Wenn ihr ein wenig an der jüngeren Geschichte von Rhodos und den Griechen auf der Insel interessiert seid, solltet ihr auf jeden Fall das Folklore Museum in Lardos besuchen.
In privater Initiative hat Panagiotis Loukaras hier in seinem Folklore Museum hunderte Gegenstände und Fotos aus dem vergangenen Jahrhundert liebevoll zusammengetragen. Und Panagiotis erzählt gerne die Hintergründe einzelner Gerätschaften und Abbildungen, auch auf Deutsch. Er wurde 1962 in Stuttgart geboren und kehrte im Alter von etwa 5 Jahren in sein Heimatland Rhodos zurück. Vielleicht ein wenig dogmatisch, aber sehr engagiert und anschaulich: „Bitte stellen Sie sich hier hin unter den Ventilator, da ist es nicht so heiß. Dann erzähle ich Ihnen etwas über die Lebensbedingungen hier auf Rhodos. Fragen bitte gerne zum Schluss…“ und dann legt er los:
Inhaltsverzeichnis
Rhodos unter italienischer Besatzung
Wie die Italiener 1912 die Insel besetzt hatten, wie sie Straßen gebaut, Unternehmen gegründet und die antiken Denkmäler ausgegraben hatten. Dass sie das allerdings nicht für die griechische Bevölkerung getan hatten, sondern Rhodos als Stützpunkt für ihre Expansionspläne, ihr neues “Römisches Reich” und als Lebensraum für Italiener nutzen wollten. Dass die Rhodier die Italiener zunächst als Befreier von der osmanischen Herrschaft begrüßten, unter der sie wie Sklaven lebten. Damals durften Griechen z.B. auch nicht in Rhodos Stadt leben, sondern nur auf dem Land.
Bis die Faschisten 1923 an die Macht kamen. Dann durfte man nur noch Italienisch sprechen und den Faschistengruß lernen. Ab 1936 wurde es noch schlimmer, als der Gouverneur de Vecchi die Insel mit brutalen Methoden, die selbst Mussolini zuviel waren, regierte.
Panagiotis zeigt uns Fotografien an der Wand, mit Abschiedsfotos von Familien und ganzen Gruppen, die Rhodos auf der Suche nach einem besseren Leben verließen, nach Australien oder Amerika. Auf den Gesichtern der Menschen spiegelt sich große Trauer und Verzweiflung, aber auch etwas Hoffnung wider.
Wie wohnten die Menschen auf Rhodos?
In einem Teil des Museums hat Panagiotis auch eine Wohnung auf Rhodos nachgebildet, mit dem typischen Sofa vor dem Kamin. Dieses Sofa (aus dem Türkischen soufa) ist eher eine erhöhte Plattform, direkt an den Kamin gebaut, auf der die Kinder schliefen und man auch das Essen auf einem runden Holzgestell einnahm. Die Eltern hatten eine Art Hochbett, unter dem das Olivenöl und sonstige Vorräte lagerten.
Tatsächlich leben heute auch noch viel Rhodier in solchen kleinen Häusern mit meist nur einem Zimmer und einer kleinen Küche. Wir durften eins dieser Häuser, das Elternhaus von Dimitris Kozas, dem Besitzer des gleichnamigen, fantastischen Restaurants Stegná Kozas, mit ihm besuchen. Unser neu gebautes Ferienhaus in Stegná hat diese Situation original nachgebaut, aber natürlich etwas komfortabler mit etwas größeren und mehreren Zimmern.
Es ist hochinteressant, einen kleinen Einblick in die damalige Lebenswelt auf Rhodos zu erhalten und ein wirklich lohnenswerter Besuch! Panagiotis hat auch ein lesenswertes Buch auf Englisch über Lindos und die Geschichte von Rhodos geschrieben, das er zum Verkauf anbietet.
Parkplätze gibt es direkt vor dem Museum, eine kleines Café ebenfalls. Der Eintritt von 5 Euro kommt nur dem Erhalt des Museums zugute.
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Siegbert Mattheis
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Reiseführer Rhodos
Diese beiden Reisebücher von Marco Polo und Dumont haben uns in der Vorbereitung der Reise und auch vor Ort sehr geholfen. beide gleichermaßen informativ, mit vielen Insidertipps und Hinweisen. Der Dumont-Reisführer ist in einigen Punkten ausführlicher, der von Marco Polo bietet Vorschläge für Erlebnistouren an.