Der Panettone – Italiens Kuchen zu Weihnachten

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Bucghtipp “Specialità italiane – italienische Köstlichkeiten”. Darin erzählt Massimo Marano die Hintergrundgeschichten zu den bekannten Spezialitäten seines Heimatlandes und plaudert über die kulinarischen Eigenarten der Italiener. Warum essen Italiener zum Beispiel so gerne? Was ist ein Bagna caòda? Oder wie kam der Panettone zu seinem Namen? Hier haben wie uns gleich mal aus den vielen unterhaltsamen Anekdoten und Legenden dessen Ursprungsgeschichte herausgepickt:

Und hier der Auszug aus dem spannenden und unterhaltsamen Buch:

Der Panettone ist zweifellos das berühmteste Weihnachtsgebäck Italiens, es gibt ihn an den Tagen vor Weihnachten und dann bis zum 6. Januar in allen italienischen Haushalten. Man isst ihn nach dem Mittag- oder Abendessen, aber er schmeckt ebenso am Nachmittag zu einem guten Espresso oder auch zum Frühstück. In Italien ist Weihnachten ohne Panettone nicht vorstellbar.

Diese Spezialität hat eine lange Geschichte und es gibt viele Legenden, die rund um diesen Weihnachtskuchen entstanden sind. Diejenige, die wohl der Wirklichkeit am nächsten kommt, geht auf das Jahr 1495 zurück, um genau zu sein: auf den 24. Dezember. Der Schnee hatte die Stadt Mailand schon weiß gefärbt und in eine seltsame Stille getaucht, von Zeit zu Zeit beleuchtete mattes, flackerndes Licht aus den Häusern und Palästen die Straßen der Stadt.

Der Herzog von Mailand, damals Ludovico Moro, der zu der berühmten Familie der Sforza gehörte, hatte zu großen weihnachtlichen Festmahl Personen aus vornehmstem Mailänder Adel geladen.

„Ein Festmahl in großem Stil für Ehrengäste“ beschwor der Chefkoch, dessen Name leider nicht überliefert ist, seine Küchenhelfer. Als alle Gäste an der festlich gedeckten Tafel Platz genommen hatten, nahm das Mahl seinen Anfang. Dutzende Kerzenleuchter erhellten den Saal, und im großen Kamin verbreitete ein knisterndes Feuer wohlige Wärme.

Natürlich war der Chefkoch ein wenig in Sorge:

Die Speisen, die von ihm und seinen Helfern vorbereitet worden waren, mussten allen munden, andernfalls hätte er riskiert, am nächsten Tag ohne Beschäftigung auf der Straße zu stehen. Hin und wieder warf er heimlich einen Blick in den Saal, um zu sehen, ob sein Essen den Geschmack der Gäste traf. Alles schien bestens zu laufen. In der Küche war man sehr beschäftigt und keiner hatte mehr an den Kuchen gedacht, der sich noch im Ofen befand. Gegen Ende des Abendessens öffnete der Küchenchef den Ofen, um den Kuchen herauszuholen. Aber o weh!, beim Anblick dieser verbrannten schwarzen Masse geriet er außer sich vor Wut. In diesem Zustand konnte der Kuchen nicht serviert werden: Es hätte ihn den Kopf gekostet. Aber er konnte seinem Herrn natürlich auch nicht sagen, dass er und seine Gäste auf die Nachspeise verzichten müssten. Der Chefkoch war wirklich verzweifelt, da näherte sich ihm ein Küchenjunge und schlug eine Lösung vor. Irgendwo hatte er für sich einen Teil der Teigmischung beiseitegeschafft und ihr ein wenig kandierte Früchte, Eier, Zucker und Rosinen beigefügt. Er wollte ihn nach Hause nehmen, um nach der Arbeit und für die kommenden Feiertage etwas zu essen zu haben.

Der Koch war skeptisch, hatte aber keine andere Wahl und sagte zu dem Küchenjungen, er solle tun, was er für das Beste halte. Der Junge schob den Teig in den Ofen und ließ ihn backen. Er sah sicher nicht wie der Kuchen aus, der ursprünglich vorbereitet worden war, und die Portionen waren auch nicht wirklich üppig, aber es war besser als nichts.

Unterdessen kamen aus dem Saal die ersten Kommentare. Das Abendessen war nach jedermanns Geschmack gewesen, nun aber verlangte man nach dem Dessert. Der Chefkoch nahm all seinen Mut zusammen und verließ die Küche, um den improvisierten Kuchen zu servieren. Mit Herzklopfen kehrte er in die Küche zurück. Die folgenden Minuten erschienen wie eine Ewigkeit, das

gesamte Küchenpersonal spähte durch die Tür, um die Reaktionen der Gäste zu sehen, und nach ein paar weiteren endlosen Sekunden Stille donnerte die Stimme Ludovico Moros durch den Raum. Er wollte wissen, wer diesen Kuchen zubereitet hatte. Der Koch dachte, dass nun sein letztes Stündlein geschlagen habe, und mit einem Fußtritt schob er den Jungen in den Saal, der sich schüchtern dem Herzog von Mailand näherte.

„Hast du diesen Kuchen gebacken?“, fragte ihn der Herzog.
„Ja, mein Herr“, antwortete verängstigt der Küchenjunge.
Nach wenigen Augenblicken folgte ein lauter Applaus, und Ludovico fragte den Jungen:
„Wie heißt du?“
„Toni ist mein Name, Herr.“
Evviva il pan de Toni! Es lebe das Brot von Toni», riefen alle Gäste in Mailänder Mundart. Und so wurde aus Pan de Toni der Panettone, der Kuchen, der seitdem unverzichtbarer Teil der italienischen Weihnachtstradtion ist.

„Il Natale porta tante cose buone,
tra cui anche il panettone.“

„Weihnachten bringt viele schöne Dinge,
eins davon ist der Panettone.“

italienische_koestlichkeiten

Das Buch über die kulinarische Reise ist übrigens auch wunderbar geeignet, um auf genussvolle Weise Italienisch zu lernen – auf der linken Seite ist der Text in italienisch, rechts auf deutsch.

Erschienen im dtv Verlag

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