Fête Votive in Aigues Mortes: spektakuläres Fest in der Camargue

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Stadt mit rechteckigem Grundriss, umringt von hohen Mauern aus der Vogelperspektive
Einzigartig immer noch in den mittelalterlichen Statdmauern

Was sind Fêtes Votives?

Fête Votive (deutsch: Patronats- oder Weihefest, vergleichbar mit Kirchweih) sind typisch für ganz Südfrankreich. Sie werden traditionell in der Provence, Drôme provençale, Ardèche, Languedoc, Haute-Garonne und vielen anderen Regionen gefeiert.

Fête Votive in Aigues-Mortes

In Aigues-Mortes ist es ein ganz besonderes Fest, denn es bildet den Abschluss aller Fête Votive-Feiern in Südfrankreich. Am Ende der Weinlese und der Salzernte versammelt man sich seit über 250 Jahren, um die Fé di biou (die Leidenschaft des Stiers) zu erleben und die Traditionen der Camargue zu feiern. Für die Einwohner von Aigues-Mortes ist es das am sehnsüchtigsten erwartete Ereignis des Jahres!

Stierkampftradition

In Aigues-Mortes wie auch in der gesamten Camargue sind die Votivfeste mit Stierkampftraditionen verbunden, allerdings völlig unblutig. Kein Stier kommt dabei ums Leben. Hier werden die Bullen lediglich durch die Straßen geleitet und in einer Arena auf Zuschauer losgelassen, die ihren Mut beweisen wollen. Gegen Abend werden die Stiere von den Gardians der Camargue (die Bezeichnung gilt gleichermaßen für Männer und Frauen) wieder einzeln zurück auf die Weiden getrieben. Dabei geht es mitten durch die Menge, die schleunigst versucht, den Hörnern auszuweichen.

Mächtige, halbrunde Türme, davor ein Bach
Ein Stadttor von Aigues-Mortes © P. Berthé CMN
Blick über Dächer, im Hintergrund rosafarbene Salzseen
Blick über Aigues-Mortes, im Hintergrund die Salzseen © P. Berthé CMN

Was heißt Aigues-Mortes?

Der Name bedeutet “Tote Wasser”, denn der Ort lag früher an den Ufern einer großen Lagune. Er war als Hafen konzipiert und war mit Kanälen mit dem Mittelmeer verbunden. Ludwig IX. brach von dort zu zwei Kreuzzügen auf. Im Laufe der Jahrhunderte verlandete die Flachwasserzone jedoch. Aber so konnte dadurch Meersalz gewonnen werden. Davon zeugen die riesigen pyramidenartig aufgeschichteten Salzberge im Süden von Aigues-Mortes.

Stadtmauern von Aigues Mortes am Morgen
Aigues Mortes Südseite © Siegbert Mattheis

Sehenswertes Aigues-Mortes

Aigues-Mortes bietet den perfekten Rahmen für dieses Fest. Denn die Altstadt ist vollständig von einer rechteckigen, mittelalterlichen und begehbaren Stadtmauer mit Wehrtürmen umgeben.

Programm der Fête Votive in Aigues-Mortes

Das Programm variiert von Tag zu Tag ein wenig, ist jedoch im Prinzip jedes Mal ähnlich:

  • 9 Uhr: Picknick auf den Wiesen bei den Stieren
  • 11 Uhr: Abrivados: Jetzt werden die vorher ausgesuchten Stiere in rasantem Tempo durch die Gassen auf den plan, die eingezäunte Arena vor den Toren getrieben
  • 12 Uhr: Nun sind alle Stiere in der Arena versammelt
    Ab 12.30 Uhr: Festbereich auf der Place Saint-Louis mit Musik, in der Arena manchmal Schaumkanonen mit begeisterter Jugend
    14.30 Uhr: Boules und Jahrmarkt
    15.30 Uhr: Mutproben der Jugend mit den Stieren / Schaumkanone
    17.30 Uhr: Bandido: jetzt werden die Bullen einzeln wieder durch die Gassen mit je zwei Guardians oder Gardienennes zurück auf die Wiesen begleitet
    Ab 20.30 Uhr: Festbereich auf der Place Saint-Louis mit Musik (bandas); in vielen Bodegas wird bis in die Nacht gefeiert

Das jeweils aktuelle Programm könnt ihr im Tourismusbüro von Aigues-Mortes erfahren.

