Anís del Mono, der Anislikör des Affen und seine kuriose Geschichte …

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Ein ungewöhnlicher Name. Eine Flasche wie ein Parfumflakon. Ein Schreibfehler, der bis heute nicht korrigiert wurde. Eine rätselhafte Aufschrift. Charles Darwin und die Evolutionstheorie. Eine folgenreiche Verwechslung. Und ein Geschmack, der seit über 150 Jahren unverändert ist: Was steckt hinter der berühmtesten spanischen Anismarke Anís del Mono?

Hand mit Glas und Flasche am Pool
Der süßere Anis del Mono Dulce © Anis del Mono
Flasche mit grünem Etikett und Glas davor
Der trockene Anis del Mono Seco auf Eis © Anis del Mono
bauchiges Glas und Flasche vor Sonnenuntergang
Anis del Mono als Sundowner auf Ibiza © Siegbert Mattheis
Cognacglas mit milchiger Flüssigkeit und Eiswürfeln daneben
Anis del Mono Seco mit Eis in einer Bar © Siegbert Mattheis

Was ist Anís del Mono?

Anís del Mono ist ein spanischer, klarer Anislikör mit 35 Volumenprozent (Anís del Mono Dulce) und 40 Volumenprozent (Anís del Mono Seco). In spanischen Konditoreien wird er gerne zum Aromatisieren von Kuchen und Gebäck verwendet.

Wie schmeckt Anis del Mono?

Vor allem nach Anis. Der Anís del Mono Seco erinnert an den griechischen Ouzo oder den französischen Pastis. Der Anís del Mono Dulce ist jedoch deutlich süßer und schmeckt ähnlich wie der italienische Sambuca oder der griechische Mastiha. Das intensive Anisaroma wird durch zarte Noten von Honig, Lakritze und Vanille abgerundet. Daher passt er auch hervorragend zu Kaffee oder Desserts.

Wie wird Anis del Mono hergestellt?

Der Likör wird seit über 150 Jahren in derselben Fabrik in Badalona in der Nähe von Barcelona hergestellt, aus Anis, Wasser, Rohrzuckersirup und Alkohol. Die Destillation erfolgt nach wie vor in historischen Alembiks, kupfernen Brennblasen aus dem 19. Jahrhundert Die Abfüllung erfolgt heute jedoch in der Fabrik in Puerto de Santa María bei Cádiz, wo die Bodega Osborne ihren Sitz hat.

Alte Holzfässer mit Kupferrohren
Die Destillationsräume aus dem 19.Jh. © Enric, Wikimedia

Wie trinkt man Anis del Mono?

Typischerweise wird er entweder pur oder mit Wasser und Eiswürfeln gekühlt getrunken. In Spanien heißt das Palomita. Er eignet sich sowohl als Aperitif als auch als Digestif.
Wer es lieber andalusisch mag, mischt den Likör mit Wasser und Zitronensaft. Oder man gibt ihn in einen Espresso, dann bekommt man einen Carajillo, einen Espresso mit Schuss. Das ist vor allem in Badalona sehr beliebt, wie uns unsere Freundin Maria aus Barcelona schmunzelnd erzählt. Er eignet sich auch hervorragend für erfrischende Cocktails.

Flasche mit Glas und Zitrone vor ockerfarbener Wand
Anis del Mono pur © Anis del Mono
Gläser mit Limetten, Minze und Flasche
Cocktail Monojito mit Limetten © Anis del Mono
Hohes Glas mit Limonade mit Zitrone und Minze
Auf andalusische Art mit Zitronenlimonade © Anis del Mono
Flasche Anis del Mono mit Glas mit milchiger Flüssigkeit
Mit Wasser tritt der Louche-Effekt ein © Siegbert Mattheis

Sobald der Anislikör übrigens mit Wasser in Berührung kommt, färbt er sich durch den Louche-Effekt milchig-weiß.

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Weil wir Anis-Fans sind 😉 , wollten wir mehr über die Geschichte dahinter erfahren. Und fanden Erstaunliches heraus:

Die kuriose Geschichte des Anis del Mono

José Bosch und sein Bruder Vicente betrieben um 1860 ein kleines Importgeschäft für Kakao und Tabak aus Amerika und produzierten nebenbei Horchata-Sirup, Orangencreme, Absinth und vieles andere mehr.

1865 übernahmen sie eine kleine Brennerei neben ihrem Haus, um Anisette für die Angestellten des Familienunternehmens herzustellen. Der Likör wurde schnell so beliebt, dass die Brüder 1870 beschlossen, ihn auch für den Verkauf herzustellen.

