Trüffelmarkt in Richerenches: im Rausch der Düfte …

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Der Trüffelmarkt in Richerenches ist der größte Markt für schwarze Trüffel in Europa. Als Trüffelfan sollte man ihn unserer Meinung nach mindestens einmal im Leben besucht haben. Am besten zur offiziellen Eröffnung, der „Ban des truffes“, die jeweils am ersten Samstag im Dezember stattfindet.

Menschen in mittelalterlichen Kostümen, darunter auch Kinder, stehen im Freien zusammen; einige tragen Orden und schwarze Umhänge.
Umzug zum "Ban des truffes": der Nachwuchs ist auch dabei © Siegbert Mattheis

Wir hatten uns mit Valérie am Vorabend im Restaurant L‘Escapade verabredet. Dort trafen wir auch auf Patrick Ayme und seine Frau aus einer der ältesten und renommiertesten Trüffelzüchterfamilien der Gegend. Er erzählte uns, dass das Jahr 2025 bisher kein gutes Jahr für Trüffeln war. Dafür hatte es im Oktober und November zu viel geregnet. Ein Großteil der Ausbeute sei daher noch unreif. Aber das könne sich im Januar und Februar noch ändern, hofft er.

6 Personen lächeln in die Kamera in einer Baratmospähre
Louis, Patrick Ayme, Sandrine, Claudia, Valérie und die Frau von Patrick © Siegbert Mattheis

Trüffelmarkt in der Enklave der Päpste

Jeden Samstag von Mitte November bis Ende März füllt sich das knapp 700 Einwohner:innen zählende Dorf mit Händlern und an die 5.000 Besucher:innen. Die kommen zum Großteil aus den umliegenden Gemeinden. Viele reisen aber auch aus Marseille, Burgund und selbst aus Paris an, um dieses einzigartige Trüffelfest zu erleben.

Auch aus dem Périgord kommen Fachleute, vor allem von Konservenfabriken, die anschließend „Trüffeln aus dem Périgord” in Dosen verkaufen. 😉

Der Markt selbst gliedert sich in drei Teile:

  • den Trüffelmarkt nur für Großhändler,
  • den für Privatverbraucher und für Trüffelerzeugnisse sowie
  • den Markt für Obst, Gemüse und andere lokale Produkte.

80 % der Produktion französischer schwarzer Trüffeln stammen aus dem Südosten Frankreichs. Die Lage von Richerenches in der Enclave des Papes zwischen Montelimar und Avignon ist mittendrin. Die Enklave der Päpste liegt im Gebiet der Drôme provençal, gehört aber kurioserweise zum Departement Vaucluse (dazu mehr weiter unten).

Eine Gruppe von Menschen in Winterkleidung versammelt sich auf einer Dorfstraße, die von blattlosen Bäumen und alten Steinhäusern gesäumt ist.
Marché "en gros" © Siegbert Mattheis
Straßenmarkt unter freiem Himmel mit Ständen, Töpferwaren, Essensständen und Menschen an einem bewölkten Tag in einem europäischen Dorf.
Vor dem Besucheransturm am frühen Morgen © Siegbert Mattheis

Mekka der schwarzen Trüffeln

Ab morgens um 6 Uhr werden die Straßen gesperrt und es wird aufgebaut. Um die schönsten Exemplare des „schwarzen Diamanten“ zu ergattern, sollte man früh aufstehen und schon um 9 Uhr dort sein. Dann habt ihr auch genügend Zeit, die Stände abzuklappern, bevor sich alle Besucher:innen zum Umzug um 11 Uhr vor der Kirche versammeln.

Valérie hatte uns die wohl besten Kontakte vermittelt, um alles über Trüffeln, Trüffelzucht und den Markt in Richerenches zu erfahren:

Hervé Jardin, den Präsidenten der Bruderschaft der Schwarzen Diamanten und der L’association Richerenches Terre de Truffe und seine Frau Virginie Vincent-Jardin, die ebenfalls in der Confrérie tätig ist.

