einen riesigen Speisesaal. Als Wasserversorgung diente ein eigens angelegtes Aquädukt.

Eingangsbereich der Villa © Siegbert Mattheis
Das Triclinium, der Speisesaal mit Mosaiken der zwölf Heldentaten des Herakles © Siegbert Mattheis
Eingang zur Villa © Siegbert Mattheis
Die Ballspielerin © Siegbert Mattheis

Die Besonderheiten der Villa Romana del Casale

Die Villa Romana del Casale ist wirklich ein archäologisches Juwel, das eine Fülle von Besonderheiten und Räumen zu bieten hat, die es zu erkunden lohnt. Seit 1997 zählt sie zum Weltkulturerbe. Wir wollen euch hier die wichtigsten Mosaiken, Räume und Sehenswürdigkeiten der großen Anlage vorstellen:

Eingang zum Peristyl mit Pool und Brunnen © Siegbert Mattheis

Die Frauen im Bikini, besser bekannt als “Bikinimädchen”

Für diese einzigartigen Mosaike ist die Villa del Casale berühmt. Sie zeigen 10 Frauen beim Sport in knappem BH und Slip. Und diese Darstellung ist einzigartig! „Ein solcher Zweiteiler als Sport- oder Badebekleidung ist in der gesamten Antike sonst nirgendwo bezeugt“, sagt Karl-Wilhelm Weeber, Professor für Alte Geschichte an der Universität Wuppertal. Ob die Figuren und der Raum evtl. als Fitnessraum oder nur als Ermutigung und Vorlage für Sportübungen diente, darüber teilen sich die Meinungen von Expert:innen. Auf jeden Fall geben die bildlichen Darstellungen einen guten Einblick in die (Underwear-) Fashionwelt der Antike.

Mosaik mit 3 Frauen, die im Bikini Sport treiben
Die "Bikini-Mädchen" aus der Villa Romana del Casale © Siegbert Mattheis
Hanteltraining vor 1.700 Jahren. Links oben sieht ihr noch einen darunterliegenden Teil von früheren Mosaiken © Siegbert Mattheis
Joggerin © Siegbert Mattheis

Der Korridor der Großen Jagd

Dieser über 65 Meter lange und 5 Meter breite Gang ist das beeindruckendste Highlight. Denn im Gegensatz zu seinem Namen ist das Thema des Bodenmosaiks eine große Tierfangaktion für die Spiele in Rom. Kein Tier wird getötet und die Jäger benutzen ihre Waffen nur zur Verteidigung. Die Vielzahl der Tiere und die Art der Fangmethoden sind verblüffend, ihr findet Elefanten, Löwen, Nashörner, Büffel, Leoparden und sogar Tiger aus Indien.

Teil aus dem Mosaik der großen Jagd: Bemerkenswert sind die Details der Ladung auf dem Schiff, die zeigt, wie die Kisten verzahnt wurden © Siegbert Mattheis
Ein Nashorn wird eingefangen © Siegbert Mattheis
Der Korridor der Großen Jagd © Siegbert Mattheis
Auch ein Panther ist zu finden © Siegbert Mattheis

Bemerkenswert ist ebenfalls, dass die Mosaikstücke im nördlichen Teil kleiner sind, mehrere Farben verwenden und eine plastischere Darstellung zeigen. Im südlichen Abschnitt hingegen sind die Stücke etwas größer und einfacher. Offensichtlich wurden sie von zwei verschiedenen Werkstätten verlegt.

Die Basilika oder Aula

Dieser Raum diente vermutlich der Repräsentanz des Hausherren. Er ist im Gegensatz zu den anderen Räumen mit unterschiedlichem Marmor und Porphyr aus allen Teilen des römischen Reiches gepflastert. Offensichtlich war das damals teurer als die Verlegung von Mosaiken. Denn es war der wichtigste Raum, in dem der Besitzer Besucher empfing und ihnen so seinen Reichtum zur Schau stellen konnte. Ob er später auch als Basilika für religiöse Zwecke diente, ist noch Gegenstand der Forschung.

Hier stieg man vom Gang der großen Jagd in die Aula hinauf © Siegbert Mattheis
Unterschiedlicher Marmor in der Aula © Siegbert Mattheis
Erstaunliche Mosaikkunst © Siegbert Mattheis

Die Thermen, Luxus-Badeanlagen

Hier könnt ihr sehr gut die römische Ingenieurskunst der sog. Hypokaustenheizung entdecken. Wie die Fußbodenheizung funktionierte und der warme Luftkreislauf durch ineinandergestapelte Tonröhren eine flexible Leitung ermöglichte, die die Räume der Villa heizten. Und gleichzeitig für warmes Wasser in den Bädern sorgte. Die Vorhalle der Thermen sind mit Szenen eines Wagenrennens ausgeschmückt.

