Entdeckt hatten wir den Masticha von Chios, als uns im (sehr empfehlenswerten) Restaurant Omonia in Frankfurt der Kellner Niko ein Glas des eiskalten Getränks spendierte. Und er hat uns auch das Rezept (siehe weiter unten) verraten und uns gleich auch noch spannende Details über diesen griechischen Likör erzählt.
Es war ein heißer Abend im August und das köstlich erfrischende Getränk hatte uns sofort begeistert. So haben wir weiter recherchiert.
Was ist Masticha, Mastiha oder Mastix?
Mastix (unter diesem Namen sind sie uns eher geläufig) sind aromatische Harztropfen von einem wilden Pistazienbaum, auch Mastixstrauch genannt. Sie waren schon in der Antike bekannt und geschätzt. Die Griechen und später die Römer nutzten die kleinen gelblichen Tropfen vor allem als zahnpflegenden, natürlichen Kaugummi. Somit waren sie die ersten Kaugummis überhaupt. Der Name leitet sich ab vom griechischen μαστιχᾶν, mastichān (deutsch etwa „mit den Zähnen knirschen“). Die Römer übernahmen die Laute dann für das Wort „kauen“, masticare.
Wie wird Masticha geerntet?
Im Spätsommer ritzen die Bauern die Stämme der Bäume an, sodass das Harz austreten kann. Um die Stämme herum streuen sie weißen Kalk aus. So können die Tropfen, die nach etwa ein bis zwei Wochen härter geworden sind und herunterfallen, von einem einigermaßen sauberen Untergrund aufgelesen werden. Nach dem Einsammeln werden die hellgelben, halb durchsichtigen „Tränen“ gewaschen und der weiteren Verwendung zugeführt. Oder auch schon mal gleich als Kaugummi genossen. Allerdings ist die Ausbeute von etwa 120 bis 150 g pro Baum sehr gering, was die Mastixperlen nicht gerade billig werden lässt. Niko verriet uns, dass das Harz früher so wertvoll war wie Seide. Heute kostet ein Kilogramm etwa 90 Euro. Wir hatten uns gleich mal 50 g der Mastixperlen bei amazon* für 24,50 Euro bestellt.
Was ist der Masticha von Chios?
Der Likör Masticha von Chios, Mastixa Chiou, erhielt 1997 eine geschützte Ursprungsbezeichnung der UNESCO. Denn die wilden Pistazienbäume wachsen zwar auch anderswo im Mittelmeerraum, aber das Harz der Sträucher und Bäume auf der Insel Chios gegenüber von Izmir hat eine ganz besondere Qualität und ein spezielles Aaroma. Versuche, diese wilden Bäume zu verpflanzen, schlugen bisher fehl.
In einer Bauernkooperative werden die kostbaren „Wunder wirkenden Tränen“ in einem aufwändigen Destillierverfahren in traditionellen Kupferkesseln zum Likör Masticha von Chios hergestellt. Überschüssiger Mastix wird an andere Hersteller, allerdings nur in Griechenland verkauft, die dann ihren Likör auch Mastixa Chiou nennen dürfen. Masticha hat in der Regel einen Alkoholgehalt von 25 bis 30 %. Es gibt übrigens auch einen Mastix-Ouzo*, der aus der Destillation von Anissamen zusammen mit natürlichem Mastix schon im 18. Jh. auf der Insel Chios hergestellt wurde.
Wie schmeckt der Masticha aus Chios?
Zunächst riecht der Likör unglaublich intensiv nach duftendem Wald im Sommer, nach Tannennadeln, nach Harz. Aber im Gaumen pur getrunken schmeckt er honigsanft schmeichelnd mit einer etwas öligen Konsistenz und einer überraschend leichten Schärfe im Abgang.
Wie und wozu trinkt man den Masticha aus Chios?
Traditionell wird der Likör als Digestif zu Nachtischen oder zum Kaffee getrunken. Aber auch als Aperitif mit gecrushtem Eis, dem Saft einer frisch gepressten Zitrone und mit einer Scheibe Limette garniert, wird er immer beliebter. Als Geschmacksverfeinerer von Cocktails wird Mastiha ebenfalls gerne verwendet.
Wofür wird Mastix verwendet?
Die erbsengroßen Tropfen finden noch in vielen weiteren Produkten Anwendung. Zum einen als Lebensmittel wie im Kaugummi, in Gebäck, Limonaden und Süßigkeiten, zum anderen in der Naturkosmetik als Schönheitscremes mit Antiaging-Effekt, als Räucherwerk mit leichtem Duft nach Pistazien, als Klebstoff für Maskenbildner oder als Firnis für Ölgemälde uvm.
Rezept für den Masticha Likör-Cocktail:
- 4 cl Masticha
- Crushes Ice
- Saft einer halben Limette
- nach Belieben etwas Wasser
- 1 Limettenscheibe und ein Minzblatt zum Garnieren
Die Süße des Masticha und die Säure der Zitrone ergeben ein wunderbares, ausgewogenes frisches Aroma.
Siegbert Mattheis