Wir treffen sie vor dem Glockenturm mit Templerflagge. Dank ihnen konnten wir auch ein wenig hinter die Kulissen blicken.

Lächelnder Mann mit einem großen, mit Trüffeln gefüllten Korb bei einer Veranstaltung im Freien.
Hervé Jardin führte uns fachkundig durch den Trüffelmarkt © Siegbert Mattheis
Eine lächelnde Person mit Brille und schwarzem Hut trägt einen Umhang und eine gelb gestreifte Medaille an einem Band um den Hals.
Virginie Vincent-Jardin half bei der Übersetzung © Siegbert Mattheis

Markt der Großhändler:innen

Sie zeigen uns zunächst den Markt der Großhändler:innen in der Cour de Mistral. Dort geht es ernst zu. Filmen und Fotografieren ist ok, solange man nicht die Gesichter der Menschen zeigt, wie uns Virginie erklärt. Hier stehen keine Stände, sondern nur Autos. Denn es wird aus dem Kofferraum heraus ge- und verkauft.

Eine Gruppe von Männern unterhält sich in der Nähe eines weißen Lieferwagens, der an einer Straße mit großen Bäumen geparkt ist.
Ernste Gespräche unter den Händler:innen © Siegbert Mattheis

Hervé, selbst ein Händler, zeigt uns ein paar besondere Trüffel. Unter anderem ein 700 g schweres Exemplar mit einem betörenden Duft. Dabei lernen wir unter anderen auch den Bürgermeister von Richerenches Pierre-André Valayer kennen, der uns die typische antike römische Waage für Trüffeln vorführt.

Ein älterer Mann mit weißem Haar hält eine große schwarze Trüffel und lächelt vor einer Steinmauer.
Eine 700 g schwere Trüffel © Nadine Tardieu
Ein lächelnder Mann in schwarzer Jacke wiegt mit einer Handwaage einen Gegenstand im Freien neben einem geparkten Auto.
Der Bürgermeister demonstriert uns die alte römische Schnellwaage © Siegbert Mattheis

Die von den truffiers, den Trüffelbauern angebotenen Pilze werden mit dem Messer kurz angeschnitten, damit das Innere sichtbar wird. Denn so erkennt man den Unterschied im Reifegrad des auch Périgord-Trüffel genannten tuber melanosporum. Je schwärzer im Inneren, desto reifer und aromahaltiger ist er. Die unreiferen helleren Pilze sind dementsprechend günstiger.

Zwei Hände zeigen zwei angeschnittene Trüffeln
Links ein wenig gereifter und rechts ein perfekt gereifter tuber melanosporum © Siegbert Mattheis
Älterer Mann mit grauem Schnurrbart, der einen roten Pullover, eine grüne Jacke und einen schwarzen Schal trägt und in die Kamera schaut.
Ein truffier mit vielen Trüffeln im Sack © Siegbert Mattheis

Nachdem über den Preis verhandelt ist, werden die Herkunftsangaben auf einem Zettel notiert. Denn das ist wichtig für die Großhändler:innen, um die Trüffeln für ihre Abnehmer:innen in den gehobenen Restaurants zu verifizieren. Nach der Klassifizierung nach Größe, Form und Aussehen landen die Knollen im entsprechenden Korb.

Die Preise für Großabnehmer liegen übrigens gar nicht so weit unter denen für Endverbraucher, erklärt uns Hervé. Sie zahlen etwa 20 % weniger.