Die Hausherrin mit Tochter, Sohn und Sklaven auf dem Weg in die Thermen © Siegbert Mattheis
Die Feuerstellen für die Heizung der Themen © Siegbert Mattheis
Hypokaustum, die einfache Fußbodenheizung © Siegbert Mattheis
Rechts seht ihr die Tonleitungen © Siegbert Mattheis
Szenen eines Wagenrennens vor den Thermen © Siegbert Mattheis
Der Weg zu den Thermen von den Privatgemächern © Siegbert Mattheis

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Die Korridor-Mosaiken

Die Säulengänge des rechteckigen Hofes (Peristyl) der Villa sind mit einer Vielzahl von Mosaiken geschmückt. Diese zeigen eine breite Palette von Themen, von mythologischen Figuren bis hin zu Szenen des täglichen Lebens. Zum Teil sind sie rein als geometrische Formen angelegt.

Teil eines Säulengangs © Siegbert Mattheis
Hirschkopf © Siegbert Mattheis

Die Wohnräume der Frauen

Die Villa beherbergt auch Mosaiken, die die Frauenwelt der römischen Gesellschaft darstellen. Ihr könnt hier elegante Darstellungen von Frauen in unterschiedlichen Aktivitäten bewundern.

Mosaik in den Frauenräumen © Siegbert Mattheis

Die Sala degli Amorini

Diese Halle ist berühmt für ihre Darstellungen von Amorini, kleinen Liebesengeln. Die zarten Mosaiken fangen die Romantik und Eleganz der römischen Kunst ein.

Szenen mit Amorinen und Neriden © Siegbert Mattheis
Die Liebenden © Siegbert Mattheis

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Wann wurde die Villa Romana del Casale erbaut?

Heute gehen die Ärchäolog:innen davon aus, dass sie etwa zwischen 310 und 325 n. Chr. erbaut wurde. Eventuell auch ein paar Jahrzehnte später. Dass die Fußbodenmosaiken so gut erhalten sind, liegt an einem Erdrutsch im 12. Jh., der die Villa komplett verschüttete. 1761, etwa 600 Jahre später, wurden die ersten Überreste wieder entdeckt, als das Interesse für frühgeschichtliche Bauten erwachte. Aber erst im 20. Jh. wurde die Villa in großen Teilen ausgegraben. Weitere Forschungsgrabungen fanden zwischen 2004 und 2014 statt, als die Schutzdächer über den freigelegten Mauern erneuert wurden. Und die Ärchäolog:innen sind noch immer nicht fertig.

Villa Casale © Siegbert Mattheis

Wem gehörte diese Luxusvilla?

Forscher:innen dachten zunächst an den römischen Kaiser Maximian, der sich aber nach später gefundenen Quellen nicht in Sizilien aufhielt. Danach vermuteten sie seinen Sohn Maxentius, denn der Besitzer musste schon unglaublich reich gewesen sein. Später revidierte man diese Meinung und glaubt heute eher, dass der damalige Gouverneur Siziliens und Konsul Lucius Aradius Valerius Proculus Populonius der Besitzer der prächtigen Villa gewesen sein sollte. Denn der hatte sich um die Spiele in Rom im Jahr 320 verdient gemacht, die ihn berühmt und damit offensichtlich zu Reichtum brachten. Wahrscheinlich zeigen die Mosaike der Wagenrennen und Wettkämpfe solche Szenen dieser Spiele. Aber bis heute sind die wahren Besitzverhältnisse noch nicht eindeutig geklärt.

Warum ein Besuch der Villa Romana del Casale lohnt

Die Villa Romana del Casale ist ein Ort von unschätzbarem historischem und kulturellem Wert. Ein Besuch bietet euch nicht nur die Möglichkeit, die prächtigen Mosaiken zu bewundern, sondern auch um das Leben der römischen Elite zu verstehen. Diese gut erhaltene Stätte ermöglicht es euch, in die Vergangenheit einzutauchen und die römische Lebensweise aus erster Hand zu erleben.

Piazza Armerina © Siegbert Mattheis

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Praktische Informationen

Die Villa Romana del Casale befindet sich in der Nähe von Piazza Armerina auf Sizilien. Die Öffnungszeiten variieren je nach Jahreszeit, daher empfiehlt es sich, im Voraus nach den aktuellen Zeiten zu recherchieren. Der Eintrittspreis ist moderat und die Erfahrung, die ihr hier machen werdet, ist es auf jeden Fall wert.

Öffnungszeiten 2023:

Geöffnet von Montag bis Sonntag

  • Vom letzten Sonntag im März bis zum letzten Samstag im Oktober: 9 – 19 Uhr, letzter Einlass 18 Uhr.
  • Vom 1. Juli 2023 bis zum 30. September kann die Villa auch von 20:00 bis 23:00 Uhr besucht werden, letzter Einlass 22:00 Uhr.
  • Vom letzten Sonntag im Oktober bis zum letzten Samstag im März: 9:00 – 17:00 Uhr, letzter Einlass 16:00 Uhr.

Aktuelle Angaben findet ihr auch auf der Website der Villa Romana del Casale

Piazza Armerina © Siegbert Mattheis

Viel Spaß beim Eintauchen in die römische Vergangenheit auf Sizilien!

Siegbert Mattheis

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