Zugfahren wird immer beliebter, verringert den den CO2-Abdruck und bringt Entschleunigung ins Reisen. Das Tourismusamt Okzitanien unterstützt Zugfahren nun durch eine spezielle Webseite mit interaktiver Karte, die Occitanie Rail Tour. Die hilft euch, eine eigene Rundstrecke mit Ausflügen in die wunderschöne Umgebung, z.B. mit dem Fahrrad zusammenzustellen.
Top 10-Aktivitäten in Okzitanien
Auf der Website findet ihr die Top 10-Aktivitäten, die unter 40 Minuten von den Etappenbahnhöfen entfernt sind. Außerdem liefert die Seite eine Auswahl an 3- bis 5-Sterne-Unterkünften in unmittelbarer Nähe. Dazu gibts Kontaktdaten der Touristenbüros, Bahnhöfe und einen Direktlink für die Ticketbuchung. Anhand von zwanzig aufgeführten Rundtouren könnt ihr so die Highlights Okzitaniens in aller Ruhe und umweltfreundlich entdecken.
Mehr zur Occitanie Rail Tour auf Deutsch
Hier schon mal eine Auswahl der 5 schönsten Strecken mit dem Zug:
1. Von Toulouse ins grüne Hinterland
Die Zuglinie zwischen Toulouse-Matabiau und Villefranche-de-Rouergue im Aveyron ist die Verbindung von Kultur- und faszinierenden Naturschauplätzen. Toulouse begeistert mit Charme, lässigem Lebensstil, Shopping und Kulturprogramm. Vom Bahnhof Matabiau fährt der TER durch die saftig grünen Täler des Tarn und des Aveyron. Die Haltestellen im Hinterland lohnen, Etappen einzulegen. Die Dörfer sind meist befestigte „Bastiden“ oder werden von Burgen dominiert. Diese Bauweise entstand zu den Zeiten der Albigenserkreuzzüge und ist im Südwesten Frankreichs einzigartig.
Wenn ihr Wein liebt, sollte ihr in Gaillac einen Stopp einlegen. Die geschützte Ursprungsbezeichnung selben Namens bringt einen fantastischen Rotwein hervor! Wenn ihr es zudem auch sportlich mögt, erkundet die Weinberge am besten gleich mit dem Fahrrad. Najac gehört hingegen zur Gilde der schönsten Dörfer Frankreichs. In Villefranche-de-Rouergue, der letzten Haltestelle in der Region, entdeckt ihr am Donnerstagmorgen auf dem Wochenmarkt die ganze Palette der regionalen Spezialitäten.
2. Eine der spektakulärsten Bahnstrecken Europas
Zwischen Latour-de-Carol und Villefranche-de-Conflent läuft mit der „Ligne de Cerdagne“, oder geläufiger „Petit Train jaune“, eine der spektakulärsten Bahnstrecken Europas. Weil die Schmalspurbahn in Meterspur die Energie von einer Seitenstromschiene bezieht, ist sie auf Deutsch auch als Pyrenäenmetro bekannt. Der gelbe Zug ist das Symbol Nordkataloniens und die höchste meterspurige Eisenbahn Europas! Die rund 63 Kilometer lange Strecke führt durch die beeindruckende Landschaft des regionalen Naturparks Pyrénées Catalanes. Ihr fahrt durch 19 Tunnels und über zahlreiche erstaunliche Brücken, wie die „Pont Gisclard“, die letzte Eisenbahn-Hängebrücke Frankreichs.
In Villeneuve-de-Conflent und Mont-Louis-La Cabanasse trifft ihr auf zwei UNESCO-gelistete Vauban-Stätten. Fond-Romeu-Odeillo-Via ist hingegen der ultimative Halt für Outdoor-Fans. Das Angebot ist vielfältig und erstreckt sich von Wandern und Radeln über Klettern bis Höhlenforschen und im Winter vom Schneeschuhwandern bis über Rafting in warmen Wasserfällen. Für die ganze Strecke benötigt der Zug rund drei Stunden. Wenn ihr die katalanischen Pyrenäen intensiver erkunden wollt, macht daraus am besten eine Etappenreise.
3. Mit dem roten Zug durch das Land der Katharer
Mit einem weiteren farbigen Zug, dem Train Rouge folgt ihr der über hundertjährigen Strecke zwischen Axat nach Rivesaltes bei Perpignan. Der mythische Bummelzug ist ein reiner Touristenzug und fährt nur von April bis August an bestimmten Tagen. Wenn ihr die Reise in Axat beginnt, steigt ihr durch einen dichten Wald auf 511 Meter hoch auf die Passhöhe „Col de Campérie“. Von dort geht es wieder bergab. In Puilaurens beeindruckt die Katharerburg mit dem Kosenamen „Citadelle du vertige“ auf einer Felsspitze in schwindelerregender Höhe.