Wie kam der Affe aufs Etikett?

Für den Anis musste ein Name gefunden werden. Da es damals noch viele Analphabet:innen gab, wurden oft einprägsame Bilder und Motive für die Etiketten verwendet. Am einfachsten war es, wenn der Name des Getränks mit dem Motiv übereinstimmte. Die Brüder ließen verschiedene Tiermotive entwerfen, darunter einen Hirsch, einen Adler und einen Affen. Die Wahl fiel auf den Affen. Denn der Affe war seit Charles Darwins Theorie in aller Munde. Den Kopf des Affen ließen die Brüder jedoch mit dem Gesichtszügen eines älteren Mannes mit Bart versehen – die eine erstaunliche Ähnlichkeit mit einer Karikatur von Darwin aus dem Jahr 1871 aufweisen 😉

Anís del Mono, Anisette des Affen, war geboren.

Etikett mit Menschenaffe, der eine Flasche hält
Das einzigartige Etikett mit dem Affen © Siegbert Mattheis
Zeichnung eines Affen mit bärtigem Menschenkopf
Charles Darwin Karikatur von 1871 © Wikipedia

Wie kam es zur einzigartigen Flasche?

Was noch fehlte, war eine Flasche, die das Produkt veredelte. Vicente Bosch fand sie in Paris, als er seiner Frau ein Parfum von der Place Vendôme mitbringen wollte. Er entdeckte einen Flakon, dessen Oberfläche wie ein Diamant geschliffen war. Als er mit dem Flakon zurückkam, schlug seine Frau vor, dass dies das Design für die neue Flasche des Anís del Mono sein könnte. Zurück in Paris fragte er beim Hersteller nach den Reproduktionsrechten. Der Preis war nicht billig, aber was den Parfümeur wirklich überzeugte, war ein Satz, den Vicente Bosch zu ihm sagte: „Sie parfümieren die Menschen von außen. Ich parfümiere sie von innen“.

1902 wurde die Flasche als Patent geschützt und gilt seitdem als Design-Ikone.

Klare Flasche mit Diamantstruktur
Replika des Flakons © Joan Garcia, Wikimedia
Eine Flasche am sonnenbeschienenen Pool
Die Flasche gilt als Design-Ikone © Siegbert Mattheis

Warum wurde der Schreibfehler nie korrigiert?

Die Etiketten wurden in Paris gedruckt, denn nur dort gab es das gewünschte Couché-Papier und die goldene Druckfarbe. Doch als die Bestellung in Badalona eintraf, stellte sich heraus, dass der Drucker einen Fehler gemacht hatte: Statt des korrekten spanischen Wortes Destilación mit nur einem l stand Destillacion wie im Französischen mit zwei ll. Doch statt zu reklamieren, behielt Vicente Bosch den Fehler klammheimlich bei. Denn so konnte man den echten Anís del Mono eindeutig von den Plagiaten unterscheiden, von denen es damals viele gab.

Was ist das Rätsel der Aufschrift?

Der Affe hält in seiner rechten Pfote eine Schriftrolle mit dem Text: ES EL MEJOR / LA CIENCIA LO DIJO / Y YO NO MIENTO (Er ist der Beste, die Wissenschaft sagt das, und ich lüge nicht). Einige Jahre zuvor hatte Charles Darwin sein Hauptwerk Über die Entstehung der Arten veröffentlicht. Die Theorie, dass der Mensch vom Affen abstamme, war in aller Munde und wurde heftig diskutiert.

Ob die Gebrüder Bosch das als Kritik, Persiflage oder Hommage an den Forscher meinten, ist bis heute nicht einwandfrei geklärt.

Etikett mit Aufschriftt Destillacion Especial
Druckfehler "Destillacion" © Siegbert Mattheis
Spanische Aufschrift auf dem Etikett wie im Text erklärt
Die rätselhafte Aufschrift © Siegbert Mattheis

Fabrik im Modernisme-Stil

Der Erfolg des Likörs war so groß, dass die kleine Brennerei schnell an ihre Grenzen kam. So kauften die Brüder fünf strategisch günstig gelegene Grundstücke in der Nähe der Eisenbahnlinie und des Strandes in der heutigen Calle Eduardo Maristany 115. Dort ließen sie sich eine Fabrik vom Architekten Jaume Botey i Garriga errichten. Sie wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von dessen Stiefsohn Joan Amigó i Barriga im damals vorherrschenden Modernisme-Stil umgebaut.

