Kulinarisches Museum in Marrakesch mit Kochkursen uvm.

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Auf dieses wunderbare kulinarische Museum sind wir durch puren Zufall gestoßen, als wir in Marrakesch vom Bahia Palast die Straße Riad Zitoun Jdid in Richtung Dar Si Said Museum gelaufen sind. Es wurde Anfang November 2019 eröffnet.

Moroccan Culinary Arts Museum

Das (verkürzt genannte) MCAM (Moroccan Culinary Arts Museum) hat sich laut eigener Aussage zum Ziel gesetzt, die kulinarischen Traditionen des Landes zu fördern, zu erhalten und zu vermitteln. Dabei will das Museum vor allem die verschiedenen Einflüsse auf die Kochkünste  Marokkos hervorheben: den Einfluss der Berber, der Juden und der andalusischen Araber, die im Zuge der Reconquista aus Spanien vertrieben wurden und sich in Marokko ansiedelten.

Museum in einem prächtigen Palast

Das Museum der Kochkünste Marokkos ist auf über 5000 m² in einem prächtigen Palast aus dem 19. Jahrhundert untergebracht. Es wurde in den letzten Jahren ausgebaut und aufwändig renoviert. Das Museum bietet kulturelle Besichtigungen in Form einer Tour zur Präsentation der marokkanischen Küche, sowohl der heutigen als auch der überlieferten.

Der Innenhof mit alten Olivenbäumen und Palmen
Der Innenhof mit alten Olivenbäumen und Palmen © MCAM
Innenhof mit zentralem Brunnen, umgeben von verzierten Fliesenwänden, einem Torbogen und Bäumen mit Laternen.
Prächtiger Innenhof © MCAM, Fionia Mirebeau
Elegantes Interieur mit kunstvollem Holzbalkon, hohen Säulen, gemustertem Boden und warmer Beleuchtung im Innenhofdesign.
Komplett restaurierter Patio des ehemaligen Palastes © MCAM

Sehr anschaulich aufbereitet

Die Ausstellung ist in einzelne Zonen wie Salate, Vorspeisen, Hauptgerichte, Grundzutaten und Desserts oder auch Tee aufgeteilt. Wir fanden diese Zonen sehr anschaulich aufbereitet.
Denn große Fotos und kurze Beschreibungen in gut lesbaren Texten auf Arabisch, Englisch und Französisch stellen die verschiedenen Gerichte vor. Zu einigen kann man auch die Zubereitung in Videos verfolgen, erzählt uns Chaimae, unsere freundliche Führerin durchs Museum.

Museumsflur mit Salatausstellungen, arabischen und französischen Texten an den Wänden und gefliestem Boden.
Verschiedene Zonen mit kurzen Videoerläuterungen führen durch das Museum © MCAM
Drei Gläser auf Holzständern mit eingelegten Karotten, Zitronen und gemischtem Gemüse vor dem Hintergrund einer Wanddekoration.
Eingemachtes und daneben die Rezepte © Siegbert Mattheis

Herstellung live im kulinarischen Museum

An verschiedenen Ecken der Ausstellung zeigen uns Berberfrauen die Couscousherstellung oder wie aus den Kernen der Früchte des Arganbaums Arganöl und Pasten für die Haut gewonnnen wird. Das darf ich dann sogar mal selbst ausprobieren. An anderer Stelle wird uns sehr anschaulich demonstriert, wie Rosenwasser filtriert wird.

Eine Frau in farbenfroher Kleidung bereitet Couscous in einer traditionellen Schüssel zu und sitzt auf einem gemusterten Teppich vor einer Mosaikwand.
Eine freundliche Berberfrau demonstriert uns die Couscous-Herstellung © Siegbert Mattheis
Zwei Frauen in traditioneller Kleidung stellen in einem Raum mit kunstvollen Fliesenarbeiten mithilfe einer Steinmühle Arganöl her.
Berberfrauen bei der Arganölproduktion © MCAM

Gewürzausstellung

In einem speziellen Raum für Gewürze kann man an den wichtigsten marokkanischen Gewürzen schnuppern. Hier erfährt man auch, wie sich Frauen ihre Lippen mittels eines kleinen Tongefäßes rot schminken. Oder wie Alaun mit Minze schon seit Jahrtausenden als Zahnpasta benutzt wird und die Stengel des Bischofskraut (Ammi visnaga) als Zahnstocher dienten uvm.

