Die süße Orange ist die am häufigsten angebaute Zitrusfrucht der Welt. Wie sie zu uns kamen, wie ihr Name entstand und warum ausgerechnet die Früchte aus Valencia als die besten Orangen der Welt gelten..
Bei unserem Besuch einer Orangenplantage in der Nähe von Valencia erfuhren wir von Teresa Bover viel über diese wunderbare Frucht. Ihre Familie baut seit 1871 Orangen und andere Zitrusfrüchte in Huerto Ribera in Carcaixent an.
Wie sind die Orangen nach Valencia gekommen?
Während der arabischen Herrschaft über die Iberische Halbinsel wurden ab dem 10. Jahrhundert Bitterorangen, so genannte Pomeranzen, als Zierbäume nach Spanien eingeführt. Sie waren wegen ihres verführerischen Duftes beliebt und wurden in den Höfen der Paläste und auch an den Straßen gepflanzt. Die Frucht selbst war jedoch praktisch ungenießbar.
Die Portugiesen importierten süße Orangen als Erste
Erst Ende des 15. Jahrhunderts entdeckte der Portugiese Vasca da Gama in Mombasa süße Orangen und war von ihrem Geschmack begeistert. So waren die Portugiesen die ersten, die die süße Orange nach Europa brachten. Denn die Süß-Orange ist keine Wildpflanze, sondern eine Kreuzung aus Mandarine und Grapefruit (wie man erst 2012 herausfand, siehe den Wikipedia-Eintrag)
Optimale Bedingungen in València
In der Region Valencia fand man optimale Bedingungen für den Anbau der süß schmeckenden Orangen. Denn hier hatte man das ausgeklügelte und vorbildliche Bewässerungssystem der Araber übernommen. Und das milde Mittelmeerklima war ideal für den Orangenanbau.
1781 begann in Valencia die Tradition des Anbaus von Süßorangen, die heute als die besten der Welt gelten. Damals pflanzten ein Pfarrer, ein Notar und ein Apotheker die ersten Orangenbäume nicht nur zur Zierde, sondern zu kommerziellen Zwecken. Die nationale und internationale Vermarktung führte zu einem großen wirtschaftlichen Aufschwung in der Region. Die Orange wurde zum Markenzeichen Valencias.
Heute ist die Region der größte Erzeuger von Zitrusfrüchten in ganz Europa.
Was ist der Unterschied zwischen Saft- und Tafelorangen?
Teresa klärte uns über den Unterschied zwischen süßen, saftigen Orangen und sogenannten Tafelorangen auf. Wir glauben fälschlicherweise, dass nur vollorange Früchte reif genug sind, um süß zu schmecken. Doch fast das Gegenteil ist der Fall. Denn die süßen Saftorangen sind eher gelb-grünlich und haben eine dünnere Schale, während Tafelorangen vollorange und eine dickere Schale haben. Sie sehen schöner aus, sind aber nicht unbedingt süßer.
Wann sind Orangen reif?
Süße Orangen sind eine der wenigen Früchte, die im Winter reifen. Lediglich die Sorte Valencia Late reife später, etwa im Frühsommer, wie uns Teresa erläutert. Die orange Farbe ist kein Reifeindikator. Da aber viele Verbraucher die grünliche Färbung für ein Zeichen der Unreife halten, werden die grünen Früchte in einigen industriell betriebenen Orangenplantagen vor dem Verkauf mit Ethylengas entgrünt. Die damit verbundenen Qualitätseinbußen werden für eine bessere Vermarktung in Kauf genommen (das könnt ihr auch bei Wikipedia nachlesen).
Woher kommt der Name Orange?
Die Araber nannten die (Bitter-) Orange naranj, als sie sie aus China über Persien importierten. Im Persischen hieß sie nareng. Als die Frucht unter dem spanischen Namen naranja (ausgesprochen: narancha) nach Südfrankreich kam, wurde daraus im Altprovenzalischen auranja. Das n- ging bei der Entlehnung aus dem Spanischen verloren, das j am Ende wurde wie ein weiches sch ausgesprochen.
Und da der Anfangslaut aur im Französischen wie das Wort or (für Gold) klang und die Frucht ohnehin golden aussah, schrieb man sie fortan orange. Und diese Bezeichnung hat sich schließlich in vielen Sprachen durchgesetzt. Dass sich bei uns nördlich des Mains noch die Bezeichnung Apfelsine (Apfel aus China) gehalten hat, hängt vermutlich mit dem Hauptimport über die Niederlande aus den holländischen Kolonien in Südostasien im 17. Jh. zusammen.
Im Arabischen heißt die (süße) Orange heute übrigens burtuqāl / برتقال (von „Portugal“).
Auf jeden Fall ist eine Orange oder Apfelsine extrem gesund! Bereits der Verzehr einer Orange deckt den Tagesbedarf an Vitamin C (wie ihr u.a. bei Futura-Sciences nachlesen könnt)
Siegbert Mattheis