Pão de Queijo, Original-Rezept für brasilianische Käsebällchen, glutenfrei!

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Pão de Queijo zählt quasi zum kulinarischen Kulturerbe Brasiliens. Das beliebte Fingerfood wird inzwischen nahezu überall, selbst in den kleinsten Bäckereien und Bars des riesigen Landes angeboten und am besten ofenwarm als Snack verzehrt. Die wichtigste Zutat ist Polvilho Azedo, glutenfreies Mehl aus der Maniokwurzel.

Käsebällchen in Holzschale
Pão de queijo © Depositphotos

Pão de Queijo, eins der 100 besten Gerichte der Welt

2023 wurden die Käsebällchen von der Gastronomie-Website tasteatlas.com sogar zu einer der 100 besten Speisen der Welt gewählt (!) und belegten den dritten Platz in der Frühstückskategorie. Typischerweise wird Pão de Queijo nämlich zum Frühstück gegessen, aber genauso zum Café da tarde, einem Art Nachmittags-Kaffee, das man in Brasilien zwischen 17 und 19 Uhr zu sich nimmt. Und auch abends werden die Pão de Queijo gerne als Snack mit etwas Butter und Salz zu einem Bier oder Caipirinha gereicht.

Käsebällchen, eins davon offen vor Kaminfeuer
Pão de Queijo, außen kross, innen "quietschig" © Depositphotos

Rezept für köstliche Pão de Queijo

Es existieren viele leicht unterschiedliche Rezepte – nahezu jede Bäckerei hat ihr eigenes – wir haben ein Original-Rezept von einer Freundin aus Belo Horizonte aus der ursprünglichen Region Minas Gerais übernommen:

Zutaten für etwa 24 bis 30 Stück

Zubereitungszeit ca. 50 Minuten:

  • 250 ml Milch
  • 2 EL Butter
  • 4 EL geschmacksneutrales Öl
  • 300 g Polvilho Azedo (Tapiokastärke aus der Maniokwurzel)
  • 1 TL Salz (hängt etwas davon ab, welchen Käse ihr verwendet)
  • 120 g geriebener Käse (z. B. Parmesan oder mittelharte Käsesorten wie Gouda, die sich reiben lassen. Das Originalrezept verlangt nach Original Minas-Käse, Queijo Minas, aber den bekommt man bei uns so gut wie gar nicht)
  • 2 Eier

Zubereitung Pão de Queijo:

  • Den Ofen auf 190 °C vorheizen (am besten bei Ober- und Unterhitze)
  • Die Milch, die Butter und das Öl in einem Topf vermengen und bei mittlerer Hitze kurz zum Köcheln bringen
  • Das Polvilho Azedo und das Salz in eine Schüssel geben, beides vermengen.
  • Dann gebt ihr die heiße Milchmischung dazu
  • Nun knetet ihr zunächst mit einer Gabel und wenn der Teig etwas kühler wird, mit den Händen alles solange, bis ein klebriger, homogener Teig entsteht (es ist wirkliche eine ziemlich klebrige Angelegenheit 😉 )
  • Noch etwas abkühlen lassen, erst dann die Eier einrühren (sonst gerinnen sie)
  • Danach den Käse dazugeben und weiter verkneten
  • Sollte der Teig zu flüssig zum Formen sein, einfach 30 min in den Kühlschrank stellen. Alternativ könnt ihr noch ein wenig Polvilho Azedo hinzufügen
  • Sollte er noch zu trocken sein, dann gebt einfach noch etwas von der warmen Milchmischung dazu
  • Das Ofenblech mit Backpapier auslegen und aus dem Teig mit einem Löffel kleine, etwa golfballgroße Häufchen formen (ihr könnt sie auch mit den Händen zu kleinen Bällchen formen, dazu taucht ihr euer Hände an besten in Öl (oder Mehl), denn der Teig ist – wie schon erwähnt – sehr klebrig. Aber selbst unförmige Häufchen werden beim Backen einigermaßen rund)
  • Die Bällchen jetzt für etwa eine halbe Stunde backen, bis sie aufgehen und eine schöne goldene Farbe und knusprige Oberfläche bekommen. Im Inneren sollten sie elastisch, schön käsig weich und “quietschig” sein

Am besten gleich ofenwarm genießen! Dazu passt entweder ein Kaffee zum Frühstück, oder abends zum Bier oder Caipirinha ein frischer Salat.