Weiter folgen die Weinlagen der Corbières bis zu den unüberwindbar geglaubten Galamus-Schluchten mit der Einsiedelei „Ermitage Saint-Antoine“, mitten in der Felswand errichtet. Danach geht es durch verschiedene Weingebiete wie Maury und Rivesaltes. Im Sommer bieten die Winzer an den Haltestellen Weinverkostungen an. Wenn ihr aber mehr Zeit habt, dann empfiehlt sich ein Besuch im Keller. Zum Beispiel im Mas Amiel, wo euch Weinverkostung in Abstimmung mit Schokolade angeboten wird.
Fans des roten Zuges haben übrigens die Waggons und Bahnhöfe an der Strecke behindertengerecht umgebaut.
4. Mit dem Zug ans Mittelmeer, auf den Spuren von “la mer …”
Mit der Zuglinie zwischen Montpellier-St-Roch und Béziers könnt ihr wunderbar die Küste des Hérault erkunden. Montpellier selbst lockt mit zeitgenössischer wie klassischer Architektur und bietet ein abwechslungsreiches Shopping-Erlebnis. 18 Minuten weiter wartet Frontignan. Eine kleine Badestation, die für Süßweinliebhaber mit einem Muskateller-Wein aufwartet. Das Weinfest im Juli ist ein jährliches Highlight.
Das Fischerstädtchen Sète versprüht definitiv mediterranen Charme. Den täglichen Markt solltet ihr nicht versäumen. Hier gibt es die mit Tintenfisch gefüllten „Tielles“, kleine leckere Küchlein zum Verkosten. Weiter geht die Fahrt fast übers Wasser zwischen dem Meer und dem Salzsee Etang de Thau. Marseillan Plage auf dem Festland gilt als gastronomische Etappe, wo ihr die Herstellung von Noilly Prat besichtigen und die Austernproduktion hautnah erleben könnt (sehr zu empfehlen!). Ein bisschen weiter folgen das antike Agde und der von Touristen beliebten Strandort Cap d’Agde. Hier treffen moderne und klassische Architektur aufeinander. Endstation ist Béziers, das mit der imposanten Kathedrale, dem Canal du Midi und der Feria im August begeistert.
Auf dieser Strecke schrieb übrigens Charles Trenet im Zug sein berühmtes Lied “la mer …”
5. Mit dem Zug hoch in die Cevennen
Das gewagte Eisenbahnprojekt wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut, als es noch keine Straße für Autos gab. Die Linie folgt dem wilden Fluss Allier, überquert dessen Schluchten auf vielen Viadukten und passiert etliche Tunnels. Der Ausblick in die Klamm, auf die verlassenen Kalkplateaus der Cevennen und die pittoresken Dörfer im Hinterland ist vom Zug aus einmalig. Die Strecke beginnt in Nîmes, das für sein römisches Kulturerbe bekannt ist. Die gut erhaltene Arena und das kürzlich eröffnete „Musée de la Romanité“ sind absolut sehenswert.
Weiter geht es ins Hinterland des Gard und in die Lozère. Alès und Langogne sind die idealen Haltestellen für die, die auf den Spuren des schottischen Schriftstellers Stevenson und seinem Esel Modestine wandeln möchten. Die etwa 50 Kilometer lange Strecke zwischen den beiden Ortschaften auf dem Fernwanderweg GR70 könnt ihr wandernd (mit oder ohne Esel 😉 gut in zwei Tagen schaffen. Wenn ihr die Reise fortsetzt, gelangt ihr zu den Kalk-Hochebenen „Les Causses et le Cévennes“, die seit 2011 im Weltkulturerbe der UNESCO gelistet sind und ein Paradies für Wanderungen in der mediterranen Berglandschaft sind.
Wir hoffen, euch ein wenig Lust darauf gemacht zu haben, mit dem Zug einmal in mehreren Etappen zu fahren und so das wunderschöne Okzitanien etwas besser kennenzulernen.
Hier findet ihr noch ein paar weitere Inspirationen zu Okzitanien
Siegbert Mattheis
Okzitanien: 50 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade
Von Hilke Maunder, 2021 erschienen.
50 Juwele enthält dieser Band: besondere Menschen, einzigartige Museen, Wander- und Radeltipps, Naturperlen und Kunststätten, die überraschen. Abseits in Okzitanien: Bienvenue im Paradies für Entdecker!