Zauberhaftes Grignan und Château de Grignan in der Drôme

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Grignan in der Drôme Provençale zählt seit 2019 offiziell zu den schönsten Dörfern Frankreichs. Malerisch umgeben von Lavendelfeldern zieht es vor allem im Sommer die Besucher:innen an. Dann ist das etwa 1.500 Einwohner:innen zählende Dorf allerdings schnell überfüllt.

Blühende Lavendelfelder mit einem historischen Steindorf und einem Schloss auf einem Hügel unter einem strahlend blauen Himmel.
Grignan mit dem Schloss auf dem Felsplateau im Sommer, umgeben von Lavendelfeldern © Depositphotos
Ein Baum auf einer grünen Wiese mit einem burgähnlichen Schloss auf einem Hügel und einem Dorf davor unter einem bewölkten Himmel.
Grignan im Dezember © Claudia Mattheis

Das Dorf Grignan

Um den eigentlichen Zauber des Ortes in Ruhe zu erleben, empfiehlt sich ein Besuch in der Nebensaison. Wir waren Anfang Dezember dort und genossen die herrlich entspannte Atmosphäre der Vorweihnachtszeit. Und das Highlight des Dorfes, das einzigartige Château de Grignan, hatten wir nahezu für uns alleine.

Ein charmantes provenzalisches Dorf mit beleuchteten Kopfsteinpflasterstraßen und einer Burg auf einem Hügel in der Abenddämmerung.
Das Schloss auf dem Plateau über Grignan © Siegbert Mattheis
Ein malerischer Blick auf ein Dorf mit rustikalen Dächern, Feldern und fernen Hügeln unter einem bewölkten Himmel.
Blick auf Grignan und den Uhrenturm © Siegbert Mattheis
Eine schmale Kopfsteinpflasterstraße schlängelt sich zwischen steinernen Gebäuden in einem malerischen europäischen Dorf unter einem teilweise bewölkten Himmel.
Stille Gassen © Siegbert Mattheis
Außencafé mit leeren Tischen in einer schmalen, gepflasterten Straße neben einem warm beleuchteten, mit Girlanden geschmückten Steingebäude.
Es gibt einige gute Restaurants in Grignan © Siegbert Mattheis
Schmale Steinstraße mit alten Gebäuden und einem Baum bei Sonnenuntergang unter einem bewölkten Himmel.
Aufstieg zum Schloss © Siegbert Mattheis
Ein großes Steingebäude mit vielen Fenstern und kleinen Topfbäumen draußen unter einem teilweise bewölkten Himmel.
Der Westflügel des Schlosses © Siegbert Mattheis

Château de Grignan, beeindruckendes Renaissance-Schloss

Das thront auf einem hochaufragenden Felsplateau mitten in der ebenen Landschaft. Es sieht beinahe wie eine Miniaturausgabe der Akropolis in Athen aus. Auf dem Felsen erhebt sich jedoch statt eines Tempels das größte Renaissance-Schloss im Südwesten von Frankreich.

Ein prächtiges historisches Gebäude mit geschmückten Weihnachtsbäumen in Pflanzkübeln, die auf einem Kiesplatz aufgestellt sind.
Château de Grignan, das größte Renaissanceschloss Südfrankreichs © Siegbert Mattheis

Geschichte des Château de Grignan

Schon die Römer wussten die strategische Lage des Felsens zu nutzen und errichteten das Castellum Gradignanum, was zum heutigen Namen von Grignan mutierte.

Im Mittelalter wurde daraus eine befestigte Burg der Familie Adhémar de Monteuil, die im Laufe der Jahrhunderte immer weiter ausgebaut wurde.

Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die westliche Schlossterrasse direkt über der Stiftskirche angelegt. Dazu musste extra die Erlaubnis des Papstes eingeholt werden, damit an Stelle eines zu Gott erhobenen Daches eine begehbare Terrasse gebaut werden durfte.

Ein bewölkter Himmel über einer Schlossterrasse mit zwei Spaziergängern und einer Waldlandschaft in der Ferne.
Fantastischer Blick von der Terrasse aus über die winterliche Provence © Siegbert Mattheis

Drei Frauen sind untrennbar mit dem Schloss verbunden

Berühmtheit erlangten Grignan und das Château durch die Marquise de Sévigné. Sie war eine der bekanntesten Briefeschreiberinnen des 17. Jahrhunderts. Ihre Briefe an ihre Tochter Françoise Marguerite, die mit dem Grafen von Grignan verheiratet war, gelten bis heute als literarisches Juwel der französischen Literaturgeschichte.

Bronzestatue einer sitzenden Frau in einem Kleid mit Locken und Federkiel, auf einem Steinsockel mit einer Inschrift.
Denkmal für die Marquise de Sévigné im Dorf © Siegbert Mattheis
Porträt einer Frau in einem blau-orangefarbenen Kleid mit Blumen vor einem dunklen Hintergrund.
Françoise Sévigné, die zu ihrer Zeit schönste Frau Frankreichs © Wikipedia

Die Marquise besuchte ihre Tochter, die auch als „schönste Frau Frankreichs“ bezeichnet wurde, regelmäßig auf dem Schloss und zog schließlich selbst nach Grignan. Dort starb sie am 17. April 1696. Ihr Grab befindet sich in der Kirche Saint-Sauveur, direkt neben dem Schloss.

Noch heute finden ihr zu Ehren im Sommer die „Correspondances de Grignan“, ein Literaturfestival mit Lesungen und Theater statt.