2 Männer mit Blasinstrument und Trommel
Überall Musik in den Straßen © Siegbert Mattheis
Älteres Paar tanzt auf der Straße
Tanz auf der Straße © Siegbert Mattheis
Die Guardians bereiten sich auf ihren Einsatz vor
Die Guardians bereiten sich auf ihren Einsatz vor © Siegbert Mattheis
Guardian-Reiter, Frauen und Männer
Die Guardians sind nicht nur Männer © Siegbert Mattheis
Frau auf Pferd
Guardian © Siegbert Mattheis
Stiere vor kniendem Mann
Mutprobe © Siegbert Mattheis
Angreifender Stier jagt einen Mann in blauer Kleidung
Das könnte auch böse ausgehen ... © Siegbert Mattheis
Stier wirbelt Mann hoch auf die Tribüne
Erwischt © Siegbert Mattheis
Dieser Stier schlug den Guardians ein Schnippchen und konnte entwischen
Dieser Stier schlug den Guardians ein Schnippchen und konnte entwischen © Siegbert Mattheis

Insider-Tipps für die Festtage in Aigues-Mortes

Die Stadt hat einige Tipps zusammengestellt, damit man die Festtage unbeschwert genießen kann:

1. Unterkunft frühzeitig planen:

Das Fest von Aigues-Mortes bildet den Abschluss der Votivfestsaison in der Region. Es zieht daher viele Besucher:innen an. Hotels, Fremdenzimmer und Ferienwohnungen sind schnell ausgebucht.

Wer das Fest bis in die frühen Morgenstunden genießen möchte, sollte eine Unterkunft im Stadtzentrum wählen. So kommt ihr nach dem letzten Bodega-Besuch schnell ins Bett.

Wer es etwas ruhiger mag, ist mit einer Unterkunft außerhalb der Stadtmauern besser beraten, denn dort ist die Musik weiter weg …

Karte mit Stadtplan und eingezeichneten Parkplätzen
Parkplätze rund um die Altstadt © OT Aigues-Mortes

2. Parken während der Fête Votive

Während der Fête Votive ist das Parken in der Stadt kostenlos. Einige sind jedoch für die Fête Votive reserviert. Am einfachsten findet man einen Parkplatz auf den Parkplätzen P4, P5, P9 und an der südlichen Festungsmauer. Ausnahmsweise darf während des Votivfestes auf der Südseite rund um den plan geparkt werden.

Schaumkanone und Jugendliche
Spaß für Jugendliche © Siegbert Mattheis
Fetes Votive Aigue Mortes Verkleidungen
Etwas Karneval ist auch dabei © Siegbert Mattheis

3. Wo kann man die Stierrennen sehen?

Die Rennen finden um 11 Uhr und um 17.30 Uhr im Boulevard Gambetta statt. Die Arena – le plan – befindet sich vor der südlichen Stadtmauer und ist von Tribünen umgeben. Man kann also das Rennen hinter den Absperrungen an der Straße beobachten oder den Einzug der Stiere mit den Reiter:innen ganz sicher von der Tribüne aus verfolgen.

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4. Früh den besten Platz sichern

Es empfiehlt sich, etwa eine halbe Stunde vorher da zu sein, um sich die besten Plätze zu sichern. Und ein Sitzkissen für die Tribüne ist auch nicht verkehrt.
Die Holztribünen – les théâtres – sind in Privatbesitz. Sie gehören den Familien von Aigues-Mortes, die sie das ganze Jahr über für die Festwoche instand halten. Die meisten kennen jemanden in der Familie, der sie auf die Tribüne lässt. Man kann aber auch einfach um Erlaubnis fragen. Die Stahltribünen sind öffentlich und bieten einen guten Überblick über das Rennen.

Familie auf hölzerner Tribüne
Die hölzernen Tribünen sind privat und meist in Familienbesitz © Siegbert Mattheis
2 Mädchen hinter Balken
Es empfiehlt sich wirklich, hinter den Absperrungen oder auf der Tribüne zu bleiben © Siegbert Mattheis

5. Jahrmarkt am Fuße der Stadtmauern

Der Jahrmarkt, den die Aigues-Mortais „champ de foire“ nennen, gibt den Ton für alle Votivfeste in Südfrankreich an. Am Fuße des Tour de Constance und entlang der nördlichen Stadtmauer gelegen, bietet er eine große Auswahl an Fahrgeschäften: Entenangeln, Schießbuden oder Sensationskarussells. Wem das nicht zusagt, der sollte den Chichi-Stand besuchen! Dieser Krapfen aus Zucker und Orangenblüten ist laut Office de Tourisme der inoffizielle Snack, den man braucht, um das Fest in vollen Zügen zu genießen 😉 .