Eine Frau reicht einem Mann auf einem Markt im Freien an einem offenen Kofferraum Geld.
Die Tochter von Hervé und Virginie zahlt einen truffier aus © Siegbert Mattheis
Zwei Personen stehen an einem bewölkten Tag an einem offenen Kofferraum, der neben einem Baum und einer Steinmauer geparkt ist.
Diskrete Verhandlungen © Siegbert Mattheis
Person, die im Sitzen Notizen auf einen kleinen Notizblock schreibt, mit Werkzeugen und Holz im Hintergrund.
Notieren der Herkunft © Siegbert Mattheis

Hervé klärt uns auch über die unterschiedlichen Wuchsformen der Edelpilze auf. Denn wo viele Steine im Boden sind, wachsen die Trüffeln unregelmäßig, bei Sandboden erhalten sie eine rundere Form.

Ein Haufen rauer, dunkelbrauner und schwarzer Trüffel, die dicht an dicht liegen.
Unregelmäßig gewachsene Trüffeln © Siegbert Mattheis
Eine Hand, die eine große schwarze Trüffel mit rauer Struktur vor einem unscharfen Hintergrund hält.
Perfekte Form der Trüffel © Siegbert Mattheis

Der Markt für Privatverbraucher

Wir schlendern weiter, nun durch die Avenue de la rabasse. Rabasse ist der provenzalische Name für die Trüffeln (se rabaisser = sich tief bücken, sich erniedrigen). An den zahlreichen Ständen werden nahezu überall schwarze Trüffeln angeboten.

Die Menschen stöbern auf einem Markt im Freien, der von Ständen und blattlosen Bäumen gesäumt ist, nach frischen Produkten und Waren.
Der Markt für Privatverbraucher © Siegbert Mattheis
Ein Stapel frischer schwarzer Trüffel, die auf einem weißen Tuch mit roten Streifen liegen.
Schwarze Diamanten © Claudia Mattheis
Eine Schale mit schwarzen Trüffeln, die zum Verkauf angeboten wird, mit einem Kreideschild mit Preisangaben.
80 Euro für 100 g "Melano" der Klasse 1 © Siegbert Mattheis

Daneben finden wir an den Ständen alle möglichen Produkte mit Trüffeln, von Honig über Käse und Öl bis zu getrüffeltem Salz.

Der Markt für Obst und Gemüse mischt sich dazwischen. Hier werden neben lokalen Produkten wie Safran, Lavendel oder Oliven aus der Region auch spanischer Pata Negra oder Bergamotten-Früchte aus Sizilien und viele weitere köstliche Spezialitäten angeboten.

Nahaufnahme von schwarzen Trüffeln mit rauer, strukturierter Haut und weißer Maserung auf einer Holzoberfläche.
Tuber melanosporum, "Périgord-Trüffel" © Siegbert Mattheis
Trüffelscheiben und Trüffelbutter auf Brotscheiben
Überall gibt es etwas zum Verkosten © Siegbert Mattheis
Drei Frauen an einem Marktstand im Freien mit Körben voller Obst, Nüsse und Gemüse.
Markt für Obst und Gemüse © Siegbert Mattheis
Fünf Flaschen Aperitruffe-Likör mit dunklen Etiketten, angeordnet in einer Holzkiste, von oben gesehen.
Trüffeln kann man auch trinken 😉 © Siegbert Mattheis
Eine lächelnde Frau in einem dunklen Mantel steht an einem Marktstand im Freien mit Körben voller dunkler Backwaren und Töpferwaren.
Es gibt sogar Trüffeln als Magnete und Schüsseln © Siegbert Mattheis
Ein Verkäufer an einem Olivenstand zeigt lächelnd auf Tabletts mit Oliven und zwei Schalen mit Lebensmitteln und Dekorationen.
Spezialitäten aus der Provence © Claudia Mattheis
Ein Mann sitzt an einem Marktstand, der unter einem rot-gelben Baldachin frische Trüffel verkauft.
Selbst spanische Spezialitäten sind vertreten © Siegbert Mattheis

Umzug der Bruderschaft

Um 11 Uhr beginnt vor der Kirche Saint-Denis der feierliche Umzug der Confrérie du Diamant Noir, der Bruderschaft des schwarzen Diamanten. Gekleidet in – wie könnte es auch anders sein – schwarzen Umhängen und Hüten sowie einer silberfarbenen Medaille an breiten, goldfarbenen Bändern. Begleitet von Trommler:innen ziehen die Mitglieder der Bruderschaft durch die Gassen bis zur Kirche zurück und erneut bis zum Versammlungsort in der Chemin des Grand Prés.

