Der Karneval auf Madeira
Der Karneval auf Madeira zählt zu den lebhaftesten und farbenprächtigsten Festen Europas. Er kombiniert madeirensische Traditionen mit einem Hauch von brasilianischer Extravaganz. Hier erfahrt ihr alles über die Hintergründe, Veranstaltungen und den besonderen brasilianischen Einfluss.
Hintergründe des Karnevals auf Madeira
Der Ursprung des Karnevals auf Madeira liegt in den portugiesischen Fastnachtstraditionen, die während der Kolonialzeit eingeführt wurden. Während der frühen Jahre war der Karneval ein bescheidener Anlass, bei dem die Menschen lokale Bräuche pflegten.
In der Mitte des 20. Jahrhunderts begann sich der Karneval zu verändern. Der kulturelle Austausch zwischen Madeira und Brasilien – vor allem über portugiesische Einwanderer – brachte neue Impulse. Samba, farbenfrohe Festwagen und spektakuläre Kostüme inspirierten die Gestaltung des Karnevals auf Madeira, ohne dass dabei der regionale Charakter verloren ging.
Der brasilianische Einfluss auf den Karneval
1. Samba als Herzstück
Die rhythmischen Samba-Klänge, die heute den „Cortejo Alegórico“ (Großer Karnevalsumzug) dominieren, sind klar brasilianischen Ursprungs. Brasilianische Einflüsse sorgten dafür, dass die Parade energiegeladener und bunter wurde, mit aufwendigen Choreografien und Tänzer:innen in glitzernden Kostümen.
2. Opulente Festwagen
Der Trend zu aufwendig gestalteten Festwagen kam ebenfalls aus Brasilien. Auf Madeira sind sie heute ein zentraler Bestandteil des großen Umzugs und beeindrucken mit kreativen Designs, die oft lokale Themen mit tropischer Fantasie verbinden.
3. Tanzgruppen
Professionelle Tanzgruppen auf Madeira haben sich stark an brasilianischen Samba-Schulen orientiert. Die Tänzerinnen und Tänzer trainieren monatelang, um beim Umzug mit ihrem Können zu glänzen.
4. Karneval als gesellschaftliches Ereignis
In Brasilien ist Karneval ein Fest für alle Gesellschaftsschichten – dieses Konzept hat auch Madeira übernommen. Der Karneval vereint die Gemeinschaft und lädt Besucher ein, mitzufeiern und die Vielfalt zu genießen.
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Die wichtigsten Veranstaltungen des Karnevals auf Madeira
1. Der Große Karnevalsumzug (“Cortejo Alegórico”)
- Wann: Am Samstagabend vor Rosenmontag.
- Was: Das brasilianisch inspirierte Highlight! Hier tanzen Gruppen in aufwendigen Kostümen zu pulsierenden Samba-Rhythmen durch die Straßen von Funchal.
2. Der humorvolle Umzug (“Cortejo Trapalhão”)
- Wann: Am Faschingsdienstag.
- Was: Dieser Umzug ist eine Hommage an die ursprünglichen madeirensischen Karnevalsbräuche und eine Bühne für satirischen Humor.
3. Straßenfeste und Samba-Partys
- Wann: Während der gesamten Karnevalswoche.
- Was: Die brasilianische Lebensfreude wird bei Musik- und Tanzveranstaltungen auf den Straßen von Funchal spürbar.
Mehr Infos und die genauen Daten könnt ihr auf VisitMadeira ansehen.
Wie ist der Karneval auf Madeira entstanden?
Er entwickelte sich bereits im 15. Jahrhundert aus religiösen Prozessionen, insbesondere der Fronleichnamsprozession. Diese war für alle sozialen Schichten wichtig, besonders aber für die unteren. Der erste Zuckerrohranbau ab 1426 erforderte viele Arbeitskräfte. So begannen die Portugiesen als erste mit dem Sklavenhandel in großem Stil. Diese afrikanischen Sklaven organisierten ihre eigenen Umzüge und Tänze während des Karnevals. So tauchten die ersten Umzugswagen und Puppen auf, es gab verkleidete und maskierte Nonnen. In dieser Zeit entstand auch das typische Gebäck, die Malassada, ein nicht ganz durchgebackener Krapfen mit viel Zucker und mit Zucckerrohrsirup übergossen. Nach und nach drangen diese Bräuche in die säkulare Welt ein. So entstand der typisch madeirensische Karneval.
Wie kam der Karneval nach Brasilien?
Nach der Entdeckung Brasiliens durch die Europäer im April 1500 begann sich der Zuckerrohranbau dorthin zu verlagern. Das Wissen über die Zuckerrohrproduktion, die Arbeitskräfte und auch die Karnevalsbräuche wurden exportiert. Mit den vielen weiteren Millionen Sklav:innen aus Afrika vermischten sich die Traditionen und es entstand ein eigener brasilianischer Karneval.
Nach dem wirtschaftlichen Niedergang durch die Reblausplage Ende des 19. Jahrhunderts wanderten viele aus Madeira und den Azoren nach Brasilien und Hawaii aus. Auf die polynesische Insel brachte übrigens der Madeirenser João Fernandes 1879 die Braguinha mit, eine kleine viersaitige Gitarre. Dort erhielt das Instrument den Namen Ukulele. Und auch die Malassada wurde exportiert. Denn auf Hawaii heißt der Faschingsdienstag Malassada-Day.
Wie kam der Samba nach Madeira?
Nach der Abschaffung der Sklaverei in Brasilien im Jahr 1882 zogen viele Schwarze nach Rio de Janeiro und brachten ihre Bräuche, Tänze und Musik mit. So entstand dort der Samba, der ab den 1920er Jahren populär wurde.
Als 1974 die Nelkenrevolution die Diktatur stürzte, verlor die portugiesische Währung stark an Wert. Angelockt von den niedrigen Preisen kehrten viele ehemalige Auswanderer aus Brasilien nach Madeira zurück. Und brachten den Samba mit.
So schließt sich der Kreis des wechselseitigen Einflusses der Kulturen 😉 .
Was ist das Besondere am Karneval auf Madeira?
Die Verschmelzung von madeirensischen Traditionen und brasilianischer Lebensfreude macht den Karneval auf Madeira einzigartig. Die Inselbewohner haben es geschafft, den brasilianischen Einfluss in ihr eigenes Fest zu integrieren und so eine Mischung aus Eleganz, Lebensfreude und tropischer Extravaganz zu schaffen.
Der Karneval ist damit nicht nur ein kulturelles Erbe, sondern auch ein Symbol der Verbundenheit zwischen Madeira, Portugal und Brasilien – ein Fest, das Tradition und Moderne auf unvergleichliche Weise vereint.
Diverte-te a dançar o samba no Carnaval! 😉
Siegbert Mattheis