„Ein Ouzo aufs Haus?“ Diese Frage nach der Bezahlung in griechischen Restaurants bei uns kennen wir alle. Und sagen selten Nein 😉 . In Griechenland selbst ist das jedoch unüblich.
Denn dort wird Ouzo eher als Aperitif oder zu Mezedes, kleinen Appetithappen als ganze Flasche bestellt. Die wird mit allen geteilt und mit Wasser verdünnt getrunken, immer häufiger auch mit Eiswürfeln.
Hier haben wir alles zusammengetragen, was man über Ouzo wissen sollte: von seiner Geschichte, wie kurios der Name entstand, über die Herstellung bis hin zu den besten Tipps, wie man ihn genießen kann:
Wie trinkt man Ouzo richtig?
- Mit Wasser: Klassisch wird Ouzo mit kaltem Wasser verdünnt. Dabei entfaltet sich der Louche-Effekt, der den Ouzo milchig-weiß erscheinen lässt.
- Pur: So wird er bei uns in griechischen Restaurants serviert.
- Mit Eiswürfeln: Eiswürfel sollte man erst nach dem Wasser hinzugeben, um das Aroma nicht zu verändern.
- Als Begleitung zu Mezes: Ouzo wird oft zu kleinen Vorspeisen wie Oliven, gebratenen Oktopus, Feta, verschiedenen Dips wie Tsatsiki, Aufstrichen, gegrilltem Gemüse oder frischem Brot serviert.
- Im Kaffee: Vor allem auf Rhodos gilt ein kleiner Schuss im Kaffee oder Frappé als Spezialität
- Als Cocktail: Ouzo kann mit vielen Säften wie Orange, Maracuja oder auch mit Cola, Sprite und Grenadine zu einem Cocktail gemixt werden.
Rezepte für Cocktails mit Ouzo findet ihr z. B. bei Ouzopedia
Ouzo in Griechenland
Ouzo trinkt man langsam und in Gesellschaft. In Griechenland gilt er nicht als Partygetränk, sondern als Begleiter für entspannte Stunden. Er wird immer entweder in Flaschen oder pur in hohen Gläsern serviert. So kann sich jeder Gast die eigene Ouzo/Wasser-Mischung zusammenstellen. Bereits mit Wasser und Eis gereichter Ouzo ist ein absolutes Tabu! Außerdem gilt Ouzo als Sommergetränk, er läutet quasi die Sommersaison ein. Für den Winter wird er als “zu kalt” empfunden, wie uns unsere Freundin Christina aus Athen erzählte 😉 .
Wie wird Ouzo hergestellt?
Die Herstellung von Ouzo erfolgt in einem aufwendigen Destillationsprozess. Grundbestandteile sind neutraler Alkohol, Anissamen und verschiedene Kräuter, deren genaue Zusammensetzung ein Familiengeheimnis der Produzenten ist. Die Mischung wird in Kupferkesseln destilliert, wodurch der charakteristische Geschmack entsteht. Nach der Destillation reift der Schnaps eine Weile, bevor er in Flaschen abgefüllt wird. Qualitativ höherwertiger Ouzo wird nach dieser Prozedur erneut gebrannt und teilweise über Jahre gelagert.
Ouzo und die mediterrane Küche
Aber Ouzo ist nicht nur ein Getränk, sondern auch eine beliebte Zutat in der Küche. Er verleiht Saucen, Marinaden oder sogar Desserts ein feines Anisaroma. Besonders in Kombination mit Meeresfrüchten oder als flambierte Note bei gegrillten Gerichten kommt sein Geschmack hervorragend zur Geltung. Wir geben gerne einen Schuss zu Muschelgerichten hinzu.
Welche Marken sollte man probieren?
Einige der bekanntesten Ouzo-Marken sind:
- Ouzo Plomari: Der Inselklassiker aus Lesbos mit mildem Geschmack (mein Lieblings-Ouzo 😉
- Ouzo 12: Perfekt für Einsteiger, da er weniger intensiv ist.
- Barbayanni: Ein Premium-Ouzo, der sich durch komplexe Aromen auszeichnet.
Weitere bekannte Herstellermarken sind auch Mini, Pilavas, Kithara und Tsantali.
Geschichte: Woher stammt Ouzo?
Der Ursprung von Ouzo liegt in der Antike. Schon damals liebten die Griechen Anis, der als Heilmittel und Gewürz verwendet wurde. Sicher ist jedoch, dass er bereits im Byzantinischen Reich bekannt war. Aber wo genau der erste Ouzo hergestellt wurde, ist bis heute unklar. Wahrscheinlich entstand er aus dem Tsipouro bzw. Rakı, der bereits seit dem 15. Jahrhundert sowohl von der griechischen als auch von der türkischen Bevölkerung im Osmanischen Reich gebrannt wurde.
Nach der Unabhängigkeit Griechenlands
Die heutige Form des Ouzo entstand jedoch erst im 19. Jahrhundert, nachdem Griechenland unabhängig wurde. Der Ort, der am meisten mit der Ouzo-Produktion in Verbindung gebracht wird, ist Plomari, ein Küstendorf auf Lesbos. Denn auf der Insel wird die Hälfte der gesamten Ouzo-Produktion hergestellt. Im ganzen Land gibt es heute etwa 300 Ouzo-Marken.
Tyrnavos in Thessalien war 1856 der erste Ort auf dem griechischen Festland, an dem Ouzo hergestellt wurde. Und dort soll auch erstmals der Name Ouzo gefallen sein.
Woher stammt der Name?