Eine Gruppe von Menschen trommelt in einer Straßenparade, mit einer Menschenmenge und historischen Gebäuden im Hintergrund.
Ab 11 Uhr geht es los © Siegbert Mattheis
Medaille mit Aufschrift: "Confrerie de la truffe noire, tuber melanoisporum vitt."
Die Medaille © Siegbert Mattheis
Menschen in schwarzen Umhängen und Hüten mit gelben Medaillen marschieren in einer Prozession, während Schaulustige zusehen und Fotos machen.
Der feierliche Umzug der Bruderschaft der schwarzen Diamanten und der Gastronomie © Siegbert Mattheis
Ein älterer Mann in einem schwarzen Mantel hält ein gelbes Transparent bei einer Veranstaltung im Freien, in der Nähe sind Kinder und andere Personen.
© Siegbert Mattheis
Ein lächelnder Mann mit schwarzem Hut und zeremoniellem Umhang steht neben einer Frau in schwarzem Mantel und Schal im Freien.
Claudia und ein Mitglied der Bruderschaft © Siegbert Mattheis

Dort hält der Bürgermeister eine kurze Ansprache und bedankt sich bei allen Beteiligten. Anschließend wird gemeinsam eine Hymne auf die schöne Trüffel gesungen. Danach gibt es noch Fotoshootings fürs Familienalbum mit den Beteiligten (instagrammable, wie auch der Umzug selbst 😉 )

Gruppe in feierlicher Kleidung mit Medaillen und Fahne bei einer Veranstaltung im Freien, einige Kinder im Vordergrund.
Feierliche Ansprache und Dankesrede des Bürgermeisters © Siegbert Mattheis

Trüffelomelette-Verkostung

Die ersten eilen dann schon zum Termin der traditionellen Verkostung von Trüffelomelettes um 11:30 Uhr im Gemeindesaal nebenan. Eine zweite Verkostung findet um halb zwei statt.

In einem Saal mit vielen Menschen an Tischen heben einige das Glas ihoch und prosten sich zu
Hier wird die provenzalische Hymne "La Coupo Santo" gesungen © Siegbert Mattheis
Junge lächelt in die Kamera, während er ein Trüffelomelette isst
Ihm schmeckt es offenbar auch © Siegbert Mattheis
Menschen an einem langen Tisch lachen und winken in die Kamera
Man knüpft schnell Kontakte © Siegbert Mattheis

Diese beiden Veranstaltungen sind schnell ausgebucht und müssen im Voraus online gebucht und bezahlt werden. Im Preis von 30 Euro pro Person sind neben Chips, Wein und Wasser (um die Wartezeit für die frisch zubereiteten Omelettes zu überbrücken) ein Salat mit Camembert sowie ein Dessert mit Kaffee enthalten. Und auch das gebrandete Weinglas darf man gern mit nach Hause nehmen. Die Stimmung im Saal ist fantastisch und ermöglich schnell, Bekanntschaften zu schließen. Absolut empfehlenswert!

Feiern im Restaurant

Alle anderen treffen sich inzwischen im gemütlichen Restaurant L‘Escapade. Das führen mit unvergleichlichem Charme Sandrine (die auch wunderbar Deutsch spricht) und ihr Mann Nico. Der ist zudem seit 2022 Mitglied im Escoffier-Club.

