Tipps für das Hérault, Ausflüge, Feste, Austern, Fischerstechen …

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Das Departement Hérault in Languedoc-Roussillon (Okzitanien) in Südfrankreich ist eine der beliebtesten Urlaubsregionen der Franzosen. Montpellier, die Hauptstadt ist euch bestimmt ein Begriff. Aber ihr findet hier noch viele weitere schöne Orte, einzigartige kulinarische Genüsse und vielfältige Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Wir haben euch hier ein paar Tipps zusammengestellt:

das Bild zeigt die zart-violett und cremefarbenen Muscheln Tellines
Die zart-violett und cremefarbenen Muscheln Tellines © Fotolia

Muscheln am Strand sammeln

Tellines sind zart-violett und cremefarbene Muscheln, die bei uns kaum bekannt sind und immer seltener werden. Diese mit der Venusmuschel verwandte, etwa 3 cm kleine Meeresfrucht wird wegen des süß-salzigen Geschmacks geschätzt. Sie lebt im feuchten Sand an der Küste und wird mit den sog. tellinier, den Fangkörben unter strengen Auflagen gesammelt. Es dürfen z. B. keine Muscheln verzehrt werden, die kleiner als 2,5 cm groß sind. Man genießt die tellines natürlich frisch als Vorspeise mit etwas Knoblauch und Petersilie, trinkt dazu gerne ein Glas weißen Picpoul de Pinet aus dem nahegelegenen Anbaugebiet im Dreieck zwischen Agde, Pézenas und Sète.

Austernfarm Tarbouriech im Marseillan
Austernfarm Tarbouriech im Marseillan

Köstliche Mittelmeeraustern genießen

Nur wenigen ist bekannt, dass am Mittelmeer Austern gezüchtet werden. Allerdings in Frankreich ausschließlich an der Küste des Hérault (und im geringeren Maße auch an der Ostküste Korsikas). Immerhin jedoch schon seit der Antike, vor allem im Bassin de Thau. Durch den unterirdischen Süßwasserzufluss und die geringen Gezeitenunterschiede wachsen die Austern hier besonders schnell. Die Edelmuscheln aus Bouzigues gelten als die aromatischsten mit einem Geschmack nach Pilzen und Haselnüssen. Das unterscheidet sie von den atlantischen Austern. Erfahrt im Musée de l’Étang de Thau alles über die Austernzucht oder lasst euch das am besten von einem Austernfischer der vielen familiengeführten Austernfarmen erzähle, z. B. bei Florie Tarbouriech.

Austernfarm Tarbouriech im Marseillan
Austernfarm Tarbouriech im Marseillan

Den Klassiker des Languedoc, die Tielles sétoise probieren

Diese Art Fischpastete stammt ursprünglich aus dem italienischen Gaeta zwischen Rom und Neapel und wurde Ende des 19. Jahrhunderts in Südfrankreich populär, als viele Italiener die Gegend um Sète besiedelt hatten. Traditionell besteht die Füllung aus klein geschnittenen und in würziger Tomatensauce mit Knoblauch und Zwiebeln angebratenem Sepia und Oktopus, die anschließend in einer Brotteigfüllung ausgebacken wird. Tielles aus Sète sind mehrere Tage haltbar und können kalt oder warm gegessen werden. Daher hatten die Fischer diese köstliche Pastete gerne mit auf See genommen.

Wenn ihr die selbst backen wollt, hier haben wir auf einem Blog ein sehr gut mit Fotos dokumentiertes Rezept für die Tielles aus Sète gefunden.

das Bild zeigt die Kanalmündung in Sete
Sète, das Vendig des Languedoc © Sabrina Lucchese
das Bild zeigt 2 Boote im Kampf
Kämpferisch: das Fischerstechen in Sète © P. Guyomard

Das Fischerstechen in Sète feiern

Das seit 1666 traditionell im Hochsommer gefeierte „Fête de la Saint Louis“ ist einer der festlichen Höhepunkte in dem von allen Seiten von Wasser umgebenen Ort Sète. Aus diesem Grund und wegen seiner vielen italienischstämmigen Einwohner wird er auch Venedig des Languedoc genannt. Beim traditionellen Fischerstechen, den joutes treten je 2 Ruderboote mit Besatzung gegeneinander an. Es geht darum, mit langer Lanze und Schild bewaffnet, den Gegner von einer schmalen Planke am Bug des Bootes herunterzustoßen. Der Gewinner erhält quasi Unsterblichkeit, denn seit Beginn wird jeder Name auf ein Schild graviert, das im Museum Paul Valéry hängt. Mehr Informationen zum „Fête de la Saint Louis“ auf der Seite von Sète.

