Schon auf dem Flughafen in Pula wie auch überall in Istrien begegneten uns großformatige Werbeplakate für die Brijuni-Inseln mit insgesamt 14 kleinen und größeren Inseln. Vor allem die eine kleine Insel in Fischform hatte uns angesprochen.
Die Brijuni-Inseln (bzw. in der zweiten offiziellen Amtssprache Istriens, Italienisch Brioni-Inseln genannt) sind heute ein Nationalpark und erst seit 1985 für die Öffentlichkeit zugänglich. Zuvor hatte sie sich Tito, der langjährige diktatorisch regierende Staatschef des damaligen Jugoslawiens, zur Präsidentenresidenz und zu einem zweiten Regierungssitz ausbauen lassen. Tito empfing auf den Brijuni-Inseln gern und häufig Staatsgäste und zahlreiche Hollywoodstars, u.a. Richard Burton, der in einem Film über Tito dessen Figur verkörperte.
Wir waren neugierig und haben einen Ausflug auf die größte, die Veliki Brijuni-Insel (Brioni Maggiore) gemacht. Die anderen Inseln kann man leider nicht besuchen, sie sind für Touristen normalerweise gesperrt.
Ausflug Tipps, Sehenswürdigkeiten und Kosten:
Vom bezaubernden Fischerort Fažana aus fährt die Fähre etwa alle ein bis eineinhalb Stunden auf die Insel. Die Tickets kaufen Sie vorher im Brijuni Nationalpark-Office direkt am Hafen.
Kosten Tickets
Die Tickets kosten 180 kn (knapp 25 Euro) pro Person, darin ist die Fähre (Hin- und Rückfahrt), eine geführte Tour mit dem Touristenzug, ein Besuch des Safari Parks und des Museums beinhaltet. Die Exkursion dauert etwa 4 Stunden. Wenn Sie einfach nur die Fähre nutzen möchten, kostet es dasselbe. Denn eigentlich sind nur die geführten Touren zugelassen. Nur als Hotelgast auf der Insel erhalten Sie besondere Konditionen.
Wir wollten die Insel Brijuni auf eigene Faust erkunden und haben uns einen E-Golf-Caddy direkt am Hafen gemietet (1 Std. 150 kn, ca. 20 Euro). Als Alternative stehen auch normale Fahrräder, E-Bikes oder Segways zur Verfügung.
1.600 Jahre alter Olivenbaum
Nicht weit vom Hafen steht ein alter Olivenbaum, der laut einer Karbonanalyse aus den 1960er Jahren mit über 1.600 Jahren einer der ältesten im Mittelmeerraum sein soll. Der Baum trägt immer noch Früchte, aus denen jährlich etwa 4 l Olivenöl produziert werden.
Luxuriöse Sommerhäuser der Römer
Nach den Dinosaurieren, die hier auch ihre Spuren hinterlassen hatten, fanden auch schon die Römer die Inseln perfekt geeignet für ihre Landhausvillen, luxuriöse Sommerhäuser mit Tempel, Thermen und einem Fischbecken. Davon zeugen noch einige Säulen und Mauerüberreste mit Meerblick, die im 1. Jhd. v. Chr. erbaut und über 700 Jahre lang genutzt wurden.
Das byzantinische Castell und die Basilika St. Maria
Nicht weit von diesen römischen Sommerresidenzen finden Sie die Grund- und Stadtmauern einer weiteren Besiedelung der Römer aus der Spätantike, das byzantinische Castell (erst in heutiger Zeit so benannt nach dem oströmischen Reich mit Zentrum Byzanz bzw. Konstantinopel). Hier sehen Sie noch Spuren von Oliven- und Traubenverarbeitungsbetrieben, Lagerhäusern, Werkstätten, Schmieden und einer Bäckerei. Die nahegelegene Basilika St. Maria außerhalb des Befestigungswalls mitten in einem Pinienwald scheint einem Gemälde von Caspar David Friedrich entsprungen, so romantisch wirkt das Bild der Ruinen, wenn das Sonnenlicht durch die Blätter und Äste funkelt.
Ausflug zum Safaripark
Im Jahr 1893 kaufte der österreichische Industrielle Paul Kupelwieser die Inseln. Mit Hilfe von Carl Hagenbeck legte er um 1913 bereits einen Tiergarten an mit Affenschluchten, einer Straußenzucht, Gehegen mit Antilopen und einem Teich mit Flamingos.
Der heutige Safaripark im Norden der Insel allerdings ist mit den Nachfahren von Tieren bestückt, die Tito als Staatsgeschenke von befreundeten Regierenden erhielt, u.a. Elefanten, Lamas, Zebras, Nilgauantilopen, somalische Schafe, heilige indische Kühe, Esel und Strauße. Es gibt aber auch einen ethnographischen Park mit einem istrischen Bauernhof und einheimischen istrischen Tieren, z.B. dem selten gewordenen Boškarin-Rind oder dem Pramenka-Schaf.
Kupelwieser macht die Insel im Übrigen auch erst wieder bewohnbar, er holte Robert Koch auf die Insel, um mit dessen neuesten Forschungen die Malaria dort zu besiegen. Daher werden Sie diese beiden Namen auf den Inseln öfter vorfinden.
Golfpark
Von 1918 bis 1943 gehörte Brioni zu Italien und wurde zu einem internationalen Treffpunkt für Sportbegeisterte: es gab dort Poloveranstaltungen und Regatten sowie den damals größten Golfplatz Europas. Der war ein High-Society Treffpunkt für die Elite und Golf-Profis aus der ganzen Welt und auch der erste Golf-Ferienort der Welt. Der heutige 18-Loch-Platz ist über 5 km lang und für alle Golfspieler zugänglich, ob Amateur und Freizeitgolfern oder Profispieler.
Wir fanden den Besuch der Insel absolut lohnenswert!
Siegbert Mattheis
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