Tauchen Sie ein in die Belle Époque im Hotel Westminster in Nizza *, direkt an der Promenade des Anglais! Denn das Haus war 1881 eines der ersten an der weltberühmten Promenade, als der Boom der Winterurlauber an der Côte d‘Azur begann und anschließend immer mehr Grand Hotels eröffneten. Es ist nur ein paar Schritte entfernt vom etwas bekannteren, aber erst 1912 eröffneten Hotel Negresco.

Mondänes Hotel, aber dennoch erfreulich entspannt
Trotz der langen Geschichte und der Tradition des Hauses, bei der wir etwas mehr Steifheit vermutet hätten, empfanden wir das 4-Sterne Westminster Hotel & Spa * als angenehm entspannt mit einem äußerst freundlichen und zuvorkommenden Concierge-Service. Die 99 Zimmer und Suiten sind kürzlich renoviert worden und modern, aber stilgerecht eingerichtet, mit allem Komfort, den man von einem 4-Sterne-Hotel erwarten kann. Die meisten Zimmer bieten Meerblick, einige sind mit schmiedeeisernen Balkonen an der neoklassizistischen Fassade ausgestattet. Wir hatten ein Eckzimmer, von dem aus wir einen wunderbaren Blick auf den Sonnenaufgang und die Promenade hatten.

Architektur der Belle Époque
Aber das Prachtvollste sind die architektonischen Relikte der Belle Époque! Im Eingang zum Hotel begrüßen einen zwei marmorne Löwen, der eine etwas gelangweilt, scheinbar schlafend, der andere, als ob er seinem Gegenüber etwas zurufen wollte. Dann der großartige Treppenaufgang, in dessen Mitte stilvoll ein ovaler, gläserner Lift integriert wurde. Riesige Spiegel, Mobiliar und Gemälde aus der Belle Époque zieren das Treppenhaus mit Stufen aus Marmor und schmiedeeisernem Geländer.
Prunkvolle Festsäle
Und dann gibt es drei prunkvoll eingerichtete Säle, die allerdings erst 1904 hinzugefügt wurden. Der beeindruckende Hotelsaal mit teils kannelierten Säulen ist an der Decke mit außergewöhnlichen Fresken eines florentinischen Künstlers bestückt, der Luxus-Salon Belle Époque besticht durch prachtvolle Lüster und einer oberen Loge und der dritte prächtige Saal Présidente mit riesigen Kaminen und großen Fensterfronten. Alle drei wie auch noch 4 weitere Räumlichkeiten können für Events, Konferenzen und Schulungen gebucht werden.
Frühstück, Restaurant, Bar und Strand
Das Frühstück wird im teilweise gläsernen, klimatisierten Pavillon zur Promenade serviert. Die Fenster sind komplett versenkbar, sodass man auch bei milden Temperaturen im Freien sitzen kann. Abends serviert hier das Restaurant Le Duc feine französische Küche und Spezialitäten aus Nizza. In der angrenzenden Bar W auf der anderen Seite des Hotels lässt man danach den Tag bei internationalen Cocktails ausklingen.
Einen privaten Strand hat das Hotel Westminster seit 2021 nicht mehr, aber Sie finden sicher einen Platz in den vielen BeachClubs gleich direkt gegenüber.
Warum heißt das Hotel Westminster?
Nun, als Victoire Schmitz, die Witwe eines Pariser Hoteliers mit Schweizer Wurzeln, 1878 das Grundstück kaufte, um das Hotel vom Nizzaer Architekten Louis Castel errichten zu lassen, fragte sie einfach beim damaligen Duke of Westminster an, ob sie seinen Namen benutzen dürfe. Ob und vieviel Geld dafür geflossen ist, konnten wir noch nicht herausfinden. Tatsächlich aber erhielt sie die Genehmigung. Hintergrund war ihre Idee, dass sich mit einem solchen Namen die reichen und adligen englischen Gäste leichter anlocken ließen. Auch das Wappen mit dem Spruch „Virtus non stemma“, übersetzt etwa „Tugend (oder Tapferkeit, Mut), nicht Abstammung (zählt)“, das Motto des Duke of Westminster, durfte sie verwenden. Das Emblem fällt gleich in der Hotelhalle an den Wänden und auf dem Boden ins Auge. Vielleicht ist dieses Motto der Grund für die entspannte, aber professionelle Atmosphäre.
Bis heute ist das Hotel Westminster in Familienbesitz
Nach dem Tod von Victoire Schmitz 1901 erbte ihre erst 25-jährige Enkelin Augustine das Hotel. Sie war zu diesem Zeitpunkt seit 2 Jahren mit Édouard Grinda verheiratet, einem Arzt und Minister. 1904 ließen sie das Hotel renovieren, vergrößern und fügten die oben erwähnten pompösen Salons hinzu.
Bis heute ist das Hotel Westminster im Familienbesitz der Nachfahren Schmitz-Grinda, die einen großen Teil ihres Privatvermögens in die Erhaltung dieser Hotel-Institution investieren und sich auch im öffentlichen Leben von Nizza engagieren.
Siegbert Mattheis