das Bild zeigt ein Boot auf dem platanengesäumten Kanal
Etwa 42.000 Platanen säumen den Canal du Midi © Peter Gugerell, Wikipedia
Hausbotte, links Wanderer
Überall am Kanal gibt es wunderschöne Wanderwege © Boigontier

Den Canal du Midi mit einem Boot befahren

Der insgesamt 240 km lange, mit beeindruckenden Schleusen, historischen Bauwerken und einer Unmenge von Platanen gesäumte Canal du Midi, der den Atlantik mit dem Mittelmeer verbindet, endet hier im großen See Étang du Thau, wo ihr im Übrigen auch rosafarbene Flamingos stolzieren seht.

Auf der Suche nach einer schnelleren und einfacheren Verbindung zu den nördlich gelegenen Provinzen wie Gallien, hatten ihn bereits die Römer begonnen und damals schon 20 km Kanal geschafft! Dieser ist heute Teil des Canal de la Robine. In der Renaissance entwickelte auch Leonardo da Vinci bereits konkrete Pläne für einen Kanal. Erst 1666 jedoch wurde er unter König Ludwig XIV von dem Autodidakten Pierre-Paul Riquet begonnen und 14 Jahre später fertiggestellt. Eine wirklich beeindruckende Leistung, denn die damals verfügbare Technik bestand größtenteils nur aus Hacken, Schaufeln und Ochsenkarren.

Ihr braucht übrigens keinen Bootsführerschein, um ein Boot im Kanal zu mieten. Das könnt ihr zum Beispiel in den Orten Portiragnes, Colombiers oder Agde, auch nur für ein paar Stunden. Die Schleusenwärter, die sich übrigens stolz Gens de l’eau (Wasserleute) nennen, verkaufen euch auch gerne örtliche Produkte oder auch selbst gemachtes Kunsthandwerk.

Tipps GetYourGuide*

das Bild zeigt den Dorfplatz von Saint Guilhem le Desert
Der mittelalterliche Dorfplatz in Saint Guilhem le Desert © J. Noclercq

Eines der schönsten Dörfer Frankreichs besuchen

Das mittelalterliche Saint-Guilhem-le-Désert liegt etwa 40 km nordwestlich von Montpellier im Tal des Verdus, nahe an der Schlucht Gorges de l’Hérault mit der spektakulären Teufelsbrücke, der Pont du Diable aus dem 11. Jahrhundert und ist eine Station des Jakobswegs nach Santiago de Compostela. 1998 wurde die Brücke und die im Dorf gelegene Abtei von Gellone in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Rund um das Dorf, das sich um die Abtei zwischen schwindelerregenden Klippen schlängelt, findet ihr wunderschöne Wanderwege mit atemberaubenden Panoramen über die Schlucht.

das Bild zeigt den Talkessel von Navacelles
Der beeindruckende Talkessel von Navacelles © J. Noclercq

Prähistorische Megalithblöcke beim Cirque de Navacelles bewundern

Im grandiosen 400 m tiefen Talkessel des Flüsschen Vis, dem Cirque de Navacelles in den Cevennen, liegt der kleine Ort Saint-Maurice-Navacelles. Von dort aus erreicht ihr eine der schönsten prähistorischen Megalithanlagen Frankreichs, die Dolmen de la Prunarède auf der Hochebene Causse du Larzac. Hier sollte in den 1970er Jahren ein Militärgelände ausgeweitet werden, wogegen sich heftiger Widerstand in der bäuerlichen Bevölkerung regte und Aufmerksamkeit in der ganzen Welt erlangte, bis schließlich 1981 der neugewählte Präsident Mitterand die Pläne verwarf. Mehrere Dokumentarfilme hatten den 10-jährigen Widerstandskampf begleitet.

Noch mehr Infos über das Hérault findet ihr auf den Seiten von Hérault Tourisme.

Siegbert Mattheis

Reiseführer Languedoc, Roussillon, Mittelmeer

Z.B. von DuMont direkt mit großem Faltplan.

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