Feines weißes Mehl vor Verpackung von Combrasil
Tapiokastärke, Polvilho Azedo © Siegbert Mattheis
Pao-de-queijo-Teig in Schüssel
So sieht der Teig nach dem Kneten mit der Milch-Öl-Butter-Mischung aus. Nach langem Kneten löst er sich auch von der Schüssel © Siegbert Mattheis
3 Pao de queijo-Kasebällchen im Ofen
So gehen die Bällchen im Ofen auf © Siegbert Mattheis
Hellgelbe Pão de Queijo-Bällchen
Fertig gebackene Pão de Queijo-Bällchen mit etwa 5 cm Durchmesser © Siegbert Mattheis

Tipp: Wir haben beim Aufbacken noch ein paar Meersalzflocken über die Bällchen gegeben. Dadurch werden sie etwas würziger, vor allem, wenn ihr etwas milderen Käse verwendet. Das entspricht zwar nicht dem Original-Rezept, schmeckt aber selbst einigen Brasilianer:innen besser 😉

Käsebällchen mit Meersalz
Hier meine mit etwas Meersalz darüber © Siegbert Mattheis
Käsebällchen mit Meersalz, eins offen
Außen knusprig-salzig, innen schön käsig-weich © Siegbert Mattheis

Wie wird Pão de Queijo ausgesprochen?

Die Aussprache ist etwa Pau dschi käischu (das a in Pau wird nasal gesprochen).

Ist Pão de Queijo glutenfrei?

Ja, denn Maniokmehl ist absolut getreide-, nuss- und glutenfrei und somit bestens für Allergiker geeignet. Tapiokamehl bzw. Tapiokastärke wird aus der Wurzelknolle des Manioks hergestellt. Es ist ein stärkehaltiges Mehl, das es im Handel als azedo (sauer) und doce (süßlich) gibt. Es eigent sich auch besonders gut zum Binden von Suppen, Saucen, Dips oder Pastetenfüllungen.

Wo erhalte ich Maniokmehl oder Tapiokastärke?

Tapiokamehl bzw. -stärke (polvilho) bekommt ihr in Asialäden oder online, z. B. über amazon.

Kann man beim Pão de Queijo-Rezept die Butter weglassen?

Ja, ihr könnt statt der Butter auch nur Öl nehmen, einige Rezepte mischen auch 150 ml Milch mit 150 ml Wasser und 100 ml Öl. Öl oder Fett sollte aber unbedingt dabei sein.

Kann man den Pão de Queijo-Teig einfrieren?

Die Bällchen könnt ihr gut als Rohlinge auf Vorrat einfrieren und bei Bedarf einzeln entnehmen. Etwas antauen lassen und wie oben beschrieben goldgelb backen.

Wie lange halten sich die Pão de Queijo-Bällchen?

Am besten verzehrt man sie sofort noch warm, aber auch am nächsten Tag schmecken sie noch.

Woher stammt Pão de Queijo?

Wie viele großartige Lebensmittel in der westlichen Hemisphäre hat Pão de Queijo (wörtl. “Käsebrot”) seine Wurzeln in den kulinarischen Kreationen afrikanischer Sklaven. Diese mussten u. a. in den um 1700 entdeckten Goldminen um den Ort Ouro Preto  im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais schuften. Als Nahrungsmittel hatten sie meist nur das zur Verfügung, was die Großgrundbesitzer ihnen als minderwertigen Abfall überließen. Weizenmehl für Brot war zu teuer, um es den Sklaven zu geben. Denn das musste aus Portugal importiert werden, und die große Entfernung zur Küste machte es enorm rar und entsprechend teuer.

Maniokwurzeln und Blätter und weißes Mehl
Maniokwurzeln und das Tapiokamehl © Depositphotos

Die Maniokpflanze war in Brasilien weit verbreitet

Die einheimische Maniokwurzel jedoch wuchs nahezu überall. Aus der ließ sich Tapiokamehl (polvilho) gewinnen. Das lernten die schwarzen Sklaven von indigenen Gruppen der Tupiniquins. Und mit Wasser vermischt und gebacken entstanden so die ersten Brote. Nach der Abschaffung der Sklaverei 1888 in Brasilien – so spät wie in keinem anderen Land auf dem amerikanischen Kontinent – wurde Käse und Milch hinzugefügt, als sich die Landwirtschaft der Region auf die Produktion von Milcherzeugnissen spezialisiert hatte. Damit wurden Textur und Geschmack weiter verfeinert.

Aber es dauerte bis etwa 1950, bis sich diese regionale Spezialität erst in ganz Brasilien, dann über die USA in die restliche Welt verbreitete.

Der 17. August ist der Tag des Pão de Queijo in Brasilien!

Seit 2007 ist der 17. August der Tag des Pão de Queijo. An diesem Tag fand das Finale eines Kochwettbewerbs statt, bei dem das beste Pão de Queijo-Rezept des Landes gekürt werden sollte. Die TV-Ausstrahlung war so erfolgreich, dass dieses Datum schließlich zum bundesweiten Pão de Queijo-Tag erklärt wurde. Mehr dazu auf CNN Brasil

Bom apetite!

Siegbert Mattheis

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