Brandgebäck mit Zuckerstreuseln
Leckere ChiChi-"Krapfen" © Siegbert Mattheis
Mann mit weißem Hut und Klebeband um gesciht und Körper, Mann in Grün mit grünem Hut
Ausgefallenen Verkleidungen © Siegbert Mattheis

6. Frühstück auf der Wiese mit Freunden schon am Morgen

Jeder Festtag beginnt mit einem Frühstück auf den Wiesen von Le Mas d’Avon. Ab 9 Uhr trifft man sich mit der Familie oder mit Freunden zu einem ausgiebigen Picknick. Das ist allerdings etwas anders als ein normales Frühstück. Hier werden Würstchen gegrillt, Austern geschlürft, ein Stück Fougasse d’Aigues-Mortes genascht oder auch schon ein Glas Wein aus Les Sables getrunken.

Währenddessen kann man die Manadiers und die berittenen Gardians und Gardiennes (denn auch viele Frauen sind dabei) beobachten, die die Stiere für die Rennen am Nachmittag aussuchen. Wenn die Peña zu spielen beginnt, bereitet man sich auf den Abrivado vor und verstaut die Reste des Frühstücks in den Taschen. Denn dann beginnen die Reiter:innen die Stiere in hohem Tempo in Richtung der Stadtmauern zu treiben. Unterwegs versuchen die Attrapaïres, meist Jugendliche, die Stiere zum Ausbrechen zu bewegen. Ein Spektakel, das man gesehen haben muss – aber nicht nachmachen sollte!

7. In einer Bodega die Feststimmung aufsaugen

Nach den Rennen gehen alle in die Bodegas. Sie sind the place to be, um mit den Einheimischen zu feiern! Hier trifft man sich nach dem Rennen, um zu plaudern, sich zu erfrischen, Musik zu hören und zu tanzen. Ihr könnt sie gar nicht verfehlen, man hört die Musik schon von Weitem …

8. Das Votivfest sicher genießen

Auf der Strecke der Abrivados und Bandidos bleibt man sicherheitshalber immer hinter den Absperrungen. Am besten stellt man sich so hin, dass man das Spektakel überblicken kann und sofort außer Reichweite der Stiere ist, falls diese ausbrechen sollten. Vor allem mit Kindern, älteren oder behinderten Menschen sollte man sich niemals unnötig der Gefahr durch die Stiere aussetzen. Auch wenn man beobachtet, dass sich viele innerhalb der Absperrungen bewegen. Dabei handelt es sich meist um junge Attrapaïres, die es gewohnt sind, die Stiere das ganze Jahr über zu sehen.

Trotz aller Maßnahmen gibt es kein Nullrisiko. Es gilt also, wachsam zu sein, wenn die Stiere in der Stadt und auf der Arena sind.

Voitures de fêtes

In den 60er Jahren begann die Tradition, dass sich in den umliegenden Dörfern Gruppen von Jugendlichen bildeten, die in alten, zerbeulten und mit geschweißten Dachgepäckträgern und Haltegriffen ausgestatteten Autos voll bepackt zur Fête Votive nach Aigues-Mortes fuhren. Es gab reine Männergruppen, gemischte Gruppen und auch reine Frauengruppen. Sie trugen einheitliche T-Shirts oder irrwitzige Kostüme. Leider sind diese Voitures de fêtes nach einem tragischen Unfall seit 2018 verboten.

Fetes Votive Aigue Mortes "Ghostbusters"-Wagen
"Ghostbusters"-Wagen © Siegbert Mattheis
Verbeultes Auto mit 2 Frauen auf dem Dach
Voitures de fêtes: Hauptsache irgendwie fahrbereit © Siegbert Mattheis
Mehrere verkleidete Personen vor verbeultem Auto
Buntes Spektakel © Siegbert Mattheis
Buchcover Voitures de fêtes mit Fotos von Autos mit Jugendliochen

Buch über die Voitures de fêtes

Ein kürzlich im Verlag Le Diable Vauvert erschienenes Buch lässt diese Zeit wieder aufleben. Es wurde von Numa Grenan, einem Pariser mit Wurzeln in der Camargue und DJ der Guinguette Rosa Bonheur in Paris, in Zusammenarbeit mit dem Anthropologen Frédéric Saumade und dem Illustrator Eddie Pons verfasst.

Mehr darüber erfahrt ihr hier bei Lokko.fr.

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Eine zauberhafte Woche in Aigues-Mortes

Wer sich für das Votivfest in Aigues-Mortes entscheidet, erlebt eine magische Woche! Es ist eine Gelegenheit, die Kultur der Camargue zu entdecken und gleichzeitig unvergessliche Erinnerungen zu schaffen. „A l’an que ven!“ (Bis zum nächsten Jahr)!

Siegbert Mattheis

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