Bauernmarkt Sineu auf Mallorca: Kurzbericht, Tipps, Öffnungszeiten, Anfahrt

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„Fahrt am besten ganz früh hin,“ rieten unsere mallorquinischen Freunde, „bevor mittags die ganzen Touristenbusse  kommen!“ Also stehen wir an diesem Mittwoch bereits um 6 Uhr bei schon strahlend blauem Himmel und ersten Sonnenstrahlen auf.

Hier unser kurzer Erlebnisbericht und alle Infos zum Markt in Sineu auf Mallorca:

Bauernmarkt Sineu auf Mallorca

Zwei Stunden später sind wir in der Mitte der Insel in Sineu. Das frühe Aufstehen wird belohnt und wir finden ohne Weiteres einen Parkplatz in einem der schmalen Gässchen. Wer später kommt, wird wohl außerhalb parken müssen, denn ab 11 Uhr kommen auch die Touristenbusse.

Der Bauernmarkt in Sineu ist leicht zu finden, er befindet sich direkt auf dem Hauptplatz neben der Kirche. Wir folgen einfach den Einwohnern, die mit leeren Taschen und Einkaufskörben der Ortsmitte zustreben. Und bald verrät uns auch der Duft von frisch gebackenen Teigwaren und der süßlich-aromatische Duft von frischen Früchten in der Sonne, dass wir gleich am Ziel sein würden.

Das Bild zeigt den Markt in Sineu

Langsam füllt sich der Markt © Siegbert Mattheis

In der malerischen Altstadt, auf dem etwa quadratischen Platz Sa Plaça sind die Händler noch dabei, ihre Stände aufzubauen. Kisten voller Obst, Gemüse, Käse und Keramikwaren stapeln sich, überall wird Hand angelegt. Noch herrscht konzentrierte Ruhe, nur gelegentlich durch einzelne Zurufe der Händler beim Standaufbau unterbrochen.

Uns zieht es zunächst weiter durch eine enge, gebogene Gasse an der Pfarrkirche Nuestra Senyora de los Angeles vorbei. Die hohen Mauern rechts und links sind mit bunten Tüchern und gemusterten Stoffen zum Verkauf behängt.

Der Viehmarkt auf dem Bauernmarkt ist nichts für Tierfreunde

Am großen Marktplatz unterhalb des Denkmals des Schutzpatron und Wappentier von Sineu, einem geflügelten Löwen, reiht sich Stand an Stand. Eine freundliche Marktfrau im gelben Kleid sortiert Halsketten sorgfältig nach Farben. Nebenan hängen zwei muskulöse junge Männer Ledertaschen und -beutel an ihren Stand.

Das Bild zeigt eine schwarze Marktfrau

Noch wird aufgebaut © Siegbert Mattheis

Von weitem hören wir das Blöken eines Schafs. Das muss vom Tiermarkt auf dem großen Platz weiter unten kommen. Wir sind vorgewarnt worden, dies wäre nichts für Tierfreunde.

Und in der Tat, der Umgang mit den Tieren hat sich in den letzten 700 Jahren, seit es diesen Bauernmarkt in Malloorca offiziell gibt, wohl nicht geändert. Hühner, Enten, Gänse, Schnepfen, Singvögel und Hasen in enge Drahtkäfige gepfercht, Küken in Pappkartons mit kleinen Löchern.

Das Bild zeigt, wie ein Hühnerzüchter einen Hahn in eine Plastiktüte stopft

Mit Tieren wird hier nicht zimperlich umgegangen © Siegbert Mattheis

Der Hühnerzüchter mit glimmendem Zigarillo im Mund holt zwei Hähne aus einem Käfig in seinem Transporter, hält sie kopfüber an den Beinen und übergibt sie der älteren Kundin im blauen Kleid, die sie kritisch begutachtet. Sie hält jeden Hahn einzeln hoch, versucht, das Gewicht zu ergründen und fühlt den Bauch der Tiere nach deren Fettgehalt. Den einen gibt sie zurück und lässt sich noch einen anderen Hahn zeigen. Bald wird sie sich mit dem Händler einig und kramt einen weißen Leinensack aus ihrer Tasche. Gemeinsam stopfen sie die beiden sich heftig wehrenden Hähne mit den Köpfen zuerst hinein. Der Sack wird zugebunden und die Dame zieht mit dem zuckenden Bündel davon.

