La Ciotat, das schöne Hafenstädtchen hat sich neu erfunden

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Der Reiz des Städtchens La Ciotat in der Provence liegt an seiner Ursprünglichkeit, die an der Côte d’Azur rar geworden ist. An der neu umgebauten Hafenpromenade mit den schönen alten Häusern lässt es sich wunderbar flanieren und in einem der vielen Restaurants mit Blick auf den großen Hafen entspannt genießen.

La Ciotat bezog seinen Reichtum über die Jahrhunderte aus der Reederei und dem Schiffsbau bis in die späten 1980er Jahre. Nach der Pleite der Großwerft musste sich der Ort allerdings komplett umstrukturieren. Und das hat er inzwischen geschafft. Heute ist La Ciotat (ausgesprochen etwa „La Ssiotá“ mit Betonung auf dem letzten Buchstaben, das „t“ am Ende wird nicht mitgesprochen) ein Anziehungspunkt sowohl für Start-ups wie auch für Urlauber. Und auch die Einheimischen fühlen sich deutlich wohler. Zudem ist La Ciotat günstiger als das benachbarte Cassis, aber dennoch reizvoll und dabei sehr viel größer.

Blick von der Route des Crêtes auf La Ciotat
Blick von der Route des Crêtes auf La Ciotat © Siegbert Mattheis
Der Hafen von La Ciotat, links die Kirche Notre-Dame, rechts außen das ehemalige Rathaus und heutige Stadtmuseum
Der Hafen von La Ciotat, links die Kirche Notre-Dame, rechts außen das ehemalige Rathaus und heutige Stadtmuseum © Siegbert Mattheis
Stille, schmale Gassen in La Ciotat
Stille, schmale Gassen in La Ciotat © Siegbert Mattheis

Film und Pétanque

Mit La Ciotat verknüpfen viele vor allem zwei Assoziationen: zum Einen den Film „Die Ankunft eines Zuges auf dem Bahnhof in La Ciotat“ der Gebrüder Lumière von 1895, einem der ersten Filme der Weltgeschichte. Zum Anderen die Erfindung der provençalischen Variante des Boule-Spiels, des Pétanque.

Große wirtschaftliche Bedeutung hatte in La Ciotat jedoch – neben der Fischerei – über 150 Jahre lang der Schiffsbau in der großen Werftanlage, die über der Hälfte der Bevölkerung Lohn und Arbeit gab, bis sie 1986 schließen musste.

Das stürzte die Stadt in eine große Krise, sie musste sich quasi von heute auf morgen neu erfinden. La Ciotat öffnete sich dem Tourismus. War die Stadt vorher eine reine Arbeiterstadt – 1853 wurde hier eine der ersten Arbeitersiedlungen in Frankreich gebaut – musste sie sich etwas einfallen lassen, um Urlauber hierher zu locken.

Junge Pétanque-Spieler an einem Sonntag Nachmittag © Siegbert Mattheis
Junge Pétanque-Spieler an einem Sonntag Nachmittag © Siegbert Mattheis

Eden Theater, das älteste aktive Kino der Welt

Das versuchte sie zunächst 1995 mit einer großen Feier zum 100. Geburtstag des Kinos. Tatsächlich steht hier auch das älteste Kino der Welt, das Eden Filmtheater. Hier begannen am 21. März 1899 die ersten kommerziellen Filmvorführungen vor 250 Zuschauern. 2013 wurde das L’Eden Théâtre renoviert und der Kinosaal detailgetreu restauriert.

Demnächst wird auch am alten Hafen ein neues Kino eröffnet,

Das Eden, das älteste Kino der Welt
Das Eden, das älteste Kino der Welt © Siegbert Mattheis

Der alte Hafen von La Ciotat wurde neu belebt

Gleichzeitig wurde viel für die Verkehrsberuhigung getan. Da die Altstadt nicht mit vielen herausragenden Sehenswürdigkeiten gesegnet ist und auch kaum über einen zentralen Platz verfügt, an dem sich das Leben abspielt, war es einzig der alte Hafen und die weiten Strände im Osten der Stadt, die Touristen anlocken konnten.

Am Port-Vieux, dem alten Hafen konnte man jedoch noch 2018 nicht besonders gut flanieren, der schmale Streifen zwischen den Restaurants und der Mole war von einer belebten Straße durchschnitten.