Ebenfalls sehr interessant war die Ausstellung von antikem und traditionellem Kochgeschirr in den unteren Räumen.

Inneneinrichtung mit Gläsern auf Regalen und Säcken gefüllt mit verschiedenen Gewürzen, unter warmer Beleuchtung.
Gewürze zum Schnuppern und Anfassen © MCAM, Fionia Mirebeau
Ein Stapel getrockneter Ammi Visnaga-Pflanzen mit einem Etikett im Kulinarischen Museum.
Natürliche Zahnstocher aus Bischofskraut © Siegbert Matthe

Café auf der Dachterrasse des kulinarischen Museums

Oben im Café ist eine Dégustation-Station von fünf ausgesuchten, typischen Dessertspezialitäten, die ihr mit einem Kaffee oder Minztee genießen könnt. Dabei habt ihr einen herrlichen Blick über die antike Medina mit dem Minarett der Koutoubia Moschee. Man kann zusehen, wie in einem gemauerten Ofen Brot gebacken wird oder verschiedene Tajines zubereitet werden. Und natürlich könnt ihr auch etwas bestellen und hier oben verkosten.

Café auf dem Dach mit roten Stühlen, grünen Sonnenschirmen und einem Wagen. Palmen und klarer blauer Himmel im Hintergrund.
Entspannen auf der Dachterrasse © MCAM, Fionia Mirebeau
Eine Frau in traditioneller Kleidung knetet draußen neben einem Ofen Teig. Auf einem Tisch liegen gebackene Fladenbrote.
Oben auf der Terrasse wird traditionelles Brot gebacken © MCAM
Dessertspezialität "Briouates aux Amandes"
Dessertspezialität "Briouates aux Amandes" © Siegbert Mattheis

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Eine lange Küchentheke mit orangefarbenen Tajines, bunter Keramik und Kochstationen mit Monitoren.
Kochkurse werden hier 2 mal täglich angeboten © MCAM
Elegantes Buffet mit marokkanischem Dekor, bestehend aus mehreren Gerichten in Tajine-Schalen auf einer langen Theke mit aufwendiger Holzarbeit.
Hochmoderne Kochstationen © Siegbert Mattheis
Ein Koch richtet Speisen auf einem Buffet mit Tajine-Töpfen und dekorativen Schüsseln an.
Eine Dada-Köchin bei der Vorbereitung eines Kochkurses © MCAM

Kochkurse im Museum

Das Spannendste sind aber vielleicht die Kochkurse. Für 50 Euro pro Person bietet das Museum sie zweimal täglich an. In der großzügig geschnittenen, hochmodernen Küche werden die einzelnen Kochschritte des Kochs per Live-Video übertragen, sodass man nichts verpasst. Diese (auf französisch und englisch gehaltenen) Kochkurse werden von sogenannten Dadas geleitet. Eine Dada ist mehr als nur eine marokkanische Köchin, sie ist vielmehr die Hüterin der Geheimnisse, Tipps und Tricks aller Rezepte, die traditionell von der Mutter auf die Tochter weitergegeben wird.

Wir haben den Besuch sehr genossen und waren dankbar für die Führung durch Chaimae, die uns viele hochinteressante Einblicke in die kulinarischen Schätze Marokkos gegeben hat.

Siegbert Mattheis

Adresse:
Musée d’art culinaire marocain / Moroccan Culinary Arts Museum
Rue El Bahia, Riad Zitoun Jdid (gegenüber der Post), Médina
Lage der Post bei Google Maps ansehen
contact@moroccancam.com, Tel: +212 (0)5 24 42 71 77

Öffnungszeiten:
Das Museum, die Terrasse und der Souvenirladen sind täglich von 9 bis 19 Uhr geöffnet.

Eintrittspreise:
40 DH (etwa 4 Euro), Kinder unter 12 Jahre haben freien Eintritt, ein Audioguide in verschiedenen Sprachen ist erhältlich

Kochkurse:
Jeweils morgens um 10 Uhr oder nachmittags um 15:30 Uhr

Das Museum kann auch für Veranstaltungen für bis zu 250 Teilnehmern gemietet werden.

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