Cremefarbene Fabrikfront mit rundem Affenlogo
Die Front der Fabrik im modernistischen Stil © Enric, Wikimedia
Cremefarbenes Fabrikgebäude mit Schornstein am Strand
Fabrik in bester Lage am Strand von Badalona © Sorenike, Wikimedia

Nach dem Tod von José Bosch 1897 übernahm sein Bruder Vicente das Familienunternehmen. Seither steht unter dem Label nur noch Vicente Bosch.

Die modernistische Fabrik wurde 2007 zum historischen Erbe erklärt.

Ein oder zwei oder 102 Affen?

Eine folgenschwere Verwechslung: 1889 bat Vicente einige Freunde in Südamerika, ihm “ein oder zwei Affen zu schicken”. Auf Spanisch heißt das “1 o 2 monos”. Doch es kamen nicht ein oder zwei, sondern 52 Affen an. Die Freunde bedauerten, dass sie seinen Wunsch nach 102 Affen, wie sie gelesen hatten, nicht erfüllen konnten. Glücklicherweise konnte Vicente alle bis auf einen dem Zoo von Barcelona überlassen. Ein Affe blieb in der Fabrik, die seitdem von allen nur noch die „Anisfabrik der Affen“ genannt wurde.

Berühmtester spanischer Anisschnaps

Ausdrucksstarke Plakate, Leuchtreklamen an wichtigen Plätzen im In- und Ausland sowie der Export in lateinamerikanische Länder und in die USA förderten den Absatz des mittlerweile berühmtesten spanischen Anisschnapses.

Künstler wurden vom Getränk und der Flasche inspiriert

So griffen auch viele Künstler das Motiv der Anis-Flasche auf. Pablo Picasso baute es gleich zweimal in seine Werke ein, 1909 und 1916. Juan Gris verwendete es 1914, Diego Rivera 1918 und Salvador Dalí 1956.

Kubistisches Gemälde mit Anisflasche
Pablo Picasso 1909, "Naturaleza muerta con botella de Anís del Mono" (Ausschnitt) © Wikipedia
Kubistische, braune Collage mit Anisflasche
Juan Gris 1914, "La botella de anis" (Ausschnitt9 © Wikipedia
Gemälde mit Anisflasche und Früchten
Diego Rivera 1918, "Naturaleza muerta con botella de anís" © Wikipedia
Tisch am Meer mit Anisflasche
Salvador Dalí 1956, "Naturaleza muerta viva" © Wikipedia

Spanischer Bürgerkrieg

Während des Bürgerkriegs von 1936 bis 1939 war die Fabrik eine der wenigen, die weder von Franco bombardiert noch von den Anarchisten und Kommunisten kollektiviert wurde. Mit dem folgenden Zweiten Weltkrieg brachen jedoch wichtige Absatzmärkte weg. Danach änderte sich vieles.

Verkauf an Osborne

1975 verkaufte Francisca Bosch, eine Enkelin von Vicente Bosch, die Fabrik an die Osborne-Gruppe. Die Gruppe versuchte, die Marke durch gezielte Marketingmaßnahmen wiederzubeleben. Das ist offensichtlich gelungen. Denn heute werden jährlich rund 45 Millionen Liter Likör hergestellt, das sind durchschnittlich 42.000 Liter pro Tag. Mehr als die Hälfte der Produktion geht in den Export. Hauptabnehmer des Anís del Mono sind die USA.

Die Flasche als Musikinstrument

Die Flasche ist auch der Ursprung einer beliebten spanischen Weihnachtstradition. Da sie einen glöckchenähnlichen Klang erzeugt, wenn man mit einem Löffel über die Glasoberfläche streicht, wird sie gerne als Instrument für Weihnachtslieder verwendet.

Statue in Badalona

2012 wurde in der Nähe der Fabrik am Strand eine Affenskulptur von Susana Ruiz zu Ehren der historischen Marke eingeweiht.

Statue eines Menschenaffen mit Flasche in der Hand
Statue am Pont del Petroli in Badalona © Wikipedia
Jemand füllt aus der Flasche ein Glas mit Eiswürfeln
¡Chinchín! © Anis del Mono

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Auf den Seiten von Anis del Mono findet ihr neben Cocktailrezepten auch Rezepte für Kuchen und andere Leckereien 😉

Geschichte des Anis del Mono als Video

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