Die Bezeichnung Ouzo für den Raki, der in den letzten Jahren der türkischen Besetzung von Tyrnavos und Thessalien von 1878 bis 1881 destilliert wurde, geht vermutlich auf folgende Begebenheit zurück:
Damals lebte in Tyrnavos ein armenischer Arzt der türkischen Armee namens Stavrak-bey. Er war mit zwei einheimischen Männern aus Tyrnavos befreundet, dem Textilhändler Antonions Makris und dem Lebensmittelhändler und Schnapsbrenner Dimitrios Doumeniotis. Jeden Abend tranken die drei Freunde ihren Aperitif, einen “redestillierten Raki”. Stavrak-bey mochte dieses Getränk besonders und besuchte einmal die Brennerei von Dimitrios Doumeniotis. Er probierte den hergestellten Raki und schlug sofort vor, etwas hinzuzufügen, um den Geschmack zu verfeinern. Als die Destillation nach dem Rat des Arztes durchgeführt wurde, verkosteten die drei Freunde das an diesem Tag gewonnene Destillat und Antonios Makris rief begeistert aus: “Was ist denn das? Das ist Uso Massalia“.
Höchste Qualitätsstufe
Denn damals brachte die Seidenraupenzucht in Tyrnavos hochqualitative Kokons hervor, die ein Exportschlager waren. Die besten Erzeugnisse wurden von den Textilfabriken in Südfrankreich geordert. Diese Ballen wurden über Italien in den Hafen von Marseille verschifft und erhielten die Aufschrift “Uso Massalia” (“zur Verwendung in Marseille”). Das war damals für Textilhändler wie Antonions Makris der Inbegriff von höchster Qualität.
Und so kam der Ouzo zu seinem Namen.
Diese Geschichte stammt von Achilleas Tzartzanos (1873-1946), einem der bedeutendsten Experten der griechischen Sprache. Sie findet sich auch auf der Website der Destillerie in Tyrnavos wieder, einer der ersten auf dem griechischen Festland.
Eine andere, allerdings weniger spannende Theorie besagt, dass das Wort ursprünglich aus dem Türkischen kommt (üzüm = Bund Trauben oder Traubensud).
Ouzo als Kulturgut in Griechenland
Einem Treffen mit Freund:innen geht oft die charmante Frage „Lust auf ein Ouzaki?“ voraus. Denn wie so viele Wörter im Griechischen wird Ouzo oft liebevoll in der Verkleinerungsform verwendet, was es noch verführerischer und ansprechender macht. Nur ein „kleines“ Getränk, nichts Anspruchsvolles oder Ernstes. Und dann trifft man sich auf einen langen Abend mit vielen Gerichten und inspirierenden, oft lauten Gesprächen. Und nicht selten greift jemand zur Gitarre und fängt an, griechische Lieder zu singen. Und das ganze Lokal singt mit, denn die Texte sind allen Griech:innen bekannt. Das klingt wie ein Klischee, aber wir haben das oft erlebt. Es ist ein Teil der griechischen Kultur. Und Ouzo als griechisches Nationalgetränk gehört dazu. Es wird derzeit in über 40 Länder weltweit exportiert, wobei der Hauptmarkt Deutschland ist 😉
Ich trink Ouzo. Was machst Du so?
Nachdem 1998 die Werbeagentur FCB Wilkens diesen Spruch für die Marke Ouzo 12 kreiert hatte, ist er zum geflügelten Wort geworden.
2010 betitelte die Autorin und Halbgriechin Stella Bettermann ihr Buch leicht abgewandelt in Ich trink Ouzo, was trinkst du so?: Meine griechische Familie und ich *
Und 2023 gelang dem Schweizer Sänger Vincent Gross ein Schlagerhit mit Ich trink’ Ouzo, was trinkst denn du so? Mittlerweile wurde das Lied auf Spotify über 5 Millionen Mal abgespielt, auf Youtube über 4 Millionen Mal. Und selbst in der Heimat des Ouzo wurde der Song populär.
Nach dem Song Griechischer Wein von Udo Jürgens von 1974 (auf Youtube ansehen) ist das schon das zweite Mal, dass ein griechisches Getränk zum Hit wurde 😉 .
Teil der griechischen Lebensart
Der Anisschnaps ist ein Stück griechische Lebensart, das ihr unbedingt probieren solltet. Egal ob pur, auf Eis oder als Begleitung zu köstlichen Mezedes – der Anisschnaps bringt euch das Gefühl eines mediterranen Sommers direkt ins Glas. Wenn ihr das nächste Mal in Griechenland seid oder euch ein Stück Urlaub nach Hause holen möchtet, dann lasst euch von diesem besonderen Getränk verzaubern. Ouzo steht für Genuss, Gemeinschaft und die kleinen Freuden des Lebens.
Yamas! Oder Stin iyeiá mas (auf unsere Gesundheit)!
Über den Autor
Siegbert Mattheis, Jahrgang 1959, ist seit seinem ersten Italienaufenthalt im Jahr 1977 vom mediterranen Lebensgefühl begeistert. Seitdem bereist er mehrmals im Jahr die Länder rund um das Mittelmeer. Nach seinem Studium des Kommunikationsdesigns, der Philosophie, Wissenschaftstheorie und Kunstgeschichte gründete er eine Werbeagentur, die er seit 1998 gemeinsam mit seiner Frau Claudia Mattheis führt. 2002 bauten beide gemeinsam Ambiente-Mediterran.de auf, das inzwischen größte Lifestyle-Magazin rund um die mediterrane Kultur. Darüber hinaus ist er Fachjournalist und Fotograf, begeisterter Hobbykoch und Liebhaber stilvoller Einrichtung. Gründliche Recherche und Liebe zum Detail gehören zu seinen Leidenschaften. Mit seiner Frau lebt er in Berlin Prenzlauer Berg.