Der Toile-de-Jouy-Stil ist ein zeitloser Klassiker unter den Stoffmustern und erlebt regelmäßig ein Comeback, zuletzt durch die Netflix-Serie Bridgerton. Sei es in der Mode, im Interieur oder auf Tapeten – der Toile de Jouy-Stil liegt im Trend. Hier bekommt ihr einen Überblick über die typischen Merkmale und Antworten auf die häufigsten Fragen.
Was ist Toile-de-Jouy?
Toile de Jouy bedeutet auf Französisch „Stoff aus Jouy“ und bezieht sich auf die Stadt Jouy-en-Josas bei Versailles. Dort begann 1760 die Serienproduktion dieser Stoffe durch den Deutschen Christophe-Philippe Oberkampf. Ursprünglich war es ein mit Kupferplatten bedruckter Baumwollstoff mit einfarbigen Szenen auf hellem Grund.
Wie spricht man Toile de Jouy aus?
Ausgesprochen wird er Name etwa Toal dö schuie, mit einem weichen sch-Laut wie in Jalousie. Klingt kompliziert, aber wenn ihr das einmal draufhabt, macht es gleich mehr her, wenn ihr über euer neues Kissen oder Kleid schwärmt.
Wie schreibt man Toile de Jouy?
Man kann es mit oder ohne Bindestriche schreiben. Das Toile de Jouy Museum in Jouy-en-Josas selbst schreibt es ohne; das deutsche Wikipedia verwendet Bindestriche.
Wie sieht ein Toile-de-Jouy-Muster aus?
Charakteristisch für den Stil sind detaillierte florale oder figurative Motive. In der Regel sind es einfarbige Illustrationen auf weißem oder cremefarbenem Hintergrund.
- Farben: Rot (klassisch), Blau, Grün und Schwarz
- Motive:
- Pflanzen oder Tiermotive
- Ländliche Szenen mit Hirten oder Schäfern (sog. pastorale Szenen)
- Mythologische oder romantisierte Alltagsszenen
- Asiatische oder antike Inspirationen (besonders im 19. Jh.)
- Die Darstellung erinnert an Radierungen oder Kupferstiche. Sie sind vor allem inspiriert durch chinesisches Porzellan, das vom 17. bis weit ins 18. Jahrhundert total angesagt war.
Wofür wird Toile de Jouy verwendet?
Der Stoff wird gerne für Vorhänge, Tisch- und Bettdecken, Tapeten und in der Mode verwendet. Besonders beliebt ist er im Landhausstil, Shabby Chic oder im französischen Fashion-Chic.
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Ist Toile de Jouy altmodisch?
Überhaupt nicht! Auch wenn das Muster ursprünglich aus dem 18. Jahrhundert stammt, erlebt es immer wieder moderne Interpretationen. Designer wie Dior, Hermès, Samantha Sung, Souleiado oder Dolce & Gabbana * haben Toile de Jouy in ihre Kollektionen integriert. Und auch in der Inneneinrichtung taucht er – mal klassisch, mal frech neu kombiniert – regelmäßig wieder auf.
Gibt es Toile de Jouy auch modern?
Ja! Heute gibt es moderne Varianten mit Stadtlandschaften, exotischen Tieren oder sogar Comic-Motiven, aber in der typischen Toile-de-Jouy-Optik. Auch farblich geht es heute mutiger zu: Neonfarben oder metallische Töne treffen auf die klassischen Illustrationen.
Was passt zu Toile de Jouy?
Kombiniert den Stoff am besten mit schlichten, einfarbigen Materialien, damit das Muster seine Wirkung entfalten kann. Naturmaterialien wie Holz, Leinen oder Rattan passen hervorragend dazu. Wer es gewagter mag, kann ihn auch mit klaren Motiven wie Streifen oder Karos mixen – aber da braucht es ein gutes Gespür fürs Design.
Wie wird Toile de Jouy im Interior Design verwendet?