Eine Frau mit kurzen Haaren und Brille lächelt und hält ein Glas Weißwein an einem Holztresen in einem Haus.
Sandrine © Siegbert Mattheis
Ein Koch in einer lila Schürze arbeitet unter einer hellen Lampe, während er konzentriert mit einem Messer Lebensmittel zubereitet.
Nico, Chef und Koch des L'Escapade © Siegbert Mattheis

An der Bar des Restaurants finden sich alle Generationen ein, um die Trüffeln gebührend zu feiern. Dort hatten wir uns auch mit der 85-jährigen, ehemaligen Journalistin Elisabeth Fontannaz Voumard verabredet, die ein Buch über Trüffeln mit über 100 Rezepten mit Trüffeln geschrieben hatte. Sie gab uns ein faszinierendes Interview über ihre Liebe zu Trüffeln, über ihr Lieblingsrezept und vieles mehr.

Sie ist der lebende Beweis dafür, dass die schwarzen Pilze gesund sind und fit halten!

Drei Personen, die lächelnd und mit Getränken in der Hand in einem gemütlichen Raum zusammenstehen.
In der Bar wird gefeiert © Claudia Mattheis
Ältere Person mit lockigem Haar und Brille, die lächelnd ein Glas Rotwein hochhält.
Elisabeth Fontannaz © Siegbert Mattheis
Drei lächelnde Menschen mit Medaillen sitzen an einem Tisch mit leeren Gläsern und Servietten und halten eine Truffes-Karte in der Hand.
Elisabeth Fontannaz (re) im Interview über ihr Trüffelbuch © Claudia Mattheis

Für die Bruderschaft ist ein Zelt aufgebaut, wo man sich bei Wein, Austern und Baguette mit köstlicher Trüffelbutter in gelöster Stimmung austauscht.

5 ältere Männer und eine Frau prosten lächelnd in die Kamera mit einem Glas Wein
Die Bürgermeister der umliegenden Gemeinden mit der zukünftigen Bürgermeisterin von Richerenches © Siegbert Mattheis

Auf Trüffeljagd gehen

Ab etwa 13 Uhr sind die Straßen dann wieder wie leer gefegt. Besucher:innen können anschließend mit Trüffelzüchtern und deren Hunden auf eine cavage, eine Trüffeljagd, z. B. mit Christian Merin gehen.

Ein steinerner Uhrenturm mit einem Bogen und einem roten Kreuzbanner steht am Ende einer schmalen, von alten Gebäuden gesäumten Straße.
Richerenches nach dem Markt © Siegbert Mattheis
Lächelnder Mann mit Mütze und Tarnjacke, der auf dem Trüffelmarkt eine Spitzhacke und eine Art Sichel hält.
Christian Merin stellt auch Werkzeuge für die Trüffeljagd her © Siegbert Mattheis

Besuch in der Ayme Truffe

Am Abend besuchen wir danach noch die Domaine de Bramarel der Familie Ayme bei Grignan.
Kurz nach der Reblausplage Anfang des 19. Jahrhunderts hatte Joseh-Pierre Ayme die ersten Steineichen gepflanzt und konnte 1850 die ersten Trüffeln ernten.

Ein altes Gemäuer mit Laterne im Abendlicht zwischen Bäumen
Ayme Truffe, Domaine de Bramarel © Siegbert Mattheis

Dort empfängt uns zunächst der wunderbar feine Duft von Trüffeln sowie zwei große Hunde. Gilles Ayme, ein Cousin von Patrick, ist gerade noch mit einem anderen truffier im Gespräch. So beschäftigen wir uns ein wenig mit den Hunden und sehen uns etwas um. Nebenan entdecken wir einen Seminarraum mit Schautafeln und Infos über die schwarzen Diamanten.

