Geheimtipps Martinique

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Bei Martinique kommen uns als erstes die weißen karibischen Strände mit Kokospalmen vor kristallklarem türkisfarbenen Meer in den Sinn. Vielleicht denken wir auch an kreolische Küche, grüne Bananen und den ausgezeichneten Rum von der grünen Insel.

Aber die zu Frankreich gehörende, 85 km lange und 35 km breite Antilleninsel hat weit mehr zu bieten:

Luftaufnahme eines tropischen Strandes auf Martinique mit türkisfarbenem Wasser, weißem Sand und Menschen am Ufer.
Auf Martinique herrschen ganzjährig Temperaturen zwischen 22 und 32 Grad © Siegbert Mattheis

Unsere Geheimtipps für Martinique

Da ist zum einen eine Biofarm mit 30 Jahren Geschichte, ein junger Barista, der feinste Kaffeekreationen in einer Garage serviert. Fine Dining mitten im Urwald ohne Stromanschluss, eine Familienbäckerei, die die martinikanische Tradition seit 1906 pflegt, ein engagierter Nachfahre geflohener Sklaven, der hoch oben im Gebirge einen wunderbaren Naturkräutergarten geschaffen hat (mit einer außergewöhnlichen Liebestradition) oder auch ein herrlicher, versteckter Wasserfall mit einem kleinen See zum Baden. Und das ist noch lange nicht alles …

Tonton Léon, Biofarm mit Übernachtungen

Auf der von Écocert zertifizierten Biofarm Tonton Léon von Léon Tisgra kann man so gut wie alles wachsen sehen, was es auf Martinique gibt.

Lächelnder Mann im hellbraunen Hemd und schwarzer Mütze, der im Freien in hellem Sonnenlicht steht, mit Grün im Hintergrund.
Léon Tisgra, der erste Biofarmer von Martinique © Siegbert Mattheis
Lächelnde Person mit weißem Hemd und Sonnenbrille, die im Freien steht, mit Grünzeug im Hintergrund.
Glawdys Tisgra © Siegbert Mattheis

“Onkel” Léons Tochter Glawdys erklärt uns Ahnungslosen auf liebevolle, selbstbewusste Art die unterschiedlichen Pflanzen und Kräuter, die sie anbauen. Von der extrem scharfen Chilischote bis zum brasilianischen Kokosnussbaum, der nicht so hoch wächst und daher leichter zu ernten ist. Von der endemischen Cerise Péyi (einheimische Kirsche) über das Kürbisgewächs Chayote bis hin zu Ananas-Guaven

Eine leuchtend rote Chilischote, die auf einer grünen Blattpflanze wächst.
Superscharfe Habanero-Chili © Siegbert Mattheis
Eine Person, die im Freien eine frische Chayote mit einem Messer aufschneidet, so dass die Kerne im Inneren sichtbar werden.
Glawdys schneidet uns eine Chayote auf © Siegbert Mattheis
Eine Frau zeigt auf eine hohe Kokospalme in einer üppigen, tropischen Landschaft mit Bergen im Hintergrund.
Brasilianische Kokospalmen sind bequemer zu ernten © Siegbert Mattheis
Eine Hand hält vier kleine, ovale, grüne Früchte mit glatter Schale.
Ananas-Guaven, Feijoa oder Brasilianische Guave genannt © Siegbert Mattheis

Mehrere kleine Hütten stehen für „Ferien auf dem Bauernhof“ im Le Hameau du Morne des Cadets zur Verfügung, im Gemeinschaftsraum wird abends von Tante Louise für Gäste gekocht. Dazu habt ihr einen herrlichen Ausblick auf die Küste und den Vulkan Pelée.

Ein gelbgrünes Haus mit Veranda, auf einem Hügel mit üppigem Grün unter blauem Himmel gelegen.
Eins der farbenfrohen kleinen Häuschen © Siegbert Mattheis
Gemütliches Holz-Wohnzimmer mit Sofas, gefliestem Boden, sichtbaren Balken und natürlichem Licht aus den Fenstern.
Geräumige Unterkünfte und Gemeinschaftsraum © Siegbert Mattheis
Blick auf üppig grüne Hügel und die Küstenlinie unter einem strahlend blauen Himmel mit vereinzelten Wolken, Häuser im Vordergrund.
Herrlicher Blick von den Unterkünften aufs Meer und den Vulkan Pelée © Siegbert Mattheis

Der hatte im Mai 1902 bei seinem Ausbruch die ehemalige Hauptstadt Saint Pierre vollständig zerstört. Im einstigen “Paris der Karibik” starben über 30.000 Menschen. Das wird heute übrigens als Beginn der Vulkanologie angesehen.

Die Unterkunft Le Hameau du Morne des Cadets bei booking.com ansehen *

Sterelle, Köchin im Urwald

Ihr „Restaurant“ Le Potager des Mornes war nicht leicht zu finden. Nur nach mehrmaligem Telefonieren und Richtungsanweisungen gelangten wir dorthin. Dann aber offenbarte sich ein kleines Urwald-Paradies mit Biogarten. Das hatten sich Claude und seine deutsche Frau Ulla vor 40 Jahren begonnen aufzubauen.