Neben französischem Landhausstil oder Shabby Chic kommt Toile de Jouy besonders in diesen Bereichen zum Einsatz:
- Tapeten und Vorhänge
- Bettwäsche, Kissen
- Polstermöbel (z. B. Sessel, Stühle, Chaiselongues)
- Tischdecken, Servietten
- Geschirr, Teller, Vasen, Schüsseln
- Badezimmer-Accessoires wie Waschbecken, Fliesen
uvm.
Smalltalk-Wissen
Hier noch ein kurzer Abriss über die Hintergünde:
Wie kam es überhaupt zu Toile de Jouy?
Die Geschichte begann 1648. Portugiesische Seefahrer brachten erstmals bedruckte Baumwollstoffe mit lebhaften Farben aus Indien in den Hafen von Marseille. Diese Indiennes genannten Stoffe fanden sofort reißenden Absatz und verbreiteten sich schnell über ganz Europa. Denn sie waren günstiger, einfacher zu pflegen und angenehmer zu tragen als die in Frankreich produzierten Seidenstoffe.
Warum wurden die Indiennes verboten?
Aber das bedrohte nun in zunehmender Weise die wirtschaftliche Situation der französischen Seidenfabrikanten. Frankreich Sonnenkönig Ludwig XIV. ließ daraufhin im Jahr 1686 die Herstellung und die Verbreitung solcher Baumwollstoffe (Kattuns) verbieten. Das führte jedoch dazu, dass Frankreich vom ansonsten im übrigen Europa boomenden Baumwollmarkt abgeschnitten wurde. Fachkräfte wanderten in die Schweiz oder nach Deutschland aus. Als 1759 das Verbot schließlich aufgehoben wurde, gab es in Frankreich niemanden mehr, der sich auf die Bedruckung oder den Handel mit Baumwolle verstand.
Druck mit Kupferplatten
Der deutsche Drucker Christophe-Philipp Oberkampf, der ein Jahr zuvor nach Paris als Graveur gezogen war, nutzte die Gunst der Stunde und eröffnete in Jouy-en-Josas, nur 4 km von Versailles entfernt, seine Druckerei und bedruckte die Baumwolle als Erster mit gravierten Kupferplatten. Das erlaubte eine bisher unbekannt feine Struktur der Zeichnungen auf dem Material. So wurde sein Betrieb bald zu einem der führenden auf dem Markt und begründete den Ruhm dieser Stoffe aus Jouy, den Toile de Jouy.
Was ist der Bridgerton-Style?
Und genau diese Muster erleben durch den Bridgerton-Hype ein großes Comeback!
In vielen Szenen der Serie seht ihr Toile de Jouy auf Tapeten, Vorhängen oder Polstern. Es symbolisiert den romantischen Geist der Zeit und passt perfekt zum verträumten Vintage-Flair des Bridgerton Styles. Der ist nicht nur ein Einrichtungstrend – er ist ein Lebensgefühl: romantisch, verspielt, ein bisschen nostalgisch und ganz sicher nie langweilig.
Vintage und französische Eleganz
Wenn ihr also ein bisschen Nostalgie mit einem Hauch französischer Eleganz liebt, seid ihr mit Toile de Jouy bestens beraten. Egal, ob für die Inneneinrichtung, Accessoires oder Fashion!
Siegbert Mattheis
Siegbert Mattheis, Jahrgang 1959, ist seit seinem ersten Italienaufenthalt 1977 vom mediterranen Lebensgefühl begeistert. Seitdem bereist er mehrmals im Jahr die Länder rund um das Mittelmeer. Nach seinen Studien Kommunikationsdesign, Philosophie, Wissenschaftstheorie und Kunstgeschichte gründete er eine Werbeagentur, die er seit 1998 gemeinsam mit seiner Frau Claudia Mattheis führt. 2002 bauten beide gemeinsam Ambiente–Mediterran.de auf, das inzwischen größte Lifestyle-Magazin rund um die mediterrane Kultur. Darüber hinaus ist er Fachjournalist und Fotograf, begeisterter Hobbykoch und Liebhaber stilvoller Einrichtung. Gründliche Recherche und Liebe zum Detail gehören zu seinen Leidenschaften. Mit seiner Frau lebt er in Berlin Prenzlauer Berg.