Silberminen von Lavrio: Lohnenswertes Ausflugsziel nahe Athen mit spannender Geschichte

5/5 (8)

Rauschende Kiefernwälder, weite Blicke aufs Ägäische Meer und die Inseln, von der Natur überwucherte ockerfarbene Ruinen aus dem 19. Jh., ausgehöhlte rostrote Felsen, dazwischen gesprenkelt weißer Marmor und die steinernen Zeugen der mehrere tausend Jahre alten Silberminen von Lavrio …

Ruinen zwischen Kiefern
Eine der alten Waschanlagen der Silberminen (Drymos 1) © Siegbert Mattheis
Ausgrabungen unter Pinien
Ausgrabungen der Waschanlagen der Silberminen © Siegbert Mattheis

Archäologische Stätten der antiken Silberminen Drymos in Lavreotiki

Diese Minen haben nicht nur das Gesicht der Landschaft, sondern auch das Schicksal Europas geprägt. Vom Bau mächtiger Kriegsschiffe bis hin zur Blüte der attischen Demokratie – das Silber des antiken Laurion spielte eine zentrale Rolle in der damaligen Welt.

Wie der Silberschatz in Athen die Demokratie förderte

Noch weitgehend unbekanntes Ausflugsziel nahe Kap Souinon

Wir waren überrascht von der zauberhaften Landschaft der Macchia und der Magie des spannenden geschichtlichen Hintergrunds. Hier lagen buchstäblich die Grundsteine für Athens bedeutende Rolle in der demokratischen und der kulturhistorischen Entwicklung des Abendlandes.

Denn in dem kleinen Souriza-Agrileza-Tal befindet sich eine dichte Konzentration von Überresten alter Bergbau- und metallurgischer Werkstätten. Ganze 700 alte Minenschächte wurden zusammen mit etwa 200 Erzverarbeitungsstationen entdeckt!

Seit 2020 ist der Archäologische Park für die Öffentlichkeit zugänglich

Ein Teil um diese Ausgrabungen der Silberminen im Sounio-Nationalpark wurde mit Unterstützung der EU neu gestaltet und erst 2020 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Mit breiten Wegen auch für Rollstühle und hilfreich mit erklärenden Tafeln ausgeschildert. Dennoch ist die Attraktion auch als Wandergebiet noch weitgehend unbekannt. Selbst bei den Athener:innen, obwohl der Park nur 50 km von der Stadt und einen Katzensprung von der Athener Riviera entfernt liegt. Und auch nur wenige Autominuten vom Poseidon-Tempel, dem touristischen Hotspot am Kap Sounion.

Tipps GetYourGuide*

Powered by GetYourGuide

Anfahrt zu den Silberminen

Die Anfahrt aus Richtung Athen führt über das kleine Dorf Agios Konstantinos auf einer frisch geteerten Straße durch einen Wald von Aleppo-Kiefern hindurch. Kurz nach dem Ort findet ihr auf der linken Seite den riesigen, 70 m tiefen Krater der Chaos-Mine. Vermutlich ist hier vor Jahrhunderten das Dach einer Höhle in Folge der Instabilität durch die Bergwerksstollen eingestürzt.

Eingebrochene Felswand
Der riesige Krater der Chaos-Mine © Dr. Peter Tzeferis, Wikimedia
Straße durch Kiefernwald
Bequeme Anfahrt © Siegbert Mattheis
Straße mit Pinien, in der Ferne das Meer
Immer wieder Blicke aufs Meer und die Inseln © Siegbert Mattheis

Die Straße führt weiter durch den Wald mit Picknickplätzen und Blick aufs Meer. Kurz danach gelangt ihr zu den Ruinen der Verwaltungsgebäude der ehemaligen Bergwerksgesellschaft aus dem 19. und 20. Jahrhundert.