Ein überdachter Essbereich im Freien mit einem langen Tisch für sechs Personen, umgeben von Holzbänken und üppiger Vegetation.
Traumhafte Kulisse © Siegbert Mattheis
Eine lächelnde Person in einem weißen Hemd und einem gelben Rock steht im Freien mit Grün im Hintergrund.
Cheffe Sterelle © Siegbert Mattheis
Eine Person mit Hut schält Rinde von einem Baum in einem üppigen, grünen Wald.
Claude zeigt uns hier, wie man Zimtstangen vom Zimtbaum herausschält © Siegbert Mattheis

Aufgerüttelt durch den Skandal um Chlordecon, das als Pestizid in Bananenplatagen eingesetzt wurde und deren giftige Rückstände heute immer noch im Boden sind, fingen sie an, alles biologisch anzubauen. Eines Tages trafen sie auf die Köchin Sterelle Félix-Theodose, die mit ihrer Freundin auf der Suche nach einheimischen Lebensmitteln war.

Die 33-Jährige hatte 10 Jahre lang in Marketingabteilungen und nach einem Burnout als Köchin auf Schiffen gearbeitet. Nun wollte sie die Küche ihrer kreolischen Vorfahren neu beleben. Denn sie hatte von ihrer Großmutter die Leidenschaft fürs Kochen mitbekommen.

Eine Nahaufnahme einer rosa Fackel-Ingwerblume, die in einer üppigen, grünen Umgebung im Freien blüht.
Porzellanrose oder Fackel-Ingwer, fühlt sich wirklich wie weiches Porzellan an © Siegbert Mattheis
Eine kleine grüne Eidechse ruht auf einem braunen Ast mit unscharfem Grün im Hintergrund.
Endemische Martinique Anolis-Eidechse © Siegbert Mattheis
Ein Dessert auf einer Platte mit gewürfelter Ananas, Schokoladenkuchen mit Nüssen, Soße und roten Blütenblättern.
Ananas-Brunoise an Thai-Basilikum mit Schokolade und Pekanuss, garniert mit essbaren Kosmosblütenblättern... © Siegbert Mattheis
Eine kleine grüne Eidechse ruht auf einem braunen Ast mit unscharfem Grün im Hintergrund.
Endemische Martinique Anolis-Eidechse © Siegbert Mattheis

Dieses Treffen war ein Glücksfall, von dem wir jetzt auch profitieren konnten. Sterelle servierte uns mit Unterstützung ihrer Mutter ein fantastisches Fine-Dining-Menü nach à la koko nég, original kreolischer Kochkunst. Dabei nutzt sie vorwiegend die Produkte aus Claude und Ullas Biogarten. Und das, was der Urwald rundherum bietet, nutzt sie als Dekoration.

Und in diesen Genuss könnt ihr auch kommen! Jeden Samstagabend nach Voranmeldung für max. 25 Personen. Für eine wunderschöne Beleuchtung sorgen Solarlichter, denn einen Stromanschluss gibt es nicht. Also am besten die Handys vorher aufladen oder eine Powerbank mitnehmen! Den Abend untermalen Musiker:innen. Die Kosten von 100 Euro pro Person inkl. Weinbegleitung sind dieses einzigartige kulinarische Erlebnis mitten im Urwald in jedem Fall wert!

Zur Voranmeldung über Instagram

Damit ihr es leichter findet, hier die Geodaten 😉

An Mao Héritage

Es geht steil, sehr steil bergauf, bis zum höchsten Berg bei Le Marin im Süden von Martinique. Auf dem Gipfel treffen wir Pierre-Yves Panor, der Schöpfer der An Mao – l’héritage des ancêtres (Das Erbe der Vorfahren).

Ein Mann in einem blauen Hemd hält einen geflochtenen Gürtel aus Baumfasern in der Hand in einer üppigen Waldlandschaft.
Pierre-Yves erklärt uns die heilende Wirkung des Gürtels aus Baumfasern © Siegbert Mattheis
Lächelnde Frau hinter einem herzförmigen Rahmen aus Blättern, umgeben von üppigem grünen Laub.
Überall hängen Herzen aus Pflanzen, sehr instagrammable © Siegbert Mattheis

Der Dichter und Schriftsteller wurde auf dem Berggipfel Morne Gommier geboren und lebte hier bis zu seinem 7. Lebensjahr, wie er uns erzählt. Er ist der Urenkel der 6. Generation entflohener Sklaven, Nèg Mawon oder französisch marrons genannt. Diese lebten hier oben in ständiger Furcht, entdeckt zu werden, waren von allem abgeschnitten und mussten sich komplett selbst versorgen. Das Meer in Sichtweite, konnten sie bis zur Abschaffung der Sklaverei 1848 nicht einmal daran denken, hinunterzugehen, um sich von Fischen oder Muscheln zu ernähren.

2013 kehrte er nach seinem Studium in Paris an den Ort seiner Kindheit zurück, um seine Vorfahren zu ehren. Deren Heilkunst, Kräuterkunde und humanistisches Erbe, das sie ihm hinterlassen hatten.

