LUMA ist eines der ambitioniertesten Kunst- und Kulturprojekte Europas, mitten im südfranzösischen Arles. Es wurde 2021 fertiggestellt. Wir waren fasziniert davon und möchten es euch gerne vorstellen.
Was ist LUMA Arles?
LUMA ist eine private Kulturstiftung, ins Leben gerufen von der Schweizer Kunstmäzenin Maja Hoffmann. Ihr Ziel war es, zeitgenössische Kunst, Design, Fotografie, Wissenschaft und Umweltthemen miteinander zu verbinden.
Der riesige Kreativcampus entstand aus den Überlegungen heraus, „wie eine kulturelle Institution des 21. Jahrhunderts wohl aussehen könnte …“, so Maja Hoffmann.
„Ich wollte einen Ort schaffen, an dem Menschen aus allen Disziplinen zusammenkommen, um die Zukunft mitzugestalten, verantwortungsvoll, kreativ und offen.“
Und das ist ihr gelungen!
Futuristischer Turm vom Stararchitekten
Der spektakulärste Blickfang ist dabei der futuristische Turm von Frank Gehry. Er wirkt mit seiner verspiegelten, zerklüfteten Fassade fast wie eine Mischung aus Eisberg und Science-Fiction-Sternwarte. Die 56 Meter hohe Skulptur aus Stahl, Glas und Aluminium ist ein Statement, nicht nur architektonisch. Sie ist eine Hommage an das Alpilles-Massiv, das sich nicht weit hinter der Stadt erhebt.
Die 11.000 versetzt angeordneten Edelstahl-Elemente der Fassade reflektieren die Sonne und das Licht der Provence. Sie sollen laut Gehry auch an van Goghs breite Pinselstriche erinnern.
„Dieser Turm ist wie ein Kristall, in dem sich Licht, Menschen und Ideen brechen,“ meinte der heute 96-jährige Stararchitekt.
Warum gerade Arles?
Bei Arles denken wir sofort an van Gogh, das römische Amphitheater oder an das legendäre Hotel Nord Pinus. Hier wohnte u.a. Helmut Newton; viele seiner berühmtesten Fotografien entstanden hier, z. B. 1973 mit Charlotte Rampling.
Doch Hoffmann, die in Arles aufgewachsen ist, wollte ihrer Heimatstadt neues Leben einhauchen. Auf dem Gelände eines ehemaligen Güterbahnhofs entstand in mehr als zehn Jahren Planungs- und Bauzeit ein 11 Hektar großer Kulturcampus. Das entspricht etwa der Fläche von zwölf Fußballfeldern.
Was erwartet einen bei LUMA?
Inspirationen! Im Zentrum steht natürlich der Gehry-Turm. Hier findet ihr wechselnde Ausstellungen zeitgenössischer Kunst, Forschungsprojekte und experimentelle Formate.
Rund um den Turm gibt es weitere Galerien, Ateliers, Werkstätten, ein riesiges Archiv sowie den kunstvoll angelegten Park „Parc des Ateliers“, gestaltet von Landschaftsarchitekt Bas Smets. Den hatte er in mühevoller Kleinarbeit auf den Betonplatten des ehemaligen Ausbesserungswerks der Eisenbahn geschaffen. Jetzt kann man zwischen Olivenbäumen, Steineichen und duftendem Lavendel hier wunderbar entspannen. Denn auch die Temperatur konnte Smets durch die angelegte Vegetation und den See drastisch reduzieren.
LUMA als Labor für nachhaltiges Bauen
Was den LUMA Campus Arles so besonders macht, ist nicht nur die spektakuläre Architektur, sondern das, was dahinter steckt. Denn das Projekt versteht sich auch als Forschungslabor für nachhaltige Materialien und Bauweisen.
Was ist das LUMA Atelier?
Im eigens eingerichteten LUMA Atelier, einem interdisziplinären Designlabor, tüfteln Architekt:innen, Künstler:innen, Biolog:innen, Ingenieur:innen und Handwerker:innen gemeinsam an neuen, ökologischen Lösungen, vorwiegend aus regionalen Ressourcen!
Was genau wird hier erforscht?
Fasziniert hat uns, wie man z. B. aus Algen, Salz, Hanf, Reishülsen oder sogar Sonnenblumenstängeln Baumaterialien gewinnen kann.
Materialien, die sonst als Abfall gelten, werden hier zu Dämmstoffen, Möbeln oder Wandverkleidungen verarbeitet. Mit traditionellen Handwerkstechniken und moderner Technologie wie 3D-Druck oder Bio-Fabrikation.
Salzblöcke als Brandschutz
Die Innenverkleidung im Turm wurde aus einer Mischung aus Sonnenblumenstängeln und Lehm hergestellt, die im Atelier LUMA entwickelt wurden. Dazu sind Teile der Wände mit Salzblöcken verkleidet, ein idealer Brandschutz. Selbst die Toilettentrennwände im Gebäude bestehen aus Reisstroh aus der Camargue!
Wie diese Wände aus Salz entstehen, erfahrt ihr in einem Video von LUMA Ateliers.