Das Bild zeigt einen Bauern mit einem Schaf

Ein Bauer mit seinem Schaf © Siegbert Mattheis

 

Ein älterer Schafhändler mit rot bebändeltem Strohhut und weiß gerahmter modischer Sonnenbrille lässt zwei ausgewachsene Schafe frei herumlaufen. Ein kleines Lämmchen folgt ihm auf Schritt und Tritt und sieht erwartungsvoll zu ihm hoch. Der Händler schraubt lachend einen Nuckel auf eine mit Milch gefüllte Colaflasche und gibt ihm zu trinken.

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Die beiden Muttertiere schnuppern neugierig an einem abgeschnittenen, halb skelettierten Widderkopf mit mächtigen Hörnern, der auf einer kleinen Mauer abgelegt wurde, entleeren sich daneben, laufen blökend weiter und lassen sich von einigen älteren Händlern streicheln, die gerade ihren Morgenplausch halten.

Ein weißer Hahn steht auf einem Käfig

Hier sitzen die Hähne auf den Käfigen © Siegbert Mattheis

 

An der Stirnseite des Platzes sind in einer kleinen offenen Halle einige Dutzend Käfige mit Hühnern unterschiedlichster Rassen, Tauben und anderen Vögeln aufgestellt. Oben auf jedem Hühnerkäfig sitzt ein Hahn, ohne angebunden zu sein. Auf die Frage, ob sie denn nicht einfach wegfliegen würden, schmunzelt einer der Händler: „Oh nein, die lassen ihre Hennen nicht im Stich, die passen drauf auf! Da geht die Sicherheit der Familie vor der eigenen Freiheit!“.

Plötzlich gellt ein Schrei durch den Raum

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Als ob er dies bekräftigen wolle, kräht einer der Hähne plötzlich lautstark los. Sofort antwortet ihm ein zweiter Hahn in der Nähe und gleich darauf ein dritter.

Uns wird es dann doch etwas zu laut. In der nahe gelegenen Bar C’an Castell bestellen wir einen café cortado und beobachten, wie inzwischen die meisten Stände fertig gebaut werden.

Das Bild zeigt einen teuren Retro-Kochherd

Retro-Kochherde von Hergóm werden für etwa 2.000 Euro gehandelt © Siegbert Mattheis

 

Nach der kleinen Stärkung fällt uns ein Schild an einem Stand für Stoffe und Tücher auf: „OFERTA POR CRISIS– 3 €“. Darauf angesprochen, erwidert der Verkäufer lachend: „Na ja, wegen der Krise haben die Kunden alle kein Geld mehr. Jetzt muss ich die Tücher für die Hälfte verkaufen, sonst werde ich gar nichts mehr los.“ Wir kaufen ihm zwei Halstücher ab und wünschen ihm viel Erfolg für den heutigen Tag.

Das Bild zeigt Fitti mit Sonnenbrille an seinem Stand

Friedhelm Hüttenhölscher alias Fitti an seinem Stand © Siegbert Mattheis

Selbstgebackene Kekse auf dem Bauernmarkt

Ein paar Stände weiter treffen wir auf Fitti, einen etwa 50jährigen Westfalen. Fitti ist natürlich nicht sein richtiger Name, eigentlich heißt er Friedhelm Hüttenhölscher. „Aber das kann keiner aussprechen,“ lacht er, „ am wenigsten die Mallorquiner.“ Er verkauft selbstgebackene Kekse ohne Konservierungs- oder Farbstoffe, einige sogar glutenfrei. Es gibt sie in den unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen, von Mojito, Kokos, Lavendel, Orangenblüten bis hin zu karibischem Müsli. Er lässt uns gleich probieren und erzählt uns, das er eigentlich ja noch eine Kneipe in Alcúdia hat. Da hätte er heute früh erst um 3 Uhr schließen können, so viel war los gewesen. „Ach Mann, nur 2 Stunden geschlafen, dann hierher und schnell aufgebaut. Dann noch im Transporter‚’ne Mütze Schlaf geholt.“ Fitti wirkt allerdings kaum übermüdet, topfit und bestens aufgelegt preist er uns seine Kreationen an: „100g für zwei fuffzig. Könnt ihr euch gerne selbst mischen. Ein Kessel Buntes geht immer!“ lacht er.

