Die blauen Schilder mit dem großen weißen Buchstaben „T“ und der Aufschrift „Sali e Tabacchi“ sind einzigartig in Italien. Sie hatten mich schon bei meinen allerersten Italienbesuchen fasziniert. Die Schilder sind ein schönes Relikt der italienischen Kulturgeschichte, die eng mit dem ehemaligen Monopol auf Salz und Tabak verknüpft sind. Aber warum sieht man diese Schilder immer noch an vielen Geschäften in Italien? Und was steckt dahinter?
Was bedeutet „Sali e Tabacchi“?
„Sali e Tabacchi“ bedeutet wörtlich „Salze und Tabak“. Manchmal findet man auch die Aufschrift „Sale e Tabacchi“, sale hier für die Einzahl von Salz. Es geht auf ein staatliches Monopol zurück, das 1862, kurz nach der Staatsgründung Italiens eingeführt wurde. Der Verkauf dieser Produkte war streng reguliert, und nur autorisierte Geschäfte durften sie verkaufen – erkennbar an den „T“-Schildern.
Warum ein Monopol auf Salz?
Offiziell wurde das Monopol damals damit begründet, die Salzpreise “zu beruhigen”. Aber da Salz ein wesentlicher Bestandteil des täglichen Lebens war, ließen sich damit gute Einnahmen für den Staat generieren. Salz wurde schon in der Antike besteuert und römische Soldaten wurden in Salz bezahlt – daher der deutsche Begriff “Salär” für Lohn. Auch im englischen Wort sale für Verkauf steckt Salz drin 😉
Was bedeutet die Abkürzung RIV auf den Schildern?
RIV ist die Abkürzung für rivendita, Verkaufsstelle. Danach folgt eine Nummer. Denn während der Zeit des staatlichen Monopols wurden Tabakprodukte streng kontrolliert und besteuert. Die RIV-Nummern dienten dazu, die Tabakläden eindeutig zu identifizieren und unter die Aufsicht der Steuerbehörden zu stellen. Jede Tabaccheria hatte (und hat) eine spezifische RIV-Nummer, die anzeigt, in welchem regionalen Register sie geführt wird.
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Warum gibt es die „T“-Schilder immer noch?
Obwohl das Salzmonopol bereits 1974 aufgehoben wurde, blieb der Name bestehen, da Tabakläden (Tabaccherie) weiterhin reguliert sind. Neben Salz und Tabak verkauften diese Läden später auch Briefmarken, Lotterielose, Telefonkarten und Fahrkarten. Das machte sie zu einem unverzichtbaren Teil des Alltags.
Heute sind sie eine Art Mini-Dienstleistungszentren, wo ihr z. B. Rechnungen bezahlen, SIM-Karten aufladen oder Lotto spielen könnt. Das „T“-Schild ist also mehr als nur ein Überbleibsel – es steht für eine Institution des öffentlichen Lebens in Italien. Und Salz kann man heute natürlich überall in den Läden kaufen.
Ein Stück italienischer Kulturgeschichte
Die „Sali e Tabacchi“-Läden haben so auch eine besondere Symbolik: Sie erinnern an eine Zeit, in der der Staat durch die Kontrolle von Alltagsprodukten Macht ausübte. Heute sind sie für viele Italiener:innen aber eher nostalgisch mit ihrer Kindheit verbunden, ähnlich wie die roten Telefonzellen in Großbritannien.
Salz und Tabak auf der Stirn?
In Italien gibt es den Ausspruch “Non ho mica scritto Sali e Tabacchi sulla fronte!”, also etwa „Es ist ja nicht so, dass ich mir Salz und Tabak auf die Stirn geschrieben hätte.” In einer hitzigen Debatte bedeutet es soviel wie “Ich bin doch kein Idiot!” Denn zu Zeiten des Monopols bedeutete die Zahlung einer Steuer an den Staat für Salz, ein ganz normales Konsumgut, ein Narr zu sein.
Wenn ihr also durch Italien reist und diese Schilder seht, schaut doch auch als Nichtraucher:in mal rein – hinter dem „T“ steckt mehr, als es auf den ersten Blick scheint! 😉
Siegbert Mattheis