Capri … was ist dran am Mythos der Insel der Reichen und Schönen? Ist sie wirklich so schön und einen Besuch wert?
Ähnlich wie bei der Erwähnung der Namen St. Tropez oder Côte d Azur haben wir sofort Bilder von Sonne, Jet Set, azurblauem Meer und Yachten im Kopf. Und bei Capri tauchen zusätzlich Bilder der blauen Grotte, der Faraglioni-Felsen und der beeindruckenden Natur auf. Oder wir denken an die Capri-Hose, das Capri-Eis der Kindheit (das in den 1950er Jahren erfunden wurde und das es immer noch gibt), oder an Insalata Caprese, den Salat mit Tomaten, Mozzarella di Bufala und Basilikum in den italienischen Farben.
Capri schmückt den Namen vieler Produkte, auch vieler exklusiver Parfums, wie z.B. das feine Soleil de Capri von Montale.
Lohnt sich Capri?
Wir haben uns die Insel angesehen und tatsächlich, die Bilder sind stimmig. Capri beeindruckt durch majestätische Steilklippen, unvergessliche Panoramablicke und einem mondänen Flair außerhalb der Urlauberströme. Aber …
Capri ist nicht billig
Ein Haus oder eine Ferienwohnung, und wenn sie noch so winzig ist, ist bei Neapolitaner:innen ein Prestigeobjekt. Denn Capri ist der wohl teuerste Ort Süditaliens. Eine Flasche Mineralwasser kostet hier etwa drei Mal so viel wie in einer der teuersten Bars in Neapel.
Wie kam die Insel zu ihrem Ruf?
Wie die blaue Insel, die von Ferne wie eine liegende Schönheit aussieht, zu ihrem legendären Ruf kam, hat einiges mit den Deutschen zu tun. Vielleicht weniger mit dem bekannten Lied von der roten Sonne, die bei Capri im Meer versinkt (das übrigens kein Capreser kennt), sondern zum Beispiel mit dem deutschen Maler August Kopisch. Oder mit Friedrich Alfred Krupp, dem damals reichsten Europäer, der von 1899 bis 1902 die Wintermonate auf Capri verbrachte. Und vielleicht auch mit der deutschen Modedesignerin Sonja de Lennart, die hier 1948 die Caprihose erfand. Die Schönheit der Insel lockte auch Oskar Wilde, Ernest Hemingway, Lenin (dem als Einzigem eine Statue von den Capresern gebaut wurde), Maxim Gorki und viele weitere Persönlichkeiten. Andererseits war Capri auch schon bei den Römern äußerst beliebt.
Top 10 Sehenswürdigkeiten auf Capri
Hier nun die schönsten Sehenswürdigkeiten auf der Insel vor Neapel:
1. Die blaue Grotte
August Kopisch (wieder-)entdeckte 1826 die blaue Grotte bei einem seiner Italienreisen. Ein Fischer aus Capri hatte sie ihm und einem befreundeten Maler gezeigt. Kopisch verbreitete begeistert die Nachricht davon in ganz Europa. Daraufhin zog es weitere Künstler, Schriftsteller, Industrielle und später auch Filmstars nach Capri und begründeten den immer noch andauernden legendären Ruf von Capri.
Der Zugang zur Grotta Azzura ist ein nur knapp 1,50 Meter hohes Felsloch im Meer. Dahinter verbirgt sich eine etwa 60 Meter lange und 30 Meter breite Höhle. Unterhalb des Zugangs ist ein weiteres Felsloch unter dem Meeresspiegel, durch das Tageslicht reflektiert in die Grotte gelangt. Dabei wird das Licht gefiltert und die Rotanteile absorbiert. So schimmert das Wasser im Innern der Höhle in einem eigenartigen, intensiven blauen Farbton.