Wir lassen uns eine Mischung seiner leckeren Kreationen einpacken und fragen ihn nach dem Celler C‘an Castanyer (leider inzwischen geschlossen), einem Weinkeller, der uns empfohlen wurde. Fitti runzelt nachdenklich die Stirn und ruft dann Mohammed vom Nachbarstand zu Hilfe. Mohammed ist Marokkaner und verkauft in Plastik eingeschweißtes Kinderspielzeug. „Ach, das ist hier gleich ein paar Straßen weiter an der Ecke!“ meint er.

das Bild zeigt einen Fischverkäufer und einige Kunden beim Handeln

Die Auswahl an Waren ist riesig @ Siegbert Mattheis

Wir danken, verabschieden uns und schlendern in die angegebene Richtung. Rechts und links in den Gassen wird so gut wie alles angeboten, Haushaltswaren neben Obst, Lederkoffer neben Schinken, Flamencokleidchen für 12 Euro neben Stockfisch und Modeschmuck neben Ziegenkäse oder katalanischen Wurst-Spezialitäten. Alles, was man so brauchen kann.

Lohnenswerter Besuch in einem Celler

Langsam füllt sich der Markt und es wird schwerer, durchzukommen. Da entdecken wir den rustikalen Celler. Ein kleines Schild auf einem alten Fass im offenen Eingang sagt uns, dass wir hier richtig sind. Ein paar Stufen führen hinunter in den alten Gewölbekeller. Man sitzt hier an einfachen Tischen auf Bänken aus dunklem Holz und trinkt Wein aus riesigen bòtes, manche dieser alten Fässer aus Steineichen- oder Olivenholz, die an der einen Seite aufgebaut sind, sollen bereits über 200 Jahre alt sein.

Das Bild zeigt Gäste und die großen botes im Celler

Bauernmarkt Mallorca: Urige Atmosphäre im Celler c’an Castanyer © Siegbert Mattheis

Die Wände des Kellers sind weiß getüncht, an einigen Stellen blättert der Putz und ein Pin-up-Kalender an der Wand irritiert etwas. Neben einem großen Kamin in der Ecke steht ein Kühlschrank.

Einige Einheimische kommen hinunter und lassen sich zum Mitnehmen mehrere Flaschen abfüllen, eineinhalb Liter für 2,25 Euro. Nach alter Markttradition bringt man sich seine Brotzeit selbst mit, das Glas Wein dazu kostet hier einen Euro.

Wir bestellen uns je ein Glas „starken Rotwein“ mit 15 Volumenprozent sowie einen tinto normal mit immerhin doch auch noch 14 Prozent. Wir packen unsere kurz vorher auf dem Markt gekauften Schinkenbrötchen aus und genießen die angenehme Kühle und die urige Atmosphäre.

Anschließend schlendern wir wieder zum zentralen Platz Sa Plaça, setzen uns in ein Café und beobachten das bunte Treiben. Die Luft ist lau, wir lassen die Seele baumeln, der Café con leche duftet, es ist herrlich.

Langsam füllt sich der Markt jetzt aber mit Touristen. Es wird Zeit für uns zu gehen. Aber wir werden sicher noch einmal wieder kommen. Es gibt nicht mehr viele Bauernmärkte, die ihre Ursprünglichkeit trotz Tourismus noch so erhalten haben.

Auf dem Weg zum Auto kamen wir übrigens an einer Baustelle vorbei und fanden im Sand eine alte Postkarte. Wenn Sie wissen möchten, welches Motiv darauf ist, wischen Sie einfach selbst den Sand von der Karte! Viel Spaß!

Infos, Anfahrt, Öffnungszeiten Bauernmarkt Mallorca:

  • Wann: Jeden Mittwoch
  • Wo: In Sineu auf dem zentralen Platz Sa Plaça in der Mitte von Sineu
  • Anfahrt: Mit dem Auto, über die Autobahn MA-13 von Palma, auch über Buslinien gut zu erreichen
  • Parkmöglichkeiten: In den Straßen rund um den Platz, wenn man früh kommt, ansonsten gibt es Parkplätze südlich vor dem Ort
  • Öffnungszeiten: von etwa 8 Uhr bis 13 Uhr

Tipp: Früh kommen, Einkaufen eher gegen 12.30 Uhr, dann sind viele Händler bereit, über die Preise zu verhandeln.

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Siegbert Mattheis

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