Verfall nach der Französischen Revolution

Nach der Französischen Revolution ordnete der Bezirk Montélimar 1793 den Abriss des Schlosses an. Als eines dieser „Denkmäler, die die Gleichheit beleidigen, indem sie an Zeiten der Knechtschaft, des Feudalismus und des Aberglaubens erinnern, deren Last zu lange auf einem Volk lastete, das nun seine Freiheit erlangt hat“. Das Dach wurde abgetragen, ein Großteil der Mauern und nahezu das gesamte Inventar wurden verkauft.

Ende des 19. Jahrhunderts waren die Gebäude nur noch Ruinen.

Zeichnung eines teilweise zerstörten, mehrstöckigen klassischen Steingebäudes mit Trümmern und einer zerbrochenen Urne davor.
Die Ruinen im 19. Jahrhundert, alter Stich im Schloss © Foto: Siegbert Mattheis
Alte Mauern ohne Dach, mit Holztür und vergittertem Fenster, umgeben von Kies und Bäumen.
Reste der Ruinen im hinteren Teil © Siegbert Mattheis

Marie Fontaine kauft das Schloss

Marie Fontaine wurde 1853 in Nordfrankreich geboren und entwickelte schon früh ihre Liebe zu Italien und der Provence. Dank des Vermögens ihres verstorbenen Mannes war sie zu erheblichem Wohlstand gelangt.

Als sie auf einer Reise die Ruinen des Schlosses entdeckte, kaufte sie es im Dezember 1912 kurzerhand für 57.500 Francs.

Ein gerahmtes Porträt einer sitzenden Frau in formeller Kleidung hängt über einem mit Kerzen beleuchteten Tisch mit Obstauslagen.
Bildnis von Marie Fontaine im Königssaal © Siegbert Mattheis
Fünf Figuren mit Tiermasken und königlichen Gewändern stehen um einen festlichen, mit Kerzen beleuchteten Esstisch in einem geschmückten Raum.
Mit Fabelwesen weihnachtlich dekorierter Salle du Roi (Königssaal) © Siegbert Mattheis

Ihr verdanken wir zum großen Teil das heutige Aussehen des Schlosses. Denn sie beschloss, ihr gesamtes Vermögen für seine Restaurierung einzusetzen.

Ganze 18 lange Jahre, von 1913 bis 1931, bemühte sie sich dabei um eine möglichst authentische Restaurierung.

Marmorstatue, umgeben von Pflanzen, vor einem großen, detaillierten Wandteppich an einer Steinwand.
Wertvolle Wandteppiche im Vestibul © Siegbert Mattheis
Große, mit Girlanden und Lichtern geschmückte Treppe, daneben ein großer Weihnachtsbaum in einer geschmückten Halle.
Die imposante Ehrentreppe vom Ende des 17. Jahrhunderts © Siegbert Mattheis
Ein Vintage-Schlafzimmer mit Himmelbett, verschnörkeltem Kamin und gerahmten Porträts an gestreiften Wänden.
Das Zimmer von Madame Françoise Grignan mit Stofftapeten im Stil des 17. Jahrhunderts © Siegbert Mattheis
Verzierte holzgetäfelte Halle mit Bänken, Kronleuchtern und beleuchtetem Baumschmuck auf der rechten Seite.
Die 160 qm große Galerie wurde vom Baron Gaucher Adhémar de Monteuil nach italienischen Vorlagen erbaut © Siegbert Mattheis

So holte sie sich Rat bei Kunsthistorikern und fachkundigen Handwerkern der Gegend. Die ursprüngliche Schönheit des Gebäudes und des Interieurs konnte anhand von Gemälden und Skizzen aus der Zeit vor dem Zerfall wiederhergestellt werden.

Steintreppe mit verzierter Gewölbedecke und offenen Holztüren am unteren Ende, dekoriert mit Grünpflanzen.
Übergang zum Seitenflügel © Siegbert Mattheis
Ein geschmückter Weihnachtsbaum mit goldenen Ornamenten und drapiertem Stoff in einem eleganten Raum mit roter Tapete.
Kabinett von Madame Grignan, ein privater Rückzugsraum © Siegbert Mattheis

Marie Fontaine starb 1937 in Paris. Nach ihrem Tod führten ihre Erb:innen das Werk nicht fort. Das Schloss, obwohl teilweise bewohnt, verfiel allmählich, bis es 1979 vom Département Drôme erworben wurde.

Die Drôme Provençale und die Papstenklave in der Nebensaison

Während im Sommer der Lavendel blüht und die Luft mit seinen Düften füllt, zeigt sich hier die Provence im Herbst und Winter von einer ganz anderen Seite. Eine einzigartige Ruhe und Entspanntheit breitet sich aus. Der Geruch von Kaminfeuer mischt sich mit dem Duft von Kräutern wie Thymian oder Rosmarin. Weiße Rauchsäulen von kleinen Feuern auf den Feldern erzeugen einen leichten Dunst in der immer noch wärmenden Sonne.

Sonnenuntergang über einem Wald mit aufsteigendem Rauch und einem entfernten Berg unter einem dramatischen, bewölkten Himmel.
Herrlicher Blick auf den Mont Ventoux vom Schloss aus © Siegbert Mattheis

Der erdige, unnachahmliche Duft von schwarzen Trüffeln steigt in die Nase, aus den Häusern riecht es lecker nach angebratenen Zwiebeln und irgendwo werden Kastanien geröstet.. Die beste Zeit, um durch stille Gassen der Dörfer wie Grignan zu schlendern, Museen zu besuchen und die provenzalische Küche vorm Kaminfeuer in gemütlichen Restaurants zu genießen.

Also, packt wärmende Jacken ein, nehmt die Sonnenbrille mit und bereist diese wunderschöne Landschaft auch mal abseits der Sommermonate. Ihr werdet es nicht bereuen!

Siegbert Mattheis

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