Um in die blaue Grotte zu gelangen, müsst ihr viel Geduld und einiges an Geld aufbringen. Von größeren Touristenbooten – auf denen ihr manchmal bis zu 1,5 Std. warten müssen, wenn der Andrang zu groß ist – steigt ihr um in kleinere Boote, die durch die schmale Öffnung passen. Ihr bezahlt einmal die Fahrt von der Marina Grande zu den kleinen Fischerbooten und anschließend für die Besichtigung der Grotte (das allein kostet 14 Euro pro Person, Stand 2024 und muss immer extra vor Ort bezahlt werden). Und die Fährmänner erwarten zudem noch ein üppiges Trinkgeld, wenn sie länger als 3 Minuten in der Grotte bleiben und ein neapolitanisches Lied schmettern sollen.
2. Via Krupp
Der deutsche Industrielle Friedrich Alfred Krupp ließ diesen spektakulären Serpentinenweg 1900 in den Fels schlagen, um schneller von seinem Lieblingshotel, der Luxus-Residenz Grand Hotel Quisisana oben in Capri-Ort zur Marina Piccola hinuntersteigen zu können. Dort lag sein Forschungsschiff zur Untersuchung der Meeresbiologie und auch die Höhle Grotta di Fra Felice, die sich Krupp für gemütliches Beisammensein und „diverse Festivitäten“ im Freundeskreis hatte ausbauen lassen. Krupp selbst konnte seinen Weg allerdings nur kurz nutzen, er starb kurz nach der Fertigstellung 1902. Offiziell an einem Gehirnschlag, viele vermuteten jedoch einen Suizid aufgrund einiger kurz zuvor erschienenen, hämischen Berichte über seine Homosexualität. 2014 wurde der Weg wegen der Gefahr herabfallender Felsbrocken gesperrt, 2023 endlich wieder eröffnet.
3. Die Faraglioni-Felsen
Diese mitten aus dem Meer etwa 90 Meter hochragenden, steilen Felsen sind ein beliebtes Fotomotiv nicht nur für teure Parfum-Werbung und andere Luxusgüter. Am eindrucksvollsten sind Bootsfahrten durch das Nadelöhr des mittleren Felsen. Den Namen erhielten die Felsen, als sie als Leuchttürme (ital: faro) dienten, indem nachts auf der Spitze Leuchtfeuer entzündet wurden, um den Seefahrern den Weg zu weisen.
4. La Piazetta Umberto I in Capri Stadt
Tagsüber, wenn die Tagestouristen die Insel überfallen, werdet ihr eher wenig vom Flair dieser kleinen, aber weltberühmten Piazza mitbekommen. Die Capresi nennen sie liebevoll Chiazza (Fleck). Erst nachdem die letzte Fähre abgelegt hat, treffen sich hier die Stars und Sternchen, die Schönen und Reichen und die Gäste der umliegenden Luxushotels, obligatorisch in der Luxusfarbe Weiß gekleidet. Dann zeigt man sich und will gesehen werden. Und dann kommt auch das Capri-Flair auf, wenn man am Nachbartisch vielleicht Gisele Bündchen, Gerard Depardieu, Heidi Klum mit Tom Kaulitz oder andere Stars entdeckt.
Die angrenzende Via Vittorio Emanuele und die davon abzweigende Via Camerelle sind die Shoppingmeilen Capris. Hier hat jedes Luxuslabel, das etwas auf sich hält, eine Filiale.
5. Arco Naturale
Dieser “natürliche Bogen”, so die Übersetzung, ein Felsen in Form eines Elefantenkopfes befindet sich im Osten der Insel im landschaftlich schönsten Teil. Durch diesen Bogen hindurch bieten sich atemberaubende Blicke auf die Buchten und das weite Meer. Der Arco Naturale ist zu Fuß in etwa einer Stunde von Capri-Stadt zu erreichen. Danach lohnt sich der Weg an den Steilklippen entlang bis zum Tragara-Kap mit Aussicht auf die Villa Malaparte und die Faraglioni-Felsen.
