Wie entstand der Kolonialstil? Kurze Geschichte der Kolonialzeit

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Die Kolonialzeit, als die europäischen Mächte Territorien vor allem in Nord- und Südamerika und in Afrika besetzten, Kolonien gründeten, sie beherrschten und ausbeuteten, ist glücklicherweise in dieser Form Vergangenheit.

Allerdings noch nicht in unseren Köpfen, wie die Autorin Grada Kilomba im lesenswerten Buch “Plantation Memories” aufzeigt. Denn der alltägliche Rassismus herrscht selbst in gebildeten Schichten noch vor, obwohl wir meinen, davon weit entfernt zu sein.

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Obwohl schon in der Antike die Phoenizier, Griechen und Römer Kolonien gründeten, bezieht sich der Begriff Kolonialstil auf die Architektur, die Inneneinrichtung und Dekoration in den Ländern, die von den führenden europäischen Kolonialmächten ab Beginn des 16. Jhs. erobert wurden.

Den Anfang machten um 1500 die Spanier und Portugiesen, (lest auch, wie sich Spanien und Portugal die Welt aufteilten) die Mittel- und Südamerika teilweise mit brutalen Methoden unter sich aufteilten. Portugal erwarb zudem vorwiegend Kolonien und Handelsposten an den Küsten Afrikas und Stützpunkte in Indien und China. Durch die Ausbeutung der Kolonien und deren Bodenschätze gelangten beide Länder zu immensem Reichtum. Daran wollten auch andere Länder teilhaben.

Alte portugiesische Kanone
Die Handelsposten wurden stark verteidigt, hier in der ehemaligen portugiesischen Kolonie Mogador, heute Essaouira © Siegbert Mattheis
Festung der ehemaligen portugiesischen Kolonie Mogador
Festung der ehemaligen portugiesischen Kolonie Mogador © Siegbert Mattheis

Die Niederlande konzentrierten sich ab etwa dem 17. Jh. mittels der VOC (Vereinigte Ostindische Kompanie) auf Handelsposten in Ostindien, Südafrika und Japan. Die WIC (Westindische Kompanie) der Niederlande gründete später auch in der Karibik sowie in Amerika Handelsniederlassungen.

Frankreich gründete Mitte des 16. Jhs. ein erstes Kolonialreich mit der östlichen Hälfte des heutigen Kanada, Erwerbungen in den karibischen Inseln und in einem Teil von Indien. Nach verlorenen Kriegen um 1760 gegen Großbritannien musste Frankreich viele der Gebiete abtreten. Ab 1830 konzentrierte sich Frankreich wiederum auf Kolonien, diesmal in Afrika, beginnend an der Küste des Maghreb wie Algerien, und eroberte in der zweiten Hälfte des 19. Jh. die gesamte Sahara sowie den größten Teil West- und Zentralafrikas.

Mit Indochina und einigen Besitzungen in China und Indien sowie großer Teile der Inselwelt im Indischen Ozean stieg Frankreich zur zweitgrößten Kolonialmacht im 19. Jh. auf.

England und nach 1707 Großbritannien etablierte sich nach mehreren erfolgreichen Kriegen im 17. und 18. Jahrhundert gegen Frankreich und die Niederlande als führende Kolonialmacht in Amerika und Indien und entwickelte sich als Britisches Weltreich zum größten Kolonialreich der Geschichte.

Mit der Rückgabe der britischen Kolonie Hongkong 1997 und der portugiesischen Kolonie Macau 1999 wurden die letzten Gebiete aus europäischer Kolonialherrschaft entlassen.

Das Haus von Hemingway auf Key West (Florida) im spanisch-amerikanischen Kolonialstil © Wikipedia, Andreas Lamecker
Das Haus von Hemingway auf Key West (Florida) im spanisch-amerikanischen Kolonialstil © Wikipedia, Andreas Lamecker

Der heutige Wohlstand Europas

Der heutige Wohlstand Europas liegt zum großen Teil in seiner knapp 500jährigen Kolonialgeschichte und in der Ausbeutung der ehemaligen Kolonien begründet.

Wie sich die Kolonialmächte die Welt von 1492 bis 2008 aufteilten, seht ihr in der nachfolgenden Animation auf Wikipedia:

Siegbert Mattheis

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