Wie dieser Bergbau im 19. Jh. zu eine Staatskrise, einem Börsencrash und einem blutigen Aufstand führte …

Picknickbänke im Kiefernwald
Picknickbänke zwischen den Aleppo-Kiefern © Siegbert Mattheis
Kiefernwald, im Hintergrund Meer
Überall Blicke auf Meer und die Inseln © Siegbert Mattheis
Verfallenes Haus, davor ein Baum, dessen Ast sich in die Mauer bohrt
Ehemaliges Verwaltungsgebäude, von der Natur zurückerobert © Claudia Mattheis
Ockerfarbene Ruinen
Reste der Verwaltungsgebäude der Bergbaugesellschaft © Siegbert Mattheis

Ausgeschilderter Wanderweg

Danach gelangt ihr an die kleine weiße Kirche Agia Triada mit Parkplatz. Von hier aus startet der Wanderweg durch die Landschaft und die Resten des neuzeitlichen Tagebaus. Der zum Teil auch für Rollstühle geeignete Weg (blau eingezeichnet) führt euch an Felsöffnungen und Höhlen vorbei, an Marmorgestein und alten Zisternen. Von weit oben habt ihr dann auch schon einen Blick auf die antiken Einrichtungen der Silberminen.

kleine weiße orthodoxe Kirche
Bei der kleinen Agia Triada beginnt der Wanderweg zwischen den antiken Silberminen mit Ruinen aus dem 19. Jh. © Siegbert Mattheis
Karte des Wanderwegs
Der blaue Weg ist für Rollstühle geeignet © Siegbert Mattheis
Ockerfarbene Mauerreste
Ruinen der Bergarbeitersiedlung © Claudia Mattheis
Violette Distel vor verfallener ockerfarbener Mauer
Heute von der Natur überwuchert © Claudia Mattheis
Baum über Felsen
Eingang zu einem Stollen © Claudia Mattheis
Rostrote Kiefernzapfen
Aleppo-Kiefer © Siegbert Mattheis
Rostrote Felsenhöhle
Stollen der Silberminen © Siegbert Mattheis
Reste von Mauern in grüner Landschaft
Archäologische Silber-Werkstatt © Siegbert Mattheis

Antike Erzwaschanlagen

Um dorthin zu gelangen, müsst ihr wieder zurück zur Straße. Etwas weiter bergab gelangt ihr zu den antiken Erzwaschanlagen. Der freundliche Pförtner hat nicht viel zu tun (wir waren die einzigen Besucher) und erzählt euch leidenschaftlich gerne mehr über die Silberminen.

Das Gelände dort ist umzäunt, aber der Eintritt ist frei.

Lage bei Google Maps ansehen

nahezu rechteckige Silberminen-Waschanlage mit Wasserkanälen an allen Seiten
Die Erzwaschanlagen © Siegbert Mattheis
Schmaler Wasserkanal aus Stein
Die Wasserkanäle, die das Erz reinwuschen © Siegbert Mattheis

Wie wurde in der Antike Silber gefördert?

Das Erz wurde teils im Tagebau und teilweise unter Tage abgebaut. Das Roherz wurde zuerst von Hand sortiert, dann in Mörsern zerkleinert und in Mühlen gemahlen. Daraufhin kam es in Waschanlagen, die man heute noch gut sehen kann. Dabei lagerte sich das schwerere Erz in kreisrunden tieferen Ausschachtungen ab, während Verunreinigungen fortgespült wurden.

Steinernes Becken mit Zu- und Abläufen
Im kreisrunden Becken setzten sich die schwereren Metalle ab © Siegbert Mattheis

Verhüttung auf den Bergspitzen oder am Meer

Anschließend wurde das von Kupfer und Zinn getrennte silberhaltige Blei verhüttet. Dazu wurde es mühsam auf die Spitzen der umliegenden Hügel zu riesigen Öfen transportiert. Denn die beim Schmelzen entstehenden Dämpfe waren hochgiftig und sollten vom Wind aufs Meer getrieben werden. Pro Ofen und Tag wurden vier Tonnen dieses silberhaltigen Bleis verarbeitet, wozu man eine ganze Tonne Holzkohle brauchte.

Das Mitnehmen von Schlacke (in der sich bleihaltiges Silber befinden könnte) ist allerdings strengstens verboten. Und vor dem Betreten der Stollen und Höhlen wird gewarnt.

Viel Spaß beim Entdecken!

Siegbert Mattheis

War dieser Beitrag hilfreich? Hat er euch gefallen?