6. Villa Malaparte
Ihr kennt die Villa vielleicht aus Jean-Luc Godards Film von 1963, Le Mépris (Die Verachtung) mit Brigitte Bardot und Michel Piccoli. Der Journalist und Schriftsteller Curzio Malaparte hat auf Capri ein Haus geschaffen, das laut dem New York Times Magazine „das schönste Haus der Welt” sei. Zu besichtigen ist es leider nur von außen, entweder nach einem eineinhalbstündigem Fußweg von Capri-Stadt aus, bis ihr an das private Gelände stößt. Man kann die Villa am besten aus der Vogelperspektive betrachten, wenn man vom Arco Naturale in Richtung Tragara-Kap am Meer entlang spazieren geht, oder vom höchsten Aussichtspunkt im Parco Astarita. Oder bei einer Bootsfahrt an den Faraglioni-Felsen vorbei.
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7. Villa San Michele
Diese ehemalige Villa des schwedischen Leibarztes der Königin Victoria von Schweden und Schriftstellers Axel Munthe (“Das Buch von San Michele”) ist eine der Haupt-Sehenswürdigkeiten der Insel. Die Villa liegt auf dem Weg von Capri nach Anacapri in fantastischer Lage am Rande eines Abgrunds und bietet ein unvergessliches Panorama. Sie ist heute ein Museum und ein schwedisches Kulturinstitut. 2019 feiert das Museum den 70. Todestag von Munthe. Munthe verliebte sich in Capri, als er hier eine Lungenkrankheit ausheilte. Er realisierte sein Traumhaus, eine schneeweiße, lichtdurchflutete Villa im sarazenisch-romanischen Stil mit antiken Marmorfragmenten. Munthe interessierte sich als Arzt insbesondere für die Frauenpsychologie und engagierte sich auch stark für die Tierrechte. Auf seine Intervention hin wurden u.a. die Wachteljagd verboten und die Vögel unter Naturschutz gestellt.
Tipp: Wenn ihr die Skulptur der Sphinx streichelt, geht euch ein Wunsch in Erfüllung 😉
8. Villa Jovis
Der erste römische Kaiser Augustus ließ sich einen monumentalen Palast auf Capri errichten, die Ruinen sind heute unter dem Namen Bagni di Tiberio bekannt. Denn Augustus’ Nachfolger Tiberius war es, der so begeistert von der Insel war, dass er seinen Regierungssitz von Rom hierher verlegte. Capri war dann somit elf Jahre lang, von 26 bis 37 n. Chr. der Mittelpunkt der Welt. Insgesamt besaß Tiberius 12 Villen auf Capri, die prunkvollste davon, die Villa Jovis, bewohnte er selbst. Die heute noch erhaltenen Ruinen lassen erahnen, wie monumental und prächtig die Villa einst gewesen sein muss. Der fantastische Ausblick dürfte damals der gleiche wie heute gewesen sein.
9. Anacapri
Anacapri ist weniger mondän als Capri-Stadt, etwas beschaulicher und ländlicher, mit malerischen Gassen im restaurierten Viertel Le Boffe. Hier sind die Hotelpreise auch moderater. Von Anacapri aus gelangt man auch auf den mit 589 Metern höchsten Berg Capris, den Monte Solaro.
10. Sessellift zum Monte Solaro
Auf den Berg Monte Solaro gelangt ihr in etwa 12 Minuten mit einem Sessellift. Und dann werdet ihr mit einem großartigen 360-Grad-Panorama über die Insel belohnt. Mit weiten Blicken hinüber nach Ischia, Procida, den Golf von Neapel und auf die sorrentinische Halbinsel. Oben findet ihr auch ein Restaurant und eine Bar.
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2 Empfehlungen für Hotels auf Capri
Das Hotel Quisisana ist auf Capri die Nummer 1; hier haben neben Krupp schon Oskar Wilde, Ernest Hemingway und viele weitere illustre Gäste gewohnt.
Das Hotel Punta Tragara verfügt über einen einzigartigen Panoramablick auf die Faraglioni-Inseln. Es wurde 1920 mit Unterstützung des Bauhaus-Architekten Le Corbusier gebaut. Während des 2. Weltkriegs war hier eine Kommandozentrale der amerikanischen Wehrmacht einquartiert. Gäste waren u.a. Winston Churchill und Dwight D. Eisenhower.
Wir wünschen euch viel Spaß auf dieser wunderschönen Insel!
Siegbert Mattheis