Hm, ein Artikel über Tauben? In einem mediterranen Magazin? Als Städter haben wir es nun wirklich nicht besonders mit Tauben. Aber diese Tauben, die wir in Südfrankreich das erste Mal entdeckt hatten, haben irgendwie unser Herz berührt. Vielleicht, weil sie sehr neugierig und nicht besonders scheu sind und uns sehr nahe kamen? Vielleicht, weil sie zarter sind und mit ihrem grauen Gefieder elegant aussehen? Oder wegen ihres markanten schwarz-weißen Halbrings am Nacken? Wegen der roten Augen? Jedenfalls wollten wir mehr über sie wissen, haben nachgeforscht und herausgefunden, dass es sich um sog. Türkentauben handelt.
Ja, das ist der offizielle Name. Gut, es gibt einen noch offizielleren, wissenschaftlichen: Streptopelia decaocto.
Und jetzt haben wir sie auch erstmalig in Berlin entdeckt.
Woher hat die Türkentaube ihren Namen?
Die Türkentaube hat ihren Namen daher, weil die Tauben jahrhundertelang nur in der Türkei und in einem ausgedehntem Gebiet bis nach Asien vorkamen. Türkentauben sind erst seit den 1930er Jahren aus der Türkei nach Mittel- und inzwischen auch nach Nord- und Westeuropa eingewandert bzw. -geflogen.
Denn weil sie auch in den nördlicheren Bereichen Europas ein immer besseres Nahrungsangebot vorgefunden hatten, dehnten sie sich im Laufe des letzten Jahrhunderts über ganz Europa bis in den Norden aus. Sie haben sich nun als sog. Standvögel etabliert und leben in Parks und Gärten, immer in der Nähe von Siedlungen, gerne auch in ruhigen Wohngebieten, in denen es ein paar Nadelbäume gibt.
Wo nisten Türkentauben?
Denn solche Bäume brauchen sie, da sie ihr Nest bevorzugt in Nadelbäumen bauen. Dabei ist das nicht besonders aufwändig gestaltet, meist bauen sie aus nur aus wenigen Halmen und Zweigen hoch oben in den Bäumen ein Nest. Türkentauben brüten 1–2 Eier aus und nach etwa 2 Wochen schlüpfen die Jungen. Das Futter der Türkentauben besteht vorwiegend aus Samen, Getreide und Früchten.
Türkentauben dürfen übrigens in einigen Gebieten Deutschlands noch gejagt werden. Nur in Berlin, Hamburg, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und dem Saarland ist die Türkentaube ganzjährig geschont. Auch in Nordrhein-Westfalen wurde sie mit dem Ökologischen Jagdgesetz 2015 von der Liste der jagdbaren Arten komplett gestrichen.
Siegbert Mattheis
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