Bald werden sie für immer verschwunden sein. Werbeanzeigen, gemalt auf Hauswänden im Süden oder wie in Portugal auf Azulejos-Kacheln gebrannt. Einige der hier gezeigten Werbeaufschriften und auch die Marken gibt es schon nicht mehr.
Dabei sind sie Relikte einer jahrtausendealten Geschichte der Werbung. In Frankreich, Italien, Spanien und Portugal sieht man sie noch häufiger, insbesondere auf verlassenen Gebäuden, die seit Jahrzehnten dem Verfall entgegensehen.
Inhaltsverzeichnis
Werbung gibt es schon seit 3.500 Jahren
Wann und wo genau die Werbung entstand, ist nicht bekannt. Manche bezeichnen sie jedoch als das zweitälteste Gewerbe der Welt. Und so falsch scheinen sie damit auch nicht zu liegen. Zumindest können die Wurzeln der Werbung über 3.500 Jahre zurück bis ins alte China verfolgt werden. In Ägypten wurden um 1000 v. Chr. Verkaufsmessen schon mit Riesenpergamenten beworben, im antiken Griechenland führten pharmazeutische Produkte bereits die ersten Markennamen. Und in Pompeji fand man in den Ausgrabungen noch gut erhaltene Werbung für Politiker an den Wänden oder explizite Malereien, die auf Häuser mit Sexarbeiterinnen hinwiesen.
Boom der Werbeaufschriften auf Häuserwänden
Die Werbung aber, wie wir sie heute kennen, erlebte ihre eigentliche Geburtsstunde erst im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts. Im Zuge der zunehmenden Industrialisierung begann der rasante Aufstieg großer Städte. Geschäfte und Läden schossen aus dem Boden und konkurrierten alsbald um die Gunst einer immer anspruchsvoller werdenden Kundschaft. Große Markenpioniere wie Persil oder Coca Cola, deren Namen heute noch präsent sind, haben in dieser Zeit ihren Anfang genommen.
Die günstigste und einfachste Variante war, die Markennamen und Produkte auf die Wände des eigenen Ladens zu malen. Notfalls konnte man das auch selbst besorgen. Emailleschilder waren teuer, Holzschilder nicht sehr dauerhaft und Leuchtreklame noch gar nicht erfunden.
Die aufstrebenden Unternehmen suchten nach großen Reklameflächen und fanden sie auf fensterlosen Hauswänden, Giebelfassaden oder Mauervorsprüngen. Im Laufe der Jahrzehnte wurden gut sichtbar gelegene Wände immer wieder übermalt. Auf einigen dieser alten Flächen legt die fortschreitende Verwitterung heute übereinander liegende Werbebotschaften mehrerer Generationen frei.
Um besonders schöne oder prominente Werbebemalungen, wie man sie z. B. auf dem Haus von Cézannes Vater Louis-Auguste in Aix-en-Provence vorfindet, wurde immerhin behutsam „herumrenoviert”.
In Deutschland findet man derartige Wandreklamen immer seltener. In Berlin, insbesondere in den Bezirken Prenzlauer Berg und Mitte, sieht man mittlerweile häufig davon ab, historische Aufschriften bei der Fassadenneugestaltung zu übermalen. Vieles geht dennoch durch Abriss oder Renovierung unwiederbringlich verloren.
Wenn Sie solche Vintage-Werbung irgendwo noch entdecken, freuen wir uns, wenn Sie sie uns zur Veröffentlichung zuschicken!
Siegbert Mattheis
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