Ein Mann mit weißen Haaren beugt sich in einem kleinen Raum über eine Tüte mit Trüffeln
Gilles Ayme © Siegbert Mattheis
Ein Mann zeigt zwei gelben Labradoren in einem gemütlichen, rustikalen Raum mit Holzmöbeln eine große Trüffel.
Trüffelduft mag vielleicht nicht jeder ... © Siegbert Mattheis

Dann begrüßt uns Gilles freundlich im kleinen Verkaufsraum mit großem Kamin, auf dem Tisch stapeln sich die braunschwarzen Knollen. Wir kaufen ihm Trüffeln und ein Öl ab, er gibt uns noch zum Abschied einen Zettel mit Trüffelrezepten und Hinweisen (auf Deutsch!) mit, bevor uns die Hunde schwanzwedelnd wieder nach draußen begleiten.

Mit dem herrlichen Duft der Trüffeln im Auto fahren wir beseelt in unser Apartment zurück …

Weitere Tipps und Fragen rund um den Trüffelmarkt

Wann findet der Trüffelmarkt in Richerenches statt?

Der Trüffelmarkt findet jedes Jahr zwischen Mitte November und Mitte März statt. Aber die offizielle Eröffnung des Marktes für Privatpersonen „Ban des truffes“ ist immer am ersten Samstag im Dezember. Davor ist der Markt nur für Fachleute geöffnet.

An jedem dritten Sonntag im Januar wird die “Messe aux truffes” um 10 Uhr in der Kirche gefeiert. Dabei landen Trüffeln anstelle von Kleingeld im Klingelbeutel. Diese werden anschließend zugunsten der Erhaltung der Kirche unter den Besucher:innen versteigert.

Was bedeuten die Klassifizierungen der Trüffeln?

Unabhängig von der Sorte wird jede Trüffel nach Kategorien klassifiziert:

  • Extra: perfekte Form, ohne Mmakel und über 20g schwer,
  • 1. Wahl: gute Trüffeln mit leichten Fehlern und über 10g schwer
  • 2. Wahl: für alle anderen Trüffeln über 5 g.

Was ist eine Périgord Trüffel?

“Truffes du Périgord” ist eine botanische und keine geographische Bezeichnung für die schwarzen Trüffeln Tuber melanosporum. Der Name leitet sich lediglich von der französischen Region Périgord ab.

Wo kann man in Richerenches parken?

Direkt am Chemin de Grand Prés ist ein großer Parkplatz, sogar mit E-Ladesäule, bei der man einfach mit Kreditkarte zahlen kann (das war unser Glück mit unserem E-Mietwagen! 😉 . Beachtet aber, dass die Hauptstraße durch den Ort gesperrt ist.

Wo kann man das Trüffelomelette buchen?

Empfohlen wird, etwa 3 Wochen vorher zu reservieren, zum Beispiel über die Seite Richerenches oder der Drôme Provençale.

Was ist die Enklave der Päpste?

Nachdem die Päpste den Sitz des Heiligen Stuhls im 14. Jahrhundert von Rom nach Avignon verlegten, wuchsen die Bedeutung und auch der Reichtum der Stadt – und der Päpste. Sie kauften immer mehr Land hinzu, um ihr Einflussgebiet zu vergrößern. Denn das bedeutete mehr Einnahmen und größere Macht gegenüber den anderen Regionen des Königreichs.

Papst Johannes XXII. entdeckte 1317 einen schmackhaften Wein aus Valréas. Kurzerhand kaufte er die Stadt mitsamt Ländereien dem Dauphin du Viennois ab. Einige Jahre später erbte die Kirche das Eigentum der Templer von Richerenches und erwarb die Dörfer Visan und 1451 auch Grillon.

Erst bei der Festlegung der endgültigen Grenzen fiel der päpstlichen Verwaltung auf, dass ein kleiner Landstreifen, der zum Dauphiné gehörte, immer noch den Comtat Venaissin von der Region Valréas trennte. Der Papst bemühte sich also, diesen zurückzukaufen, aber der König von Frankreich widersetzte sich. Er war besorgt über den Vormarsch des Heiligen Stuhls im Süden. Jede Kommunikation zwischen den beiden päpstlichen Besitzungen war daher unmöglich, ohne das französische Territorium zu überqueren.

