Bei der Suche im Internet oder bei den Bezeichnungen von Sitz- oder Liegemöbeln im Laden findet ihr viele unterschiedliche Begriffe, die vornehmlich aus dem Französischen kommen, wie Fauteuil, Pouf, Bergère, Caseuse oder Meridienne. Wir zeigen euch, was diese Begriffe bedeuten:
Inhaltsverzeichnis
1. Fauteuil
Ein Fauteuil (ausgesprochen etwa Fohtöi) ist ein gepolsterter Stuhl mit Armlehnen, der Vorgänger unseres heutigen Sessels. Die Armlehnen waren ebenfalls bequem gepolstert. Der Name tauchte etwa ab dem 17. Jh. unter Ludwig XIV, Louis Quatorze in Frankreich auf, als die Möbel insgesamt etwas luxuriöser und bequemer wurden.
Merkmale Fauteuil:
- Verzierter Holzrahmen
- Gepolsterter Sitz, Rücken- und Armlehnen
2. Pouf
Ein Pouf ist ursprünglich ein einfacher Hocker oder Schemel und ist schon aus der Antike als Sitzmöbel bekannt. Er setzte sich jedoch erst im 18. Jhdt. als praktisches Möbelstück durch. Französische adlige Frauen saßen im Fauteuil und zogen einen Pouf an sich heran, um ihre Füße bequem hochzulegen. Die französische Übersetzung dafür ist Fuß- oder Sitzkissen. Im Englischen hält sich der Begriff ottoman für einen Pouf.
Merkmale Pouf:
- Sehr kurze oder gar keine Beine
- Immer weich gepolstert
3. Bergère
Eine “Schäferin” – so die Übersetzung aus dem Französischen – ist ein extra großer Sessel mit gepolsterten Armlehnen und sichtbarem Holzrahmen. Die Sitzfläche bildete ein passend eingelegtes Kissen. Der Begriff kam 1720 unter Louis Quinze auf.
Merkmale Bergère:
- Breiter Sessel
- Sitzfläche bildet ein Kissen
4. Caseuse
Die Causeuse ist ein Sofa, das speziell dafür entworfen wurde, zwei Personen aufzunehmen und die Konversation zu fördern. Dabei handelt es sich um ein Sofa mit konkaver Rückenlehne, bei dem die seitlichen Ohren höher sind als die mittlere Rückenlehne. Die beiden Personen sitzen sich beinahe gegenüber, wobei die niedrige mittlere Rückenlehne einen Eindringling quasi daran hindern soll, sich einzumischen.
Der Begriff wird heute allerdings kaum noch verwendet.
Merkmale Caseuse:
- Sofa mit 2 Rückenlehnen
- Die mittlere Rückenlehne ist kleiner oder nicht vorhanden
5. Méridienne
Und dann gibt es noch die Méridienne. Dieses asymmetrische Tagesbett oder Schlafsofa hat eine hohe Kopfstütze, die durch eine schräge Rückenlehne mit dem Fußteil verbunden ist. Eigentlich nichts anderes als eine Chaiselongue, waren Méridiennes zu Beginn des 19. Jahrhunderts in den großen Häusern Frankreichs sehr beliebt. Ihr Name leitet sich von ihrer typischen Verwendung ab: Ausruhen in der Mitte des Tages, wenn die Sonne im Meridian ihren Zenit erreicht. Gleichzeitig steht das Wort steht im Altfranzösischen für die Siesta, faire la meridienne. In dieser Bedeutung erschien es zum ersten Mal im Jahr 1765. Es handelt sich eigentlich um eine Boudoir-Liege ähnlich der, die man unter Ludwig XV. als veilleuse bezeichnete.
Merkmale Méridienne:
- Lehne rechts und links in unterschiedlicher Höhe
- Nur eine Armlehne, die sich zur Mitte hin abflacht oder bis zum niedrigeren Fußteil reicht
Dass alle diese Bezeichnungen aus dem Französischen kommen, liegt daran, dass Frankreich im 17. Jh. unter dem absolutistisch regierenden Sonnenkönig die führende Macht in Kultur und Stilfragen war. Dieser Glanz strahlte nach ganz Europa aus und war Vorbild nicht nur für die Möbelproduktion in anderen Ländern.
Siegbert Mattheis