Diese CD
Dolci Sospiri (süße Seufzer) des United Continuo Ensembles ist unser besonderer Geheimtipp für Liebhaber
italienischer und spanischer Musik im 17. und frühen 18. Jahrhundert!
„Neapel ist die Hauptstadt der musizierenden Welt“ – mit dieser lapidaren Aussage fasste der französische Jurist Charles de Brosses seine vielfältigen Erlebnisse zusammen, die er 1738 nach einem längeren Aufenthalt in der kulturell blühenden Metropole am Vesuv machen konnte. Tatsächlich galt die Stadt Neapel im 17. und frühen 18. Jahrhundert als eine der bedeutendsten Musikstädte Europas. Andrea Falconieri (1585/86-1656), gebürtiger Neapolitaner, veröffentlichte dort 1650 seine Sammlung “Il promo libro di Canzone, sinfonie, fantasie, capricci, brandi, correnti, gagliarde, alemane, volte per violini, viole overo altro strumento á uno, due, et tré con il basso continuo“. Viele der Tänze in dem Druck weisen spanische Titel auf und sind Mitgliedern führender Adliger am neapolitanischen Hof zugeeignet (z. B. „Corriente dicha la Cuella“). Neapel stand zu dieser Zeit übrigens unter spanisch-habsburgischer Herrschaft.
Andere Titel, so etwa „La Suave Melodia“ drücken dagegen beinahe poetisch die sangbaren Strukturen von Falconieris Musik aus, während die Sammlung auch regelrechte Schlachtschilderungen enthält (so die „Battalla de Barabaso yerno de Satanas“). Falconieris Fähigkeit stilistisch den Bogen zwischen der italienischen und spanischen Musik dieser Zeit zu spannen ist faszinierend, gleichzeitig kombiniert er den tänzerischen Stil der Renaissance mit der Klangfülle und dem Elan des neuen Stils der Sonate mit Basso Continuo.
1616 erschien Falconieris Sammlung „Primo libro di Villanelle“. Die in dieser Sammlung enthaltenen Villanellen und Arien richten sich nach den Regeln der Monodie und weisen Falconieri als großen Könner dieser neuen Kompositionstechnik aus. Die Gesangsstimme wird von ihm in den überwiegend strophisch angelegten Kompositionen mit großer Leichtigkeit und eingängigen Melodiefolgen geführt. Die vertonten Texte der Villanellen folgen dem Muster der Zeit und geben meist schwärmerische Liebesgedanken wieder. So wird z.B. ausführlich die Schönheit eines „Mädchens mit dem rosigen Gesicht“ besungen, deren Reize den Verehrer ins Martyrium treiben. Die schönen Augen einer Angebeteten verursachen heftiges Begehren. Eine andere Villanella dagegen gilt Gott Amor, dem „nackten Bogenschützen“, der manchen Scherz mit den Verliebten treibt …
Andrea Falconieri – Dolci Sospiri
Villanelle, Aria, Chiaccona, Canzone, Sinfonie, Fantasie
Und hier zwei Radiobeiträge zum Reinhören, bei denen man einen guten Eindruck der Musik erhält:
Jan van Elsacker – Tenor
United Continuo Ensemble
Jörg Meder – Viola da gamba, Violone
Marie Bournisien – Harfe
Thomas C. Boysen – Theorbe, Barockgitarre
Thor-Harald Johnsen – Barockgitarre, Chitarra battente
Veronika Skuplik, Claudia Mende – Barockviolinen