Notre Dame und der Hafen
Notre Dame und der Hafen © Siegbert Mattheis
Fischerboote für das Fischerstechen, das joute nautique provençale
Fischerboote für das alljährlich stattfindende Fischerstechen, das joute nautique provençale © Siegbert Mattheis
Verkehrsberuhigte Hafenpromenade
Verkehrsberuhigte Straße am Hafen © Siegbert Mattheis
Der kleine Place Sardi Carnot in der Altstadt
Der kleine Place Sardi Carnot in der Altstadt © Siegbert Mattheis

Nun jedoch ist die Straße eine 30er-Zone und eine Einbahnstraße. Und seit Januar 2020 findet hier wieder jeden Sonntag der Markt auf etwa 1,2 km Länge statt. Hier werden frisches Obst und Gemüse, Fisch und Meeresfrüchte, Fleisch und Käse neben Spielwaren, Kleidung und Haushaltswaren angeboten. In den zahlreichen Restaurants ist am Wochenende in der Sonne kaum ein Platz zu ergattern, hier tobt das Leben.

Der Wochenmarkt am Sonntag am Hafen
Der Wochenmarkt am Sonntag am Hafen © Siegbert Mattheis
Entspannte Atmosphäre auf dem Sonntagsmarkt am Hafen
Entspannte Atmosphäre auf dem Sonntagsmarkt am Hafen © Siegbert Mattheis

Restaurant-Tipps:
Direkt an der markanten Kirche Église Notre-Dame-de-l’Assomption am Hafen liegt das L’office’in mit feiner Küche und gleich darunter das Red Sea mit üppigen Portionen zu günstigen Preisen und freundlichem, engagiertem Service.

Aioli provençal im Red Sea
Aioli provençal im Red Sea © Siegbert Mattheis
Köstlicher Cafe Gourmand im Red Sea
Köstlicher Cafe Gourmand im Red Sea in La Ciotat © Siegbert Mattheis

Stadtmuseum von La Ciotat

Im markanten ehemaligen Rathaus der Stadt am Ende des alten Hafens ist nun das städtische Museum eingezogen, mit einer Fülle von historischen Gegenständen und vor allem mit Modellen der hier in der Werft gebauten Schiffe. Provençalische Einrichtungen aus dem Anfang des 20. Jhd. sind hier wie auch eine kleine Schau von Kinoutensilien zu bewundern.  Früher war das Haus mit der markanten Eisenspitze gleichzeitig auch Leuchtturm. Für einen Eintrittspreis von 3,50 lohnt sich ein Besuch nicht nur bei Regenwetter.

Schiffsmodelle der Werft im Stadtmuseum
Schiffsmodelle der Werft im Stadtmuseum © Siegbert Mattheis
Detailgetreue Schiffsmodell-Nachbauten © Siegbert Mattheis
Detailgetreue Modell-Nachbauten © Siegbert Mattheis
Nachgebaute provençalische Küche Anfang des 20. Jh. im Museum
Nachgebaute provençalische Küche Anfang des 20. Jh. im Museum © Siegbert Mattheis

Die Strände

Die weitläufigen Kies-Strände ziehen sich über mehrere Kilometer im Osten der Stadt entlang. Gesäumt von Bars und Restaurants, Kinderspielplätzen und anderen Freizeiteinrichtungen ist er immer gut besucht.

Sundowner an den Stränden
Sundowner an den Stränden von La Ciotat © Siegbert Mattheis
Einige Strandbars haben auch im Januar geöffnet
Einige Strandbars haben auch im Januar geöffnet © Siegbert Mattheis

Das ehemalige Werftgelände, die Chantiere Naval

Die riesigen Kräne der ehemaligen Industrieanlagen sind zwar weiterhin präsent, aber in die Gebäude sind Start-ups und modernste medizinische Versorgungseinrichtungen eingezogen sowie Boutiquen und Restaurants.

Kran im Hafen von La Ciotat
Relikt aus der Werftvergangenheit © Siegbert Mattheis

Parc du Mugel

Der zwölf Hektar große Park und botanische Garten befindet sich am Rande der Calanque von La Ciotat am Fuße eines ungewöhnlich aussehenden, 155 m hohen Felsens, dem Le Bec d’Aigle (dt.: der Adlerschnabel). Dort befindet sich auch ein kleiner, ruhiger Strand. Der tropische Garten enthält dreißig verschiedene Arten von Palmen, sowie Mimosen, Bougainvillea, Bambus, Bananen und andere tropische Pflanzen. Außerdem gibt es einen Garten mit aromatisch duftenden Pflanzen. Ein Lavendelgarten ist direkt unter dem Haupthaus gepflanzt, das allerdings leider leer steht und etwas heruntergekommen ist.

Siegbert Mattheis

Der sog. Adlerschnabel-Felsen, der Bec d'Aigle
Der sog. Adlerschnabel-Felsen, der Bec d'Aigle © Siegbert Mattheis
Park Mugel, Balustrade mit Palme im Vordergrund, Meer im Hintergrund
Park Mugel © Siegbert Mattheis

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