Nach der Französischen Revolution wurde dieses Gebiet 1791 schließlich mit Frankreich vereint. Bei der Bildung der Departements wurden die Bewohner der Enklave allerdings per ungewöhnlichem Referendum gefragt, ob sie zur Vaucluse oder zur Drôme gehören wollten. Da sie lieber provenzalisch bleiben wollten, stimmten die Einwohner für die Angliederung der Enklave an die Vaucluse.

So liegt bis heute L’Enclave des Papes außerhalb des eigentlichen Gebiets der Vaucluse in der Drôme!

Weitere Adressen und Empfehlungen

Restaurant L’Escapade
247 Avenue de la Rabasse, 84600 Richerenches
T. +33 (0)4 90 28 01 46

Trüffelmuseum in Richerenches
Place Hughes de Bourbouton
T. +33 (0)4 90 28 05 34

Trüffeljagd bei Christian Merin buchen:
Pépinières Christian
Route d’Orange
84600 Valréas
T. +33 (0)6 84 14 58 94

Ein Besuch des größten Miniatur-Dorfes mit Santon-Krippenfiguren bei Grignan
Village Provençale Miniature

Und natürlich ein Besuch von Grignan mit dem sagenhaften Renaissance-Schloss. Das seit 2019 zu einem der schönsten Dörfer Frankreichs zählende Dorf liegt nur 10 Minuten von Richerenches entfernt.
Pays de Grignan – Enclave des Papes

Ein prächtiges historisches Gebäude mit geschmückten Weihnachtsbäumen in Pflanzkübeln, die auf einem Kiesplatz aufgestellt sind.
Château de Grignan, das größte Renaissanceschloss Südfrankreichs © Siegbert Mattheis

Unser Fazit

Der Trüffelmarkt in Richerenches ist ein faszinierendes Erlebnis in wunderbar entspannter Atmosphäre! Wir haben uns herzlich willkommen gefühlt und konnten schnell Kontakte über alle Sprachbarrieren hinweg knüpfen. Denn Trüffelliebhaber:innen sind genussorientierte, offene und gesellige Menschen! 😉

Ein Besuch der gesamten Gegend, vor allem in der Nebensaison mit nur wenigen Tourist:innen lohnt sich! Denn die Region hat noch so viel mehr zu bieten!

Wir kommen auf jeden Fall wieder!

Siegbert Mattheis

Dieser Artikel wurde von uns redaktionell unabhängig verfasst. Der Besuch wurde durch den Tourismusverband Vaucluse Provence in Zusammenarbeit mit Pays de Grignan -Enclave des Papes unterstützt, ohne Einfluss auf die journalistische Arbeit. Es gilt unser Redaktionskodex.

Älterer Mann mit weißem Haar und Bart, trägt ein dunkles Hemd und blickt mit einem leichten Lächeln in die Kamera.

Siegbert Mattheis, Jahrgang 1959, ist seit seinem ersten Italienaufenthalt 1977 vom mediterranen Lebensgefühl begeistert. Seitdem bereist er mehrmals im Jahr die Länder rund um das Mittelmeer. Nach seinen Studien Kommunikationsdesign, Philosophie, Wissenschaftstheorie und Kunstgeschichte gründete er eine Werbeagentur, die er seit 1998 gemeinsam mit seiner Frau Claudia Mattheis führt. 2002 bauten beide gemeinsam AmbienteMediterran.de auf, das inzwischen größte Lifestyle-Magazin rund um die mediterrane Kultur. Darüber hinaus ist er Fachjournalist und Fotograf, begeisterter Hobbykoch und Liebhaber stilvoller Einrichtung. Gründliche Recherche und Liebe zum Detail gehören zu seinen Leidenschaften. Mit seiner Frau lebt er in Berlin Prenzlauer Berg.

Zuletzt aktualisiert im Dezember 2025 von Siegbert Mattheis

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