In drei Jahren mühevoller Arbeit schuf er ein kleines, verwunschenes Paradies aus Wegen, Treppen, Steinen und unzähligen Kräutern und Pflanzen. Seit 2016 teilt er dieses wertvolle Wissen seiner Vorfahren u. a. über heilende Gewächse mit Besucher:innen der Anlage. Zum Beispiel über einen Baum, dessen Rinde man bei Rückenschmerzen als geflochtenen Gürtel trägt und die Schmerzen nach 8 Tagen verschwinden lässt.

Aber auch Liebeskummer kann die Natur heilen. Pierre-Yves zeigt uns ein Glücksblatt im Garten der Liebe. Schreibt man mit einem dünnen Zweig den Namen der geliebten Person oder einen Liebesspruch und wirft das Blatt anschließend in die Luft, so wächst aus dem Blatt ein neues heran. Laut der Überlieferung der Vorfahren wird jede neue Pflanze, die aus diesem Blatt entsteht, die Liebe stärken.

Und das ist auch sein zentrales Anliegen, das er mit berührender Leidenschaft vermittelt: zur Entstehung einer stärkeren, schöneren, brüderlicheren Menschheit in Freiheit beizutragen.

Sehr bewegend!

Zur Website An Mao

Die älteste Konditorei in Martinique

Seit 1906 verwöhnt diese familiengeführte Pâtisserie die Martinikaner:innen mit etwa vierzig typischen Spezialitäten.

Zwei Männer mit Dreadlocks, die gemusterte Hemden tragen, stehen dicht beieinander und lächeln in die Kamera in einem Haus.
Vater und Sohn © Siegbert Mattheis
Ein Stück bröckeliger Kaffeekuchen mit einer Schicht Marmelade auf einem weißen Teller, daneben ein Glas Orangengetränk.
Robinsonkuchen © Siegbert Mattheis

Hier findet ihr Kokoskuchen, Robinsonkuchen (Mürbeteig mit Marmelade aus einheimischen Früchten), Pasteten, Rumquadrate, Marmeladenröllchen und viele andere Köstlichkeiten. Das besondere an den Rezepten jedoch ist, dass sie wie früher hergestellt sind. Damals waren Butter und Kuhmilch nicht haltbar, daher griff man zu Margarine oder Kokosmilch.

Im Laden herrscht eine fröhliche Stimmung, selbst wenn der Andrang der vielen Kund:innen etwas stärker wird.

83 Rue Victor Hugo Fort-de-France 97200, Martinique

Patisserie Surena

Wasserfall neben der Straße

Direkt an der D1 zwischen Fonds-Saint-Denis und der Kreuzung Deux-Choux auf dem Weg nach Fort-de-France liegt der Wasserfall Saut Gendarme, ein beliebter Picknickplatz der Einwohner:innen von Saint-Denis.

Kleiner Wasserfall, der über Felsen in ein klares Becken stürzt, umgeben von üppig grüner tropischer Vegetation.
Der "Gendarmensturz" © Siegbert Mattheis
Eine Gruppe von Menschen steht in der Nähe einer Schutzhütte in einem üppigen, grünen Wald mit einem felsigen Pfad und hellem Tageslicht.
Beliebter Bade- und Picknickplatz © Siegbert Mattheis

Zu dem aus etwa 10 Meter Höhe herabstürzenden Wasserfall gelangt man über eine Brücke und über ein paar (rutschige) Steine im Bachbett. Die Kaskade bildet unten einen kleinen See, in dem man sich herrlich erfrischen kann. Anschließend bietet sich ein Picknick an den überdachten Tischen an.

Um den ungewöhnlichen Namen Saut Gendarme (dt. Gendarmensprung) ranken sich zwei Legenden:

Für die einen war es einst einfach ein Rastplatz, an dem die Pferde der Gendarmen von Saint Pierre ausgeruht und getränkt wurden.

Für die anderen war es ein Wasserfall, der von dem gescheiterten Aufstieg eines Gendarmen „asiatischer Herkunft” zeugt. So steht es jedenfalls auf dem Schild an der Straße am Eingang.

Nach dem Vulkanausbruch von 1902 versteckten sich hier die Gendarmen, um die Plünderer aus der in Ruinen liegenden Stadt Saint-Pierre abzufangen.

Auf jeden Fall ist er einen Abstecher wert, wenn ihr in der Nähe seid.

Reiseführer Martinique

Einen sehr ausführlichen Reiseführer über Martinique (auf Englisch) findet ihr auf der Website Meetmartinique, den unser Guide Magdaléna Miklovičová verfasst hat, die seit 11 Jahren auf der Insel lebt.

Santé ! Bzw. Alavot (auf Kreolisch) !

Siegbert Mattheis

Dieser Artikel wurde von uns redaktionell unabhängig verfasst. Der Besuch wurde durch das Comité Martiniquais du Tourisme (CMT) ermöglicht, ohne Einfluss auf die journalistische Arbeit. Es gilt unser Redaktionskodex.

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