Regional, biologisch, zukunftsweisend
Das Ziel des LUMA Projekts ist ein Gebäudekonzept, das sich am natürlichen Kreislauf orientiert und möglichst wenig CO₂ verursacht, von der Gewinnung der Rohstoffe bis zum Recycling. Dabei wird konsequent lokal gedacht: Alles, was in der Umgebung von Arles wächst oder vorkommt, kann potenziell Teil eines Bauprojekts werden.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Im Atelier LUMA verschwimmen die Grenzen zwischen Design, Wissenschaft und Kunst. Die Ergebnisse sind nicht nur funktional, sondern ästhetisch überraschend und haben uns jedenfalls zum Nachdenken angeregt.
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Lohnt sich ein Besuch des LUMA Arles?
Wir meinen, auf jeden Fall! Selbst wenn ihr sonst nicht so viel mit Kunst am Hut habt, werdet ihr hier etwas entdecken, das euch berührt. Denn LUMA ist kein Museum im klassischen Sinne. Es ist ein Ort des Dialogs, des Staunens, des Fragens. Ideal für Familien, Kunstliebhaber:innen, Architekturfans, Fotograf:innen – und ja, auch für Instagrammer 😉
Übrigens: Der Eintritt ist (noch) frei. Auch das ist ein bewusstes Zeichen, Kunst und Kultur für alle zugänglich zu machen.
Unser Tipp für euren Besuch
Nehmt euch Zeit! Denn LUMA ist kein schneller Museumsbesuch, sondern eher ein Tagesausflug. Gönnt euch einen Kaffee auf der sonnigen Terrasse mit Blick auf die imposante Architektur. Lasst euch treiben. Und wenn ihr Glück habt, trefft ihr auf eines der vielen kleinen Events, Vorträge oder Filmvorführungen, die regelmäßig auf dem Gelände stattfinden.
Und falls ihr ein paar Tage länger bleibt: Arles ist sowieso eine Reise wert. Mit seiner Altstadt, dem Amphitheater und der einzigartigen Stimmung zwischen antiker Geschichte und modernem Zeitgeist gehört es zu den spannendsten Städten Südfrankreichs.
LUMA Arles für eine nachhaltige Zukunft
LUMA Arles ist nicht nur ein Ort zum Anschauen und Staunen, sondern auch zum Vor- und Nachdenken. Ein echtes Reallabor für eine nachhaltige Zukunft, das zeigt: Kunst und Innovation können gemeinsam unsere Welt verändern und dabei richtig gut aussehen.
Vielleicht erlebt ja auch Arles den mittlerweile berühmten Bilbao-Effekt. Denn das ebenfalls von Frank Gehry entwickelte Guggenheim-Museum in der baskischen Stadt hatte der zu ungeahntem Aufschwung verholfen.
In der arte Mediathek kann man sich noch bis zum 26. Otober 2025 einen Beitrag darüber ansehen, als Teil des UNESCO-Weltkulturerbes Arles.
LUMA Arles: Infos auf einen Blick
Adresse:
Parc des Ateliers, 33 avenue Victor Hugo,
13200 Arles, Frankreich
Öffnungszeiten:
Täglich geöffnet von 10:00 bis 18:00 Uhr
(Sommermonate oft bis 19:00 Uhr)
Montags geschlossen (außer während Festivals)
Eintritt:
Der Eintritt ist kostenlos!
Für bestimmte Events oder Workshops kann es separate Tickets geben
Anreise:
- Mit dem Zug: Der Bahnhof Arles liegt nur ca. 10 Minuten zu Fuß entfernt. Gute Verbindungen habt ihr z. B. ab Marseille, Avignon oder Nîmes.
- Mit dem Auto: Parkplätze gibt’s u. a. am Boulevard Émile Combes oder im Parkhaus „Parking Centre“.
Unterkunftstipps:
Stylisch übernachten könnt ihr z. B. im „Hôtel & Spa Jules César“, ein ehemaliges Kloster mit Kunstflair, nur wenige Minuten entfernt.
Wir haben im wunderschönen und charmanten Hotel Du Cloitre übernachtet
Café & Bistro:
Das „Réfectoire“ im Turm bietet kreative, lokale Küche mit vegetarischen und veganen Optionen.
Mehr Infos & aktuelles Programm:
LUMA-Arles.org
Viel Spaß!
Siegbert Mattheis
Siegbert Mattheis, Jahrgang 1959, ist seit seinem ersten Italienaufenthalt 1977 vom mediterranen Lebensgefühl begeistert. Seitdem bereist er mehrmals im Jahr die Länder rund um das Mittelmeer. Nach seinen Studien Kommunikationsdesign, Philosophie, Wissenschaftstheorie und Kunstgeschichte gründete er eine Werbeagentur, die er seit 1998 gemeinsam mit seiner Frau Claudia Mattheis führt. 2002 bauten beide gemeinsam Ambiente–Mediterran.de auf, das inzwischen größte Lifestyle-Magazin rund um die mediterrane Kultur. Darüber hinaus ist er Fachjournalist und Fotograf, begeisterter Hobbykoch und Liebhaber stilvoller Einrichtung. Gründliche Recherche und Liebe zum Detail gehören zu seinen Leidenschaften. Mit seiner Frau lebt er in Berlin Prenzlauer Berg.